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REVIEWS



Vampire Nation   

Vampire Nation
    
Original: Stake Land   (USA, 2010)
Laufzeit: 95 Min. (PAL)
Studio: Splendid
Regie: Jim Mickle
Darsteller: Nick Damici, Danielle Harris, Connor Paolo, Kelly McGillis u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, NL
Extras: Pre-Production Diary, Webisodes, FX-Vergleich, Trailer
Preis: ca. 16 €
Wertung: 2-/ 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Zompires & Vambies"

In Zeiten von immer verbrämteren Vampir-Unfug wie der "Twilight"-Saga ist es schön, auch einmal wieder gänzlich andere Ansätze um den Mythos der blutsaugenden Spitzzähne zu sehen. Nach den "Daybreakers" der Spierig-Brüder bricht mit "Vampire Nation" eine weitere Vampir-Apokalypse über die Menschheit herein. Hier verwandeln sich die blutgierigen Untoten aber eher in seltsam tumbe, zombie-artige Kreaturen, die sich deutlich schwerer ins endgültige Jenseits schicken lassen. Auch Sonnenlicht scheint die Beißer erst ab einer gewissen Intensität zu verbrennen.
Wieder einmal ahnungslos wird die menschliche Gesellschaft von den tödlichen Ereignissen überrollt, die die Zivilisation in kürzester Zeit zusammenbrechen lässt. Damit hält sich "Vampire Nation" aber nicht auf: unterwegs im amerikanischen Vampire-Wasteland sind Mr.(der unglaublich coole Nick Damici kanalisiert hier ganz klar und unprätentiös Snake Plissken!) und der Teenager Martin (Connor Paolo), die sich nach Norden in das letzte Refugium im (kanadischen) New Eden retten wollen. Auf ihrem Weg in die vermeintliche Sicherheit stehen ihnen aber nicht nur die untoten Nachtschwärmer im Weg, sondern auch zahlreiche menschliche Aasgeier, die gnadenlos auf Opfer lauern.
Autor und Regisseur Jim Mickle serviert mit "Vampire Nation" ein atmosphärisch gelungenes Road-Movie, das eine faszinierende post-apokalyptische Welt im Stile bekannter Vorlagen wie "Wasteland" oder "Fallout" nachzeichnet. Hinweise auf bekannte Genre-Vorgänger wie "Mad Max II", George Romeros Filme und "Die Klapperschlange" lassen sich über den ganzen Film verteilt finden, ohne diesen aber wie Neil Marshals "Doomsday" als unförmigen Zitatebrei enden zu lassen.
Minimalistisch und vor allem ernst, ohne augenzwinkernden Humor oder selbstreferentiellen Heckmeck, lebt "Vampire Nation" besonders durch die starke Rolle des Vampirjägers Mr., der eiskalt nach seinen eigenen Regeln knallhart in dieser brutalen Welt überlebt. Dies gelingt durch die unaufgeregte Darstellung der zumeist gewaltsamen Lösungsansätze, die hier nicht selbstzweckhaft in den Vordergrund inszeniert werden. Trotz der sich dadurch verbreitenden Coolness der Figur kann dem Zuschauer dabei nicht verborgen bleiben, dass auch mit Mr. etwas Grundlegendes nicht stimmt. Für Martin wird er zu einem Ersatzvater/Onkel, da seine Familie bereits den Vampiren zum Opfer fiel. Diese seltsame Coming-of-Age Beziehung liefert dem Film ein solides Grundgerüst, das aber leider nicht weiter ausgebaut wird. Dramaturgisch bleibt "Vampire Nation" schließlich weit hinter seinen Möglichkeiten zurück: geradezu verschenkt werden schicke Nebenfiguren wie Kelly McGillis (Tom Cruise ehemals heiße Instrukteurin aus "Top Gun" ist wahrlich alt geworden) Ordensschwester und Danielle Harris schwangere Tramperin, die zwar gut eingeführt werden, aber eine dramatische Entwicklung zwischen den Figuren absolut vermissen lassen. So bleiben die Verluste auf dem Weg nach New Eden für den Zuschauer schließlich emotionslose Kollateralschäden, um die sich auch die Hauptfiguren scheinbar kaum scheren.
Zudem wird ein Subplot um eine religiös verblendete Bruderschaft, einschließlich zahlreicher christlicher Metaphern, derart unfähig in den Sand gesetzt, dass einem hören und sehen vergehen möchte. Hier bleibt "Vampire Nation" einfach auf schwachem C-Film Niveau. Es verbleibt aber der Eindruck einer starken Independent-Produktion, die Herz auf dem rechten Fleck trägt, und eine atmosphärisch dichte Post-Apokalypse mit Vampir-Zombies abliefert, die definitiv einen Blick wert ist, sofern man sich mit der weitestgehend ruhigen Road-Movie-Struktur von "Vampire Nation" anfreunden kann.

