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REVIEWS



Darf ich Sie zur Mutter machen?   

Darf ich Sie zur Mutter machen?
    
Original: Darf ich Sie zur Mutter machen?   (BRD, 1969)
Laufzeit: 87 Minuten (PAL)
Studio: Turbine Medien
Regie: Ralf Gregan
Darsteller: Dieter Hallervorden, Dieter Hallervorden jr., Ralf Bauer, Rotraud Schindler u.v.a.
Format: 1.66:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Bonus-Film 'Onkel & Co.' u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2+/ 3-/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Sex, Gewalt und gute Laune!"

Mit diesen tollen Attributen wird das unglaubliche Spielfilmdebüt von Dieter Hallervorden tatsächlich im originalen Kinotrailer angepriesen. Unglaublich ist dieser Film vor allem, weil er auch das Debüt des renommierten Kameramanns Michael Ballhaus ist, der später mit Rainer Werner Fassbinder und Hollywood-Größen wie Martin Scorsese zusammenarbeiten sollte. “Darf ich sie zur Mutter machen?” trägt deutlich die Handschrift von Ballhaus, der damals schon ein Auge für gute Motive hatte. Doch nicht nur die starken Schwarz-Weiß-Bilder lassen die seltsame Geschichte des armen Sinologie-Studenten Ulrich Vogler (Hallervorden) äußerst sympathisch wirken. Vogler ist eine Mischung aus Hans-Dampf-in-allen-Gassen und Tagträumer, der tagsüber studiert und sich und seinen kleinen Sohn Dieter (Hallervorden jr.) mit zahlreichen Nebenjobs über Wasser hält. Nach seiner Scheidung droht ihm jedoch das Jugendfürsoge-Amt damit, ihm den Sohn wegzunehmen, wenn er nicht innerhalb eines Monats eine neue Mutter für den Kleinen auftreibt (!!!). Mit der Hilfe seines besten Kumpels Lothar (Rolf Bauer) begibt sich Vogler mehr schlecht als recht auf Freiersfüße. Schließlich schwebt ihm eine ganz besondere Traumfrau vor, die vor allem in der Lage sein muss, gute Königsberger Klopse für Söhnchen Dieter zu kochen. Der Zuschauer darf das bewegte Leben von Herrn Vogler hier in allen Facetten betrachten. Zwischen seinen höchst unterschiedlichen Jobs, nächtlichen Spaßaktivitäten, dem Studentenleben und der Vaterschaft kommen Vogler und auch Hallervorden nie zur Ruhe. Neben dem Haupterzählstrang der Muttersuche ist “Darf ich sie zur Mutter machen?” vor allem eine gelungene Zeitblase und Milieustudie eines durchschnittlichen Studenten, der sich viel mehr mit den Tücken und Anfeindungen im Alltag als mit dem damals grassierenden politischem Aktivismus herumschlagen muss. Gerade deshalb zündet der Running Gag, bei dem Vogler ständig als schmarotzender Student und Demonstrant beschimpft wird. Auch wenn das Drehbuch aus der Feder von Regisseur Ralf Gregan und Dieter Hallervorden in der Mitte etwas den Faden verliert, sprüht der Film nur so von erfrischend komischen Einfällen, die damals eben noch ohne Rücksicht auf Verluste eingebaut wurden. Voglers anarchischer Besuch in einem Supermarkt und eine tatsächlich mit versteckter Kamera gedrehte Sequenz, in der Hallervorden Passantinnen auf offener Straße anbaggert und gnadenlos Abfuhren kassiert (fieser Höhepunkt: “Schauen sie sich doch mal im Spiegel an!”), sind echte Kracher. Zudem sind hier auch schon einige Didi-Trademark-Gags vorhanden, die in späteren Didi-Vehikeln wiederverwendet und ausgebaut wurden. “Darf ich sie zur Mutter machen?” ist wirklich eine kleine Entdeckung, die besonders Hallervorden-Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen dürfte.

BILD

Darf ich Sie zur Mutter machen?

Der anamorphe Transfer (1.66:1) des Films ist eine wahre Augenweide. Vom restaurierten Originalnegativ abgetastet kommt die starke Schwarz-Weiss-Fotografie von Michael Ballhaus voll zur Geltung. Die Vorlage ist in sehr gutem Zustand und hat kaum Bildfehler oder Spratzer aufzuweisen. Schärfe und Kontrast sind absolut hervorragend und liefern ein sehr detailreiches Bild. Die Farben sind nun mal Schwarz-Weiß, wobei der Schwarzlevel als sehr tief zu bezeichnen ist. Das verleiht dem Bild glücklicherweise die gewünschte Stabilität, da milchig-matschige Szenen so gut wie nicht vorkommen. Die Kompression arbeitet tadellos. Digitale Artefakte sind nicht erkennbar. Trotzdem ist aufgrund des alten Filmmaterials teilweise ein deutliches Hintergrundrauschen auszumachen. Trotzdem ist dies ein erstaunlicher Transfer für einen 36 Jahre alten Low-Budget Film aus deutschen Landen.

