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REVIEWS



King Kong (2005) SEE   

King Kong (2005) SEE
    
Original: King Kong   (USA / Neuseeland, 2005)
Laufzeit: 192 Minuten (PAL)
Studio: Universal
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Andy Serkis u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Deleted Scenes u.v.m.
Preis: ca. 27 €
Wertung: 1-/ 2 / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Insel-Affe XXL!"

Eigentlich war Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung eine Notlösung. Als 1998 sein erster Versuch, „King Kong“ wieder auf die Leinwand zu bringen, von Universal wegen Roland Emmerichs „Godzilla“ und dem Groß-Primaten-Film „Mighty Joe Young“ gestoppt wurde, nahm er Tolkiens Fantasy-Epos in Angriff. Dass sich dies letztlich als Vorteil erweisen würde, konnte Jackson wohl am allerwenigsten ahnen. Denn erst die neuen Computertechniken, die für die „Herr der Ringe“-Filme entwickelt wurden, lassen seinen neuen „King Kong“ erst richtig lebendig und zum ganz großen Spektakel werden. Die Bewegungen und die Mimik des über acht Meter großen Gorillas wirken dank der Unterstützung von Schauspieler Andy Serkis, der schon für Gollum in „Der Herr der Ringe“ als lebendiges Vorbild für die Computer-Künstler diente, absolut natürlich und letztlich herzzerreißend. Dennoch dürfte Peter Jackson bei einigen Zuschauern mit seinem dreistündigen Monster-Epos etwas über das Ziel hinausschießen. Allein die erste Begegnung der Filmexpedition des skrupellosen Regisseurs Carl Denham (Jack Black) mit den wirklich wilden Eingeborenen auf der unerforschten Insel „Skull Island“ dürfte bei kleineren Zuschauern Alpträume auslösen. Wenn seine Crew schließlich den Fuß hinter die mysteriöse Riesenmauer der Eingeborenen setzt, gibt es in den verbleibenden 120 Minuten keine Atempause aber vor allem auch so gut wie keinen Text mehr. Auf der Jagd nach Kong, dem Denhams Hauptdarstellerin Ann Darrow (Naomi Watts) von den Wilden als Opfer dargeboten wurde, inszeniert Jackson im prähistorischen Insel-Dschungel nur noch eine einzige gigantische Actionsequenz. Der unfassbare Höhepunkt ist ein irrsinniger Kampf zwischen dem Gorilla und einem T-Rex-Trio. Diese trickreich inszenierte Tour-de-Force dürfte selbst Regiekollegen wie Steven Spielberg und George Lucas endgültig den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Bei aller technischen Perfektion sind jedoch einige Actionszenen mit den menschlichen Akteuren im Dschungel immer noch erstaunlich deutlich als Green-Screen-Aufnahmen zu entlarven. Kongs wenige ruhige Szenen mit seinem blonden Verhängnis Ann sind aber letztlich die Momente, in denen „King Kong“ den Zuschauer wirklich für sich gewinnt. Hier verändert Jackson die Beziehung zwischen Blondine und Riesenaffe im Vergleich zum Original grundlegend. Statt wegen einer eindeutig sexuellen Faszination erfreut sich der von vielen Kämpfen vernarbte Kong an seiner neuen Gefährtin, wie der einsame Robinson Crusoe an der Gesellschaft von Freitag. Zudem wird diese liebevolle Freundschaft von Ann erwidert, während gerade ihre furchtvolle Abneigung im Original dem Tod des verliebten Biests eine so tragische Note verlieh. Anns menschliche Liebe zu Denhams Drehbuchautor Jack Driscoll (Adrien Brody) bleibt dazu eine vergleichsweise lauwarme Literaten-Schwärmerei. Über den entscheidenden Kuss kommt das Pärchen nicht hinaus. Die Besetzung von Komiker Jack Black („School of Rock“) erweist sich aber als gelungener Glücksgriff. Sein Carl Denham, der sich von einem besessenen Filmemacher immer mehr in einen wahnsinnig Besessenen verwandelt, scheint fast Jacksons eigene Manie mit der Materie widerzuspiegeln. Als bitterbösen Seitenhieb auf das amerikanische Showbusiness inszeniert er sogar das lächerliche Stammesritual des originalen Films als Bühnenshow für Kongs Auftritt am New Yorker Broadway der 30-er Jahre. Dass der finale Kampf auf dem Empire State Building sowie Kongs letzte Minuten mit Ann schließlich zu lang geraten sind, muss dem neuseeländischen Träumer deshalb als übergroße wie sentimentale Schwärmerei verziehen werden.
Im Gegensatz zu den “Herr der Ringe”-Filmen bietet die um zwölf Minuten verlängerte Fassung von “King Kong” keine große Offenbarung, aber dennoch eine willkommene Ergänzung zur an sich schon respektablen Kinoversion. Etwas besser wurde hier die Ankunft auf Skull Island und Anns erste Flucht vor Kong abgestimmt. Dazu gibt’s vor den Brontosauriern eine erste Untier-Begegnung, die Kennern des Originalfilms sicherlich gefallen dürfte. Die längste neue Szene ist natürlich die berüchtigte “Floßsequenz”, von der ein winziges Stück schon im Trailer aufgetaucht war. Hier kämpfen die Abenteurer zunächst gegen eklige Käfer und schließlich gegen ein riesiges Fischwesen. Interessant unterstrichen wird in der längeren Fassung besonders die dunkle Exploitation-Seite von Carl Denham, der ordentlich draufhält, wenn’s blutig wird. Auch ein neues memorables Zitat am Ende der Spider-Pit-Sequenz setzt den irren Showman in ein düsteres Licht. Warum der Film nicht von vornherein so in die Kinos gekommen ist, dürfte wohl ein Geheimnis der Marketingabteilung bleiben, da es bei dieser Filmlänge auf die zusätzlichen paar Minuten sicherlich nicht angekommen wäre. Sicherlich ist aber auch bei “King Kong” die längere Fassung gelungener, weil der Plot-Fluss an ein paar Stellen einfach besser abgestimmt wurde.

