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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Burke & Hare   (BLU-RAY)

Burke & Hare
    
Original: Burke & Hare   (England, 2011)
Laufzeit: ca. 92 Min. (1080p)
Studio: Ascot Elite
Regie: John Landis
Darsteller: Simon Pegg, Andy Serkis, Tom Wilkinson, Tim Curry, Isla Fisher u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, Premiere, geschnittene Szenen u.m.
Preis: ca.18 €
Wertung: 3+/ 2-/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Tot & Ausgegraben verliebt"

Lange war es ruhig um Regisseur John Landis ("Blues Brothers", "American Werewolf"). Außer einigen TV-Arbeiten, darunter seine hervorragenden Episoden zur "Masters of Horror"-Reihe, "Deer Woman" und "Family", blieb Landis dem Kino fern. Nach fast zwölf Jahren legt er nun mit "Burke & Hare" wieder einen abendfüllenden Spielfilm vor und beweist, dass seine kreative Ader noch nicht verloschen ist. Dennoch wird die "wahre" Geschichte um die zwei Leichendiebe William Burke (Simon Pegg) und William Hare (Andy Serkis), die bereits als Vorlage für zahlreiche Filme, u.a. dem Val Lewton Klassiker "The Bodysnatcher" mit Boris Karloff, gedient hat, nicht jeden Zuschauer fesseln. John Landis versucht mit dem Film einen derart gewagten Crossover-Versuch, der nicht nur mit seiner eigenwilligen Mixtur aus romantischer Komödie, Gruselfilm, Slapstick und burlesquer Sozialkritik zu kämpfen hat, sondern auch das richtige Timing und Ausgewogenheit vermissen lässt. Es fehlt schlichtweg ein echter dramaturgischer Faden, der den Zuschauer bei der Stange hält. Gestützt von einer sensationellen Besetzung kann der Film trotzdem bis zum Finale durchhalten.

Im Edinburgh des beginnenden 19. Jahrhunderts haben die beiden Einwanderer Burke und Hare einfach kein Glück. Welche dubiose Arbeit sie auch annehmen, der Versuch eine Existenz aufzubauen scheitert jedesmal kläglich. Doch die Gevatter Zufall und Gelegenheit geben den beiden Tunichtguten eine todsichere Chance: die Leiche eines verstorbenen Untermieters muss entsorgt werden. Diese werden Burke und Hare bei dem nach "Rohmaterial" suchenden Anatomie-Professor Robert Knox (Tom Wilkinson) los, der mit seinem Konkurrenten Dr. Monro (ein großartiger Tim Curry) geradezu um die Wette eifert, um einen wissenschaftlichen Durchbruch auf dem Gebiet der Anatomie zu erreichen.
Dementsprechend steigt die Nachfrage nach frischem Untersuchungsmaterial ganz erheblich. Dies bringt die Jungunternehmer alsbald dazu, aktiv Leichen zu produzieren.
Parallel zu den morbiden Ereignissen blüht das Liebesleben der beiden Leichendiebe auf. Der verheiratete Hare kommt endlich mit seiner resoluten Frau (Jessica Hynes) klar, während Burke sich in ein Animiermädchen (Isla Fisher) verliebt, deren seltsam kostspielige Pläne für ein Frauentheater er akribisch unterstützt. Doch das mörderische Glück scheint zu kippen als mehr und mehr Plakate von vermissten Personen die Mauern der Stadt zieren.
Von der Atmosphäre und Ausstattung haben Landis und seine Frau und Kostümbildnerin Deborah Nadoolman den Sargnagel auf den Kopf getroffen. Finster, dreckig und mit einer ordentlichen Portion Zerschlissenheit zeigt sich Edinburgh bereits in der gelungenen Anfangssequenz auf einem Markt von der richtigen Seite. Hier wird die Scheiße tatsächlich noch aus dem Fenster auf die Straße gekippt. Andy Serkis und Simon Pegg geben dazu eine böse wie großartige Variante von Stan & Olli ab. Leider entgleitet Landis die Dramaturgie des Films, der keine griffige Dynamik zwischen seinen Erzählsträngen, dem Kampf der zwei streitenden Doktoren, der Leichendieberei, dem Liebesleben von Burke und Hare sowie der nach den Mördern suchenden Miliz zu finden. Zudem bleibt der augenzwinkernde Plot um das feministische Shakespeare-Theater, ein böser Wink in Richtung "Shakespeare in Love" in seinen Ansätzen stecken und dürfte sich in seiner Komik auch nur wenigen erschließen. Gelungen und unerwartet ist jedoch die sich durch den kompletten Film ziehende Gesellschaftskritik zum Kapitalismus als Basispfeiler für die menschliche Existenz und den Fortschritt von Wissenschaft und Technik. Aus diesem Grund muss der Film unbedingt bis ganz zum Schluss durchgehalten werden, denn Landis liefert dort eine der besten und bitterbösesten Pointen eines Films seit Jahren ab, die auch noch tatsächlich auf Fakten berüht.

