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REVIEWS



Inspector Banks - Staffel 1   

Inspector Banks - Staffel 1
    
Original: Inspector Banks, Season 1   (Großbritannien, 2011)
Laufzeit: ca. 360 Min (PAL)
Studio: Polyband
Regie: Paul Whittington, Bill Anderson, Marek Losey
Darsteller: Stephen Tompkinson, Andrea Lowe, Lorraine Burroughs
Format: 1,78:1
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: --
Preis: ca. 22 Euro
Wertung: 1-/ 2+/ 6 (Bild/Ton/Extras)


"Die Serie, die sich nicht traut"

Inspector Banks gehört nicht zu den ganz großen Würfen der britischen Kriminalserienlandschaft. Zwar weiß die Serie mit Stephen Tompkinson einen Hauptdarsteller vorzuweisen, der schlicht und ergreifend geboren wurde, um genau diese Rolle zu spielen. Das Problem an der Serie ist jedoch, dass sie nicht so recht weiß, in welche Richtung sie sich bewegen möchte. Bewegt sie sich in der Tradition klassischer Krimiserien wie „Die Füchse?“ Gerade „Die Füchse“ wird bis heute in Großbritannien kultisch verehrt. In Deutschland konnte sie nie einen solchen Stellenwert erlangen, was sich einfach erklären lässt: Die guten Folgen hat das ZDF nie gezeigt. „Die Füchse“ war hart, die Ermittler arbeiteten nie in den Graubereichen – sie ermittelten dort, wo es bereits schwarz wurde. Wenn die Gangster Gewalt einsetzten, setzten sie Gewalt ein. Auge um Auge. Zu einem solchen Handeln neigt auch Inspector Banks. Er ist ein harter Hund, einer, der für die Gerechtigkeit durch die Wand geht. Allerdings ist er auch ein Mann der Gegenwart, und in dieser Gegenwart lesen Polizisten Verdächtigen ihre Rechte vor und prügeln keine Geständnisse aus ihnen heraus.
In Tompkinson lodert ein Vulkan, und das merkt man. Wenn er Inspector Banks verkörpert, dann verkörpert er einen Mann, der seine wahre – brutale – Identität zügeln muss. Dieser Mann ist tief in seinem Inneren eine Bestie, die sich selbst etwa durch eine Vorliebe für anspruchsvolle Musik zügelt. Wenn Banks sich als Freund jazziger Klänge entpuppt, dann offenbart er eine Leidenschaft, die das Tier in ihm unter Kontrolle hält, es beruhigt, einlullt.
Das Problem der Serie: Was Tompkinson in seiner Darstellung andeutet, die Kraft, die in der Figur steckt – darf er nicht ausleben. Man spürt, wie dieser Schauspieler vor Kraft strotzt, wie er nur darauf wartet, einmal ausbrechen zu dürfen – aber genau das erlauben ihm die Geschichten nicht, die zwar immer wieder andeuten, dass Banks ein Mann ist, der gezügelt werden muss, weshalb er gleich im Pilotfilm eine Kollegin an seine Seite gestellt bekommt, die einen Gegenpart zu Banks bilden und ihn zur Zurückhaltung mahnen soll. Nur leistet sich die erste Staffel dann den Fauxpas, dass immer wieder gesagt wird, dass Banks der harte Hund ist – es aber etwa in der zweiten Episode, „Kein Rauch ohne Feuer“ Banks ist, der den Mist seiner Kollegin aufräumen muss, die sich einen Alleingang und ein kleines Abenteuer gönnt – was in beiden Fällen genau zu den Verwerfungen führt, vor denen sie eigentlich ihren temperamentvollen Boss bewahren soll.
Angesiedelt ist die Serie in Yorkshire. Raues Land, raue Figuren. Das passt. Und schon der erste Film ist heftig. Da gibt es einen Serienkiller im Koma, ein vermisstes Mädchen und einen Polizistenmord. Behäbigkeit lässt sich dem Einstieg in die Serie nicht vorwerfen und es ist erstaunlich, mit welcher Präsenz Tompkinson den Bildschirm zu füllen vermag. Im Pilotfilm wird schnell klar: Diesen Mann sollte man zum Freund haben. Er mag, wie es sich für einen Ermittler der Gegenwart gehört, stets Anzug und Krawatte tragen, er mag sich ans Gesetz halten – aber eines ist auch klar: Wenn es nicht anders geht, dann wird er die Grenze dessen, was er darf, ohne zu zögern übertreten. Das muss man nicht zeigen, es reicht, dass es angedeutet wird. Tompkinsons Spiel erledigt den Rest.
Dann aber kommt die erwähnte zweite Episode, die das gerade erst entstandene Bild schon brüchig werden lässt, wenn Banks, der harte Hund, eben den Mist seiner Kollegin aufräumen muss (es geht um zwei Morde, die zu Kunstfälschern führen, die sich darauf spezialisiert haben, Gemälde weniger berühmter Zeichner der Vergangenheit zu fälschen, denn siehe – auch damit lässt sich Geld verdienen – und das vor allem sehr unauffällig).
Während im dritten Film verschiedene Fälle, zu denen der Mord an einem Rollstuhlfahrer gehört, langsam zusammenfließen und kaum mehr als gediegene Krimikost servieren können, kracht dann jedoch der letzte Spielfilm der ersten Staffel: Da wird ein Mann, der einen Raubüberfall begangen hat, erschlagen. Und statt zu ermitteln, verschwindet Banks nach London, um im Auftrag seines Chefs dessen Tochter zu suchen, die offenbar in die Pornoszene abgerutscht ist. „Kalt wie das Grab“ lautet der Titel des vierten Filmes und der macht keine Gefangenen und zeigt auf, dass in der Serie ein großes Potenzial steckt. Der Hauptdarsteller ist großartig, nur die Serie traut sich nicht, eben diesen Darsteller / seine Figur zu entfesseln. Sie bietet gediegene britische Kost, sieht gut aus, ist unterhaltsam. Aber das ist eben nicht alles, sie könnte mehr sein. Viel mehr.

BILD

Inspector Banks - Staffel 1

Das Bild ist von ordentlicher TV-Qualität. Es ist klar, ohne Transferverluste, ohne Probleme in den Schwarzwerten. Manchmal überwiegen etwas Grün- und Blautöne. Das ist von der Farbdramaturgie her so gewollt, auch dass es manchmal etwas dreckig wirkt. Das gibt einen "schönen" Kontrast zur durchaus hübschen Landschaft von Yorkshire. Gute Arbeit.


TON

Inspector Banks - Staffel 1

Das klingt schon gut, was da aus den Boxen kommt. Die Abmischung ist sehr "kontrastreich". Obschon die Serie keine allzu großen Ansprüche an das Boxenrepertoire daheim stellt, wurde doch sowohl aus Seite der Briten als auch auf Seiten der deutschen Synchronisation eine hervorragende Arbeit abgeliefert.


EXTRAS

Wie immer bei Serien, die im ZDF ihre Premiere erlebt haben - nix.

FAZIT

"Inspector Banks" stolpert über seinen fehlenden Mut. Statt die Bestie zu entfesseln, wird sie in einen Käfig gesperrt. Ein grandioser Hauptdarsteller kann die Serie zwar problemlos auf seinen Schultern tragen, aber er wird doch in Ketten gelegt. Etwas mehr Mumm - und "Inspector Bank" wäre mehr als "nur" gute Unterhaltung.



Christian Lukas