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REVIEWS



Berlin File, The   

Berlin File, The
    
Original: Bereurlin   (Südkorea, 2012)
Laufzeit: ca. 117 Min. (PAL)
Studio: Splendid Film
Regie: Ryoo Seung-wan
Darsteller: Jung-woo Ha, Suk-kyu Han, Gianna Jun, Seung-beom Ryu Tom Keogh
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: -
Preis: ca. 14 Euro
Wertung: 1-/ 2 / 6 (Bild/Ton/Extras)


"Berlin als Kulisse eines koreanischen Actionfilmes"

Na bitte, es geht doch: Wenn das Drehbuch stimmt, dann kann Berlin nicht nur als Kulisse für einen grandiosen Thriller dienen, nein, das Publikum honoriert das auch und stürmt die Kinos. Sieben Millionen Kinozuschauer haben diesen Film hier schließlich gesehen. Allerdings nicht in Deutschland, sondern in Süd-Korea, wo sich „The Berlin File“ zu einem Sensationshit entwickelt hat. Ob es an der für Südkoreaner exotischen Kulisse lag?
Wer weiß das schon. Die Akribie auf jeden Fall, mit der Autor und Regisseur Ryoo Seung-wan Deutschland ins Bild setzt – ist bemerkenswert. Im Gegensatz zu seinen amerikanischen Kollegen, die sich wenig um die Kleinigkeiten kümmern und lieber in ihren Filmen ihr eigenes Fantasy-Deutschland erschaffen (episch ist die Einblendung „Frankfurt Central Station“ in „Das A-Team“ – wobei es den Kölner Dom zu sehen gibt...), sind es eben diese Kleinigkeiten, die in Ryoo Seung-wans Film begeistern. Und wenn es nur die halb geleerte Perwoll-Flasche auf einem Regal im Badezimmer des Protagonisten ist - Ryoo Seung-wans Liebe zum Detail wirkt betörend. Er nimmt den Handlungsort ernst. Darüber hinaus ist Berlin als Schauplatz auch als eine Verbeugung zu verstehen. Eine Verbeugung gegenüber dem klassischen Agententhriller – denn die Welt mag sich verändert haben, berichtet Ryoo Seung-wan, die Geheimdienste aber sind dieselben geblieben.

Jong-seong ist ein Agent. Einer, der als Geist in Berlin lebt. Niemand kennt ihn. Unauffällig geht er seiner Tätigkeit nach. Klar strukturiert, zielgerichtet, seinem Land treu ergeben. Und dieses Land heißt Nord-Korea. Eines Tages jedoch nimmt sein Leben eine unerwartete Wendung. Ein Waffendeal, den er mit arabischen Terroristen unter Vermittlung eines russischen Waffenhändlers einfädeln soll, wird von einem Mossad-Kommando gesprengt. So wird nicht nur der südkoreanische Geheimdienst auf den „Geist“ aufmerksam, auch in Nord-Korea beginnt man sich für Berlin zu interessieren, denn für den Zwischenfall gibt es nur eine Erklärung: Einen Maulwurf innerhalb der Botschaft. Der Verdacht fällt auf die Dolmetscherin Jung-hee – Jong-seongs Ehefrau.
So, und wer nun glaubt, dass sich Jong-seong nun vor sein Weib stellt und flugs die Seiten wechselt, um die Frau, die er liebt, zu retten – irrt. Ein wahrer Agent liebt zuerst sein Vaterland, alles andere hat sich dieser Liebe unterzuordnen. Selbst die eigene Ehefrau, die, sollte sie wirklich ihr Land verraten haben, nicht mit Jong-seongs Hilfe rechnen kann. Ganz im Gegenteil. Dass allerdings ausgerechnet er, der Perfektionist, nicht bemerkt haben soll, dass seine eigene Frau Geheimnisse verrät...
„The Berlin File“ kann überzeugen, weil er den unbequemen Weg wählt. Der Protagonist ist ein Nordkoreaner, der sein Land mehr liebt als seine Frau. Sein Antagonist ist ein zynischer südkoreanischer Agent, der längst an nichts mehr glaubt und vom Hass auf die Welt zerfressen ist. Regisseur und Autor Ryoo Seung-wan fordert von seinen Zuschauern Konzentration ein, macht es seinen Zuschauern nicht leicht, mit seinem Protagonisten auf eine Tour de force zu gehen; bei alledem aber lässt er es gleichzeitig heftig krachen. „The Berlin File“ ist kein Arthouse-Kino. "The Berlin File" ist modernes Actionkino. Schnell, heftig, gut gespielt und ebenso gut geschrieben. Ein echter Tipp!

BILD

Berlin File, The

Die Vorlage des Transfers (2.35:1) war hervorragend und ermöglichte dem Verleiher eine lehrbuchmäßige Umsetzung. Die Farben wirken Es dominieren eher gedeckte Farben, der Film wirkt alles in allem etwas verwaschen. Aber das ist keine negative Kritik, das Bild wirkt mit Absicht ein wenig gräulich, was die Grundaussage des Filmes durchaus unterstreicht: Die Welt ist ein grauer Ort. Schwarz und Weiß sind nur zwei Pole, der Rest des Lebens findet im Grau dazwischen statt.

TON

Berlin File, The

Da gibt es gleichfalls nichts auszusetzen. Die deutsche Fassung ist ein wenig steril, es kracht und knirscht ordentlich, aber man spürt ihr doch an, dass sie nicht für den großen Kinostart abgemischt worden ist, sondern fürs DVD-Publikum. Der südkoreanische Ton ist homogener und letztlich ist er eh zu empfehlen, denn der Film ist mehrsprachig. Die Hauptfiguren sprechen untereinander Koreanisch. Klar. Aber der Film spielt in Deutschland. Hier spricht man - Deutsch. Und die ausländischen Agenten - sprechen Englisch. Dass die südkoreanischen Darsteller offenbar ein Sprachtraining absolvieren mussten, spricht für die Präzision im Rahmen der Vorbereitung. Sprechen sie Deutsch - ist das klar zu verstehen, ein "Schieß dem Fenster"-Moment (ein Klassiker aus der Originalfassung des ersten "Die Hard"-Filmes) bleibt den deutschen Ohren erspart.

EXTRAS

Das ist eine Überraschung, und zwar eine negative Überraschung: Da gibt es nämlich außer Trailern nix.

FAZIT

Liebe Filmproduzenten hierzulande, guckt euch "The Berlin File" an. So setzt man die deutsche Hauptstadt in Szene. Und es muss ja nicht immer Berlin sein. "The Hamburg File" klingt ebenso schickt wie "The Munich File". Oder, mal ein bisschen Exotic: "The Dortmund File". Oder "The Kiel File". Die NSA hört uns doch eh alle ab, da lässt sich für jeden Spielort das richtige Drehbuch finden. Bis dahin ist "The Berlin File" ein Pflichtfilm für alle Freunde von klassischen, und doch modernen Schlapphutfilmen!



Christian Lukas