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REVIEWS



Dawn of the Dead DC   

Dawn of the Dead DC
    
Original: Dawn of the Dead   (USA, 2004)
Laufzeit: 105 Minuten (PAL)
Studio: Universal
Regie: Zack Snyder
Darsteller: Ving Rhames, Sarah Polley, Jake Weber, Mekhi Phifer, Ty Burrel u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Special Effects, Cut-Scenes u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2+/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Zombies vor'm Kaufhaus!"

Die Zeiten, in denen Zombies lasch durch die Gegend schlufften, sind endgültig vorbei. Unter der Regie von Werbefilmer Zack Snyder entstand das Remake zum “härtesten Film aller Zeiten” – “Dawn of the Dead” besser bekannt als “Zombie”. Das vergangene Jahr sorgte für unerwartete cineastische Wiederauferstehungen von totgesagten Genres: neben dem Piratenfilm erfuhr auch der Zombiefilm der späten 70-er und frühen 80-er Jahre eine Renaissance. Doch die Filme “28 days later”, “Resident Evil” und selbst der unterirdisch trashige deutsche Beitrag “House of the Dead” von Dr. Uwe Boll bedienten sich alle bei dem Mann, der 1978 das Genre der menschenfressenden Untoten mit “Dawn of the Dead” erst richtig in Gang brachte. George A. Romero hatte schon 1968 mit “Die Nacht der lebenden Toten” den Zombie-Klassiker inszeniert, der heute im New Yorker “Museum of Modern Art” zu finden ist. Der ebenfalls aus der Werbung stammende Romero verarbeitete damals eher zufällig Motive, die den Umbruch der Gesellschaft, die Rassenunruhen und das Vietnamtrauma der USA reflektierten. Mit seiner zehn Jahre später entstandenen Fortsetzung wurde Romero aber wesentlich deutlicher mit der Gesellschaftskritik. Die im Kaufhaus randalierenden Zombies verschlingen als Abbild der Konsumgesellschaft die Menschheit, um als wandelnde Leichname die Rolltreppen der Konsumtempel zu bevölkern. “Sie haben uns etwas Gewaltiges voraus”, sagt SWAT-Mann Peter in der 78-er Version des Films. “Sie denken nicht!” Doch nicht die soziale Botschaft, die der Kritik damals eher verschlossen blieb, lockte die Zuschauer ins Kino. Die extrem graphischen Effekte von Make-Up Legende Tom Savini und das actiongeladene wie apokalyptische Szenario brachten dem Film erst solche Superlative wie “der größte Kulturschocker aller Zeiten” (Village Voice, New York) ein. Da kann selbst ein recht gelungenes Remake wie das von Zack Snyder kaum mithalten. Düster stimmt Johnny Cash den Zuschauer mit seinem “The Man Comes Around” auf das Ende der zivilisierten Welt ein. Wieder verschanzt sich hier eine Gruppe von Überlebenden vor der ausufernden Zombie-Plage in einem Kaufhaus. Ganz im Stil von “28 days later” sind die Untoten hier Kreaturen der MTV-Generation: rasende Bestien, die den Begriff Leichenstarre ad absurdum führen. Weitaus weniger auf die Zombies fixiert als Romero konzentriert sich Snyder fast ganz auf seine Protagonisten (darunter Ving Rhames und eine hervorragende Sarah Polley). Im sozialen Mikrokosmos Kaufhaus haben sie größere Probleme mit ihren Artgenossen als mit den tödlichen Kreaturen vor den Ladentüren. Eher an Romeros “Zombie 2” erinnern die harten Wortgefechte, die sich die verzweifelten Gefangenen im Einkaufsparadies liefern. Existenzialismus und Egoismus haben den konsumorientierten Klassenkampf des Originals abgelöst. Geblieben sind dafür die erschreckende Wucht der Gewalt und die apokalyptische Grundstimmung. Dieser Film bleibt eben eine finstere Götterdämmerung der Toten, die Kinobesuchern und Jugendschützern gleichermaßen den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Universal hat es für die deutsche DVD-Auswertung geschafft, den ca. 9 Minuten längeren Director’s Cut zu veröffentlichen. Neben wenigen zusätzlich blutigeren Einstellungen (Onscreen-Menschenfresserei bleibt hier trotzdem ausgespart!) werden hier hauptsächlich einige Plotlücken gefüllt. So wird endlich geklärt, wie die Flüchtlinge von außen in das Kaufhaus kommen. Dennoch gibt es eine bittere Pille zu schlucken: durch ein paar Erweiterungen bekommt der Film eine extrem puritanische wie schwulenfeindliche Note. Darauf hätte man auch gut verzichten können. Trotzdem gilt Universal großer Dank für die mutige Entscheidung, die unzensierte Version des Films zu veröffentlichen.

