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REVIEWS



Malastrana   

Malastrana
    
Original: Malastrana   (Italien, 1971)
Laufzeit: 93 Minuten (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Aldo Lado
Darsteller: Jean Sorel, Barbara Bach, Ingrid Thulin, Mario Adorf u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Audiokommentar, Mario Adorf Interview u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2-/ 4+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Prag sehen und sterben!"

In einem Prager Park wird die Leiche des Journalisten Gregory (Jean Sorel) gefunden und anschließend in die Gerichtsmedizin verfrachtet. Todesursache und -umstände unbekannt. Nicht jedoch für den Leichnam selbst. Gregory ist in Wirklichkeit hellwach und befindet sich in einer seltsamen, todesähnlichen Stasis. Langsam erinnert sich der vollkommen Gelähmte an die Umstände seiner prekären Situation. Alles begann für Gregory nachdem er mit seiner Freundin Mira (eine damals noch unbekannte Barbara Bach) einen Nobelempfang besuchte. Danach ist seine bezaubernde Begleitung wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hat sie gesehen oder ihr Verschwinden bemerkt. Auch die Polizei steht vor einem Rätsel und Gregory nimmt mit seinen Presse-Kollegen (u.a. Mario Adorf) selbst die Detektivarbeit auf. Die führt schließlich zu den Leichen von anderer Frauen und einer seltsamen Geheimgesellschaft, auf die Gregory besser nicht gestoßen wäre. Das Regiedebüt von Aldo Lado überzeugt mit einer verstörenden Paranoia-Atmosphäre, die in den Mantel eines Giallos gepackt wird, um den leicht esoterischen Ansatz der Geschichte um die ewige Jugend und die Lust am körperlichen Leben etwas zu kaschieren. Nicht umsonst wird schließlich auch Prag als sich ewig erneuernde Gothic-Metropole inszeniert, die gleichzeitig uralt vor sich hin verwest und dennoch voller Leben steckt. Dazu werden einige 70-er Jahre typische Way-of-Life Motive (u.a. ein klampfender Hippie namens Jürgen Drews!) in die Entführungsstory eingewoben. Besonders das schockierende Finale des Films kann aber heute immer noch durch seine Kompromisslosigkeit und Konsequenz beeindrucken. Die mächtige Sekte wirkt bei Aldo Lado noch furchteinflößender als z.B. die Teufelsanbeter aus “Vier im rasenden Sarg”. Statt mit offener Gewalt handelt das Bösen hier außerhalb des Blickwinkels von Gregory und damit des Zuschauers - mit einem sehr unheimlichen Effekt. Vergleichbar wird “Malastrana” höchstens mit Robin Hardys zwei Jahre später entstandenem Kultklassiker “The Wicker Man”, der auf der gleichen Ebene mit Kultisten, der Ich-Perspektive des Films und einem verstörenden Ende aufwarten kann.

BILD

Malastrana

Der neue anamorphe Widescreen Transfer (2.35:1) kann natürlich nicht das Alter und die preiswerte Herkunft des Films verleugnen. Die Vorlage (basierend auf dem ungeschnittenen internationalen Print mit dem Titel “Short Night of the Glass Dolls”) ist aber trotz geringfügiger Bildpunkte ziemlich klar und weitestgehend fehlerfrei. Schärfe und Kontrast sind in Anbetracht des Alters recht gut und lassen selbst bei den Außenaufnahmen nichts zu wünschen übrig. Dennoch ist eine leichte Körnigkeit des Bildes festzustellen. Die Farben sind stabil und solide. Der leicht matte Look des Films wird sauber wiedergegeben. Der Schwarzlevel ist seicht milchig und nicht sehr detailreich. Dennoch werden keinen nennenswerten Bildanteile verschluckt. Die Kompression ist durchweg sauber und hält das Bild stabil.

TON

Malastrana

Die Monoton-Spuren auf Deutsch und Englisch wurden beide gut aufgeräumt und haben nur noch einen minimalen Rauschanteil. Die Dialoge sind klar und deutlich verständlich, während die unheimliche Musik aus der Feder von Ennio Morricone recht dynamisch aus den Lautsprechern tönt. Auch die Soundeffekte sind immer noch manierlich anzuhören und klingen nicht dumpf. Die fehlenden Dialogpassagen der deutschen Fassung sind auf Englisch zu hören und mit deutschen Untertiteln versehen.

EXTRAS

Koch Media hat sich ordentlich Mühe gegeben und einige erstaunliche Extras produziert, aber leider nicht das Interview mit Aldo Lado von Anchor Bay übernommen. Dafür gibt’s tatsächlich einen Audiokommentar mit Jürgen Drews, der im Film eigentlich nur wenige Sekunden zu sehen ist. Dennoch hat der König von Mallorca erstaunlich viel zu erzählen und zeigt sich als sehr lustiger und selbstkritischer Zeitgenosse, der über alles und vor allem auch über sich selbst lachen kann. Neben zahlreichen biografischen Informationen aus erster Hand berichtet Drews auch von seinen kurzen Flirt mit der Schauspielkunst in internationalen Produktionen zu Beginn der 70-er Jahre. Bei “Malastrana” hatte er sogar Gelegenheit mit Ennio Morricone zusammen zu arbeiten und schwelgt begeistert in der Erinnerung. Auch zu seinen Filmpartnern wie Hauptdarsteller Jean Sorel, Barbara Bach oder Mario Adorf hat der Sänger einige Anekdoten parat. Trotz kleiner Pausen und immer wieder erstaunlichen Kommentaren zum Filmgeschehen - Drews hat den Film seit damals nicht mehr gesehen - ist der Track unglaublich unterhaltsam und man wird mehr als einmal ins Schmunzeln geraten, wenn Drews in seiner Erinnerungskiste kramt. Ähnlich überraschungsvoll ist das halbstündige Interview mit Mario Adorf, das von Mike Siegel (“Passion & Poetry - Sam Peckinpah”) produziert wurde. Über “Malastrana” hat Adorf zwar nicht so viel zu erzählen, aber er plaudert auch ausgiebig über seine frühen internationalen Filmproduktionen wie “Der Mafiaboss” oder “Sierra Charriba” (Review hier). Dabei teilt er einige sehr harte Anekdoten über seinen körperlichen Einsatz an den Sets mit dem Zuschauer. Eine echte Goldgrube. Des weiteren gibt’s noch einen englischen Trailer und eine Bildergalerie auf der Scheibe. Der schönen Schuberverpackung liegt auch ein informatives Booklet (6 Seiten) mit einem analytischen Text des Buio-Omega Filmgelehrten Christian Keßler bei.

FAZIT

“Malastrana” ist eine verschollene Perle des frühen italienischen Giallo-Kinos, die gekonnt die Grenze zwischen Genrekino und psychedelischem Zeitgeist im Stil von Antonionis “Blow Up” vermischt. Die DVD-Umsetzung von Koch ist vorbildlich und absolut nur zu empfehlen.



Kay Pinno