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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Inglourious Basterds   (BLU-RAY)

Inglourious Basterds
    
Original: Inglourious Basterds   (USA / BRD, 2009)
Laufzeit: 154 Min (1080p)
Studio: Universal
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Brad Pitt, Christoph Waltz, Mélanie Laurent, Til Schweiger, Daniel Brühl, Eli Roth u.m.
Format: 2,35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Englisch DTS Deutsch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr
Extras: Making of, Featurettes, Interviews u.m.
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2+/ 2+/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Meta-Mumpitz an der Heimatfront"

Seit langem hatte Quentin Tarantino lauthals angekündigt ein groß angelegtes Remake eines seiner liebsten Italo-Spektakel selsbt zu inszenieren: Enzo Castellaris "Inglorious Bastards" (AKA "Ein Haufen verwegener Hunde"). Es sollte eine große Hommage an das testosteronhaltige 2.Weltkriegs-Men-on-a-Mission-Genre werden. Fetzige Action, harte Kerle, Eier aus Stahl und ordentlich Blei im Rohr! Ende der 90-er Jahre begann Tarantino mit dem Drehbuch, brach jedoch mittendrin ab und setzte immer wieder an. Ein Prozess, der sich über zehn Jahre zog, und den heranwachsenden Kino-Tarantino und seine ursprüngliche Idee mehr und mehr trennten. Dementsprechend ungleich fällt auch das filmische Ergebnis von "Inglourious Basterds" aus.
Wieder einmal in Kapitel aufgeteilt, entsprechen die ersten beiden Sektionen noch dem eigentlichen Konzept und liefern brillant geniale Hommagen von Leone bis Aldrich. Hier werden die Antagonisten des Films eindrucksvoll eingeführt und vorgestellt: der Nazi-"Judenjäger" Hans Landa (Christoph Waltz) rottet im besetzten Frankreich in einem Handstreich die Familie von Shoshanna (Mélanie Laurent) aus, die dem Massaker aber entkommen kann. Währenddessen lassen die Amerikaner eine Einheit von jüdischen Freiwilligen unter dem Kommando von Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) hinter die deutschen Linien bringen, um den Nazi-Schlächtern mit ihren eigenen Methoden Paroli zu bieten. Als Terror-Kommando töten Sie alles an Nazi-Soldaten, was ihnen vor die Flinte läuft.
Soweit zur Ausgangssituation. Ab dem dritten Kapitel entwickelt sich die Mission und der Film zu einem langen Traktat über Filmhistorie, Filminterpretation und Filmwirkung. Es geht tatsächlich um Filmtheorie und nicht nur im weit gefassten Sinn. In Paris soll die Weltpremiere des Propaganda-Films "Stolz der Nation" in Anwesenheit der obersten Führungsriege des dritten Reichs stattfinden und, wie es der geniale Zufall des Autoren so will, genau in dem Kino, in dem sich die geflohene Shoshanna eine scheinbar sichere Existenz unter dem Nazi-Regime geschaffen hat. Film als Fluchtpunkt, Rettung und später als feurige Erlösung, ganz im alttestamentarischen Sinne möchte man meinen, ist für Tarantino das große Thema. Ein großes Seitenhieb auf das Propagandafilm-Genre bleibt da natürlich auch nicht aus. Diese filmtheoretischen Diskurse, bei denen Tarantino beim Schreiben sicher wie ein kleines Schulmädchen gegiggelt haben dürfte, sollten aber die wenigsten Zuschauer interessieren dürfen. Denn über seinem popanzigem intellektuellem Ansatz verliert Tarantino die Dramaturgie seiner Geschichte aus den Augen und ergibt sich wieder einmal selbstverliebt in überlangen Phrasen, die über das Ziel hinausschießen. Zwei Beispiele dafür sind der Kaffeklatsch mit Goebbels und Hans Landa, der eigentlich ein erschreckender Höhepunkt hätte sein müssen, aber wirkungslos verpufft, und die Kellerbarsequenz, deren Payoff allerdings immer noch gut funktioniert.
Die Rettung der "Basterds" geht im doppelten Sinn auf das Konto von Christoph Waltz. Wie man einem derart ausgelutschtem Film-Stereotyp wie dem bösen Nazi-Kommandanten noch eine gelungene und vor allem neue Facette abringen kann, ist sensationell. Zusammen mit Waldemar Kobus irrem Nazi Günther Franken in Paul Verhoevens "Black Book" gehört Waltz Darstellung von Hans Landa zu dem Besten, was diese teuflischen Figuren onscreen leisten können. "Inglourious Basterds" bleibt so ein hochinteressantes Traktat über Filmtheorie und -historie, das Tarantino-Nerds aber ordentlich, und mit Absicht Tarantinos, das Wasser abgräbt, so dass der Regisseur weiter an seinem eigenen Mythos als intelektueller Genre-Auteur feilen darf.

