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REVIEWS



Brothers Grimm   

Brothers Grimm
    
Original: The Brothers Grimm   (USA, 2005)
Laufzeit: 113 Minuten (PAL)
Studio: Eurovideo
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Heath Ledger, Matt Damon, Monica Bellucci, Peter Stormare, Jonathan Price u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-ES Deutsch DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar
Preis: ca. 20 €
Wertung: 3-/ 1 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Die bösen Märchen-Onkels!"

Mit den echten Gebrüdern Grimm haben Heath Ledger und Matt Damon in Terry Gilliams neuem Film „The Brothers Grimm“ wohl nur den Namen gemein. Statt Märchen zu sammeln gehen die Akademiker lieber auf Geisterjagd. Dass Kinophantast Terry Gilliam tatsächlich eine akkurate Biografie der deutschen Märchensammler verfilmen würde, dürfte wohl niemand erwartet haben. Mit seinem Film huldigt er der unbegrenzten Fantasie der Grimms Märchen und nicht deren Autoren. Wie in „Brazil“ und „Der König der Fischer“ steht der Glaubenskampf der märchenhaften Phantasie gegen die brutale Realität im Zentrum seiner Erzählung. Dieser Konflikt beginnt bei „The Brothers Grimm“ schon in der Kindheit der Geschwister. Jakob Grimm (Heath Ledger) ist ein Träumer, der sich Wunderbohnen statt einer Medizin für seine kranke Schwester andrehen lässt. Diesen tödlichen Irrtum wird ihm sein pragmatischer Bruder Wilhelm (Matt Damon) nie verzeihen können. Er übernimmt schließlich die Führungsrolle in ihrem Gespann. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist aber für die Universitätsabsolventen im französisch besetzten Deutschland nicht viel Arbeit vorhanden. Deshalb machen sich die Brüder den immer noch weit verbreiteten Aberglauben der Bevölkerung und ihr Wissen um bekannte Folklore zu nutzen. Ausgerüstet mit einem Arsenal an Taschenspieler-Tricks lassen sie bekannte Spukgestalten lebendig werden, um sie dann gefahrlos und gegen ein hübsches Sümmchen entsorgen zu können. Das falsche Spiel geht so lange gut, bis in dem kleinen Dorf Marbaden tatsächlich ein paar Kinder in einem als verwunschen geltenden Wald verschwinden. Der Statthalter der napoleonischen Besatzungsmacht Delatombe (Jonathan Pryce) hält die Grimms verantwortlich und stellt ihnen ein Ultimatum zur Aufklärung der Vorkommnisse. Vor Ort müssen die Brüder allerdings schnell feststellen, dass in dem verwunschenen Wald kein unliebsamer Konkurrent sondern tatsächlich ein böser Zauber steckt. Gilliam übernimmt sich bei dem ambitionierten Versuch, drei Erzählebenen miteinander zu kombinieren. Der Kampf der aufgeklärten, rationalen Moderne in Gestalt der Franzosen gegen den altertümlichen deutschen „Wald aus Fantasie und Aberglaube“, der sich auch im Konflikt der beiden Brüder Grimm widerspiegelt, funktioniert dabei noch am besten. Eine durchgängige Metapher über die Wichtigkeit und die Macht des Geschichtenerzählens ist nur noch in Fragmenten vorhanden. Das eigentliche Abenteuer der Brüder Grimm, in dem eine böse Königin (Monica Bellucci) zur Strecke gebracht werden muss, enttäuscht schließlich. Beliebig werden hier grimmsche Märchen-Motive vom vergifteten Apfel über den Zauberspiegel bis zum gläsernen Pantoffel ohne größeren Zusammenhang in einer stimmungsvoll ausgestatteten Kulisse verbraten. Ein Lichtblick in diesem märchenhaften Durcheinander ist aber Schauspieler Peter Stormare, der als italienischer Folterspezialist Cavaldi für die Franzosen arbeitet und den „Grimmi“ als Wachhund zur Seite gestellt wurde. Verspielt und mit einem herrlich schrägen Akzent wandelt sich der Erfüllungsgehilfe der rationalen Franzosen in den Retter der Märchenerzähler, da er sich plötzlich wieder an die Märchen aus seiner Kindheit erinnert. Vielleicht liegt darin der ewige Zauber der Gebrüder Grimm, den Terry Gilliam mit „The Brothers Grimm“ beschwören wollte: ihre Geschichten wecken immer noch die kindliche Fantasie in jedem Erwachsenen.

