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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Comtesse des Grauens   (BLU-RAY)

Comtesse des Grauens
    
Original: Countess Dracula   (GB, 1970)
Laufzeit: 93 Min. (1080p)
Studio: Anolis
Regie: Peter Sasdy
Darsteller: Ingrid Pitt, Nigel Green, Sandor Elès, Maurice Denham, Lesley-Anne Down u.a.
Format: 1.66:1 (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 2 Kommentare, 2 Interviews, Trailer u.m.
Preis: ca.25 €
Wertung: 3 / 3 / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Kein Blutbad für Bathory"

Nach Christopher Lees blutigem Siegeszug als Dracula in Farbe bekam ausgerechnet der ungarische Regisseur Peter Sasdy ("Wie schmeckt das Blut von Dracula?") durch einen Zeitungsartikel in der Times die Idee für eine passende weibliche Horrorgestalt: Elisabeth Bathory - die Blutgräfin - lebte tatsächlich im 16. Jahrhundert in Ungarn und soll durch das Blut von Jungfrauen die eigene sterbliche Hülle ständig verjüngt haben. Ob nun absichtliche Verleumdung einer ungeliebten Aristokratin oder Fantasiegebilde einer abergläubischen Bevölkerung - diese Legende bildet die Grundlage für eine gute Horrormär.
Titelgebend schick besetzt mit Ingrid Pitt als "Gräfin Dracula" (Sasdy wollte eigentlich Diana "Emma Peel" Rigg haben) beginnt "Comtesse des Grauens" mit dem Tod des alten Grafen. Um das üppige Erbe des Edelmanns schleichen nicht nur seine alte Frau (Ingrid Pitt darf in formschönen Falten-Makeup umherzischen), sein getreuer Verwalter Hauptmann Dobi (Nigel Green), der Hof-Gelehrte Fabio (Maurice Denham) und Imre (Sandor Elès), der Sohn eines alten Schlachtengefährten des Grafen, sowie die junge Tochter der Familie (fast noch mit Babyspeck Leslie Anne Down). Die Niedertracht lässt da nicht lange auf sich warten: die Comtesse, scharf auf's ganze Erbe und den befreundeten Jüngling Imre, lässt die eigene Tochter verschleppen. Bei einem "Badeunfall" mit einer Magd bemerkt die Comtesse außerdem, dass das Blut des Mädchens ihrem Körper wieder jugendliche Züge verleiht. Da sind die Würfel schon gefallen: Frau Gräfin bittet zum Blutbad und gibt sich in verjüngter Form als ihre Tochter aus, um den arglosen Imre zu bezirzen. Das erweckt den Zorn des alten Haudegens Dobi, der der Comtesse hoffnungslos verfallen ist. Als mehr und mehr Frauen aus der Umgebung verschwinden, beginnt auch der Hofgelehrte einen schlimmen Verdacht zu schöpfen.
Erst als schließlich die echte Tochter fliehen kann, gerät das tödliche Liebesdreieck aus Lügen und Verlangen aus den Fugen.
Weitaus unblutiger als der Titel vermuten lassen könnte, plätschert "Comtesse des Grauens" erst eine ganze Weile dahin und konzentriert sich tatsächlich auf das "Treiben" seiner Figuren. Erstaunlicherweise bekommen hier die Nebenfiguren wie Hauptmann Dobi weitaus mehr Gelegenheit ein Drama zu entwickeln. Der Subplot um die verschleppte Tochter der Gräfin bleibt schließlich spannungsloses Beiwerk ohne Brennwert für den Scheiterhaufen von "Gräfin Dracula". Viele Grausamkeiten bekommt der Zuschauer von der aristokratischen Killerin jedenfalls nicht zu sehen außer dem dauerhaft schmalzigen Rumgeturtel mit dem herrlich naiven Imre. Einzig die "Verliebtheit" in den Jüngling dient Elisabeth Bathory hier als Motivation. Regisseur Peter Sasdy lässt hier wichtige Dinge links liegen: die Lust an der Macht über Männer und die Eifersucht auf andere junge Frauen, vielleicht sogar mit einem feudalistischen Ansatz, die Funktion der instrumentalisierten Schönheit, die Verzweiflung des Machterhalts einer schwindenden Jugend - all das kommt in "Comtesse des Grauens" leider nicht zum tragen. Trotz einer erstaunlich soliden Charakterkonstellation bleibt besonders vom Hammer-Film typischen Horroraspekt wenig übrig. Immerhin verbreitet die vergleichsweise üppige Ausstattung genügend Flair, um die Atmosphäre dicht zu halten. Von Spannung oder Grusel kann aber kaum die Rede sein, zumal der Film den Zuschauer im Originaltitel auch noch auf eine falsche Fährte führt. Denn mit Graf Dracula oder Vampiren hat "Comtesse des Grauens" so einfach gar nichts zu tun, wenngleich die Geschichte von Elisabeth Bathory eine der Inspirationen für Bram Stoker gewesen sein soll.

