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REVIEWS



The Raven   (BLU-RAY)

The Raven
    
Original: The Raven   (USA, 2012)
Laufzeit: 110 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: James McTeigue
Darsteller: John Cusack, Luke Evans, Alice Eve, Brendan Gleeson u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD MA 5.1 Deutsch Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: 4 Featurettes, geschnittene Szenen
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2-/ 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Nimmer McTeigue!"

Auf dem Papier sah "The Raven" sicher wie eine tolle Idee aus: der legendäre wie berüchtigte Autor Edgar Allan Poe wird mit einem Copycat-Killer konfrontiert, der die Morde aus Poes Werken "nachstellt". Und schlimmer noch: selbst in dem fertigen Film sind immer noch Ansätze, ein zartes Aufblitzen von Genialität und Drama vorhanden, die aber anscheinend niemand wirklich entwickeln wollte.
Mit John Cusack hat man zudem einen Schauspieler gefunden, der die Gravitas, den Irrsinn und die Energie von Poe darstellen konnte. So begegnet der Zuschauer Poe (Cusack) in einer schäbigen Taverne, in der er, beleidigt vom Barmann, einen flammenden Egotrip der besonderen Art abfeuert. Während der Dichter so fast etwas auf die Lichter bekommt, geschehen nicht unweit entfernt grauenvolle Morde, die den ambitionierten Inspector Fields (Luke Evans) auf den Plan rufen. Dieser erkennt erstaunlich schnell die Parallelen zwischen den Morden und Poes Werken.
Mit den schrecklichen Ereignissen konfrontiert, wittert der ahnungslose wie abgebrannte Autor wieder ein wenig Morgenluft und geht mit Fields auf die Jagd nach dem Mörder. Doch die Schnitzeljagd wird schneller blutiger Ernst als Poe lieb ist: als seine Fast-Verlobte Emily (Alice Eve) in die Fänge des Irren gerät, geht das morbide Spiel zwischen Poet und Killer erst richtig los.

Was sich hier nach einem aufregenden Gothic-Thriller mit Anleihen aus der großen Literatur anhört, gerät leider zu einem langweiligen, steifen und absolut einfallslosen Durcheinander, das am Ende selbst nicht mehr weiß, worum es eigentlich gehen soll. An sich großartig ausgestattet und mit einem entsprechenden Look versehen, hat Regisseur James McTeigue aber nicht begriffen, ein eigenständiges Monster zu kreieren, das dem Genre des Gothic Thrillers und Edgar Allan Poe eine neue Seite abringen kann. Als Vorbild hat zum Teil hier sicherlich der Erfolg von Guy Ritchies "Sherlock Holmes" eine Rolle gespielt - doch davon ist "The Raven" leider weit entfernt. Schiffbruch erleidet der Film nicht nur in dem dramatischen Durcheinander zwischen Poes persönlicher, gesellschaftlicher, literarischer und allgemeinen Liebeskrise, sondern in der besonders einfallslosen Konstruktion der Morde, die weder Spannung, Grusel noch überhaupt eine Reaktion des Zuschauers provozieren können und die für die Geschichte - abgesehen von der Referenz von Poes Geschichten - obendrein komplett belanglos sind.

Erschwerend kommt das sterile Schauspiel fast aller Beteiligten hinzu. Selten kommt einem heute noch das Wort muffig im Zusammenhang mit Schauspielern in den Sinn, doch hier findet es treffsicher Verwendung. Besonders Luke Evans erweckt den Eindruck, dass man mit ständig lauthals geschrienen Dialogen Dramatik oder Spannung erzeugen kann. Seine wenigen Pluspunkte sammelt der Film in den zarten Ausbrüchen aus seinem Thriller-Rahmen: die bissigen Seitenhiebe auf die literische Welt in der Zeit von Edgar Allan Poe, die Momente in denen John Cusack als Poe leuchten darf: seine Rezitationen (auch in der deutschen Synchronisation) sind wirklich großartig und sollten Verleger dringend auf die Idee von Poe-Hörbüchern mit Cusack bringen. Aber auch wenn er kurz über Poes eigene Tragödie seiner verstorbenen Frau sinniert, fühlt sich der Zuschauer in einen anderen, echten Film versetzt.
So aber wandert "The Raven" trotz eines ambitionierten Ansatz in die dunkle Gruft des Vergessens, in dem für Regisseur James McTeigue sicher noch lange die Worte "Nimmer mehr!" nachhallen werden.

BILD

The Raven

Der anamorphe Widescrewentransfer (2.35:1) hat hart mit dem Umstand zu kämpfen, dass die Farbpalette von "The Raven" sehr kurios ausfällt und zudem einige Aufnahmen durch stärke Grobkörnigkeit gekennzeichnet sind. Insgesamt ist die Vorlage natürlich tadellos und zeigt keine analogen Rückstände. Schärfe und Kontrast sind größtenteils recht gut, aber fallen aufgrund der Farbpalette, düsteren Nebelszenerien und einiger Körnung unterschiedlich aus. So wirken einzelne Szenen schon mal etwas weniger scharf als die gut ausgeleuchteten Studiosettings. Die Farben sind insgesamt etwas reduziert und emulieren einen leicht bleichen Look. Der Schwarzlevel ist dafür sehr tief und gut im Detail. Die Kompression bleibt unsichtbar. Ein guter aber etwas eigenwilliger Transfer.

TON

The Raven

Der DTS-HD 5.1 Soundtrack entfaltet sich vorbildlich und past sehr gut zum exzellenten Bildeindruck der Scheibe. Sehr gut entfaltet sich die Surroundatmosphäre auch in kleineren Szenen und lässt immer eine angenehme Raumwahrnehmung erkennen. Ob vorbeifahrende Kutschen oder Ballsahlatmosphäre: feinsinnig werden die Effekte gut in der gesamten Soundstage plaziert. Während sich die manchmal etwas aufdringliche Musik weitestgehend homogen verteilt sitzen die Dialoge sicher und fest im Centerkanal. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestelt werden. Gut.

EXTRAS

Ein knappes wie PR-lastiges "Making of" namens "The Raven Guts: Bringing Death to Life" (ca. 13 Min.) bekommt immerhin solide Unterstützung von der recht gelungenen Kurz-Doku "The Madness, Misery and Mystery of E.A. Poe" über den historischen Autoren Poe begeleitet, die die Ereignisse des Films in einen dankbarerweise anderen Kontext setzt.
Dazu gibt es noch zwei weitere Kurz-PR-Stunts (darunter ein Selbstinterview zwischen John Cusack und James McTeigue) jeweils knapp drei Minuten zu sehen, die aber inhaltlich nichts bringen.
Immerhin gibt es noch einen Filmtrailer und sechs geschnittene Szenen zu sehen, die allerdings zu Recht aus dem schon viel zu langen Film entfernt wurden.

FAZIT

Ach du Schreck: auch die sehr gute Präsentation auf Blu-ray kann "The Raven" von James McTeigue nicht retten. Dieser hanebüchene Mumpitz gehört schlichtweg in den Giftschrank des Vergessens. Ein echter Wehmutstropfen, denn aus den Ansätzen hätte sich sicherlich ein spannender wie unheimlicher Alptraum über morbide Phantasien spinnen lassen. So aber bleibt nur der faulige Geschmack eines leblosen wie vestümmelten Ideentorsos zurück, der nicht mal den Anstand hat, wie Poes verräterisches Herz wenigstens im Geist des Zuschauers lebendig zu wirken.



Kay Pinno