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REVIEWS



Spider-Man 2   

Spider-Man 2
    
Original: Spider-Man 2   (USA, 2004)
Laufzeit: 122 Minuten (PAL)
Studio: Columbia Tristar
Regie: Sam Raimi
Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Alfred Molina, James Franco, Cliff Robertson u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, NL, Tr u.m.
Extras: Kommentar, Making of u.v.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 1 / 1 (Bild/Ton/Extras)


"Octo-Pussy!"

Es ist nicht leicht ein Held zu sein. Diese Lektion musste Peter Parker (Tobey Maguire) schon im ersten Teil von “Spider-Man” lernen. Jetzt kehrt der menschliche Spinnerich im blau-rotem Strumpfanzug mit reichlich Privatproblemen wieder auf die Leinwand zurück. Durch das aktive Doppelleben als Student, Pizza-Fahrer, Zeitungsfotograf und Superheld gerät Peters Terminplanung völlig durcheinander. Der Kampf gegen die Uhr macht ihm schließlich mehr zu schaffen als die New Yorker Unterwelt. Zusätzlich ist seine Möchtegern-Freundin Mary Jane (Kirsten Dunst hat ihren Schlafzimmerblick perfektioniert) auf einem Karriere-Trip und hat sich auch noch in den Sohn von Peters Boss beim “Daily Bugle” verliebt. Sein bester Freund Harry (James Franco) hält Spiderman außerdem immer noch für verantwortlich am Tod seines Vaters, der als grüner Kobold die Stadt verunsicherte. Rückhalt findet Peter nur bei seiner Tante May (Rosemary Harris), die aber zunehmend ebenfalls in eine finanzielle Notlage gerät. Unser Held kommt in eine echte Identitätskrise: “Wer bin ich? Und was will ich eigentlich im Leben?” Ähnlich wie einst “Superman 2” geht “Spiderman 2” der Frage nach, was passiert, wenn ein Superheld seine außergewöhnlichen Kräfte für das private Glück opfert. Schon diese Handlungselemente zeigen, worum sich der Film wirklich dreht. Die äußerst menschlichen Probleme und Konflikte im Alltag oder bei zwischenmenschlichen Beziehungen sind die großen Themen dieses Heldenepos, das sich fast wie eine griechische Tragödie entspinnt. Doch damals wie heute bleibt dem Helden die Einsicht nicht erspart, dass er seinem Schicksal nicht entrinnen kann. Es gibt eben Dinge, die einfach größer und wichtiger als die eigenen Sorgen und Nöte sind. Trotz dieser dramatisch-moralischen Botschaften kommt in “Spider-Man 2” keine Langeweile auf. Schließlich ist ein Held nichts ohne einen guten Bösewicht. In diesem Fall fährt Regisseur Sam Raimi nicht nur alle technischen Finessen digitaler Effekte auf, sondern besetzt die markante Rolle des fiesen Dr. Octopus alias Dr. Otto Octavius mit dem versierten Alfred Molina, der schon in seinem Leinwanddebüt “Die Jäger des verlorenen Schatzes” arge Probleme mit einigen Spinnen hatte. Der nach einem Unfall zur Mensch-Maschine mutierte Wissenschaftler besitzt vier mechanische Greifarme, die durch künstliche Intelligenz ein erschreckendes Eigenleben führen. Trotz seiner reizvolleren wie gefährlicheren Technikspielereien bleibt aber die Figur von Otto Octavius im Vergleich zu Willem Dafoes schizophrenen “Kobold” zu sehr auf den “besessenen Wissenschaftler” reduziert. Die hervorragend inszenierte Einführung von Octavius mit seiner Frau in einem sehr menschlichen Gespräch mit Peter Parker bleibt deshalb eigentlich der schauspielerische Höhepunkt zwischen den späteren Gegnern. Die Auseinandersetzungen zwischen Tentakel-Mann und Spinnennetzwerfer sind dafür entsprechend gigantisch in Szene gesetzt, aber nehmen verhältnismäßig wenig Raum in dem knapp zweistündigen Leinwandabenteuer ein. In der atemberaubendsten Actionsequenz lässt sich Spiderman dafür mit seinen Netzen bis zur Schmerzgrenze vor einen rasenden Zug spannen, um eine Katastrophe zu verhindern. Doch auch “Doc Ock” ist zur Stelle, um seinen Gegner die Hölle heiß zu machen. Für den richtigen humoristischen Ausgleich sorgt am Rande immer wieder Peters Chefredakteur J. Jonah Jameson (J.K. Simmons). Der aggressive bis cholerische Pressemann wechselt seine Meinung öfters als die Polizei erlaubt und nagelt sich sogar das aufgefundene Spider-Man-Kostüm als Trophäe an die Wand. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie sich denn so ein Ganzkörperanzug tatsächlich beim Tragen anfühlt, bekommt diesmal sogar während einer unglaublichen Fahrstuhlszene eine Antwort von Spider-Man persönlich: “Kratzt im Schritt!”.

BILD

Spider-Man 2

Diesmal nutzt Raimi das komplette anamorphe Format (2.40:1) voll aus. Die Vorlage sieht aufgrund des neuen Materials sehr gut und fehlerfrei aus. Dennoch fehlt dem Transfer das letzte Quentchen an Qualität zum sehr guten Urteil. Insgesamt wirkt das Bild ein wenig spröde. Leicht grieselig und im Kontrast ein wenig zu stark bleiben auch die Farben ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Zwar kräftig aber dennoch matt wirkt das Bild oft unnatürlich. Dies macht sich besonders bei Effektszenen bemerkbar. Der Schwarzlevel ist ebenfalls ein wenig milchig ausgefallen, was sich auch negativ auf den Detailgrad in dunklen Szenen bemerkbar macht. Die Kompression bleibt sauber und verhindert Artefaktbildung. in guter Transfer mit kleinen Mängeln für einen Toptitel.