BILD

King Kong (2005) SEE

Im Gegensatz zur Kinofassung, die nur auf eine Dual-Layer Scheibe gepresst wurde, ist der verlängerte Film diesmal auf zwei Scheiben (Die Trennpause befindet nach Hayes Entdeckung von Jimmy bei der Skull Island Expedition) verteilt. Das mehr an Speicherplatz hat sich ausgezahlt. Das leichte Hintergrundrauschen und die manchmal schwammigen Konturen der Kinofassung sind Schnee von gestern. Die Vorlage für den anamorphen Transfer (2.35:1) stammt ebenfalls von einer perfekten digitalen Vorlage und weist dementsprechend keine analogen Rückstände auf. Schärfe und Kontrast sind durchgängig sehr gut. Die Farben sind sehr stark und lassen sowohl das düstere New York der 30-er Jahre als auch den knallgrünen Dschungel von Skull Island gut zur Geltung kommen. Der Schwarzlevel ist ebenfalls sehr tief, aber trotzdem ausreichend detailreich. Auch für diese Fassung wurden anscheinend nochmal einige Greenscreen-Effekte sauber nachbearbeitet, so dass sich ein sehr viel homogeneres Bild bei den zahllosen Effekteaufnahmen einstellt. Besonders die Brontosaurier-Stampede ist jetzt endlich so hergestellt, dass nur noch an einigen wenigen Stellen das Greenscreen-Compositing - hauptsächlich durch die separate Beleuchtung der Schauspieler - noch auffällt. Die Kompression arbeitet jetzt durchgängig stabil und liefert solide Hintergründe ohne Rauschen. Sehr gut.

