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REVIEWS



Goldene Zeiten - Deluxe Edition   

Goldene Zeiten - Deluxe Edition
    
Original: Goldene Zeiten   (BRD, 2006)
Laufzeit: 129 Minuten (PAL)
Studio: e-m-s
Regie: Peter Thorwarth
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Dirk Benedict, Wolf Roth, Ralf Richter, Alexandra Neidel u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS & DD5.1 Deutsch
Untertitel: Englisch
Extras: Kommentar, Deleted Scenes, Making of u.v.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 2+/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Golf-Krieg!"

Wieder einmal kehrt Ruhrpott-Kind Peter Thorwarth mit “Goldene Zeiten” in die vermeintliche Idylle von Unna zurück, um ein weiteres Pott-Milieu auf seine Weise auseinanderzunehmen. Nach Kleinkriminellen (“Bang Boom Bang”) und kleinbürgerlichen Bauarbeitern (“Was nicht passt wird passend gemacht” - Review hier) geht er jetzt den neureichen Kleinstadt-Yuppies an den Kragen. PR-Fuzzi Ingo (Wotan Wilke Möhring) kommt eigentlich aus einer gutbürgerlichen Familie, aber will bei der lokalen Oberschicht mitmischen. Für ein Wohltätigkeitsturnier des Golfclubs von Geldgeier Jürgen Matthies (Wolf Roth) organisiert er den US-TV-Star Douglas Burnett (Dirk Benedict), der durch die Actionserie “John Striker” bekannt geworden ist. Das Auftauchen des Promis in der Provinz führt vor Ort aber zu heller Aufregung, die Ingo langsam aber sicher über den Kopf wächst. Was schließlich niemand außer dem PR-Novizen weiß: sein Burnett heißt in Wirklichkeit Horst Müller und sieht dem US-Star nur sehr ähnlich. Doch auch sein Auftraggeber Matthies sitzt in der Klemme. Der reiche Schnösel ist in Wirklichkeit pleite und will das Turnier nur zu einer elaboraten Abzocke nutzen. Mit dem unerwarteten Auftauchen der Russen-Mafia, einer zornigen Ehefrau sowie dem lokalen Zuhälter und älterem Bruder von “Bang Boom Bang”s Kalle Grabowski namens Bullet Harry (wieder einmal eine Paraderolle Ralf Richter) geht der Golf-Krieg mit Sex, Drogen und auch Mord erst richtig los.
Überfrachtet wäre sicherlich die richtige Beschreibung für Thorwarths dritten Kinofilm im “Unna”-Universum. Einerseits möchte er die an sich schon verschachtelte Gaunerei um die Promi-Farce im Golfclub erzählen, aber andererseits will er auch einen Figuren-Epilog zu “Bang Boom Bang” abliefern. So bleibt besonders “Bang Boom Bang”-Veteranin Melanie (Alexandra Neidel) eine Satelliten-Figur, die zwar für Ingo wichtig ist, aber mit der Hauptgeschichte überhaupt nichts zu tun hat. Mit dem fertigen Film sitzt Thorwarth deshalb ein wenig zwischen allen Stühlen. Außerdem konnte man sich wohl auch nicht ganz entscheiden, entweder einen richtigen Ensemble-Film ohne konkrete Hauptfigur abzuliefern oder sich doch ganz auf Ingos Schicksal zu konzentrieren. Da Thorwarth in “Goldene Zeiten” ein irrsinniges Sammelsurium an skurrilen Typen (und eine unglaubliche Besetzung) auffährt, hätte er dies konsequenter im Stil einer TV-Serie umsetzen müssen. Reine Stimmungsfiguren wie Gedeon Burkhardts abgehalftertes Schauspielwürstchen Mischa Hahn müsste man sonst komplett aus der Geschichte schmeißen. Dass der Film im Vergleich zu seinen Vorgängern nachdenklicher, dreckiger und auch humorloser geworden ist, dürfte Fans zunächst vor den Kopf stoßen. Letztlich passt diese Inszenierung aber besser zur bitterbösen Satire, die in “Goldene Zeiten” wahrscheinlich näher an der Realität liegt, als einem lieb sein könnte.