BILD

Brothers Grimm

Trotz einer sehr guten Vorlage ohne große und kleine Defekte ist der anamorphe Widescreentransfer (1.85:1) eher eine leichte Enttäuschung. Das Bild wirkt dauerhaft wie mit einem leichten Mattschleier überzogen, was sich besonders fies auf den Schwarzlevel auswirkt. Dieser ist besonders milchig ausgefallen und wird in den wirklich dunklen Szenen deutlich grieseliger. Dazu kommt ab und an ein seichtes Hintergrundrauschen, dass auch in den dunklen Stellen ein paar Artefakte zeigt. Trotz dieser Mankos ist die Schärfe größtenteils recht gut. Der Kontrast ist allerdings deutlich zu schwach eingestellt, was das Bild deutlich matter wirken lässt. Auch die teilweise absichtlich reduzierten Farben werden dadurch noch blasser. Insgesamt ein knapp durchschnittlicher Transfer, der aber deutliche Schwächen zeigt.

TON

Brothers Grimm

Der Sound ist im Gegensatz zum Bild schon eine herrliche Offenbarung. Sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch wird die Soundstage sehr viel und effektiv mit ambienten Soundeffekten bespielt. Besonders die Märchenwald-Sequenzen kommen hier sehr gut zur Geltung. Überall ächzt und knarzt es aus den Effektekanäle, während deutlich ortbar Raben und Eulen ihr Geschrei verbreiten. Der DTS-Track hat in der Geräuschauflösung leicht die Nase vorn, da hier die Geräusche noch besser ortbar scheinen. Die Musik schmeichelt sich ebenfalls gekonnt über alle Kanäle, während die Dialoge sicher im Centerkanal sitzen. Sehr gut.

EXTRAS

Als einziges Extra gibt’s auf dieser Verleih-DVD nur den Audiokommentar von Regisseur Terry Gilliam zu hören. Gilliam zeigt sich als versierter Erzähler, der sich gezielt über die komplizierte technische Seite der Produktion in Prag und die interessante Zusammenarbeit mit den tschechischen Mitarbeitern äußert. Außen vor lässt er jedoch die Komplikationen mit den produzierenden Weinstein-Brüdern und die Querelen hinter den Kulissen. Ein wenig enttäuschend ist auch der geringe Bezug auf das inhaltliche Geschehen des Films. Gilliam erwähnt zwar seine Vorliebe für bestimmte Märchenmotive und Figuren, aber er bringt letztlich auch keine richtige Ordnung in sein doch sehr zusammengeflicktes Werk aus wahllos verteilten Anspielungen. Trotzdem bleibt der Track recht hörenswert und dürfte Gilliam-Fans sicherlich mehr als einmal ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern. Statt einem Kinotrailer für “The Brothers Grimm” gibt’s nur zwei Trailer für weitere Filme aus dem Eurovideo-Programm.

FAZIT

Leider sind die “Brothers Grimm” nicht der erzählerische Höhepunkt von Terry Gilliam geworden. Dennoch ist ein ganz ansehnliches Stück Kino dabei herausgekommen, das aber weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Gleiches gilt für die DVD von Eurovideo. Das Bild ist für einen nagelneuen Film eine Enttäuschung. Die Extras beschränken sich auf einen Audiokommentar. Da bleibt abzuwarten, ob Eurovideo noch eine Special Edition nachschieben wird.



Kay Pinno