TON

King Kong (2005) SEE

Wo das Bild nachgebessert wurde, da bleiben die Audiotracks leider genauso enttäuschend, wie auf der DVD der Kinofassung. Die DD5.1-Spuren sind auch hier auf Deutsch und Englisch vorhanden und bleiben erstaunlich zurückgenommen. Fast scheint es so als würden die Tontechniker Angst davor haben, heimische Surroundanlagen zu überfordern. Trotz einer guten Dynamik und ordentlichen Surroundaktivität bleiben große Aha-Effekte wie im Kino aus. Die gesamte Soundkulisse scheint etwas mehr auf die Frontstage konzentriert worden zu sein. Dennoch liefern die Tracks dank der Vorlage des Films immer noch gute Surroundeffekte. Die stürmische Ankunft der Venture an der Küste von Skull Island ist immer noch ein attraktiver Hörgenuss - allein der Soundschwenk, wenn das Schiff herumgespült wird, ist schon erstaunlich. Dennoch lässt z.B. der Höhepunkt des Films - Kongs Kampf mit den T-Rex-Sauriern - deutlich an Punch vermissen, der im Kino wesentlich besser ‘rüberkam. So bleibt “nur” ein gutes Urteil statt einer exzellenten Beurteilung.

EXTRAS

Wer hätte gedacht, dass es nach den zahllosen wie ausschweifenden Produktionstagebüchern und den Extras der Special Edition noch irgendetwas Neues über die Produktion von “King Kong” zu erfahren gibt? Ich jedenfalls nicht. FALSCH GEDACHT!!!
Jackson und seine DVD-Zwerge haben mit dem Bonusmaterial in der Extended-Edition mal wieder ganze Arbeit abgeliefert. Vor allem deshalb, weil sich nichts von dem Bonusmaterial mit dem bisher erschienenem Material (bis auf ganz wenige Behind-the-Scenes Aufnahmen) doppelt. Zunächst gibt’s auf den ersten beiden Scheiben wieder einen hervorragenden Audiokommentar mit Peter Jackson, der diesmal nur von seiner Co-Autorin und Mitproduzentin Philipa Boyens begleitet wird. Da man sich (glücklicherweise) dazu entschlossen hat, sich nicht größer über Themen zu unterhalten, die in dem gewaltigen “Making of” (s.u.) zur Sprache kommen, dreht sich das Gespräch der beiden sehr stark um die Konzeption und visuelle Umsetzung einzelner Szenen. Dazu heben die Kommentatoren auch einzelne Kuriositäten und Kleinigkeiten hervor, die einem beim ersten Schauen sicherlich entgehen. Jackson geht natürlich auch auf die neu hinzugefügten Sequenzen im Film ein. Ohne große Pausen plaudert das Duo recht konstant auch über viele periphere Aspekte des “Kong”-Entwicklungsprozess. Technikfreaks werden hier sicherlich enttäuscht sein, denn Details über den technische Aufwand bleiben zumeist außen vor.

