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REVIEWS



Jack Ryan: Shadow Recruit   

Jack Ryan: Shadow Recruit
    
Original: Jack Ryan: Shadow Recruit   (USA, 2013)
Laufzeit: ca. 101 Min. (PAL)
Studio: Paramount HE
Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Chris Pine, Kiera Knightley, Kevin Costner
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch, Türkisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Regie- und Produzentenkommentar, Deleted Scenes, Feature über Jack Ryan
Preis: ca. 14 €
Wertung: 1-/ 2+/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Klapperndes Reboot"

Unpersönlich. Das ist das Wort, das beim Anschauen dieses Filmes unweigerlich in den Sinn kommt. Unpersönlich. Ohne eigene Note. Der Neustart der Jack-Ryan-Reihe ist nicht schlecht. Aber auch nicht gut. Vor allem die eher blassen Figuren überraschen, hat hinter der Kamera doch Kenneth Branagh gestanden hat. Es gibt zwar Kritiker die monieren, Branagh könne nur Shakespeare. Aber verdammt: Er kann Shakespeare. Er weiß, wie man Figuren kreiert. Er hat aus Marvels „Thor“ eine gigantische 3-D-Shakespeare-Show gemacht. Um so mehr irritiert, dass eben genau dieser Regisseur nichts aus seinen Figuren (inklusive des von ihm selbst dargestellten Charakters) herausholen kann. Die Figuren funktionieren. Da ist der junge Analyst Jack Ryan, da ist der alte Agent, da gibt es den Schurken. Alle Figuren erfüllen ihren Zweck. Aber eben auch nicht mehr. Da gibt es keine Überraschung, keine irritierenden Wendungen, keine Tiefe. Sie alle sind Teil eines Puzzles, das brav zusammengelegt am Ende ein auch klares Bild ergibt. Wer aber einen Mehrwert, eine Überraschung erwartet, wird enttäuscht. „Jack Ryan: Shadow Recruit“ ist ein routiniert heruntergespulter Thriller. Das kann man sich anschauen, man muss es aber nicht.
Worum geht es?
Nach den Anschlägen von 9/11 tritt der Doktorand Jack Ryan in die US-Armee ein. Er wird zwei Jahre später verwundet – und während der Reha von einem CIA-Agenten angesprochen. Der hat einige seiner Analysen bezüglich Bewegungen der Taliban gelesen, die von der Armeeführung offenbar als das Geschreibsel eines übermotivierten, kleinen Offiziers abgetan worden sind. Da aber, wo man sich für solche Gedanken interessiert, ist man auf den jungen Mann aufmerksam geworden. Der wird nun angeworben. Aber nicht als James Bond made in USA. Nein, er soll sein Wirtschafts-Studium beenden und als Analyst an der Wall Street arbeiten. Sein Job: ungewöhnliche Transaktionen zu analysieren, Ungewöhnliches im Auge behalten. Zehn Jahre vergehen – da geschieht tatsächlich etwas in seinem Unternehmen, was ihn misstrauisch werden lässt. Gigantische Geldmengen werden aus Russland verschoben. Aber die Wege werden verschleiert. Und dann steigt der Dollar in einer Situation am Rohstoffmarkt, in der er eigentlich sinken müsste. Ryan wird nach Moskau geschickt, um – in seiner Tarnung als Wall-Street-Analyst, Recherchen vor Ort anzustellen. Kaum in Moskau gelandet, wird ein Attentat auf ihn verübt, das er nur durch Zufall überlebt.
Schon in den Vorgängerfilmen war Ryan kein James Bond. Er war der Analyst, der eher unfreiwillig in die Action gerät. Der Neustart der Serie, mit einem jüngeren Jack Ryan, weicht da gar nicht von diesen Vorgängerfilmen ab. Und wenn der Analyst im Kampf um sein Leben einen Menschen tötet – ist dies auch der eine Moment, in dem Branagh als Regisseur seine Klasse beweist. Nichts an diesem Vorgang ist heroisch. Es ist dreckig. Und Ryan tötet aus purer Angst. Es heißt: Der Attentäter - oder er. Oder vielleicht auch nicht? Ryan nämlich gewinnt den Kampf, er schaltet den Angeifer aus. Er kommt an einem Punkt an, an dem er von ihm ablassen und keine Gefahr mehr fürchten müsste. Doch seine Angst obsiegt. Und statt den Mann am Leben zu lassen, tötet er ihn.
Dieser für einen Actionfilm sehr ungewöhnliche Moment steht leider für sich. Ansonsten funktioniert dieser Jack Ryan nach Schema F. Er wächst über sich hinaus, als seine schöne Freundin in die Geschichte hineingezogen wird; er fährt Motorrad ohne Helm, und so weiter. Chris Pine spielt die Rolle anständig, aber austauschbar. Kevin Costner gibt seinen Kontaktmann. Anständig, etwas rau. Doch ohne besondere Kennzeichen. Und Branagh? Gibt den bösen Russen, der den Amerikanern eines dafür auswischen will, dass sie den Kalten Krieg gewonnen haben. Doch von Branagh sollte man mehr erwarten dürfen als den verbitterten Patrioten, der natürlich gleich zu Beginn einen Krankenpfleger, der ihm wegen einer Erkrankung eine Spritze verpasst, zusammenprügelt, nur weil die Spritze nicht so gesetzt wurde, wie es hätte sein sollte. Bitte, das ist nun echt Klischee.
Jack Ryan sollte hier fürs jüngere Publikum aufgefrischt werden. Doch wirklich gelungen ist dies nicht. Fürs Publikum der Bourne-Filme ist dies alles viel zu konventionell. Fürs Publikum klassischer Agententhriller ist es zu schlicht. Bei 134 Mio Einspielergebnis hat er das bislang niedrigste Einspielergebnis aller Jack-Ryan-Verfilmungen verbucht. Für ein Serienreboot dürfte das zu wenig sein, auch wenn das Budget von 60 Mio Dollar für eine A-Produktion vergleichsweise übersichtlich ausgefallen ist.