BILD

Comtesse des Grauens

Dem neuen HD-Transfer von "Comtesse des Grauens" (1.66:1) liegt gutes Ausgangsmaterial zugrunde, das sein Alter aber auch nicht ganz verstecken kann. Dennoch sind klassische Altersspuren wie Verunreinigungen oder Bildpunkte nur kaum zu sehen. Das Material besitzt jedoch eine deutliche Spur Filmkorn, die dem Transfer zwar einen plastischeren Charakter verleiht, aber Schärfe und Kontrast zu Weilen doch stärker in Mitleidenschaft zieht. Schärfe und Kontrast bleiben aber bis auf Ausnahmen durchgängig eher im mittleren Bereich. Die Farben sind solide, aber wirken auch aufgrund der eher an TV-Gewohnheiten angelehnten Inszenierung matter und zurückhaltender. Der Schwarzlevel ist solide und tendiert nur in wenigen Szenen zur Ausdünnung. Der Detaillevel bleibt aber trotzdem eher schwach. Die Kompression ist dafür erfreulich unsichtbar und hält das Bild stabil. Ein solider Transfer, der das Mögliche aus dem alten Material herauskitzelt.

TON

Comtesse des Grauens

Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch im DTS-HD-MA 2.0 Format vor. Beide Tracks wirken gut aufgeräumt und entrauscht, so dass sich trotz des hohen Alters eine gute Verständlichkeit und Dynamik entfalten kann, die ihre Mono-Wurzeln aber natürlich nicht verbergen kann. Die deutschen Dialoge sind exzellent verständlich und auch die stimmungsvoll eingesetzte Musik kann ihren Charme voll ausspielen. Das Grundrauschen wurde erfolgreich auf ein kaum hörbares Maß reduziert. Aussetzer oder Überlappungen waren nicht festzustellen. Eine wirklich gelungene Mono-Konvertierung.

EXTRAS

Gleich zwei Audiokommentare begleiten die "Comtesse des Grauens" auf Blu-ray: auf dem ersten Track fachsimpeln Dr. Rolf Giesen und "Anolis"-Filmexperte Ivo Scheloske über die Hintergründe der Filmproduktion, aber auch über die Legende von Elisabeth Bathóry sowie über den historischen Wandel in der Kinoszene zu Beginn der 70er Jahre. Dadurch ergibt sich ein breit aufgestelltes Bild der Entstehungsatmosphäre des Films.
Auf dem zweiten Track ist die Blutgräfin höchstpersönlich zu hören: die 2010 verstorbene Ingrid Pitt wurde bereits 2005 zusammen mit den britischen Journalisten Stephen Jones und Kim Newman vor ein Mikrofon gesetzt, um von ihrer Erfahrung bei der Produktion von "Comtesse des Grauens" zu berichten. Auch wenn sich die alten Dame nicht mehr an alles erinnert und auch mal den Faden verliert, umschiffen ihre Gesprächspartner immer wieder charmant die Klippen, die aber auch bestimmte Gerüchte bestätigen. So ist ihr Verhältnis zu Regisseur Peter Sasdy mit unterkühlt noch recht freundlich umschrieben. Dass Pitt immer noch recht stolz und fasziniert von ihrer Rolle ist, kann man dem Track aber in jeder Sekunde anhören, was den KOmmentar zu einem schönen Vergnügen macht. Noch besser ist allerdings das Video-Interview mit Ingrid Pitt von 1994. Anlässlich einer Retrospektive ihrer Filme dürfte die offenherzige Actrice auf der Bühne über ihre Schauspielkarriere Rede und Antwort stehen und versprüht einen faszinierenden Charme, dem man sich kaum entziehen kann.
Regisseur Peter Sasdy kommt in einem aktuelleren Interview von 2013 etwas verklärter zu Wort und scheint die Wogen von einst etwas glätten zu wollen. Dennoch lässt das Selbstbewusstsein Sasdys keinen Zweifel zu, dass es hinter den Kulissen von Hammer sicher hoch gegangen ist.
Abgerundet wird das Bonusmaterial der Scheibe mit einer selbst ablaufenden Bildergalerie, zwei Trailern, der deutschen Titelsequenz sowie verschiedenen PR-Unterlagen aus der Zeit.
Das Mediabook bietet zudem ein schön gestaltetes Booklet mit vollständigen Credit-Infos, Bildern sowie einem ausführlichen Text über "Comtesse des Grauens" von Uwe Sommerlad.

FAZIT

Mit "Comtesse des Grauens" hat Anolis erneut ein obskures Hammer Film Kleinod geborgen und vernünftig für die HD-Heimkinos von heute aufbereitet. Auch wenn die Elisabeth Bathóry Geschichte aus dem Hause Hammer weder gruseln noch mitreißen kann, bleibt der Film eine faszinierende Kuriosität, die den Wandel des Genre-Studios zu Beginn der 70er Jahre dokumentiert. Ausgestattet mit zwei aufschlussreichen Kommentaren und Interviews sowie im Mediabook mit einem schönen Booklet versehen, kann "Comtesse des Grauens" auf Blu-ray erfolgreich das heimische Hammer-Film-Archiv aufwerten.



Kay Pinno