BILD

Dawn of the Dead DC

Für das Remake von “Dawn of the Dead” hat Regisseur Zack Snyder ganz bewusst ein sehr überkontrastiertes, wie teilweise desaturiertes Bild gewählt. Dies gibt dem Film insgesamt einen etwas harscheren Look, der besonders in den hellen Partien stark an den Konturen überscheint. Dies ist eigentlich auch schon der einzige größere Mangel, den der anamorphe Transfer (2.35:1) aufzuweisen hat. Die Farben sind sehr stark und werden durch den hohen Kontrast des Ausgangsmaterials zusätzlich “bekräftigt”. Dies zeigt sich nur negativ in einigen sehr hellen Szenen. So hat man z.B. Schwierigkeiten die Schilder von Andy auf dem Dach deutlich zu lesen. Die Schärfe ist sehr gut, aber wird durch den desaturierten Look des Films etwas in Mitleidenschaft gezogen. Dies ist aber von den Filmemachern gewollt und kein Resultat eines schlechten Transfers. Der Schwarzlevel ist sehr tief aber verschluckt keine Details. Die Kompression spielt ebenfalls tadellos mit. Immer noch sehr gut.

TON

Dawn of the Dead DC

Das Heulen und Jaulen der untoten Kreaturen kommt im DD 5.1 Track sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch sehr gruselig durch alle Surroundkanäle daher. Die Musik, besonders der Eröffnungssong von Johnny Cash, ist ein bisschen zu leise gegenüber der restlichen Klangkulisse abgemischt. Die Dialoge sind aber immer gut verständlich aus dem Centerkanal zu vernehmen. Für die zusätzlichen Dialogpassagen des Director’s Cut wurden glücklicherweise die gleichen Synchronsprecher noch einmal ins Studio gebeten, so dass keine stimmliche Inkonsistenz zu den neuen Szenen entsteht. Die Kampfszenen und Schussmomente erklingen sehr dynamisch und vermitteln eine komplette Soundstage im Wohnzimmer. Gezielt direktionale Effekte konnten nur an wenigen Stellen entdeckt werden. Im Bassbereich hat Subwoofer besonders bei den Explosionen richtig viel zu tun. Gut.

EXTRAS

Die Extras der Special Edition wurden von der erst im Oktober erscheinenden US-DVD portiert. Trotzdem fehlt unverständlicherweise das “Making of” mit dem Titel “Surviving the Dawn”. Der Audiokommentar von Regisseur Zack Snyder und Produzent Eric Newman ist sehr produktionsorientiert. Beide Sprecher diskutieren sehr eingehend über die Schwierigkeiten und Details beim Dreh in Kanada und über ihre erste echte Filmproduktion. Über den Inhalt und die angerissenen Themen des Films geben beide wenig Infos, aber dafür heben sie auch deutlich einige Fehler und besondere Details hervor. Sowohl Snyder als auch Newman haben deutlichen Spaß über ihr “Baby” zu reden, wobei ihre Unbefangenheit glücklicherweise daher rüht, dass zum Zeitpunkt der Aufnahmesession der Film noch nicht in den Kinos angelaufen war und der Erfolg des Films die Eindrücke der Filmemacher nicht verfälscht.

In den zwei Featurettes “Die Toten erwecken” und “Angriff der lebenden Toten” plauscht Make-up Meister David LeRoy Anderson über seine Arbeit an den Untoten Kreaturen im Film. Angereichert mit vielen Behind-the-Scenes Clips darf nicht nur die Entstehung eines einzelnen Zombies sondern einer ganzen Untoten Armee mitverfolgt werden. In “Hämernde Kopfschmerzen: Anatomie explodierender Schädel” zeigt Anderson, was sich wirklich hinter den zahlreichen Splattereffekten des Films verbirgt.
Unter “Untote Szenen” verbergen sich insgesamt zwölf Minuten an geschnittenen Szenen (Widescreen, 4:3), die auch nicht im Director’s Cut vorhanden sind und mit optionalem Audiokommentar von Snyder angeschaut werden können. Hier wird u.a. für Quengelköppe gezeigt, wie die Flüchtlinge aus dem Laster in das Kaufhaus kommen (eben überflüssig, da klar ist, dass der Laster an der Laderampe steht!). Insgesamt ist das Material aber zurecht aus dem Film geflogen. Mit zwei “Fake-Dokumentationen” wird ebenfalls noch ein wenig zusätzliche Stimmung produziert: das 15-minütige Videotagebuch von Andy sowie eine äußerst amüsante 21-minütige Nachrichtensondersendung zur Zombiekrise können ebenfalls bei den Extras gefunden werden. Leider fehlt der originale Kinotrailer für “Dawn of the Dead”, aber als Entschädigung gibt es einen Trailer für die geniale romantische Komödie mit Zombies “Shaun of the Dead”.

FAZIT

Entgegen aller Erwartungen ist das Remake des ultimativen Zombieklassikers “Dawn of the Dead” zu einem richtig guten Genre-Eintrag geworden. Mit viel Tempo sowie der richtigen Kombination aus harten Schocks und subversivem Kontext transportiert der Film George A. Romeros erschreckendes Konzept ins dritte Jahrtausend. Die DVD von Universal erfüllt eigentlich alle Wünsche, aber lässt leider das “Making of” vermissen. Dringend empfohlen, aber nichts für schwache Gemüter.



Kay Pinno