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REVIEWS



Hostel 2 - Kinofassung   

Hostel 2 - Kinofassung
    
Original: Hostel 2   (USA, 2007)
Laufzeit: 90 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Eli Roth
Darsteller: Jay Hernandez, Derek Richardson, Eythor Gudjonsson, Barbara Nedeljakova u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr
Extras: 3 Kommentare, Making of, Deleted Scen. u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 2+/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Rückkehr des Killer-Kapitalismus"

Eli Roth legt mit „Hostel 2“ tatsächlich eine bessere Fortsetzung vor und verärgert deutsche Zensoren auch auf DVD. Mit seinem „Hostel“ erschütterte Eli Roth die Gemüter. Das krasse Thema einer geschäftsmäßig organisierten Folterfirma, die junge Menschen verschleppt, um sie reichen Kunden zum Quälen und Töten zu überlassen, war schon harter Tobak. Als spannungsgeladener Genre-Schocker versagte „Hostel“ jedoch auf zu vielen Ebenen. Für seine Fortsetzung hat sich Roth deshalb mehr Gedanken um sein Universum gemacht und verarbeitet erstaunlich viele Hommagen an den (Gothic-) Horror von Mario Bava und an das italienische Genrekino der 70-er Jahre. Nicht nur einige schöne Gastauftritte von Italo-Kino-Ikonen (darunter Ruggero Deodato als italienischer Kannibale!!!) sind ein Beleg für Roths gezielte Inspiration. Diesmal geraten drei Freundinnen (Lauren, German, Heather Matarazzo, Bijou Philips) in die Fänge der tschechischen Folterknechte. Parallel begleitet der Zuschauer den Urlaubstrip der Mädchen, die Mechanismen der Organisation und den Weg zweier VIP-Kunden (Roger Bart und Richard Burgi aus „Desperate Housewifes“). Diese Mischung geht auf und führt den Zuschauer diesmal auch emotional an die perverse Unterwelt der Folterer heran. Roth vollbringt, was er beim ersten Teil versäumte: eine dreckige Hommage an das Exploitation-Genre, die eigentlich nicht massenkompatibel ist (und auch nicht sein darf!). Das fand auch die FSK, die den Film für eine Freigabe bereits im Kino ordentlich beschneiden musste.

BILD

Hostel 2 - Kinofassung

Obwohl der Film ganz neu ist, hat “Hostel 2” einen ganz bestimmten leicht reduzierten Look, der stark an die italienischen Filme aus den 70-er Jahren erinnert. Der anamorphe Transfer (1.85:1) hat zwar eine sehr gute Vorlage ohne Defekte aber wirkt insgesamt ein wenig überkontrastiert. Dadurch gehen in dunklen Bereichen Details verloren und die Schärfe ist ein wenig beeinträchtigt, da der Print an einigen Stellen ein wenig grobkörnig wirkt. Die Farben sind solide, aber wirken durch den spezifischen Look ein wenig matter. Der Schwarzlevel, entsprechend der Überkontrastierung, ist sehr tief, aber zeigt sich nachträglich etwas aufgehellt, wodurch in ganz dunklen Bereichen das Bild ein wenig milchig wirkt. Die Kompression arbeitet aber tadellos. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf. Sehr gut.

TON

Hostel 2 - Kinofassung

Der Surroundsound in DD5.1 ist sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch ein hübscher Hörgenuss und kommt bei den entscheidenden Szenen richtig gut zur Geltung. Die atmosphärischen Hintergrundgeräusche in der Elisabeth-Bathory-Szene, das Rasseln der Ketten, das Flackern der Kerze usw., lassen eine wahrlich die Haare zu Berge stehen. Die Dialoge sind gut verständlich im Centerkanal positioniert, aber wandern auch schon mal in die Surroundkanäle. Die Musik passt sich sehr gut an das gesamte Soundfeld an und liefert einen guten Teppich, auf dem die Soundeffekte nicht abgedämpft werden. In den stärker bevölkerten Szenen wie dem Jahrmarkt liefert der Track zudem ein gutes Ambiente von Hintergrundstimmen und Geräuschen. Gut.