BILD

Jack Ryan: Shadow Recruit

Im Gegensatz zum eher tristen Handlungsgeschehen strahlt “Jack Ryan: Shadow Recruit“ auf der DVD von Paramount in besten Farben entgegen. Die Filmvorlage ist gänzlich frei von Defekten und ist in exzellentem Zustand. Der anamorphe Transfer (2.35:1 Widescreen) unterstützt den Eindruck zusätzlich mit einer starken Kompression ohne auffälliges Rauschen oder Artefakte. Schärfe und Kontrast liegen im obersten Bereich und lassen auch kleinste Bilddetails deutlich hervortreten. Der Schwarzlevel ist nahezu perfekt. Branagh scheint Nachtszenen zu hassen, er leuchtet sie wunderbar aus. Danke!

TON

Jack Ryan: Shadow Recruit

Auch in Bezug auf den Ton lässt die DVD keine Wünsche offen. Der 5.1-Sound ist sauber abgemischt, die deutsche Tonspur wirkt dabei am aufgeräumtesten. Mancher mag dies despektierlich klinisch-rein nennen, es klingt aber gut, weil die Stimmen im Mittelpunkt stehen. Hier kommt eben doch der Theatermacher Kenneth Branagh zum Vorschein. Im Vergleich zu anderen Actionfilmen wird vergleichsweise viel geredet. Eine anständige Arbeit von allen verantwortlichen Stellen!

EXTRAS

Neben einem Audiokommentar gibt es ein Making of. Das ist interessant, da auch Mace Neufeld zu Wort kommt, der Produzent, der seit dem ersten Jack-Ryan-Film, in dem noch der junge (schlanke) Alec Baldwin den Analysten verkörperte, maßgeblich für die Produktion der Filme die Verantwortung trägt - und somit aus dem Nähkästchen plaudert. Das ist nett.

Weniger nett ist die Tatsache, dass, wer der russischen Sprache nicht mächtig ist, gezwungen wird, während des Filmes die Untertitel ein- und ausschalten zu müssen. Da der Film nun einmal teilweise in Moskau spielt, sprechen nicht wenige Charaktere hin und wieder auch mal Russisch. Also - Fernsteuerung in Reichweite legen, denn die russischen Dialoge dienen nicht nur dem Lokalkolorit, sondern sind für die Handlug ausnahmslos von größter Wichtigkeit!

Zu den Extras gehören natürlich auch Deleted Scenes. Interessant in diesem Zusammenhang – das alternative Ende. Das unterscheidet sich inhaltlich zwar nicht vom verwendeten Showdown, es hätte dem Film aber eine etwas menschlichere Note gegeben. Ist Jack Ryan am Ende des Filmes ein cooler Actionheld, so kommt er in diesem alternativen Showdown weitaus weniger als Actionheld denn als getriebener Weltenretter daher. Das hätte wiederum einen Bogen zum Moskau-Attentat geschlagen. Was wiederum den Charakter runder hätte erscheinen lassen. Aber offenbar fehlte es dem Studio an Wumms. Schade eigentlich.

FAZIT

Der geplante Reboot dürfte wohl ins Wasser fallen und so steht diese Jack-Ryan-Verfilmung am Ende ebenso für sich allein wie Ben Afflecks Auftritt 2002. Leider ist der Film aber auch nur ein Versprechen, das gebrochen wird: Er verspricht einen Neustart - und bietet doch nur bekannte Dutzendware. Das kann man schon mal anschauen, ist aber kein Pflichtkauf.



Christian Lukas