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REVIEWS



Django, die Totengräber warten schon   

Django, die Totengräber warten schon
    
Original: Quella sporca Storia nel West   (Italien, 1967)
Laufzeit: 91 Minuten (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Enzo G. Castellari
Darsteller: Andrea Giordana, Horst Frank, Gilbert Roland, u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Strange Stories from the West, Trailer u.m.
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2 / 3 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Shakespeares Dänen-Django!"

Und wieder erblickt ein Django-Film das Licht der DVD-Welt, und bevor es langweilig wird, füge ich hinzu, ein ganz besonderer. Denn natürlich ist der im Jahre 1967 von Enzo G. Castellari (Keoma) gedrehte „Django – Die Totengräber warten schon“ in Wirklichkeit gar keine Django-Film – hier wurde in Deutschland wieder einmal umgetitelt -, sondern eine faszinierende Italowestern-Version des Shakespeare-Dramas „Hamlet“. Im Original heißt Django auch Johnny Hamilton. Jener Hamilton hat im amerikanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Südstaaten gekämpft. An einem Strand, wo eine Schauspielertruppe gerade die Inszenierung ihrer Hamlet-Version probt, suchen Johny Hamilton beunruhigende Träume über seinen Vater heim. Er macht sich auf den Weg nach Hause, wo er auf einem Höhlenfriedhof das Grab seines Vaters findet. Hamilton hat jedoch nur kurze Zeit für Trauer, denn aus dem Nichts tauchen Ross und Guild auf, die ihm mit ihren Waffen klar machen, dass er nicht erwünscht ist. Horaz kommt Hamilton zu Hilfe und erklärt ihm, dass angeblich der berüchtigte Santana seinen Vater getötet habe. Santanas Grab befindet sich auch auf dem Friedhof, weil Hamiltons Onkel laut Horaz den Mord gerächt hat. Als Hamilton seine Mutter besuchen möchte, erwartet ihn eine böse Überraschung. Sein Onkel teilt nun das Bett mit ihr. Enttäuscht und weil viele Indizien Zweifel an den bisher bekannten Mordumständen aufkommen lassen, macht sich Django mit Horaz daran, den Mörder seines Vaters zu suchen. Horaz (Horatio), Ross und Guild (Rosenkranz und Güldenstern) Hamilton (Hamlet), die nur ein bisschen verfremdeten Namen lassen keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine echte Hamlet-Verfilmung handelt. Dabei nutzt Castellari das Setting des Italowestern, um die Geschichte mit einigen religiösen Symbolismen anzureichern. Bereits zu Beginn reitet Johnny Hamilton an einem Gekreuzigten vorbei, der eine Tafel mit der Aufschrift Outlaw trägt. Es wird nicht das letzte mal bleiben, dass der Film eine Kreuzigung zeigt. Das Motiv der Buße spielt eine zentrale Rolle. Hamilton, der im Bürgerkrieg gekämpft hat, macht sich Vorwürfe, weil er nicht zu Hause war, als sein Vater getötet wurde. „Django – Die Totengräber warten schon“ schickt ihn durch ein Martyrium aus seelischen und im späteren Verlauf des Films auch aus körperlichen Qualen. Vor allem die innere Zerrissenheit Hamiltons ist im Italowestern eher ungewöhnlich. Mehrfach kehrt er auf den Höhlenfriedhof zurück, wobei seine Anwesenheit nicht nur in Dienste der Mörderjagd steht, sondern angesichts des Grabs seines Vaters immer auch eine innere Einkehr bedeutet. Die dunkle, nur durch Kerzenlicht erhellte Atmosphäre besitzt zugleich einen friedlichen, wie düsteren Charakter. Castellaris Bildsprache überhöht das Motiv des Friedhofs, indem man quasi in ein Grab (Höhle) gehen muss, um die Gräber zu besuchen. Über allen Figuren liegt bereits der Mantel des Todes und erst das Ende dieses finsteren Dramas wird zeigen, wer ihn abschütteln kann. Dank der geradlinigen Inszenierung, einer hochsymbolischen Bildsprache und ausgezeichneten Schauspielern (Horst Frank als finsterer Onkel wie immer gut), gehört „Django – Die Totengräber warten schon“ zum Besten, was der Italowestern zu bieten hat. Die Version auf der Koch Media DVD ist die etwa 15 Minuten längere ungeschnittene Originalfassung.

BILD

Django, die Totengräber warten schon

Die Vorlage für die DVD wurde ausgezeichnet aufgeräumt, so dass Bildpunkte oder Verschmutzungen auf ein Minimum reduziert wurden. Auch die Schärfe ist bei fast allen Bildern sehr gut, nur selten fällt sie auf ein nur angenehmes Niveau herunter. Die Farbwiedergabe überzeugt genauso, wie auch der Kontrast dafür sorgt, dass das Bild detailfreudig erscheint. Ein leichtes Restrauschen, das am Anfang etwas stärker ausfällt lässt sich nicht vermeiden. Ganz ohne Rauschfilter konnte das Ergebnis jedoch nicht erzielt werden, so dass das Bild an manchen Stellen etwas flimmert.

TON

Django, die Totengräber warten schon

Der Ton liegt in deutscher und italienischer Sprache im Format DD 2.0 Mono vor. Beide Fassungen nehmen sich nicht sehr viel und bieten solide Monokost. Die Dialoge sind ebenso verständlich wie die Musik angemessen wieder gegeben wird.

EXTRAS

Die DVD enthält den 34minütigen Beitrag „Strange Stories from the West“, der Interviewausschnitte von Regisseur Enzo G. Castellari, dem Komponisten Francesco de Masi und dem Schauspieler Franco Nero (er spielt im vorliegenden Film zwar nicht mit, hat aber viel mit Castellari gedreht) mit Ausschnitten verschiedener Castellari-Filme kombiniert. Im Mittelpunkt der Ausführungen de Masis und Castellaris steht natürlich „Django – Die Totengräber warten schon“. Beide erinnern sich recht lebhaft an das Projekt und schildern die damaligen Begleitumstände der Produktion, so dass man einige interessante Fakten erfährt. Im späteren Verlauf des kleinen Films kommt Franco Nero zu Wort, den eine langjährige Arbeits- und Freundschaftsbeziehung zu Castellari verbindet. Dank seinen Ausführungen erfährt der Zuschauer auch, welch seltsamem Umstand es zu verdanken ist, dass die beiden überhaupt zusammen arbeiteten. Eine andere Anekdote aus Neros Mund kennen diejenigen, welche mehr als eine Koch Media DVD besitzen, bereits aus dem Nero-Interview, das auf der DVD „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ enthalten ist. Eine Bildergalerie und zwei Trailer runden das Bonusmaterial ab.

FAZIT

„Hamlet“ als Italowestern sollte man sich nicht entgehen lassen. Und jeder, der die Filme Castellaris kennt, weiß, dass hier nicht nur seltsame Kost, sondern qualitativ hochwertige Italowesternware geboten wird. Dabei funktioniert das Drama aus Shakespeares Feder ausgezeichnet. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial knapp, aber informativ.



Stefan Dabrock