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REVIEWS



Straw Dogs - Wer Gewalt sät... SE   

Straw Dogs - Wer Gewalt sät... SE
    
Original: Straw Dogs   (USA, England, 1971)
Laufzeit: 112 Minuten (PAL)
Studio: Eurovideo
Regie: Sam Peckinpah
Darsteller: Dustin Hoffman, Susan George, Peter Vaughan, J.P. McKenna, David Warner u.v.a.
Format: 1.77:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Making of, Interviews u.v.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 4 / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Das Scheitern des Idealismus"

“Wer Gewalt sät...” bleibt auch nach über 35 Jahren ein äußerst verstörender Film. Regisseur Sam Peckinpah kam nach den öffentlichen Debakeln mit seinen persönlichsten (und besten) Filmen (“The Wild Bunch” und “The Ballad of Cable Hogue”) sowie seinem erneut aufgeflammten Klinsch mit Studios und Produzenten in eine auch privat schwierige Phase. Ob die krasse psychologische Thematik von “Straw Dogs” eine Möglichkeit für ihn darstellte, seine eigenen Dämonen auf der Leinwand zu exorzieren, bleibt aber Spekulation. Der junge amerikanische Akademiker David Sumner (Dustin Hoffman) zieht mit seiner frisch angetrauten Frau Amy (Susan George) in ihre alte Heimat im Süden Englands, um dort in Ruhe seinen Studien nachzugehen. In dem scheinbar verschlafenen Nest sorgt sowohl die Rückkehr von Amy als auch die Präsenz des intellektuellen wie leicht weltfremden David für zunächst verhaltene Aufregung. Doch auch das junge Ehepaar wird sich bei dem “erzwungenen” engen Kontakt im eigenen Farmhaus langsam aber sicher immer fremder. Peckinpah schildert das Pärchen als eigentlich grundverschiedene wie unreife “Teenager” im Körper von Erwachsenen. Die Eskalation von provozierenden Schnippigkeiten und Ignoranz gegenüber dem Partner nehmen auf beiden Seiten zu. Während David versucht, sich durch seine wissenschaftliche Arbeit aus der Verantwortung in der Beziehung zu drücken, setzt Amy auf Provokation und weckt damit schlafende Hunde. Amys alte Flamme im Dorf hat durch ihre aufreizenden Auftritte auf der Farm und im Dorf plötzlich wieder Blut geleckt. Es beginnt schließlich eine irrationale Eskalation der Gewalt, die sich durch nichts aufhalten lässt und die Sumners nicht nur psychologisch für immer zerstören wird. Was Peckinpah hier auftischt, ist auch heute nicht so leicht zu verdauen: die psychologische Dekonstruktion einer prä-adoleszenten intellektuellen Erwachsenen-Generation, die im Angesicht einer zutiefst banalen wie brutalen Umwelt in ihrem (sorglosen) Idealismus an sich selbst zerbricht, ist wie ein Schlag in die Magengrube. Am Ende des Films fühlt sich der Zuschauer genauso schmutzig und abgestoßen wie David Sumner von sich selbst und der Welt. In seiner nihilistischen wie grausamen Weltsicht greift “Straw Dogs” hier einem Regisseur wie Alejandro Gonzalez Inarritu (“Babel”) deutlich voraus.

BILD

Straw Dogs - Wer Gewalt sät... SE

Der anamorphe Widescreentransfer (1.77:1) entspricht zwar nicht exakt dem originalen Format
(1.85:1), aber lässt auch keine Beschwerden aufkommen. Das Bildformat ist ordentlich kadriert und schneidet augenscheinlich keine Details an den Seiten ab. Die Vorlage für den Film ist in einem recht exzellenten Zustand und zeigt nur ganz wenig Printrauschen und wenige Bildpunkte in einigen Außenaufnahmen. Alle Innenaufnahmen sehen sehr klar und rauschfrei aus. Schärfe und Kontrast sind recht gut, aber können natürlich nicht mit aktuellen Produktionen mithalten. Die matt düstere Farbpalette wird hervorragend wiedergegeben und steigert den Eindruck der lehmig, erdigen wie abgewetzten Umgebung noch. Die Kompression ist optimal und hält das Bild absolut stabil und artefaktfrei. Ein wirklich starker Transfer für diesen alten Film.

TON

Straw Dogs - Wer Gewalt sät... SE

Der auf DD2.0 hochgeschraubte Monosound wurde so gut es geht aufgeräumt. Die deutsche Tonspur beinhaltet immer noch einen großen Anteil an Grundrauschen, das aber in den Dialogen nicht so sehr auffällt. Die deutsche Synchronisation bleibt durchgängig sehr gut verständlich. Auch beim englischen Originalton wurde ordentlich aufgeräumt. Die Dialoge hören sich zwar deutlich spröder und leicht zischender an, aber dafür kommt die restliche Soundkulisse dynamischer als beim deutschen Track daher. Ein solider Monotrack.

EXTRAS

Für die Spezialbehandlung auf DVD zeichnete sich der deutsche Peckinpah-Experte Mike Siegel verantwortlich. Auf der Filmdisc steuert er persönlich einen sehr guten Audiokommentar zum Film bei, der nicht nur filmhistorische Hintergründe und Analysen geliefert werden, sondern Siegel auch sein persönliches Verhältnis und Erleben zum Film und Peckinpahs Oeuvre insgesamt beisteuert. Dieser Rundumschlag geht dank der sympathischen wie ehrlichen Erzählweise von Siegel sehr gut auf und dürfte auch Peckinpah-philen einen tieferen Eindruck über den Film vermitteln.
Auf der zweiten Scheibe befindet sich ein ca. 40 minütiger Zusammenschnitt von Mike Siegels hervorragender Sam-Peckinpah-Dokumentation “Passion & Poetry”, der sich mit Peckinpahs Werdegang beschäftigt und besonders auf “Straw Dogs” konzentriert. Hier sprechen Weggefährten Peckinpahs recht eingehend über den Mann und sein Werk - darunter auch David Warner. Separat gibt es auch noch Interview-Outtakes, in denen Produzent Dan Melnick und David Warner ein paar äußerst interessante Anekdoten über den “Straw Dogs”-Dreh und Peckinpah verraten. Für Sammler und Home-Video-Fans gibt’s zudem die komplette, aber trotzdem deutlich kürzere, Super-8-Film-Fassung des Films zu sehen. Die Qualität dieses Transfers ist natürlich vergleichsweise bescheiden, aber liefert dennoch einen faszinierenden Einblick in vergangene Kürzungsgewohnheiten.
Lobenswerte rwähnung muss auch die Aufmachung der Doppeldisc finden. Das aufklappbare Digipack befindet sich in einem passend gestalteten Schuber. Beim Aufklappen fällt einem gleich das zusätzliche Fach für das umfassende Booklet (16 Seiten) ins Auge. Das Cover ziert das tolle alte deutsche Postermotiv. Auch im Inneren befinden sich 60 weitere seltene Fotos und Cover zum Film, die Mike Siegel ausführlich zum Film betextet hat. Abgesehen von einem Fehlen des kontroversen Presse-Echos zum Film sind diese Extras rundum gelungen.

FAZIT

Mit der Special Uncut Edition von “Straw Dogs” liefert Eurovideo in brillanter Qualität einen heute (fast) vergessenen Klassiker von Sam Peckinpah nach. Neben einem Spitzentransfer können die Extras des deutschen Peckinpah-Experten Mike Siegel auf der DVD voll überzeugen. Ein Muss - nicht nur für Peckinpah-Fans!



Kay Pinno