BILD

Goldene Zeiten - Deluxe Edition

Das anamorphe Widescreenbild
(2.35:1) macht einen sehr guten Eindruck. Die Vorlage ist fehlerfrei und zeigt keine analogen Rückstände wie Spratzer oder Bildpunkte. Schärfe und Kontrast sind gut und lassen auch kleinen Details in Wideshots nicht untergehen. Dennoch hat der Transfer ganz leichte Probleme mit Konturen im Hintergrund, die anfällig für ein leichtes Zeilenflimmern sind. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont, was an der teilweise desaturierten Farbgebung des Films liegt. Der Schwarzwert ist tief aber zeigt in einigen Szenen einen leichten Trend zur Milchigkeit. Besonders auffällig ist dies beim Finale im Golfclub, wobei die neblig verrauchte Atmosphäre auch ihren Betrag dazu leistet. Die Kompression leistet sich keine Schnitzer. Das Bild bleibt auch in bewegten Momenten ruckelfrei. Artefakte und Hintergrundrauschen sind nicht vorhanden.

TON

Goldene Zeiten - Deluxe Edition

Der deutsche Surroundtrack sowohl in DTS als auch in DD5.1 setzt auf subtile aber kernige Surroundaktivität. Obwohl sich der Film hauptsächlich auf seine Dialoge konzentriert, werden gezielt direktionale Effekte, verschobene Randatmosphären sowie Hintergrundgeräusche sehr gut im gesamten Soundfeld plaziert. Besonders die gute Reproduktion der Partyatmosphäre bei der Benefizgala kommt richtig gut ins Wohnzimmer. Die Dialoge sitzen sicher und gut verständlich im Centerkanal während sich die Musik auch ordentlich in den Surroundkanälen Luft macht. Störende Überlappungen konnten nicht festgestellt werden. Der DTS-Track weist besonders beim Musikeinsatz eine Portion mehr Dynamik und Basseinsatz auf als der DD5.1 Track.

EXTRAS

Schon die Verpackung der Deluxe-Edition von “Goldene Zeiten” lässt richtig Freude aufkommen. Der Aufklappschuber ist dem Postermotiv nachempfunden und zeigt im Inneren weitere Gesichts-Ausschnitte wie auf dem Tittel aber auch von anderen Figuren des Films. Neben den zwei (durchsichtigen!!!) DVDs und der “Inspired By”-Soundtrack CD befindet sich auch ein schickes 16-seitiges Booklet in der Verpackung. Darin enthalten ist ein ausführliches Grußwort von Peter Thorwarth sowie einige Hintergrundinformationen und Statements der Schauspieler zum Film.
Auf der ersten Film-DVD befindet sich Audiokommentar mit Regisseur Peter Thorwarth, Produzent Christian Becker, Kameramann Jan Fehse und Cutterin Anja Pohl. Das Quartett gibt einen guten Rundum-Blick sowohl über die technischen als auch inhaltlichen Aspekte des Films. Ohne Pause werden einzelne Szenen analysiert und auch inszenatorisch hinterfragt. Ein sehr informativer Track, der aber - vielleicht aufgrund des schwermütigerem Thema des Films - wesentlich gesetzter als die bisherigen Kommentare Thorwarths wirkt. Hier wird wenig gescherzt oder in Anekdoten geschwelgt, sondern höchstens ein bisschen Drehstimmung reminisziert. Dennoch kann hier nicht von einem trockenen Erlebnis gesprochen werden. Zahlreiche Hintergrundinfos und reale Parallelen zum Film werden aufgedeckt. So zum Beispiel Thorwarths ursprüngliche Inspiration für die Geschichte bei einem Promi-Golfturnier in Unna, bei dem die “Magnum”-Stars Roger E. Mosley und Larry Minetti aufgetreten sind. Der Regisseur bezieht auch mehrfach Stellung zu der ungewöhnlichen Atmosphäre des Films, die weniger Komödie den bitterböse schwarze satire ist. An diesem Audiokommentar gibt’s deshalb kein vorbei. Auf der ersten Scheibe befinden sich auch der Kinotrailer und Teaser zum Film sowie das Musikvideo “The One” von Martin Jondo.

