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REVIEWS



Spider-Man - Deluxe Edition   

Spider-Man - Deluxe Edition
    
Original: Spider-Man   (USA, 2002)
Laufzeit: 116 Minuten (PAL)
Studio: Columbia Tristar
Regie: Sam Raimi
Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Willem Dafoe, James Franco, Cliff Robertson u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, NL, Tr u.m.
Extras: Kommentar, Making of, Stan Lee Dokus u.v.m.
Preis: ca. 50 €
Wertung: 1 / 1-/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Aus großer Kraft folgt große Verantwortung!"

Lange hat es gedauert bis der populäre Netzschwinger sein richtiges Leinwanddebüt feiern konnte. Obwohl es schon mal ein Zusammenschnitt der 70-er Jahre TV-Serie das Licht der Leinwände Anfang der 80-er Jahre erblickte, blieb jedoch eine originalgetreue Umsetzung des Stoffs im Netzwerk der Studios hängen. Lange blieb sogar Titanic-Kapitän James Cameron für die Verfilmung im Gespräch (Was Arnie wohl für einen Peter Parker abgegeben hätte?). Als letzlich Sam Raimi als Regisseur den Zuschlag bekam, brodelte die Gerüchteküche förmlich über. Berüchtigt durch seine “Evil Dead”-Filme, gebranntmarkt durch die mittelmäßige Comicverfilmung von “Darkman” und der sich mit der Italo-Western Hommage “The Quick and the Dead” sowie dem kongenialen “Ein einfacher Plan” völlig neu erfundene Sam Raimi steigt mit “Spiderman” jetzt endlich verdient in den Studiofilm-Olymp auf. Mit einfachem Witz und Charme setzt der ehemals tanzende Teufel mit dem Wandkrabbler einen geschickten Gegenpunkt zu den bisherigen Antisuperhelden wie “Die Krähe”, “Spawn” oder sogar auch “Batman”. Rache ist zwar auch für Peter Parker (Tobey Maguire) ein Leitmotiv, aber er zieht daraus ganz andere Schlüsse. Sowohl das Ursachenprinzip von Verbrechen als auch die wichtige Weisheit für jeden guten Superhelden stammend aus der Feder von Comicvater Stan Lee: “Aus großer Kraft folgt große Verantwortung”. Ein verletzlicher, guter Superheld mit einem ausreichenden Schuss Selbstzweifel ist geboren. Nachdem sich bei Peter Parker merkwürdige Fähigkeiten nach einem Spinnenbiss entwickeln, beginnt er sich für Recht und Ordnung in den Straßen von New York einzusetzen. Zu kämpfen hat er diesmal gegen den grünen Kobold (Willem Dafoe), der eigentlich der Vater seines besten Kumpels und WG-Partners Harry Osbourne (James Franco) ist. Vollgestopft mit sichtbaren und unsichtbaren digitalen Effekten verschafft Raimi dem Spiderman sowohl den nötigen inhaltlichen wie technischen Schwung zum Instant-Klassiker. Die überragend spielenden Darsteller - allen voran Willem Dafoe als schizophrener Norman Osbourne - verschaffen dem Film eine wunderbare Hyperrealität, die nicht mal von den zahlreichen Effekten überschattet wird. Wie Richard Donners “Superman” vor über 20 Jahren dürfte Spider-Man wohl auch ein unsterblicher Leinwandheld werden. Tobey Maguire dürfte deshalb wohl nie wieder Probleme mit Dieben haben.