BILD

Inglourious Basterds

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) ist eine wahre Augenweide. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und liefern ein hochdetailliertes Bild, das jede Kleinigkeit des Setdesigns klasklar auf den Bildschirm zaubert. Kostüme und Gesichtdetails kommen sehr gut zur Geltung. Die Farben sind sehr kräftig und sind fast schon ein wenig zu gut, im Vergleich zum grauen 2.Weltkriegssetting. Der Schwarzwert ist ebenfalls sehr gut und liefert in dunklen Passagen trotzdem noch viele Details. Die Kompression bleibt unauffällig. Artefakte oder störendes Hintergrundrauschen sind nicht zu erkennen.

TON

Inglourious Basterds

Der Ton liegt im DTS-HD-Masteraudio 5.1 Format vor und liefert eine lebendige und natürliche Klangkulisse. Besonders die gelungene Raumaufteilung, auch bei den Dialogen, sorgt für ein gutes Gefühl für die Distanzen und räumlichen Beziehungen, die auf dem Bildschirm zu sehen sind. Die Musik mischt sich dazu prominent über die gesamte Soundstage und bringt die richtige Dynamik mit, die die Atmosphäre lebendig werden lässt. Die Dialoge sind ebenfalls gut verteilt und sitzen nicht nur im Centerkanal. Surroundeffekte werden nur gezielt eingesetzt und nicht übermäßig strapaziert. Auch hier konzentriert sich der Ton stärker auf atmosphärische Hintergrundgeräusche statt auf direktionale Effektspielereien. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Anscheinend wurden für die Bearbeitung des Films für den Heimkinomarkt die originalen Zwischentafeln der deutschen Fassung entfernt und mit regulären Untertiteleinblendungen vor schwarzem Hintergrund versehen. Dies trifft zunächst auch für die Blu-Ray zu. Wer die deutsche Fassung anwählt, muss sich mit dieser Verstümmelung zufrieden geben. Im Menü kann aber über Konfiguration alternativ die Deutsch-Englische-Version oder die Originalversion ausgewählt werden, die die richtigen Zwischentafeln und die korrekten Untertitel besitzt.

Bei den Extras befindet sich eine kleine Sammlung von gesschnittenen bzw. verlängerten Szenen. Deutsche Zuschauer werden hier mit dem Kopf schütteln, da diese Szenen weitestgehend in der deutschen Fassung vorhanden sind. Nur in der US-Fassung wurde diese Szenen (Goebbels beim Kaffee und die "Winnetou"-Szene aus der Kellerbar) im Kino entfernt.
Das große Extra der Scheibe ist die kleine Diskussionsrunde mit Tarantino und Brad Pitt (ca. 30 Min.). In seiner typisch überbordenden Manier gestikuliert sich Tarantino mit Herrn Pitt gemeinsam die Entstehungsgeschichte seiner "Basterds" zusammen. Ein recht unterhaltsamer Clip, der ein interessantes Licht auf die Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Schauspieler wirft, aber verhältnismäßig über den Film selbst aussagt.
Zu sehen gibt es auch den kompletten Kurz-Propagandafilm "Stolz der Nation" einschließlich eines "Making of", in dem Eli Roth als fiktiver deutscher Regisseur des Films ein paar derbe Sprüche vom Stapel lässt. Ein augenzwinkernd witziges Feature. In eben diese Kategorie passen auch "Quentin Tarantinos Kameraengel" und "Hi-Sallys", die jeweils einen Zusammenschnitt von ulkiger Setblödelei zeigen.
Für die Masse an Zuschauern die den originalen Film "Ein Haufen verwegener Hunde" nicht kennen, gibt es eine schöne Featurette (ca. 8 Min.) über Castellaris Film und sein Cameo in Tarantinos Film.
Zwei knappe Interviews mit Rod Taylor, der Winston Churchill im spielt, geben auch noch einmal ein weiteres Beispiel darüber, warum Schauspieler es lieben mit Quentin Tarantino Filme zu machen.
Inhaltlich interessantes wird es in der Exkursion über Filmposter (ca. 10 Min.), die sich mit der Gestaltung des fiktiven Werbematerials zu "Stolz der Nation" auseinandersetzt. Hier werden einige interessante Details besprochen, die sich auch auf die gesamte Gestaltung des Films beziehen. Absolut empfehlenswert.
Zum Schluss gibt es noch eine Trailergalerie sowie eine Postergalerie, die verschiedene Plakatmotive aus der ganzen Welt zeigt.

FAZIT

Tarantinos "Basterds" sind nicht das geworden, was sich viele Fans nach den Ankündigungen des Regisseurs erhofft hatten. Als verkopftes wie augenzwinkerndes Traktat über die Macht und Wirkung von Film in bezug auf das 2.Weltkriegsgenre werkelt Tarantino hier an seinem eigenen Auteur-Mythos, statt einen wirklich guten Film abzuliefern. "Inglourious Basterds" bleibt Stückwerk auf hohem Niveau, das vor allem durch die wahnsinnige Präsenz von Christoph Waltz glänzt. Die Blu-Ray ist technisch absolut sauber und bringt einige interessante Extras mit. Fans des Films können hier beruhigt zugreifen.



Kay Pinno