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REVIEWS



Seconds Apart   

Seconds Apart
    
Original: Seconds Apart   (USA, 2011)
Laufzeit: ca. 85 Min. (PAL)
Studio: Senator HE
Regie: Antonio Negret
Darsteller: Orlando Jones, Edmund Entin, Gary Entin
Format: 1.77:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Behind the Scenes
Preis: ca. 11 Euro
Wertung: 2 / 2 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Unheimlich und gut"

Es beginnt mit einer High-School-Party. Vier Jungs pokern, sie geben mit ihren Mädchengeschichten an. Ja, dies sind genau die Typen, die wir hassen. Und die darüber hinaus doch etwas aus der Mode gekommen zu sein scheinen, seit hornbrillentragende Nerds plötzlich als cool gelten und Fuselbartträger sogar in Mailand über die Laufstege der Modewelt laufen dürfen. Von dieser neuen Welt haben die vier Jungs noch nichts gehört. Sie verkörpern die alten Werte. Den Football. Die Muskel. Die absolute Männlichkeit. Und sie spielen ein gefährliches Spiel: Wer eine Pokerrunde verliert, muss zum Russischen Roulette antreten.
Und so pusten sie sich einer nach dem anderen ihre Gehirne weg.
Alle vier!
Detective Lampkin (Orlando Jones) wird auf den Fall angesetzt. Vor allem aber soll er ihn schnell zu den Akten legen, um keine Nachahmer zu animieren. Vier Jungs haben es offenbar etwas mit ihrem Männlichkeitswahn übertrieben. Das ist schade, aber bitte: Keine Fragen. Lampkin aber, der bei einer Feuerkatastrophe seine Frau verloren hat, verbeißt sich in den Fall, der ihn zu den Zwillingsbrüdern Seth und Jonah führt (Edmund und Gary Entin). Die waren auf der Party, das kann Lampkin beweisen. Bizarr ist jedoch, dass sich kein anderer Gast an ihre Anwesenheit erinnern kann. Lampkin braucht nicht lange um zu erkennen, dass Seth und Jonah die Fähigkeit der totalen Sinnesmanipulation beherrschen. Eine Fähigkeit, die bei ihm offenbar nicht hundertprozentig funktioniert – möglicherweise aufgrund des Verlustes, den er erlitten hat. Lampkin weiß aber auch, wie absurd diese Erkenntnis erscheint.
Da tritt Eve (Samantha Droke) in Jonahs Leben. Eine Außenseiterin, wie die Zwillinge. Sie mag den seltsam verquer wirkenden Jungen. Ihr Auftauchen sät erstmals Zwietracht zwischen die Brüder, die offenbar ganz gezielt Menschen in den Tod treiben, um etwas aus ihrem Tod zu lernen. Aber was?
„Seconds Apart“ ist eine echter Kracher. Ein Film, tiefgründig, unheimlich, eiskalt. Ein Horrorfilm, dessen Schockeffekte kaum mehr eine Dreingabe zum Spiel von Edmund und Gary Entkin darstellen, deren kühle Performance einen Kühlschrank wie eine Sauna erscheinen lassen. Seth und Jonah lassen die alten Killerrecken wie Jason oder Freddy alt aussehen, dummdreiste Schlächter, die für einen halbwegs gelungenen Gag über Leichen gehen. Diese Simplizität ist Seth und Jonah fern. Sie sind – anders. Kühle Manipulatoren der Gegenwart, Beobachter, gefühllos, intelligent. Und sie sind Nerds. Sie sind keine coolen Footballspieler. Sie sind gute Schüler, gute Söhne. Oder ist all das auch nur eine Fassade?
Antonio Negret heißt der Regisseur dieses Filmes. Er ist Kolumbianer und ein Mann, dessen Namen man sich merken muss, wie auch sein zweiter US-Spielfilm, „Transit“, beweist.
Die Entdeckung des Filmes aber sind Edmund und Gary Entin. Die Jungs sind wirklich unheimlich (gut).

BILD

Seconds Apart

Wie nicht anders zu erwarten, gibt es da nichts zu meckern. Der eher kleine Horrorfilm aus der Qualitätsschmiede After Dark stellt nun auch keine großen Anforderungen. Dies ist nicht der "Hobbit", sondern ein Kleinod aus der amerikanischen Vorstadt, ein Schreckensbild, das keine apokalyptischen Bilder braucht, um den Schrecken spürbar werden zu lassen, da der Horror im Kopf stattfindet. Und der braucht noch keine Flachbildschirme oder 48 Bilder pro Sekunde, um Horror zu kreieren.

TON

Seconds Apart

Auch da gibt es nichts zu meckern. Die deutsche Synchronarbeit kann sich hören lassen, da sie viel Wert auf die Stille legt. Stille ist nicht einfach "kein Ton", auch Stille will inszeniert werden (Stille ist nicht stumm). Diese Momente kommen sehr intensiv in die Gehörgänge, ein perfekter Sound bedeutet eben nicht immer nur "Knall, Bumm, Peng", nein, Perfektion ist auch in der Stille möglich.

EXTRAS

Da gibt es die Kapitel-/Szenenanwahl, ein animiertes DVD-Menü und natürlich ein - genau - Behind the Scenes-Filmchen. Das kann man sehen, muss man aber nicht, da es nun nicht wirklich tief in die Materie eindringt. Ein Film über "After Dark" wäre nicht uninteressant. Wie arbeitet "After Dark"? Schließlich sind seit 2011 eine ganze Reihe von kleinen Horrorfilmen unter diesem Label auf dem Markt erschienen - und unter diesen kleinen Filmen fanden sich eine ganze Reihe kleiner Perlen - wie "Seconds Apart"...

FAZIT

"Seconds Apart" ist kein Horrorfilm für Freunde von Gekröse oder klassischen Schockeffekten. "Seconds Apart" ist ein Film, der seine Geschichte langsam aufrollt, der sich Zeit lässt, der sich wenig um die Systematik des Genres kümmert - sich aber ebenso sicher in diesem Genre bewegt. Charaktere und Geschichte zählen mehr als der bloße Effekt, dennoch vergisst der Regisseur die Spannung nicht. "Seconds Apart" ist ein ungewöhnlicher, ein starker, ein bemerkenswerter Horrorfilm: Angucken!



Christian Lukas