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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Lawrence von Arabien   (BLU-RAY)

Lawrence von Arabien
    
Original: Lawrence of Arabia   (GB / USA, 1962)
Laufzeit: 227 Min. (1080p)
Studio: Sony Pictures Home Entertainment
Regie: David Lean
Darsteller: Peter O'Toole, Omar Sharif, Anthony Quinn, Alec Guiness u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Englisch DD5.1 Deutsch, It
Untertitel: Deutsch, Englisch u.a.
Extras: Info-Track, Interviews, Making Of, Featurettes u.m.
Preis: ca. 13 €
Wertung: 1 / 3+ / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Wüster Krieg"

Nach seinem gigantischen Erfolg mit "Die Brücke am Kwai" hatte Regisseur David Lean eine gewisse Narrenfreiheit und entschied sich mit seinem Produzenten Sam Spiegel als nächstes Projekt eine weitere höchst unglaubliche Episode der jüngeren britischen Geschichte auf die Leinwand zu bannen: T.E. Lawrence' autobiographische Erzählung "Seven Pillars of Wisdom" beschreibt detailliert die unfassbaren Erlebnisse des Autoren im Nahen Osten während seiner Militärzeit im ersten Weltkrieg zwischen 1916 und 1918. Ursprünglich als Kartograph in Kairo stationiert, wird Lawrence (Peter O'Tooles erste Filmrolle wird zu seinem Meilenstein und begründet seinen Star-Status) abkommandiert, um als Beobachter im Lager von Prinz Faisal Informationen über die arabischen Stämme zu erhalten. Diese sind verstreut, demoralisiert und auf der Flucht vor den türkischen Invasoren aus dem Norden. Gegen den Befehl seines Vorgesetzten ereifert sich Lawrence für den sympathischen Prinz Faisal (Alec Guiness) und unterbreitet ihm ein gewagtes Unterfangen, das die türkische Vorherrschaft in Arabien brechen und Faisal die einmalige Möglichkeit geben könnte, erstmals einen arabischen Staat zu formieren.
Hatte David Lean bereits in "Die Brücke am Kwai" das außergewöhnliche Szenario eines britischen Offiziers unter heiklen Umständen unter die Lupe genommen, schraubte Lean seine erzählerischen wie inszenatorischen Ziele in "Lawrence von Arabien" noch einmal drastisch nach oben. Eingebettet in die erzkonservative, kolonialistische Militärgesellschaft der Briten läuft der egomanische Freigeist T.E. Lawrence mental und physisch Amok: im Ringen um die eigene Identität und im Kampf gegen einen realen Feind auf dem Schlachtfeld, eine kleingeistige britische Zivilisation, die er trotz der eigenen anerzogenen Kultiviertheit hasst und liebt, eine arabische Gesellschaft, die so wundervoll fremd, reizvoll und doch so unvereinbar für ihn ist, bringt die Zeit in der Wüste den brillianten aber mental instabilen Mann an den Rand des Wahnsinns. Dieses irrsinnig intensive Psychogramm des wahrlich außergewöhnlichen Soldaten Lawrence verpackt Lean in die spektakulär abenteuerlichen Bilder des Wüstenkriegs, der sich in den Gebieten der heutigen Länder Saudi-Arabien, Syrien, Libanon, Jordanien und Israel abspielte. Dazu liefert "Lawrence von Arabien" noch einen politischen und gesellschaftlichen Rahmen, in denen sich die schicksalhaften Ereignisse abspielten, die einen tragischen Grundstein für den heutigen Nahost-Konflikt legten.
So spiegelt sich Leans gewaltige Bild-Imposanz auch in der Geschichte und seinen Figuren, die von den (auch nicht arabischen) Akteuren brillant und eindringlich auf die Leinwand gebracht werden.
Dazu entmystifiziert "Lawrence von Arabien" die (immer) zweifelhafte Kreation von Kriegshelden - zum einen durch die Medien für die Massen und zum anderen durch Politiker und Militärs, um zur Manipulation von Soldaten und Moral. Wie kaum ein zweiter Film zelebriert David Leans Epos den Triumph optischer wie technischer Brillanz und erzählerischem Wagemut. Für jüngere Generationen wegen seines Tempos und seiner nicht Mobile-Device tauglichen Bilder sicher schwerer zu verdauen, ist "Lawrence von Arabien" immer noch ganz großes Kino, das eben auch nur in diesem Stil konsumiert werden sollte. Zeitlos atemberaubend ist "Lawrence von Arabien" im heutigen Moment des "Arabischen Frühlings" vielleicht sogar noch aktueller als zu seiner Entstehungszeit.

