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REVIEWS



Schlitzohr und der Bulle, Das   

Schlitzohr und der Bulle, Das
    
Original: Il trucido e lo sbirro   (Italien, 1976)
Laufzeit: 91 Minuten (PAL)
Studio: Anolis / e-m-s
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Tomas Milian, Claudio Cassinelli, Nicoletta Machiavelli, Henry Silva u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer, Fotogalerie
Preis: ca. 10 €
Wertung: 3+/ 4+/ 4 (Bild/Ton/Extras)


"Vor nur 48 Stunden"

In den 70-er Jahren war Italien heiß und das Pflaster in Rom gefährlicher als in New York. Gangster und Terroristen bevölkerten die Straßen der ewigen Stadt und scheuten sich auch nicht davor, von unnötiger Gewalt ordentlich Gebrauch zu machen - jedenfalls auf den Kinoleinwänden. Um diesen knallharten Strolchen das Handwerk zu legen, mussten Staatsbeamte her, die das Gesetz konsequent in die eigenen Hände und Holster nehmen mussten. Aber auch hier gibt es Grenzen, die nur auf ganz unkonventionelle Weise überschritten werden können. Kommissar Sarti (Claudio Cassellini) entschließt sich, den Gauner Sergio “Monnezza” Marazzi aus dem Knast zu entführen (!!!), um mit dessen ausgezeichneter Kenntnis der römischen Unterwelt Jagd auf den skrupellosen Banditen Brescianelli (Henry Silva) zu machen. Der Verbrecher hat mit seiner Gang ein Mädchen entführt und verlangt Lösegeld. Das Kind ist jedoch Dialyse-Patientin und stirbt, wenn sie nicht rechtzeitig ein Medikament bekommt. Um an die Entführer-Bande heranzukommen, muss sich das ungleiche Duo Sarti und Monnezza einer anderen Gang anschließen, die ebenfalls mit Brescianelli noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Zusammen wird ein blutiger und kompromissloser Rachefeldzug in der Unterwelt Roms durchgeführt, der in keinem Polizeihandbuch zu finden sein dürfte.
Für das Drehbuch verantwortlich zeichnete sich Genre-Größe Dardano Sachetti, der für einige der bekanntesten Exploitation-Drehbücher aus Italien (u.a. Bavas “Bay of Blood” und die großen Fulci-Klassiker) verantwortlich ist. Das irre Konzept eines Undercover-Polizisten, der ganz klar die Grenzen überschreitet, und ein Gangster, der sich für eine gute Sache einsetzt und mit einer ordentlichen Portion Pragmatismus den Polizisten immer wieder überrascht, geht vollkommen auf. Dies liegt an dem guten Zusammenspiel zwischen Milian und Cassinelli, sowie Lenzis Fähigkeit, auch den Nebenfiguren - besonders den kriminellen “Freunden” von Monnezza - Leben einzuhauchen. Zudem legt der Film ein gutes Tempo vor, bei dem der Zuschauer kaum zu einer Verschnaufpause kommt. Die Jagd nach dem Mädchen hält dabei einige schöne Wendungen parat, die wie aus der Pistole geschossen kommen. Zudem verliert Lenzi bei der eigentlich harten Geschichte nie seinen Sinn für Humor. Allein der Beginn des Films spielt schön mit dem Italowestern-Image von Tomas Milian. Hier lässt sich schon ahnen, dass einen der Film auf einen wilden Ritt mitnimmt.

BILD

Schlitzohr und der Bulle, Das

Der anamorphe Widescreen-Transfer des Films (2.35:1) ist erstaunlich gut geraten. Die Filmvorlage ist in einem guten Zustand und hat kaum Alterserscheinungen in Form von Dreckspuren oder Bildpunkten. Dennoch ist das Filmmaterial älter und zeigt eine eher schwammige Schärfe und recht unterschiedlichen Kontrast. Die Farben geben den realistischen Grundton des Films wieder und sind nur in wenigen Momenten - wie den leicht psychedelischen 70-er Jahre Wohnungsinterieurs - wirklich strahlend. Der Schwarzlevel ist noch solide, aber im Vergleich zu aktuellen Filmen natürlich schwach. Die Kompression hält das Bild stabil. Rauschmuster im Hintergrund könnten nicht ausgemacht werden. Für einen über 30 Jahre alten Italostreifen kann sich die Qualität noch wirklich ganz gut sehen lassen.

TON

Schlitzohr und der Bulle, Das

Der auf DD2.0 hochgeschraubte Monosound wurde so gut es geht aufgeräumt. Da die deutsche Synchronisation des Films erst in der Mitte der 80-er Jahre für eine Videoauswertung erfolgte, ist die Qualität sehr gut geraten. Zudem haben die damaligen Verleiher die Nähe zu “Nur 48 Stunden” erkannt und Tomas Milian die Stimme von Eddie Murphy verpasst, was wirklich blendend funktioniert. Die Abmischung zwischen Dialogen, Musik und Soundeffekten ist ebenfalls gut gelungen. Der Ton wirkt deshalb sehr homogen. Der italienische Track hört sich bei den Dialogen zwar ein wenig künstlicher an, aber ist dafür mit deutschen Untertiteln ausgestattet, die nicht (!) auf der deutschen Synchro beruhen.

EXTRAS

Als Extras sind ein italienischer Trailer (mit deutschen UT) und eine Bildergalerie enthalten.

FAZIT

Umberto Lenzis ist ein Profi im “poliziotti”-Genre und stellt dies mit “Das Schlitzohr und der Bulle” voll unter Beweis. Was sich die Polizei hier erlaubt, dürfte selbst kaltblütige Gangster erstarren lassen. Nicht umsonst hat sich Walter Hill die Grundidee für seinen Hit “Nur 48 Stunden” ausgeborgt. Die DVD von e-m-s bietet zudem eine recht solide Qualität. Ein echter Geheimtipp für alle, die mal einen etwas anderen Cop-Film sehen wollen.



Kay Pinno