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REVIEWS



Fluch der Karibik   

Fluch der Karibik
    
Original: Pirates of the Caribbean   (USA, 2003)
Laufzeit: 137 Minuten (PAL)
Studio: Buena Vista
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-ES Deutsch DD-EX Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr, It, Spa, Tr
Extras: 4 Kommentare, Making of u.v.m.
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1-/ 1 / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Aber sie haben von mir gehört!"

Filmproduzent Jerry Bruckheimer hat das Unmögliche geschafft: sein “Fluch der Karibik” hat das am längsten totgesagte Genre des Piratenfilm wiederbelebt. Doch was hat “The Ring”-Regisseur Gore Verbinski mit der dürftigen Vorlage einer Disney Vergnügungspark-Attraktion so anders gemacht als seine Vorgänger? Seit den 60-er Jahren gab es einfach keinen erfolgreichen Film mit marodierenden Freibeutern mehr im Kino. Als letzter klassischer Eintrag ging 1971 selbst das erfolgreiche Prügelduo Bud Spencer und Terence Hill als “Freibeuter der Meere” baden. Erst wieder 1983 versuchte sich Ex-“Monty Python” Star Graham Chapman vergeblich als Pirat in “Käpt’n Dotterbart”. Roman Polanskis aufwendig entstandene Hommage “Piraten” mit Walther Matthau als bärbeißigem Seeräuber lief drei Jahre später beim Publikum ebenfalls auf Grund. Die größte Chance einer Renaissance des Genres setzte sicherlich Actionregisseur Renny Harlin 1995 in den Sand. Seine “Piratenbraut” blieb trotz moderner Action zu glatt und politisch korrekt. Ganz anders ging hier Bruckheimers Mannschaft unter dem Kommando von Gore Verbinski zu Werk. Sowohl Johnny Depp als Käpitan Jack Sparrow als auch sein verfluchter Gegenspieler Barbossa (Geoffrey Rush) dürfen Lügen, Betrügen und auch Brandschatzen, um an ihr Ziel zu kommen. Zwischen diesen Haudegen sieht der rechtschaffene Will Turner (Legolas Darsteller Orlando Bloom) wie ein nasses Handtuch aus. Der junge Schmied hat schließlich nur die hübsche Gouverneurstochter Elisabeth (Keira Knightley) im Sinn. Die junge Aristokratin wurde jedoch bei einem Überfall von Barbossa entführt. Um sich auf die Fährte des Piraten zu setzen braucht Turner die Hilfe von Jack Sparrow. Nur er scheint zu wissen, wo Barbossas schwarzes Schiff namens “Black Pearl” hinsegelt. Mit augenzwinkerndem Witz und Charme schlägt “Fluch der Karibik” den Zuschauer sofort in seinen Bann. Allein Johnny Depps erster Auftritt dürfte schon jetzt Legende sein: statt auf einem stolzen Mehrmaster läuft er auf einer sinkenden Schaluppe im Hafen von Port Royal ein. Unter der hämmernden Klaus Badelt-Musik, die sich eher nach “The Rock” als Piraten-“Yo Ho!” anhört, wird zweieinhalb Stunden lang geentert und gefochten, bis im Mondlicht das Blut gefriert. Dort zeigt sich nämlich der namensgebende Fluch der “Black Pearl”-Piraten: als verwesende Leichname müssen sie ein untotes und gefühlloses Dasein fristen. Die dank digitaler Technik hübsch hässlich aussehenden Zombie-Matrosen entschädigen mit ihrem effektiven Einsatz für ein schwaches Ende des actionlastigen Südseemärchens. Freunde der lustig finsteren Freibeuter dürfen sich deshalb schon auf den nächsten Raubzug von Captain Jack Sparrow im Kino freuen - allerdings erst 2005.