BILD

Lawrence von Arabien

Man muss sich schon die Augen reiben, um zu glauben, was man da zu sehen bekommt: "Lawrence von Arabien" hat einen restaurierten HD-Transfer (anamorph 2.35:1), der einem dem Atem verschlägt. Kristallklar und brillant sind Farben, Konturen und Texturen in den gewaltigen Bildern zu jeder Zeit erkennbar. Alterserscheinungen des 50 Jahre alten Films sind quasi nicht sichtbar: Verunreinigungen oder Bildpunkte? Absolute Fehlanzeige. Die Farben sind durchgehend kräftig, aber niemals unnatürlich. Der Schwarzlevel ist tief und detailreich, während die Kompression nciht wahrnehmbar ist. "Lawrence von Arabien" ist das Musterbeispiel, was mit moderner Restaurationstechnik inzwischen möglich ist. Sensationell.

TON

Lawrence von Arabien

Nur auf Englisch liegt der Sound im DTS-HD-MA 5.1 Format vor, während sich der deutsche Zuschauer nur mit einem einfach DD5.1 Track zufriedengeben muss. Dies funktioniert aber sehr gut, da vornehmlich die epische Musik von Maurice Jarre am meisten von der Sound-Restauration profitiert und die gesamte Soundstage bedient. Die Dialoge sind im deutschen Track dafür besser verständlich und etwas mehr im Vordergrund, während sich die restliche Soundkulisse ebenfalls gut in die Surroundkanäle verteilt. Dies dient aber vornehmlich dem ambienten Effekt und keinen konkret direktionalen Soundeffekten. Die englischen Dialoge sind aufgrund der räumlichen Verörtung des Originalsoundtracks manchmal etwas schwerer verständlich. Auch hier bleibt in beiden Fällen die Restauration beispielhaft und ohne Tadel.

EXTRAS

In der "Standard-Version" bringt "Lawrence von Arabien" bereits eine umfassende Menge an Specials mit: auf der Filmdisc ist ein interaktiver Triviatrack zuschaltbar, der onscreen nicht nur produktiontechnische Zusatzinformationen, sondern vor allem auch historische Infos und Bilder zu T.E. Lawrence liefert.

Auf der zweiten Disc wurde zum großen Teil das bereits vorhandene und gute Extra-Material der DVD-Special Edition übernommen: dazu gehören das ausführliche "Making of" (ca. 65 Min.) von Laurent Bouzereau sowie die vier Vintage-Featurettes über die Produktion. Dazu kommen auch noch die Aufnahmen von der New Yorker Premiere des Films sowie verschiedenes Werbematerial einschlich der Trailer. Ebenfalls vorhanden ist auch das kurze Special mit Steven Spielberg, der sich hier über seinen Lieblingsfilm "Lawrence von Arabien" ereifert. Neu und sehr schick ist ein neuer, 20 minütiger Interview-Zusammenschnitt mit Peter O'Toole, der sich nochmals sehr lebendig an die aufwendigen und langwierigen Dreharbeiten des Films erinnert.

Separat erhältlich ist auch noch eine Limited Collector's Edition Blu-ray von "Lawrence von Arabien", die weiteres exklusives Bonusmaterial und den Soundtrack des Films enthält.

FAZIT

"Lawrence von Arabien" ist auf Blu-ray nichts geringeres als ein sensationeller Triumph: dass der 50 Jahre alte Film derart brillant in High Definition erstrahlt ist ein Wunder und Testament des Restaurationsteams von Sony. Dazu gibt es noch eine mehr als erschöpfende Flut an Extras. Und wem dies immer noch nicht reicht kann alternativ die Limited Collector's Edition erstehen, die noch mehr Material und sogar den Soundtrack von Maurice Jarre beinhaltet. Die Mutter aller modernen epischen Filme ist Zuhause auf Blu-ray: absoluter Pflichtkauf!



Kay Pinno