TON

Darf ich Sie zur Mutter machen?

Audiotechnisch hat sich im Vergleich zu den bisher erschienen Didi-Titeln nichts verändert. Der originale Mono-Ton wurde anständig aufgepäppelt. Ein neuer DD5.1-Upmix wurde nicht angefertigt. Rauschfrei und elegant wird die Frontstage in DD2.0 bedient. Eine echte Surroundaktivität ist nicht festzustellen. Die Dialoge kommen immer verständlich aus dem Centerkanal. Die gute Qualität des Mono-Tracks lässt aber deutlich erkennen, dass der Film damals komplett nachvertont (einschließlich der Dialoge!) wurde, da der Film aus Budget-Gründen ohne Ton aufgenommen wurde. Da der Film nur in Deutschland ausgewertet wurde existieren keine alternativen Sprachfassungen.

EXTRAS

Die Extras der Scheibe sind bisher die qualitativ Besten der “Dieter Hallervorden Collection”. Für den Audiokommentar (45 Minuten davon können wieder separat als Videoauskopplung betrachtet werden) haben sich Regisseur Ralf Gregan, Dieter Hallervorden und Michael Ballhaus vor dem Mikrofon versammelt. Die zahlreichen Histörchen der drei alten Haudegen rund um die irrwitzige Produktion von “Darf ich sie zur Mutter machen?” und ihre geballte Filmemacher-Erfahrung werden hier bis ins kleinste Detail ausgebreitet. Von den ersten Begegnungen der drei Erzähler bis zu interessanten Analysen des Films bekommen Zuhörer viele Insider-Informationen aus erster Hand geboten. Besonders Hallervorden und Ballhaus sind über die Qualität ihres Erstlings überrascht. Gregan gibt den beiden oftmals Schützenhilfe in Sachen Erinnerung, was besonders bei den schon zahlreich verstorbenen Kollegen im Film auch für ein wenig Trauer in der Runde sorgt. Dennoch ist der Track eigentlich eine angenehm spaßige Sache, da sich hier drei alte Bekannte nach langer Zeit wiedersehen und eben auch so miteinander umgehen - man ist eben unter sich und kann sich schon mal ein paar Sprüche drücken. Da schmunzelt auch der geneigte Zuhörer mit. Ein echtes Juwel in Sachen deutscher Filmgeschichte. Absolut großartig.

Ebenfalls ein Hit ist der Didi-Bonusfilm “Onkel & Co. - Die geklaute Miss” (ca. 60 Min.). Hierbei handelt es sich um die ersten Folge eines TV-Zweiteilers von 1981, den ebenfalls Ralf Gregan mit Dieter Hallervorden inszenierte. Um es gleich vorweg zu nehmen: “Onkel & Co.” ist ein Hammer. Hier handelt es sich um Classic-Didi, der in einer großen Doppelrolle zu sehen ist und so schon den Grundstein für seine kommenden Hitkomödien “Didi der Doppelgänger” und “Didi und die Rache der Enterbten” legt. Hallervorden schlüpft in die Rolle von Willi Wusel und dessen senilen Onkel (ein guter Make-Up-Effekt!), der Willi in seiner alteingesessenen Detektei als Assistent beschäftigt. Gemeinsam wird das chaotische Duo auf die Entführung einer Kandidatin einer renommierten Miss-Wahl angesetzt. Die Mischung aus klassischer Verwechslungskomödie, Detektivgeschichte und Slapsticknummer geht dank eines wirklich gelungenen Drehbuchs voll auf und bedient Didi als tollen Verwandlungskünstler. Unterstützung bekommt er in “Onkel & Co” von zahlreichen bekannten TV-Gesichtern wie Peter Schiff, Herbert Bötticher, Anja Kruse und Helga Feddersen. Der Film ist im originalen Vollbildformat und in DD2.0 auf der Scheibe vorhanden. Bleibt nur zu hoffen, dass Turbine Medien auch noch den zweiten Teil veröffentlicht. Ein definitives Muss für Didi-Fans. Biografien, Aushangfotos und weitere Didi-Trailer (einschließlich “Darf ich sie zur Mutter machen?”) sind auch noch auf der Scheibe vorhanden.

FAZIT

Dieter Hallervordens Erstling hat mit den Eskapaden seiner späteren Didi-Figur herzlich wenig zu tun und genau das macht “Darf ich sie zur Mutter machen?” so interessant. Mit starken Bildern von Michael Ballhaus und einigen tollen Drehbuch-Einfällen besitzt der Film immer noch ein hohes Faszinations- und Unterhaltungspotential. Als Bonus gibt’s zudem noch den grandiosen Classic-Didi-Kurzfilm “Onkel & Co”. Diese Scheibe ist auch besonders Hallervorden-Kritikern ans Herz zu legen, da sie den Komiker mal von einer anderen Seite zeigt. Toll!



Kay Pinno