BILD

Fluch der Karibik

Das sich bei dieser Prestige-Scheibe Buena Vista natürlich keine Blöße zeigen möchte ist klar. Folglich grandios schaut auch der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) des Films aus. Die Vorlage ist absolut makellos und zeigt keine Überbleibsel ihres analogen Ursprungs - Spratzer und Schrammen ließen die Bildtechniker gleich über die Planke laufen. Kristallklar, Piratensäbel-scharf und sehr detailreich zeigt sich der Film über die komplette Lauflänge. Selbst der zahlreiche Einsatz von mystischem Nebel kann den Eindruck da nicht trüben. Keine Schlieren oder Bildrauschen schleicht sich in den Pulverdampf der Kanonen. Die Farben sind knallig kräftig und unterstreichen sehr gut die karibische Atmosphäre. Der Schwarzlevel ist sehr tief und da sind wir auch schon bei dem einzigen Manko des Transfers. An einigen Stellen ist der Schwarzwert ein bisschen zu tief geraten und verschluckt Details und Konturen. Da hilft selbst ein manuelles Gegensteuern am Fernseher kaum. Die Kompression ist tadellos und hält das Bild artefaktfrei und knackig bis zum Schluss. Sehr gut.

TON

Fluch der Karibik

Auch beim Sound wollten die DVD-Piraten von Buena Vista wohl aufs ganze gehen und plünderten die eigene Tontechnik-Schatzkammer: nur auf Deutsch ziert ein schöner DTS-ES (6.1 codiert) Soundtrack die Scheibe. Optional stehen auch Dolby Digital-EX Tracks (ebenfalls mit gesetzter 6.1 Flagg) in Englisch und Deutsch zur Verfügung. Der DTS-Track lässt allerdings keine Wünsche offen. Trotz agressiver Surroundaktivität wurde der Akzent seicht auf die Frontstage gelegt. Dies hat den Vorteil, dass die Dialoge auch im schlimmsten Getümmel noch immer gut verständlich sind und auch die überbordende Musik von Klaus Badelt die restliche Soundkulisse nicht ertränkt. Der große Vorteil beim DTS-Track ist eindeutig der Tiefbass, der DTS-typisch sehr stark zum Einsatz kommt. In Sachen Surroundaktivität konnte schließlich kaum ein Unterschied zwischen DD und DTS festgestellt werden. Besonders gut sind dichte atmosphärische Momente wie in der Piratenkneipe in Tortuga gelungen. Hier möchte man am liebsten selbst zur Theke schlendern, um dem nächsten Piraten eine ‘reinzuhauen. Trotzdem bleiben gezielt direktionale Effekte eher die Seltenheit. Aber wenn die Kanonenschüsse durchs Wohnzimmer zischen, dann zuckt man schon fats selbst mit dem Kopf. Ebenfalls sehr gut.