BILD

Burke & Hare

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die so gut wie keinerlei analoge Rückstände vorzuweisen hat. Die Schärfe ist rundherum gut und liefert ein hochdetailliertes, wunderbar schmutziges Bild des Edinburgh des 19. Jahrhunderts. Leider bleibt der Kontrast des Bildes ein wenig zu schwach und zeigt auch eine gewisse Aufhellung, die den eigentlich gewollt recht dunklen Look des Films abschwächt. Dies zeigt sich auch im Schwarzlevel, der insgesamt solide ausfällt, aber nicht die Tiefe errreicht, die man auf einer Blu-ray erwarten kann. Insgesamt ist der Transfer einfach etwas zu hell geraten. Die dunkle Farbpalette des Films wird dafür gut wiedergegeben und zeigt sich nicht irritierend überbetont. Die Kompression bleibt trotz starkem Rauch und Nebeleinsatz im Bild stabil und unsichtbar.

TON

Burke & Hare

Der Ton in DTS-HD-MA 5.1 kann voll überzeugen und liefert ständig eine gute Surroundatmosphäre. Die Hintergrundgeräusche in Kneipen, Studiersälen und auf den Plätzen der Stadt verteilt sich gut über die gesamte Soundstage. Die deutschen Dialoge wurden allerdings wieder ein wenig zu stark und deutlich in den Vordergrund gemischt, so dass ein leicht künstlicher Klangeindruck entsteht. Die Musik verteilt sich aber ganz homogen und sehr dynamisch auf die Surroundkanäle. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

Insgesamt elf Interviews mit allen wichtigen Darstellern und Filmemachern liefern einen interessanten Eindruck über den Film. Die Statements reichen dabei von dem üblichen PR-Gewäsch bis hin zu interessanten Analysen. Die besten Statements geben natürlich Simon Pegg, Andy Serkis und John Landis. Die Interviews lassen sich einzeln aber auch komplett zusammen abspielen.
Richtig unterhaltsam und informativ ist allerdings das komplette Premieren-Material vom Berliner Fantasy Filmfest. In insgesamt 50 Minuten gibt es das Q&A mit John Landis nach der Vorführung zu sehen und das komplette Presse-Interview. Hier wird natürlich nicht nur über "Burke & Hare" sondern über Landis komplette Karriere gesprochen. Sehr gut und lustig.
Die insgesamt zehn geschnittenen Szenen werden im Film nicht vermisst und zeigen hauptsächlich Verlängerungen im Film bereits vorhandener Szenen. Einzig drollig: Vor dem Theaterbesuch haben Burke und Hare eine Begegnung mit Paparazzi anno 1827.
Neben den Trailern zum Film sind auch noch 25-Minuten an unkommentierten Setaufnahmen und ca. fünf Minuten an Outtakes zu sehen.

FAZIT

Als intelligente Satire zwischen morbidem Slapstick und Romantic Comedy, im historischen Setting eines gotischen Horrorfilms über die Geburtsstunde des industriellen Kapitalismus und Fortschritts in der westlichen Welt ist "Burke & Hare" sicher nicht für jedermann. Dennoch darf man sich über Landis Rückkehr zum Kino und über die stellare Besetzung freuen. Leider wurde der Bildtransfer der Blu-ray leicht aufgehellt, so dass die von Landis gewollte Atmosphäre ein wenig darunter leidet. Dafür gibt's immerhin noch ein paar solide Extras.



Kay Pinno