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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Für ein paar Dollar mehr HD   (BLU-RAY)

Für ein paar Dollar mehr HD
    
Original: Per qualche dollaro in più   (Italien, 1965)
Laufzeit: 132 Minuten (1080p)
Studio: Tobis / Universum
Regie: Sergio Leone
Darsteller: Clint Eastwood, Gian Maria Volonté, Lee van Cleaf, Klaus Kinski, Mario Brega u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Englisch DD-Mono Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Interviews, TV-Prolog u.m.
Preis: ca. 13 €
Wertung: 3 / 3+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Abgerechnet wird zum Sch(l)uss!"

“Wo das Leben keinen Wert besitzt, da hat der Tod oftmals seinen Preis!” Mit diesen Worten beginnt Leones zweiter Dollar Paukenschlag, der den italienischen Regisseur endgültig in seinen stilistischen Sattel hievt. Clint Eastwood ist diesmal als Kopfgeldjäger Monco unterwegs. Mit dem Umlegen von steckbrieflich gesuchten Verbrechern füllt er sich die Taschen. Unerwartete Konkurrenz bekommt er von dem Südstaaten Colonel Mortimer (Lee van Cleaf), der seinen Kopfgeldjäger-Job mit der tödlichen Präzision und dem Waffenarsenal eines Großwildjägers durchführt. Das größte Raubwild im Revier ist der frisch aus dem Knast ausgebrochene Psychopath El Indio (Gian Maria Volonté spielt wieder einmal herrlich durchgeknallt), der mit seiner Bande den Plan schmiedet, die schwer bewachte Bank von El Paso auszurauben. Doch die beiden Verbrecherjäger haben sich schon an die Fährte ihrer Beute gehängt. Für Colonel Mortimer naht zudem eine ganz persönliche Abrechnung mit El Indio. “Für ein paar Dollar mehr” profitierte sichtlich von dem Erfolg seines Vorgängers "Für eine Handvoll Dollar". Leone und sein Team haben sich schon eingespielt und wissen das exponentiell gestiegene Budget des neuen Produzenten Alberto Grimaldi nicht nur zu schätzen sondern auch zu nutzen. Das beginnt schon bei der genialen Besetzung, die Lee van Cleaf wieder und Klaus Kinski überhaupt auf das Parkett der internationalen Stars bringt. Zudem sind die Lire auch in die wesentlich aufwendigere Ausstattung geflossen. Auch für die anständige Ausleuchtung konnten sich die Filmemacher nun Zeit nehmen. Das Ergebnis lässt einen den noch kruden Look von “Für eine Handvoll Dollar” schnell vergessen. Hier kann Leone nun ganz deutlich den Stilisten heraushängen lassen und überzeugt vollends mit seinem sicheren Gespür für starke Motive, die durch Ennio Morricones noch viel epischere Musik perfekt untermalt werden. Auch die Gewalt wird hier nochmals eine Stufe unangenehmer weil persönlicher. Dennoch wirken die Figuren in ihrer gewollten Überzeichnung wesentlich Comic-artiger. Dem Drehbuch wurde ebenfalls größere Aufmerksamkeit gewidmet. Sehr viel stärker noch als im Vorgänger wird hier der schwarze Humor nicht nur durch die Dialoge betont. Persönlicher Favorit: nachdem El Indio aus dem Knast ausgebrochen ist und eine Wache das Massaker durch einen Zufall überlebt, weil El Indios Pistole leer ist, beginnt der Bandenchef hysterisch zu lachen. Im Anschnitt wird ein Steckbrief mit dem lachenden Indio am Büro des Sheriffs aufgehängt. Zynisch, morbide aber äußerst komisch - eben ganz Leone. Die Blu-ray Fassung von Universum/Tobis enthält zudem weltweit erstmalig die komplett ungeschnittene Fassung von "Für ein paar Dollar mehr". Allein dafür lohnt sich die neue Scheibe bereits.

BILD

Für ein paar Dollar mehr HD

Um erstmalig eine unzensierte Fassung von "Für ein paar Dollar mehr" in HD zu schaffen, mussten die Restaurateure auf mehrere Quellen Filmmaterials zurückgreifen. Das Resultat geht insgesamt in Ordnung aber zeigt eben doch deutliocher das Alter des Films: die Vorlage des anamorphen Transfers zeigt unterschiedlich starkes Filmkorn und auch mal deutlichere Altersspuren einschließlich eines kleine Bildstreifens an einer Stelle. Schärfe und Kontrast sind weitestgehend gut aber schwankend. Während die Close-Ups fast durchgängig sehr gut, extrem plastisch und detailreich wirken, verlieren die Wideshots oft an Kontur und sind auch mal deutlich weichgezeichnet. Das Filmkorn schlägt fast dauerhaft zu Buche, liefert zwar einen schönen Vintage-Look, aber wirkt an einigen Stellen zu stark ein, dass durch die GRobkörnigkkeit die Bilddetails verloren gehen. Die Farben sind eher erdig und solide. Der grau-braune Schmuddellook des Films wird dabei sehr gut transportiert. Der Schwarzlevel geht auch in Ordnung und liefert einen soliden Detailgrad. Die Kompression bleibt unsichtbar. Trotz der sichtbaren Alterserscheinungen hat "Für ein paar Dollar mehr" einen für das Ausgangsmaterial soliden Transfer erhalten.