EXTRAS

Wie man ein 2-er Disc Set wirklich gut ausnutzen kann, zeigt die Special Edition von “Fluch der Karibik” ganz deutlich. Allein auf der ersten Filmscheibe befinden sich insgesamt vier Audiokommentare, von denen zwei allerdings nicht über die komplette Länge des Films gehen. Auf dem ersten kompletten Track plauschen Regisseur Gore Verbinski und Star Johnny Depp sehr locker über ihre Erfahrungen mit dem “Fluch der Karibik”. Von heftigen Schwierigkeiten mit der Pyrotechnik-Abteilung zu dem Eindruck, dass sie am Set immer das Gefühl hatten, einen niedlichen kleinen Film zu drehen, werden auch keine peinlichen Erinnerungen ausgelassen. Trotzdem kommen auch inhaltliche Entscheidungen und thematisch bezogene Themen zur Sprache. Ein rundum gelungener Track, der mit nur wenigen Sprechpausen auskommt. Den zweiten vollständigen Track bestreiten die vier (!!!) Drehbuchautoren des Films. Wie eine solche Zusammenarbeit funktionieren kann und welche Elemente wie in der fertigen Geschichte gelandet sind - und welche nicht - kommt in den Dialogen zwischen den Autoren sehr gut und vor allem recht unterhaltsam zum Ausdruck. Dabei werden auch viele niedliche Produktionsgeheimnisse besonders um den netten kleinen Affen im Film enthüllt. Ebenfalls ein recht ausgewogener Track,der viele interessante Informationen zum “Fluch der Karibik” liefert. Track Nr. 3 wird von Produzent Jerry Bruckheimer gesprochen. Hier handelt es sich mehr um Interviewschnipsel, die unter verschiedene Filmszenen gelegt worden sind. Die insgesamt elf Abschnitte (ca. 20 Minuten) können in einer Kapitelübersicht einzeln angewählt werden oder zusammen mit einer “Alles Abspielen”-Funktion angeschaut werden. Kurz und knapp kommentiert Bruckheimer verschiedene Aspekte in seiner gewohnt trockenen wie selbstsicheren Art: das Casting, die Effekte, das Konzept und noch einiges mehr. Wirklich handfeste Informationen wird man hier aber vermissen. Auf dem vierten Track sprechen schließlich Schauspielerin Keira Knightley und Commodore-Filmpartner Jack Davenport. Wie beim Bruckheimer Track lassen sich hier die einzelnen Passagen (insgesamt 17) anwählen oder komplett abspielen. Dieser Track ist der reine Spaß. Beide Mimen ziehen sich gerne gegenseitig auf und schwelgen sehr enthusiastisch in ihren Erinnerungen an die Produktion. Man hat wirklich das Gefühl, mit den beiden auf der heimischen Couch zu sitzen und den Film das erste Mal zu erleben. Keira Knightley outet sich dabei als extrem geschwätziges und hyperaktives Teenager-Plappermaul (bei den Dreharbeiten war sie gerade erst 17 Jahre jung!). Trotzdem macht auch hier das Zuhören Spaß, auch wenn man Miss Knightley gerne mal zwischendurch einen alten Socken in den Mund stopfen möchte.

Auf der zweiten Scheibe befinden sich die zahlreichen Video-Extras zum “Fluch der Karibik”. Das 38-minütige Making of “Das Epos auf See” führt eindrucksvoll hinter die Kulissen der riesigen Bruckheimer Produktion. Hier vermischen sich fleißige Lobhudelei mit einigen sehr interessanten Produktionsdetails und Behind-the-Scenes Aufnahmen. Besonders die unterschiedlichen Schiffsbauten bringen einen ins Staunen wieviel Aufwand dafür getrieben werden musste. Ein gelungener wenngleich nicht immer zu tief gehender Einblick in das Mammut-Unterfangen. In “Blick auf das Set” gibt es 20 Minuten an unkommentierten Aufnahmen von den Proben und Dreharbeiten zu sehen. Fünf Settings werden dabei abgehandelt: Angriff auf die Stadt, Tortuga, die Schmiede, die Piratenhöhle und Jacks Hinrichtung. Hier kann man ungeschminkt die minutiöse Planung der einzelnen Actionsequenzen miterleben. Drei “Tagebücher” ganz unterschiedlicher Art geben einen weiteren Einblick hinter die Kulissen: Hobby-Fotograf Jerry Bruckheimer präsentiert wie schon bei “Black Hawk Down” eine eigene Kollektion an selbstgemachten Fotos, die er auch selbst kommentiert.

