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REVIEWS



Flying Dagger   

Flying Dagger
    
Original: Shen Jing Mao yu Fai Tian Mao   (Taiwan, 1993)
Laufzeit: 86 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Kevin Chu
Darsteller: Maggie Cheung, Tony Leung Ka Fai, Man Cheung, Gloria Yip u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer
Preis: ca. 20 €
Wertung: 4 / 3 / 5+ (Bild/Ton/Extras)


"Gagreicher Drahtseil-Akt!"

In der Zeit Anfang der 90er Jahre, als Hongkongs Filmindustrie famos geschmiert lief und an die 300 Filme im Jahr produzierte, gehörte Wong Jing (auch heute noch aktiv, wie man an “Naked Weapon” sieht) zu den umtriebigsten Produzenten. Zu “Flying Dagger”, den Kevin Chu inszenierte, steuerte der dicke Chinese auch das Drehbuch bei, so dass es nicht verwundert, wenn in dieser Martial Arts-Fantasy-Komödie das völlige Chaos herrscht. Denn Wong Jing kümmert sich nur selten um einen logischen, fein austarierten dramaturgischen Aufbau. Bei ihm haben das Tempo, absurde Einfälle und anzügliche Sexwitzchen Vorrang. Die Geschichte in “Flying Dagger” ist deswegen schnell erzählt. Das Kopfgeldjägerpaar Hon Chung und Hon Lam sind im Auftrag eines reichen Chinesen hinter dem Neunschwänzigen Fuchs her. Ihre Konkurrentinnen, die kleine und große Verführung, wollen ihnen den Auftrag streitig machen. Im Verlauf der wilden Hatz stellt sich heraus, dass der Auftraggeber selbst ein falsches Spiel spielt. “Flying Dager” ist Non-Stop-Action der aberwitzigsten Sorte. Neben wüsten Kämpfen, bei denen die Schwerkraft dank Drahtseileinsatz ohne jeden Belang ist, würzt Wong Jing den Film mit Seltsamkeiten, wie einem fliegenden Bett. Der Neunschwänzige Fuchs lebt tatsächlich in einem Bau, seine Frau beschäftigt einen alten Mann, der in ihrer Abwesenheit die Höhle beobachtet und Zeichnungen vom Geschehen anfertigt, Bäume werden durch die Luft geschleudert, um den Gegner zu besiegen und ein altes Wirtspaar liebt es die kämpfenden Kontrahenten zu beobachten. Jede noch so fadenscheinige Gelegenheit wird genutzt, um die Akteure wild durch die Luft zu schleudern. Dabei parodiert Wong Jing nebenbei auch noch gängige Klischeesituationen des historischen Martial Arts-Films, wie die vielen berühmten Gasthausszenen. Auch hier tauchen verschiedene Parteien auf, die sich gegenüber stehen. Aber statt Suspense herrscht Dauerkampf und Dauerbewegung, mit merkwürdig herumkaspernden Japanern, Schirmen und Giftküssen. “Flying Dagger” zieht seinen Sinn aus der konsequenten Ablehnung eines Sinns. Kaum ein Film definiert Selbstzweck so gekonnt. Darin liegt die Würde dessen, der über allem schwebt. Es gibt keine Regeln, sondern nur noch Anarchie und letztlich kann jeder Filme machen, wenn die Ausstattung stimmt. Das ist kommerzieller Punk, falls es so etwas geben kann.

BILD

Flying Dagger

Die Vorlage des Films befindet sich in einem schlechten Zustand. Die gesamte Laufzeit wird durch Dreckspuren und Bildpunkte beeinträchtigt. Bisweilen tauchen auch schon einmal gravierende Bildfehler auf. “Flying Dagger” gehört eben nicht zu den auch im Ausland bekannten Klassikern des modernen Hongkong-Kinos. In der ehemaligen Kronkolonie geht man mit dem eigenen Filmerbe nicht besonders pfleglich um. Nur eine aufwendige Restaurierung, die bei einem solchen Titel natürlich Abwägungssache ist, hätte Besserung bringen können. Das Bild wirkt deswegen ständig matschig und erreicht nie gute Schärfewerte. Stehende Rauschmuster und Blockbildung runden den bescheidenen Eindruck ab. Auch die Detailschärfe in dunklen Szenen ist nicht optimal. Unter Berücksichtigung der schwierigen Herkunft kann man von einer ausreichenden Bildqualität sprechen.

TON

Flying Dagger

Der Ton schneidet demgegenüber solider ab. Beide Spuren liefern einen brauchbaren 2.0-Ton ab, der allerdings nie die Fulminanz vergleichbarer westlicher Filme erreicht. Die Abmischung der deutschen Synchronisation weicht an manchen Stellen vom Original ab, indem die Nebengeräusche stärker betont werden. Dies sorgt für einen Atmosphäregewinn. Der kantonesische Ton wirkt demgegenüber ein wenig dumpfer. Zur Synchronisation bleibt noch anzumerken, dass erneut die Frage auftaucht, wann es endlich gelernt wird, dass man die eigentümliche Sprachmelodie des Kantonesischen nicht nachmachen kann und auch nicht nach zu machen braucht. Statt einer dummen Imitation wäre es angesagt, die jeweilige Emotion aufzunehmen und dies in eine sinnvolle deutsche Betonung umzuwandeln. Aber das wird wahrscheinlich für immer eine Wunschtraum bleiben.

EXTRAS

Als Extra gibt es nur gibt den Original-Trailer.

FAZIT

Fans des Hongkong-Kinos der absurden Art brauchen trotz der mageren Qualität der Scheibe nicht lange nachzudenken, um zuzugreifen.



Stefan Dabrock