BILD

Spider-Man - Deluxe Edition

Das anamorphe 1.85:1 Widescreenbild glänzt genauso wie der strahlende Held des Films. Durch die neue Vorlage wird nicht ein Überbleibsel eines filmischen Ursprungs sichtbar. Das Bild ist klar und frei von jeglichen analogen Zeitzeugen filmisches Präsenz - sprich Kratzer oder Dreckspuren. Schärfe und Detailtreue befinden sich durchgehend auf überdurchschnittlichem Niveau. Jede Faser von Spideys-Anzug wird auf dem Bildschirm sichtbar. Der Schwarzlevel ist ordentlich ausbalanciert und zeigt keine Probleme auch bei unterschiedlichen Kontrasten immer wieder tiefschwarz zu bleiben ohne Details zu verschlucken. Wie machen die das bei Sony/Columbia Tristar bloß? Alle Farben sind immer kräftig und präsent, ohne zusätzlich allzu künstlich zu wirken. Die Kompression ist tadellos und sorgt für ein ruhiges Bild ohne Ruckler oder digitale Artefakte. Ein rundum gelungener Transfer, der die Höchstnote absolut verdient hat.

TON

Spider-Man - Deluxe Edition

Wie das Bild versucht auch der sowohl in Deutsch als auch in Englisch vorhandene DD5.1 Ton alles aus dem neuen Material herauszuholen. Dies gelingt vornehmlich ganz gut. Die Dialoge sind direktional aktiv (die Selbstgespräche von Osbourne sind gute Surrounddemos!) und der Score von Danny Elfman donnert fleißig durch alle Kanäle ohne andere Elemente zu verschlucken. Agressiv macht sich die Soundkulisse an allen Ecken und Enden der Surroundanlage zu schaffen. Sowohl umspannende atmosphärische Geräusche wie die vollen Straßen von New York City oder das kreischende Wrestling-Publikum sorgen für ein tolles Mittendrin-statt-nur-dabei Gefühl. Gezielte direktionale Effekte wie das Spiderweb oder die fliegenden Klingen des Kobolds rauschen vernehmlich von einer Ecke zur anderen. Der Subwoofer leistet in den Action-Szenen gute Arbeit, auch wenn einige Explosionen zu Beginn des Films nicht so kraftvoll herüberkommen, wie sie eigentlich könnten. Ein gelungener Track, der in der oberen Heimkinoliga mitspielt.

EXTRAS

Trotz einiger riesigen Liste an Extras ist das Ergebnis beim Durchsehen derselbigen ein wenig ernüchternt. Als erstes nehmen wir mal die zwei Hauptdiscs, die identisch mit der normalen “Spiderman”-Edition sind, unter die Lupe. Anschließend werden die nur in der Deluxe Edition befindlichen Extras besprochen.

Auf der ersten Scheibe mit dem Film befinden sich erstmal zwei Audiokommentare. Nummer eins vereint aus unterschiedlichen Sessions Regisseur Sam Raimi mit M.J.-Darstellerin Kirsten Dunst und den beiden Ko-Produzenten. Dieser Track ist eigentlich eher enttäuschend. Dunst hat eigentlich kaum einen sinnvollen Wortanteil, während sich auch Raimi diesmal nicht als großer Wortkünstler betätigt (da fehlten wohl Rob Tapert oder Bruce Campbell?!). Auch wenn die beiden Produzenten versuchen, ein wenig Information über die Produktion einfließen zu lassen, kann Raimi seinen Enthusiasmus für das Projekt dem zuschauer nicht wirklich vermitteln. Schade. Technikfreaks können sich aber auf den zweiten Kommentar des Special Effects Teams freuen. Hier werden detailliert die Kniffe und Probleme des Filmens im digitalen Zeitalter besprochen. Im Zentrum stehen hier vielfach die heiß diskutierten digitalen Stuntdoubles. Nichts für Novizen oder Uneingeweihte. Gelungen sind jedoch das Follow-the-white-rabbit Feature “Spinnensinn”, bei dem man sich während des Films verschiedene Behind-the-Scenes Clips einblenden lassen kann. Zu einem ebenfalls beliebten Feature mausert sich inzwischen der durch die Star Trek DVDs bekannte “Fact Track”. Hier kann sich der Zuschauer über Untertitel während des Films über die Hintergründe und Änderungen der Spiderman-Comics im Vergleich zur Filmversion informieren. Besonders für Spidey-Neulinge zu empfehlen.