Dies hängt vornehmlich mit dem gigantischen “Making of” auf der dritten Scheibe des Sets zusammen. Satte 186 Minuten läuft die Dokumentation, die von den Ursprüngen des Projekts im Jahr 1996 bis zur Fertigstellung des Films reicht. Ganz im Stil der genialen “Herr der Ringe”-Dokumentationen wird hier unglaubliches Material präsentiert. Neben den originalen Konzepten von 1996 sind auch Aufnahmen und Modelle von Jacksons Kindheitsversuchen, ein “King Kong” Remake zu drehen vorhanden. Auch die Tierfilme von Andy Serkis, der ohne Zustimmung der Produktion auf eigene Kosten nach Ruanda reiste, um Berggorillas einmal live zu erleben, sind zu bestaunen. Dazu kommen noch alle erdenklichen und minutiös verfolgten Phasen der Produktion, einzelne Effektedekonstruktionen und, und und. Wie viel irrsinnige Arbeit in diesem Projekt steckt, wird einem dabei noch mal deutlich bewusst. So dauerte z.B. der Bau des digitalen Empire State Building länger als der Bau des echten Gebäudes!!! Diese Dokumentation hat echten Referenz-Charakter und bietet ausschließlich neues wie geniales Material. Selbst der Abspann ist ein Hit: hier singt Jack Black eine eigens komponierte “King Kong”-Hymne. Wer bisher alle Behind-The-Scenes Segmente von “King Kong” gesehen hat, der hat tatsächlich noch nichts gesehen. Ein echter Hammer!
Obwohl der Film schon verlängert wurde, sind auf der ersten Filmscheibe insgesamt 16 verlängerte bzw. geschnittene Szenen zu sehen, die optional mit einer Einführung von Peter Jackson angeschaut werden können. Die Szenen sind in guter Qualität (Widescreen anamorph) vorhanden, aber teilweise mit nicht vollendeten Effekten zu sehen. Vornehmlich handlet es sich hier um kleinere Szenen, die aufgrund von Story-Umstrukturierungen der Schere zum Opfer gefallen sind. Dennoch sind hier einige zusätzliche wichtige Charakterisierungen vorhanden. Enthalten ist hier auch die verschwundene Trailer-Szene mit Denhams Crew an Land von Skull Island, wo Ann Darrow ihren ersten Schreiauftritt hat. Eine nette Action-Sequenz in New York wurde ebenfalls nicht mehr ganz realisiert: Kong staucht hier eine Armee-Einheit ordentlich zusammen.
Hinter “Der achte Fehltritt der Welt” verbirgt sich ein 19-minütiges Gagreel, das tatsächlich äußerst lustig. Außerdem wird hier endlich die Frage beantwortet, wie der große Affe nach New York gekommen ist ; ). Ebenfalls in die Gag-Abteilung gehört ein zensiertes Produktionstagebuch-Kapitel, das auf dieser Scheibe erstmals enthüllt wird. Dabei geht es um die steigende Abhängigkeit der Schauspieler von den Replay-Monitoren am Set. Tatsächlich sehr lustig.
“Eine Nacht im Variete” zeigt schließlich die kompletten Sequenzen der seltsamen Theaterdarbietungen (einschließlich Behind-the-Scenes) zu Beginn des Films, von denen nur winzige Schnipsel zu sehen sind. Mit der “King Kong Huldigung” werden die zahlreichen Hommagen an den originalen Film von 1933 aufgedeckt und verglichen.

Auf der zweiten Filmscheibe befinden sich vier “PreViz”-Sequenzen (“Skull Island Ankunft”, “Brontosaurier-Ansturm”, “T-Rex Kampf” und “Empire State Building”), die wahlweise mit oder ohne Musik angeschaut werden können.
Ein hübscher Übersetzungsschnitzer ist den Universal-Jungs aber mit “Die Gegenwart” gelungen. Gemeint ist in Wirklichkeit “Das Geschenk” (von “The Present”), denn hierunter verbirgt sich ein niedliches Home-Movie, dass die Schauspieler am Set für Peter Jacksons Geburtstag gedreht haben, bei dem sich alle um das Geschenk für Herrn Jackson prügeln. Ebenfalls wieder extrem lustig. Die “Weta-Sammlerstücke” (ca. 6 Min.) befassen sich mit der Erstellung der aufwendigen Sammlerfiguren aus dem Hause Weta. Ebenfalls auf dieser Scheibe zu finden sind die Trailer zu “King Kong” sowie die Drehbücher der 96-er und 2005-er Fassung des Films als pdf-Files.

Die dritte Scheibe hat neben der schon erwähnten “Making of”-Dokumentation auch noch eine Einführung von Peter Jackson und fünf Videogalerien mit den erstaunlichen Konzeptzeichnungen zu bieten. Darunter befinden sich auch die schon 1996 entworfenen Konzeptideen, die nicht mehr im aktuellen “King Kong” auftauchen.

FAZIT

Wieder einmal liefert Peter Jackson eine verlängerte Fassung einer erfolgreichen Kinoversion auf DVD ab. Im Gegensatz zu seinen “Herr der Ringe”-Filmen war “King Kong” allerdings schon in der Kinofassung ein gelungenes Fest. Dennoch stellt die Extended-Version eine willkommene Ergänzung dar, die aber nur wenige Probleme der Kinofassung in den Griff bekommt. Das 3-Disc Set ist erwartungsgemäß erhaben und bringt wieder eine erstaunliche Wundertüte an Extras mit. Für Besitzer der vorangegangen Special Edition darf festgehalten werden, dass sich der Doppelkauf wirklich lohnt, da keine Extras dupliziert werden. Eine wirklich leichte Empfehlung!



Kay Pinno