BILD

Vampire Nation

Der mit digitalen Red-Kameras gedrehte Low Budget Horrorfilm sieht im anamorphen Widescreen (2.35:1) erstaunlich gut aus und verbreitet einen relativ guten Film-Look. Die Vorlage ist natürlich entsprechend störungsfrei und liefert eine insgesamt scharfe und detailreiche Präsentation. Leider ist die Kompression des Transfers nicht ganbz so gut gelungen und entpuppt vor allem den Einsatz von Edge Enhancement, das in einigen Szenen bei Konturen zur Treppchenbildung und leichtem Flimmern führt, was im Einzelfall auch mal hervorsticht, da die restliche Qualität recht gut ist. Vor allem die Farben sind sehr naturgetreu und kräftig und lassen auch bei den düsteren oder verrauchten Szenen Szenen nicht nach. Der Schwarzlevel ist ordentlich tief und ausreichend detailreich. Abgesehen von den leichten Kompressionsmängeln ein guter Transfer.

TON

Vampire Nation

Der DD5.1 Track auf Deutsch und Englisch leistet solide Arbeit und löst die Soundstage gut auf. Angefangen von den herumschlurfenden Zombievampiren bis zu den Kämpfen wird der Surroundeinsatz aber auch nicht überstrapaziert, da sich der Film auch in längeren, ruhigen Passagen ergibt. Diese werden von der Musik, die sich homogen in der gesamten Soundstage verteilt, gut getragen. Die Dialoge sitzen der derweil fest und gut verständlich im Centerkanal. Ein guter Track ohne große Überraschungen.

EXTRAS

Die Extras auf der Scheibe fallen kurz, aber absolut nicht uninteressant aus. Das "Pre-Production Diary" (ca. 25 Min.) zeigt wirklich sehr gute Hintergrund-Aufnahmen von der ersten Idee über die Entstehunhg der Promotion-Featurettes, der Produzenten-Suche, die tatsächliche Filmvorbereitung und Proben mit den Darstellern bis zur Prop-Erstellung den beherzten Weg der Filmemacher bei diesem Projekt, das sich über Zwei Jahre erstreckte. Ein wirklich gelungener Einblick in die Entstehung dieser Independent-Produktion.
Im "VFX Making of" werden verschiedene digitale visuelle Effekte im Film dekokonstruiert und in verschiedenen Sequenzen neben- und übereinanderlegt, so dass man den Unterschied zwischen dem original aufgenommen Material und den einzeln eingefügten Effekte-Elemeneten erkennen kann.

Der wahre Schatz sind allerdings die sieben "Webisodes", die einzelne Filmclips präsentieren, die eigentlich gut in den Film hätten integriert werden können. Hier gibt es die immanenten Hintergrund-Geschichten der einzelnen Charaktere zu sehen, kurz bevor sie im eigentlichen Film auftauchen. Hier bestätigt sich auch endgültig die Annahme, dass Mr. definitiv an Snake Plissken angelehnt ist. Diese Segmente sollten nicht verpasst werden, vor allem weil diese ebenfalls sehr stimmungsvoll und auch etwas kompakter umgesetzt wurden als der eigentliche Film.

Abschließend gibt es noch einen Trailer zu "Vampire Nation" zu sehen.

FAZIT

Dass ausgerechnet der Low-Budget Horrorfilm immer mal wieder für Überraschungen gut ist, zeigt Jim Mickles "Vampire Nation" ganz eindeutig. Trotz dramaturgischer Schwächen kann diese Vampir-Apokalypse eine ganz eigene Duftmarke setzen. Für Hardcore-Horrorfans sicher zu langatmig als Roadmovie geraten, überzeugen ein großartiger Hauptdarsteller und eine dichte Atmosphäre, die zeigt, das Filmemacher auch mit Herzblut an solche kleinen Projekte herangehen können. Die DVD-Umsetzung von Splendid ist solide mit kleinen Abzügen beim Bildtransfer. Ein düster bissfestes Vergnügen, das dankbarerweise postmodernen, selbstreferentiellen Humor ausspart.



Kay Pinno