TON

Spider-Man 2

Die Dolby Digital 5.1 Soundkulisse zollt sowohl den actionlastigen Szenen als auch den Dramasequenzen ordentlichen Tribut. Neben den gigantischen Surroundeffekten bei den Kämpfen zwischen Dock Ock und Spidey, die die gesamte Soundstage gut ausfüllen, kommen auch stille Dialog und Musikmomente gut zur Geltung. Die Abmischung liefert saubere Arbeit in der geschickten Akzentuierung von direktionalen Effekten wie bei Ocks Greifarmen und der Integration von Musik und Dialogen. “Zugesost” wird hier nichts und alle Dialoge bleiben verständlich im Center. Der Basseinsatz ist besonders bei der Mini-Sonne enorm. Bei diesem Track gibt’s wirklich nichts zu meckern.

EXTRAS

Die erste Filmscheibe beherbergt gleich zwei Audiokommentare. Auf dem ersten Track sind Regisseur Sam Raimi, “Peter Parker”-Darsteller Tobey Maguire, Marvel Studio Chef und Produzent Avi Arad sowie Co-Produzent Grant Curtis zu hören. Die zweier Teams Raimi/Maguire und Arad/Curtis wurden separat aufgenommen. Raimi und Maguire sind hier eindeutig der Höhepunkt, da sich beide gegenseitig interviewen und sehr locker und amüsiert über ihre Arbeit an “Spider-Man 2” sprechen. Mit vielen Anekdoten und winzigen Details können beide begeistern. Avi Arad und Kollege Curtis sprechen eher über produktionstechnische Details und die Entwicklung der Geschichte und einzelner Szenen für “Spider-Man 2”. Interessant ist hier zu erfahren, das eine komplette Geschichte rund um die Figur von “Black Cat” entwickelt wurde, die vielleicht in “Spider-Man 3” auftauchen könnte. Ein sehr gut zusammengestellter Track, der Info und Unterhaltung perfekt verbindet. Über die Schwierigkeiten bei den Effekten berichtet auf dem zweiten Track Steve Johnson und sein Team. Hier steht besonders die Arbeit mit den animatronischen Puppen und Tentakeln im Vordergrund, aber auch die digitale Effektabteilung und spezielle Kameratechnik fließt hier mit ein. Wer sich mit der komplexen Zusammensetzung von Effekte-Aufnahmen auseinandersetzen will, bekommt in diesem Track genug Informationen zu hören. Auch das “Spinnensinn”-Feature, das während des Films zusätzliche Infos über Story-Fakten und Produktionsdetails einblendet, wird auf der DVD von “Spider-Man 2” fortgesetzt. Ebenfalls auf der ersten Scheibe befinden sich noch das Musikvideo zu dem Song “Ordinary”, der Kinotrailer sowie vier kurze Promo-Clips aus dem Internet und ein knapp acht minütiges Video mit den besten Patzern am Set, die ausnahmsweise einmal richtig lustig geraten sind.

Auf der zweiten DVD befindet sich zunächst die ausführliche Dokumentation “Amazing Spider-Man”. Unterteilt in zwölf anwählbare Abschnitte kann das “Making of” aber auch komplett in seinen massiven 126 Minuten (!!!!) abgespielt werden. Vom Ausmaß erinnert “Amazing Spider-Man” stark an die genialen Dokumentationen von den Extended Editions der “Herr der Ringe” Filme. Es wird kein Detail unberührt gelassen: von Sam Raimis Vorliebe, seine Akteure zu quälen, über die aufwendige Effekte-Arbeit bis zu Story-Details und der Premiere wird alles beleuchtet. Dabei gibt es sogar nicht nur rein positive Stimmmen sondern auch ein wenig intelligente Kritik. Eine absolute Vorzeige-Dokumentation, die kaum besser sein könnte. Wem dies noch nicht reicht, der kann sich noch drei weitere Dokumentationen zu Peter Parkers Krise, seinen Frauen und dem Bösewicht “Doc Ock” (zusammen ca. 52 Minuten) anschauen. Teilweise ein wenig wiederholend werden diese Aspekte hier noch einmal genauer von den Beteiligten beleuchtet. Eine gute Mischung aus Story-Analyse und Behind-the-Scenes Material. Hinter “Vernetzt” versteckt sich ein knapp 15 minütiges Multi-Angle-Feature, das die Aufnahmen zum finalen Kampf des Films aus verschiedenen Perspektiven am Set zeigt. Eine Effekt-Montage hätte hier sicherlich einen besseren Überblick verschafft. Die Bildergalerie zeigt schließlich die kompletten und sehr hübsch gezeichneten Bilder, die im Vorspann von “Spider-Man 2” zu sehen sind. Der Trailer und das “Making of” des Videospiel zum Film sind allerdings überflüssig und reiner Marketing-Quatsch.

DVD-Rom: Der Rom-Teil der zweiten Disc liefert nur ein paar Weblinks in Sachen Spider-Man, eine Newsletter-Option und die Möglichkeit, sich über weitere DVD-Titel zu informieren.

FAZIT

Genau wie der Film selbst ist auch das 2-er DVD zu “Spider-Man 2” erhaben. Bild- und Tonqualität rangieren in der Oberliga, während die Dokumentationen vom Umfang her den “Herr der Ringe”-SEEs Konkurrenz machen. Selbst wenn Avi Arad im nächsten Jahr mit einer “Spider-Man 2.5”-Version auf DVD ernst machen sollte, scheint dies mit diesem genialen Set einfach noch überflüssiger als ohnehin schon. “Spider-Man 2” ist ein Pflichtkauf, der in jede Sammlung gehört.



Kay Pinno