TON

Für ein paar Dollar mehr HD

Tontechnisch ist die Scheibe auf “Ohrenhöhe” mit dem Vorgänger: der deutsche Monoton wurde ordentlich aufgeräumt und klingt rauschfrei sehr ordentlich. Soundkulisse und Dialoge vermischen sich recht homogen, während auch die Musik fast ein wenig dynamisch klingt. Surroundaktivität ist bei diesem Track natürlich nicht vorhanden. Im Gegensatz zur alten DVD wurden für die Blu-ray von "Für ein paar Dollar mehr" beide deutsche Synchronfassungen auf die Scheibe gepresst. Somit können hier die originale Kinosynchronisation als auch die populärere Rainer Brandt Synchronisation genossen werden. Ebenfalls sind auch die englische Originaltonspur und ein neuer DTS-HD-MA 5.1-Upmix in Englisch vorhanden. Letzterer lässt vor allem die grandiose Musik von Ennio Morricone wesentlich besser zur Geltung kommen.

EXTRAS

Für die Blu-ray wurden die Extras der ursprüngliuchen Special Edition DVD übernommen. Neu hinzugekommen ist nur noch ein Clip mit dem originalen deutschen Vorspann, den man erstaunlicherweise nicht für den eigentlichen Film auf der Blu-ray verwandet hat (Dort ist der Vorspann mit den englischen Titeln zu sehen), sowie beide deutsche Synchronfassungen des Films.

Der laufende Audiokommentar von Leone-Biograph Sir Christopher Frayling ist wieder ein herrlicher Quell an Fakten und Anekdoten rund um die Entstehung des Films. Zusätzlich betreibt er auch wieder viel Filmanalyse und benennt sogar Leones Vorbilder für “Für ein paar Dollar mehr”, die diesmal aus dem amerikanischen Westerngenre stammen. Von kleinsten Kleinigkeiten, wie besonderen Drehorten oder Problemen am Set, bis zu bildgenauen Interpretationen und Hinweisen auf die verschiedenen Zensurmaßnahmen, die der Film erleiden musste, pflastert Frayling seine Zuhörer wieder einmal in einem Non-Stop-Stakkato mit genialem Infotainment zu. Wer sich schon seinen Kommentar von “Für eine Handvoll Dollar” angehört hat, wird hier allerdings einige Wiederholungen zu hören bekommen. Trotzdem ein sehr guter Track, den sich niemand entgehen lassen sollte.

Unter “Dokumentationen und Interviews” sind die relevanten Video-Extras zu finden. Wer sich den Kommentar von Sir Christopher Frayling noch nicht angehört hat, bekommt mit “Ein neuer Standard” wieder einmal eine knapp 19-minütige Zusammenfassung präsentiert. Hier spricht Frayling nochmals über den Film und wiederholt natürlich die wichtigsten Fakten und Histörchen, auf die er im Kommentar noch präziser eingeht. “Für ein paar Wochen mehr” ist ein weiterer Ausschnitt aus dem längeren Clint Eastwood Interview, wovon es schon einen Schnipsel auf der Scheibe von “Für eine Handvoll Dollar” zu sehen gab. Der Ausschnitt behandelt natürlich speziell die Erfahrung von “Für ein paar Dollar mehr”. Mit nur knappen sechs Minuten Laufzeit, in denen sich Eastwood begeistert an die Zusammenarbeit mit Lee van Cleaf und Leone erinnert. Auch hier ist die Zeit viel zu kurz, um einen echten Einblick in Clints Sicht der Filme zu bekommen. Ebenfalls viel zu kurze zehn Minuten läuft “Tre Voci”, in dem drei Freunde Leones (Produzent Alberto Grimaldi, Drehbuchautor Sergio Donati und Mickey Knox, der englische Synchro-Experte Italiens) sich ebenfalls an ihre Zusammenarbeit mit Leone erinnern und einige kuriose Anekdoten zu berichten haben. In “Restauration Italien Style” (ca. 4 Min.) berichtet MGM-Filmarchivar und -Restaurator John Kirk über seine Arbeit an der Wiederherstellung von “Für eine Handvoll Dollar”. Der “Drehortevergleich” (ca. 11 Min.) von damals zu heute ist ebenfalls wieder hübsch gelungen. Die komplette Westernstadt, die für El Paso doubelt, ist tatsächlich noch voll in Betrieb. Unter “Die US-Verleihfassung” lassen sich noch die zwei minimalst gekürzten Szenen des Films und weitere Vergleiche zur alten US-Fassung finden. Abschließend gibt’s noch die Trailer zum Film, diesmal auch mit den originalen deutschen Trailern, und zwölf Radiospots zu finden.

FAZIT

Erstmals weltweit enthält "Für ein paar Dollar mehr" auf Blu-ray in Deutschland die komplett ungekürzte Fassung von Sergio Leones Klassiker. Leider lässt das aus zahlreichen Quellen stammende Material für den Transfer in HD natürlich keinen brillanten Eindruck zurück. Dennoch darf man sich über den echten Vintage-Look, die komplett ungeschnittene Fassung und beide deutsche Synchronfassungen sowie die bereits bekannten Extras freuen. Das Update von "Für ein paar Dollar mehr" lohnt sich somit auf jeden Fall.



Kay Pinno