Ein Piratentagebuch durfte auch Schauspieler Lee Arenberg mit einer Videokamera führen. Der zehnminütige Zusammenschnitt seiner Aufnahmen mit eigenem Kommentar ist ebenfalls ein echter Brüller und beweist, dass das Piratenleben wirklich großartig sein kann. Diesen Clip sollte sich niemand entgehen lassen. Das “Tagebuch eines Schiffs” beschäftigt sich schließlich mit der Fahrt eines der echten Schiffe während der Produktion. Wer im “Making of” noch nicht genug Infos über die komplexe Arbeit mit Schiffen im Film bekommen hat, kann hier in elf Minuten noch ein wenig mehr erfahren. Sehr gut. “Unter Deck” enthält eine relativ umfassende Geschichte der echten Seeräuber von einst, die mit Filmausschnitten und Kommentaren von Piraten-Experte David Cordingly einen Einblick in das eher triste Leben dieser berüchtigten Seefahrer gibt. Obwohl die Kommentare eher knapp gehalten sind, kann Cordingly einige interessante Fakten vermitteln. Das knapp dreiminütige Gag-Reel ist leider nicht so lustig, aber zeigt dafür die verpatzten Schwertwürfe von Orlando Bloom. Bei den 19 “Zusätzlichen Szenen” handelt es sich hauptsächlich um erweiterte Sequenzen statt um gänzlich neue Szenen. Ganz nett sind dabei aber nur einige zusätzlich Momente in Tortuga, in denen einige bekannte Szenen aus der originalen Themenpark-Attraktion verarbeitet worden sind. Die zehnminütige Effekte-Demonstration “Mondlicht-Serende” beschäftigt sich natürlich mit der großartigen Sequenz, in der die Piraten das erste Mal als Untote vollständig zu sehen sind. Knapp und gut visuell veranschaulicht werden die einzelnen Entwicklungsphasen dargestellt und erklärt. Neben einer umfassenden Bildergalerie zu “Fluch der Karibik” wurde noch eine von Disney produzierte Originaldokumention (ca. 18 Minuten) aus den 50-er Jahren über die Themenparkattraktion “Pirates of the Caribbean” auf die Scheibe gepackt.

DVD-Rom Features: Ebenfalls über beide Discs verteilt lassen sich noch ein paar nette Features über den Inter Actual Player am PC aufrufen. Auf der Filmdisc sind sowohl ein Storyboard-zum-Film Vergleich als auch ein interaktives Drehbuchlesen im Vergleich zum Film möglich. Auf der zweiten Scheibe geht der Spaß aber erst richtig los: “Tote erzählen keine Geschichten” ist eine wirklich ausführliche Dokumentation über die Entstehung der Themenpark-Attraktion “Pirates of the Caribbean” mit aktuellen Interviews und vielem mehr. Der Knaller ist sicherlich das Fotobearbeitungsprogramm “Das Mondlicht steht dir gut”. Hier kann man das eigene Gesicht teilweise oder gänzlich in einen untoten Piraten verwandeln und entweder als E-Mail Gruß verschicken oder direkt als Jpeg-Datei speichern. Das Programm ist wirklich kinderleicht zu bedienen und die Ergebnisse sind echt gruselig. Für alle Leute, die nicht extra nach Euro-Disney (eigentlich bekommt dieser Name mit unserer neuen Währung einen etwas zynischen Unterton!) fahren wollen, um sich die originalen Karibik-Piraten anzuschauen, können eine virtuelle Tour durch die Attraktion machen. Mittels zoombaren 360-Grad Bildern bekommt man einen hübschen Eindruck der Fahrt vermittelt. Eine weitere umfassende Bildergalerie zeigt die originalen Disney-Konzeptzeichnungen für “Pirates of the Caribbean” und verschiedene Entwicklungsstadien der Modelle für die Piraten.

FAZIT

Disney hat wirklich das Rundum-Sorglos Paket für alle Piratenfans geschnürt. Massig gute Extras und eine sehr gute Qualität machen das 2-er Disc Set von “Fluch der Karibik” zu einem absoluten No-Brainer. Auch die DVD-Rom Features können überzeugen. Also auf in den nächsten DVD-Laden und handelt ganz im Sinne der Piraten: “Nimm was du kriegen kannst und gib nichts wieder zurück!”



Kay Pinno