Die zweite Scheibe bietet zwei unterschiedliche Sektionen:

Die Abteilung “Zusätzliche Filminfos” kann mit den zwei “Making of” Dokumentationen “HBO First Look: The Making of Spiderman” (ca. 25 Min.) und “Spidermania” (ca. 40 Min.) aufwarten. Leider handelt es sich hier nicht um originär für die DVD produzierte Dokumentationen sondern eher um PR-Vorstellungen für den Film. Trotzdem liegen die Dokus etwas über dem üblichen EPK-Blödsinn. Besonders “Spidermania” hinterlässt einen ganz guten Eindruck, da viele Hintergrundaspekte (leider nur vordergründig) besprochen werden. Die substanzlose Lobhudelei “Der Regisseur Sam Raimi” (ca. 7 Min.) kann man sich getrost knicken, während “Der Komponist Danny Elfman” wenigstens ein wenig inhaltliche Frage zur ompisition des Scores von Spiderman beantworten kann. Bei den “Probeaufnahmen” ist der Clip von Tobey Maguire als Bruce Lee Imitation recht erstaunlich. Die “Gags & Outtakes” (ca. 3 Minuten) sind hingegen eher wenig lustig.

Die Abteilung “Zusätzliche Comicinfos” hat als Hauptfeature die Dokumentation “Spiderman: Die Mythologie des 21. Jahrhunderts” (ca. 20 Min.) zu bieten. Hier wird hintergründig die Geschichte der Comicfigur von Spiderman aus der Sicht der Schöpfer (u.a Stan Lee, John Romita und Todd MacFarlane) erforscht. Eine echt runde Dokumentation über den Comic-Mythos. Zudem tummeln sich hier zahlreiche Galerien mit Bildern von Spiderman-Comic-Covern, Spidey-Artwork und Info-Galerien zu den Bösewichtern und Frauen um Peter Parker.

Nur in der aufwendigen Deluxe Edition befindet sich zusätzlich die Bonusdisc “Stan Lees onster und Mutanten”. Hier interviewt Regisseur und Comicfan Kevin Smith (“Clerks” / “Dogma”) Stan Lee persönlich. In den jeweils 60-minütigen Segmenten “Die Entstehung von Spiderman” und “Hier kommen die Helden” werden sowohl biographische Dinge von Stan Lee, seine Beziehung zu Spiderman, die Entwicklung von Spiderman und auch alle anderen von Lee geschaffenen Charaktere (Hulk, Die fantastischen Vier, Daredevil etc.) angesprochen. In großer Tiefe und mit viel Charme erörtern die beiden Kenner Lees Comicwelt. Diese Dokumentation ist sowohl für Neulinge als auch für Hardcore-Comic Fans eine echte Perle. Zusaätzlich bietet die Scheibe auch einige nette Bonusfeatures wie ein Interview mit Stan Lees Frau (Mädels aufgepasst! ; ) ). Dies wertet die Benotung für die Extras auf ein flockiges “2+” statt einer “3” auf!!! Weiterhin gibt es ein nettes Booklet, ein kleinformatiges Reprint des ersten Spiderman-Comics aus “Amazing Fantasy”, eine Spiderman-Lithographie im Postkartenformat sowie ein nummerierter Filmschnipsel mit eingefasstem Abdruck der Filmszene (Spidey weicht den rotierenden Bumerangmessern des Green Goblin aus).

FAZIT

Die Deluxe Edition von “Spider-Man” ist trotz des happigen Preises (ca. 50 Euro) eine echte Überlegung wert. Die etwas enttäuschenden Extras des Standard 2-Disc Set werden hier mit der hervorragenden Kevin Smith Dokumentation “Stan Lees Monster und Mutanten” ergänzt. Zusätzlich gibt’s nur in diesem Set einem Reprint von Spidermans erstem Comic-Auftritt von “Amazing Fantasy”. Absolut empfolen.



Kay Pinno