EXTRAS

Auch “Hostel 2” wurde wie sein Vorgänger ordentlich mit Extras beladen. Den Film begleiten gleich drei Audiokommentare. Auf dem ersten Track sind Eli Roth, sein Bruder und 2nd Unit Director Gabe und Produzent Quentin Tarantino zu hören. Die drei “geeken” im Gespräch mal völlig aus und bestätigen die starken italienischen 70-er Jahre Filmmotive, die für den Film Pate standen. Zahlreiche Referenzen werden dabei aufgezählt und generell viel über andere Filme geschwatzt. Hier verrät Tarantino auch viel über seine eigene Filmarbeit. Gabe Roth fungiert dabei zusätzlich als Moderator und fragt immer mal wieder ins Schwarze. Ein Track, den besonders Tarantino-Afficionados sicher hören wollen.
Auf dem zweiten Track ist Eli Roth alleine zu hören. Fast ohne Pause erzählt er hier über den Entstehungsprozess des Films und wie sich sein Leben nach dem Erfolg von “Hostel” verändert hat. Von zahlreichen Produktionsdetails bis hin zu inhaltlich-gestalterischen Entscheidungen lässt Roth nichts aus. Wirklich erstaunlich ist auch Roths Tendenz, zwischendurch mal ordentlich politisch zu werden. Im Handstreich watscht er mal die Regierung Bush und deren Kriegsgewinnler Politik ab.
Seine offene Art hat den deutschen Zensoren allerdings beim dritten Track, bei dem die Darsteller Lauren German, Vera Jordanova und Richard Bugri dabei sind, nicht mehr ganz so gut geschmeckt. Aus Sicherheitsgründen hat Sony ein paar saftige Kommentare von Roth zur deutschen Kinozensur von “Hostel 2” mal eben von diesem Kommentartrack entfernt. Eine traurige Premiere. Ansonsten liefert der dritte Track ein gutes Bild über die Stimmung am Set. Die vier Beteiligten ziehen sich hier gegenseitig ganz gut auf und liefern einige tolle Geschichten vom Dreh. Zusätzlich wird natürlich auch über das schwierige Fach von Horror-Aktricen meditiert und wie man sich auf seine eigene Folter- oder Todesszene vorbereitet. Ein schicker Spaß, der dem Horror (absichtlich) ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt.

Das “Making of” ist ein flotter Zusammenschnitt (ca. 26 Min) von einigen schönen Behind-The-Scenes Momenten des gesamten Drehs, der wieder einmal wie ein Tagebuch der Produktion wirkt. Hier kommentiert nur die Crew selbst das teilweise absurde Durcheinander am Set, bei dem aber alle ordentlich Spaß hatten. Ein recht gelungenes Stimmungsbild, dass aber wenig über den Film und seine Konzeption selbst verrät.
Das sechsminütige Feature “KNB Effects” beschäftigt sich detailliert und knapp mit der ausgezeichneten Effekte-Arbeit von Greg Nicotero und Howard Berger. Hier werden die schick kombinierten Tricks verraten die die blutigen Illusionen des Films ermöglichen. Besonders gelungen - der subtile Einsatz von digitalen Ergänzungen.
Ein Blick in die Arbeit von Production Designer Robb Wilson King (ca. 7 Min.) führt durch die größeren Sets die in den slowakischen Filmstudios entstanden sind. Sowohl Roth als auch die Akteure kommentieren das eindrucksvolle Ergebnis. Zu sehen sind hier auch erste Entwürfe und Sketche, die Roth selbst für den Film angefertigt hat.
Ein internationales TV-Special über “Hostel 2” (ca. 24 Min.) beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Geschichte von Folter und deren Instrumente. Ein Museumsexperte führt hier in die Geschichte ein und selbst Roth Eltern - gestandene Psychologen - kommen hier zu Wort. Dies ist ein wirklich interessanter historischer Blick in die Abgründe menschlichen Fehlverhaltens. In der zweiten Hälfte des Specials geht Eli Roth dann aber nochmal detaillierter auf den Film ein.
Ein längeres “Radio-Interview” mit Eli Roth (ca. 20 Min) geht ebenfalls sehr detailliert auf die sozialen und politischen Hintergründe ein, die Roth zu verschiedenen Motiven für den Film beeinflusst haben. Eine schöne Ergänzung so Roths Solo-Kommentar.
Das Gag-Reel (ca. 3 Min.) ist hauptsächlich durch seinen Anschnitt von verschiedenen Szenen witzig und weniger durch die eigentlich Onscreen-Patzer. Trotzdem nett. Hier und im Abspann des “Making of” sind übrigens auch die Szenen zu finden, die für die deutsche Fassung geschnitten werden mussten. Der Kinotrailer zum Film fehlt leider.

FAZIT

Überraschend legt Eli Roth mit seinem zweiten “Hostel”-Besuch eine recht gelungene Hommage an das italienische Gothic- und Giallo-Kino hin. Dramaturgisch wesentlich besser ausbalanciert zeigt er hier den Film, der eigentlich im schwachen ersten Teil steckte. Wieder einmal mit Extras überladen, werden Fans wieder mit reichlich Hintergrundinfo bedient. Einzig die Schnittauflagen der FSK bremsen die Scheibe aus.



Kay Pinno