Alle weiteren Extras befinden sich auf der zweiten DVD. Das “Making of” entpuppt sich dabei als riesige Enttäuschung. Lieblos wurden hier ca. 85 Minuten an Behind-the-Scenes Material ziemlich wahllos hintereinander geklatscht. Um überhaupt einen Zusammenhang zu erkennen, plaudern die drei Verantwortlichen für diesen Quatsch einen ziemlich lieb- wie relativ inhaltslosen Kommentar über das Geschehen. Das ist gnadenlos langweilig und auch nervig. Für die DVD-Edition eines solchen Films ist das schon eher peinlich. Immerhin gibt’s hier da ein paar wenige Highlights zu sehen. Ralf Richter ist eigentlich immer lustig und wenn Dirk Benedict für seine Rolle die Haare abrasiert bekommt, dann hat das auch schon einen Staunfaktor.
Alternativ gibt’s dazu auch nochmal ca. 8 Minuten an unkommentiertem Behind-the-Scenes Material zu sehen. Auch wird nichts Spektakuläres geboten.
Acht geschnittene Szenen und ca. 27 Minuten an erweiterten Szenen können optional mit Kommentar von Peter Thorwarth angeschaut werden. Die geschnittenen Szenen sind relativ kurz, aber beinhalten wenigstens zwei Segmente, die auf jeden Fall in den Film gehört hätten. Zum einen sieht man Ingo in seinem richtigem Zimmer bei seinen Eltern (einschließlich van Damme Karate Tiger Poster!) und eine weitere Szene zeigt ein weitere schöne Zusammenführung aus “Bang Boom Bang”. Melanie trifft vor einer Grundschule Andi (Markus Knüfken), der inzwischen schon eine kleine Tochter und scheinbar ein normales Familienleben hat.
Die “Outtake”-Montage (ca. 5 Min.) zeigt ein paar übliche Versprecher und Haspler. Wirklich komische Dinge sind nicht zu sehen oder man hätte dabei sein müssen.
Die “Interview”-Sektion bietet nicht weniger als 13 Gespräche mit einer Gesamtlaufzeit von fast zwei Stunden auf. Sämtliche Schauspieler sowie Peter Thorwarth, Produzent Christian Becker und Drehbuch-Co-Autor Alexander Rümelin werden über das Projekt, die Rollen und die “Unna”-Trilogie ausgefragt. Die Antworten fallen hier teilweise sehr persönlich aus und liefern einen guten Eindruck vom Bezug der Filmemacher zu dem gesamten Projekt und auch untereinander. Hier wird deutlich nachgeholt, was in dem Pseudo-Making-of völlig versäumt wurde.
Insgesamt drei “Casting Sessions” mit Wolf Roth, Birgit Stein und Loretta Stern sind ebenfalls auf Video gebannt worden und zeigen schon deutlich, wie energisch die Schauspieler an das Material von Thorwarth herangegangen sind.
Hinter “Best of O-Ton” (ca. 6 Min.) verbergen sich die originalen Aufnahmen, bei denen Dirk Benedict seinen deutschen Text selbst spricht, was aber im fertigen Film dennoch synchronisiert wurde. Hier darf man sich aber schmunzelnd Benedicts deutsche Eskapaden anhören. Dazu gibt’s einen optionalen Kommentar von Peter Thorwarth, bei dem er unglaublichen Zusammenhang zwischen Wolf Roth und der von Benedict gespielten Figur preisgibt.
Als Gimmicks sind auch noch die TV-Einspieler und Nachrichtensendung, die bei “Goldene Zeiten” im TV zu sehen sind, als einzelne Videos abrufbar. Vor allem der “Soap-Einspieler” ist ziemlich unglaublich, weil absichtlich mies und dennoch kaum von handelsüblicher TV-Ware aus dem Daily Soap Bereich zu unterscheiden.
Thorwarth-Fans und Komplettisten werden sich auch noch über die Dreingabe einer “Lost Scene” aus “Bang Boom Bang” (Ingo (Möhring) feiert bei Kampmann Senior (Dieter Krebs) im Partykeller) und den Kino-“Handy Aus”-Trailern von “Goldene Zeiten” erfreuen.
Aus der PR-Abteilung gibt’s noch ein 10-minütiges Video von der Filmpremiere in Düsseldorf zu sehen sowie insgesamt sechs Bildergalerien, bei denen auch alternative Plakatmotive zu “Goldene Zeiten” zu finden sind.

Der DVD-Rom Teil der Scheibe besteht aus mehreren PDF-Dateien, die das komplette Drehbuch, das Presseheft, den Drehplan und ein Drehtagebuch enthalten.

FAZIT

Für Thorwarth-Fans gibt’s sicherlich keinen Zweifel: diese DVD Edition ist - abgesehen vom Totalausfall des “Making of” - der goldene Schuss ins Schwarze. Wer den Film bisher aber noch nicht kennt, der sollte erstmal in die Videothek pilgern. Thorwarths Yuppie-Abrechnung ist definitv nicht mit seinen bisherigen Filmen zu vergleichen. Bitterböse statt grotesk komisch sind hier nicht für jeden Zuschauer “Goldene Zeiten” zu erwarten.



Kay Pinno