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REVIEWS



Hunted   

Hunted
    
Original: Hunted (Season 1)   (GB/USA, 2012)
Laufzeit: ca. 447 Min (PAL)
Studio: Entertainment One
Regie: S.J. Clarkson, Daniel Percival, Alrick Riley, James Strong
Darsteller: Melissa George, Stephen Dillane, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Indira Varma, Adam Rayner
Format: 1.77:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch & Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Deleted Scenes
Preis: ca. 22 €
Wertung: 2+/2+/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Im Geheimdienst keiner Majestät!"

"Hunted" ist ein Tritt in die Eier. Eine Höllenserie von einer derart finsteren Grundeinstellung, dass das Blut gerne in den Adern gefrieren mag. Was, wie man vorausschicken muss, nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Nichts an der Serie wirkt auf den ersten Blick so finster, wie die Eingangsworte klingen mögen. Es geht um Agenten, um eine schöne Frau, um eine Verschwörung. Soweit nichts Neues an der Serienfront. Oder etwa doch?

Mastermind der Serie ist Frank Spotnitz. Der hat bei "Akte X" sein Handwerk erlernt und den Verschwörungen ist er seither treu geblieben. "Hunted", das ist die Geschichte Sam Hunters. Sie ist schön, sie ist brutal, sie ist Agentin. Und sie wird verraten. Nach der Befreiung eines Wissenschaftlers aus den Händen von Entführern in Nordafrika wird sie von einem Verräter in den eigenen Reihen an ein Killerkommando ausgeliefert. Aber Sam überlebt, schwer verletzt gelingt es ihr, sich in Sicherheit zu bringen. Sie taucht unter - um ein Jahr später in ihre Londoner Heimat zurückzukehren, ins Büro ihres Chefs zu gehen und diesem mitzuteilen, dass sie wieder da ist. Der ist erstaunt. Und natürlich weiß er, dass er Sam nicht wirklich vertrauen kann. Ein Jahr war sie verschwunden. Aber ebenso wie er ihr nicht vertraut, vertraut sie ihm nicht. Was in gewisser Weise eine Arbeitsgrundlage bietet. Und tatsächlich kann er Sams Zähigkeit, ihre Schönheit, ihren Charme gerade jetzt gebrauchen. Sam soll den verwitweten Sohn eines ehemaligen Dockland-Gangsters für sich interessieren. Besagter Sohn scheint alles in allem ein anständiger Kerl zu sein. Und damit ist er in der Welt des besagten Gangsters so etwas wie ein wunder Punkt. Besagter Gangster nämlich mag zwar inzwischen Nadelstreifen tragen und in einem hübschen Haus wohnen, aber tief in seiner Seele ist er immer doch der Schläger, als der er irgendwann einen kometenhaften Aufstieg vollzogen hat, war er doch brutaler als die Brutalsten, gewaltätiger als die Gewalttätigsten.
Nur: Wo hat er das Geld her, um auf einen Staudamm in Pakistan bieten zu können, den die dortige Regierung privatisieren will? Das müsste selbst seine nicht unwesentlichen Mittel übersteigen. Was steckt hinter seiner Teilnahme am Bieterwettstreit?

Nun, das alles klingt konventionell. Ein Gangster, der es auf ein Großprojekt abgesehen hat, eine Frau auf der Suche nach den Hintermännern einer Verschwörung... Was macht diese Serie so finster?
Es ist die Tatsache, dass der Geheimdienst, für den Sam arbeitet, ein privater Geheimdienst ist, der eben nicht zum Wohle der Allgemeinheit arbeitet, sondern im Auftrag großer Konzerne. Und - dass dieser Geheimdienst einen Scheiß auf unschuldige Menschen gibt. Man analysiert, man wiegt Kosten / Nutzen ab. Und wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass der Nutzen überwiegt - tötet man auch schon mal wissentlich unschuldige Menschen. Es geht immerhin um Dinge, die wichtigter sind als Moral. Aktien, Staudämme. Oder, wie der Chef des Geheimdienstes zu einer echten und aufrichtigen Geheimagentin Ihrer Majestät im Verlauf der Handlung einmal sinngemäß sagt: „Sie machen sich was vor; im Endeffekt arbeiten wir beide für die gleichen Leute, nur ich werde besser bezahlt.“
Der Staat verkommt in der Welt von "Hunted" zu einer Verfügungsmasse, an der sich die Reichen und Superreichen bedienen. Und wer nicht zu dieser Welt gehört, wie führende Polizeibeamte, die halten dann eben die Hand auf und lassen sich fürs Wegschauen bezahlen. Aufrichtigkeit gibt es nicht. Und das macht auch Sam zu einer zwielichtigen Person. Sie weiß schließlich, für wen sie arbeitet. Abgesehen davon, dass einem besagter Dockland-Gangster irgendwann sehr sympathisch erscheint. Klar ist er ein Mörder, ja er ist ein Psychopath. Aber wenigstens macht er sich seine Hände noch selbst schmutzig. Er versteckt sich nicht. In der Welt von "Hunted" gehört er damit fast schon zu den ehrlichen Menschen.

"Hunted" ist spannend, die Schauspieler sind vorzüglich, die Atmosphäre beklemmend, die Wendungen teils irrwitzig (aber nie zufällig). Verschwörungsfanatiker werden "Hunted" lieben! Der Wehmutstropfen: Vom US-Sender Cinemax produziert, ist die BBC nach dieser ersten Staffel ausgestiegen. Diese Staffel ist zwar in sich geschlossen, doch viele Türen für eine Fortsetzung bleiben offen. Frank Spotnitz hat zwar bereits seit 2013 eine Option für eine Fortsetzung öffentlich gemacht, doch fassbare Planungen liegen bislang nicht vor.

BILD

Hunted

Das liegt alles im oberen Bereich. Wie es sich bei der BBC einfach gehört. Die Farben sind kalt, die Bilder oft superscharf. Manchmal fast schon zu scharf. "Hunted" verfügt, obwohl von einem US-Sender co-produziert, den typischen BBC-Look, der sich nur schwer in Worte fassen lässt, aber eine BBC-Serie als BBC-Serie definiert. In den kalten Bildern kann man sich verlieren. Oder Erfrierungen holen. Je nachdem...

TON

Hunted

Auch der liegt im oberen Bereich einer TV-Produktion. Das gilt für die deutsche Fassung genau so wie für die britische Version. Was will man bei der BBC auch bemängeln? Dass sie geile TV-Serien gerne nach einer Staffel sterben lässt vielleicht, das hat aber nichts mit dem Sound zu tun. Der ist in Ordnung, wie es sich gehört. Effektvoll, aber auch leise, wenn die Serie mal leise Töne anspricht.

EXTRAS

Da gibt es leider nicht viel außer einigen geschnittenen Szenen. Die durchaus in den Episoden (auf DVD) hätten verwertet werden können, da sie hier und da tatsächlich etwas tiefer in die Materie gehen und die eine oder andere Szene intensiver erscheinen lassen.

FAZIT

"Hunted" ist eine Serie, die ihre Kraft zwischen den Zeilen entfaltet. Mit der Australierin Melissa George in der Hauptrolle präsentiert die Serie darüber hinaus eine Hauptdarstellerin, die die Serie locker alleine auf ihre Schultern zu tragen versteht. Solche Serien möchte man als deutscher Zuschauer auch mal aus deutschen Landen sehen. Allein, es wird wohl ein Traum bleiben. Ein unerfüllter.



Christian Lukas