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REVIEWS



Stürmische Liebe - Swept Away   

Stürmische Liebe - Swept Away
    
Original: Swept Away   (USA, 2002)
Laufzeit: 86 Minuten (PAL)
Studio: Columbia Tristar
Regie: Guy Richie
Darsteller: Madonna, Adriano Giannini, Jeane Tripplehorn, Bruce Greenwood u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Kommentar, Making of, Deleted Scenes u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2-/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Gilligans Insel!"

Es gab einmal eine Zeit, da hätten sich Männer sicher sehnlichst gewünscht, mit Musik-Diva Madonna auf einer einsamen Insel zu stranden. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Und das liegt nicht nur daran, dass die blonde Popsirene inzwischen mit dem englischen Regisseur Guy Richie verheiratet ist. In dessen Film “Swept Away” gibt sie sich einfach unausstehlich. Als gelangweilte Frau eines Millionärs terrorisiert sie auf einer Überfahrt im Mittelmeer genüßlich den armen Fischer Guiseppe (Adriano Gianini). Als sich das ungleiche Pärchen bei einem Bootsausflug durch einen Sturm auf eine unbewohnte Insel retten muss, wendet sich das Blatt zu Guiseppes Gunsten. Das verwöhnte Glamour-Girl hat schließlich keine Ahnung vom Überleben in der Wildnis. Jetzt ist sie auf ihren verspotteten “Mietsklaven” angewiesen. Doch der vermeintliche Lebensretter schickt sie durch ihre eigene Hölle aus Demütigung und Verachtung. Von den politischen Inhalten des originalen Lina Wertmüller Films von 1974 ist in der Neuauflage von “Swept Away” nicht viel übrig geblieben. Statt einem rachsüchtigen Aufstand der Arbeiterklasse gegen die Ausbeutung und Unmenschlichkeit der Oberschicht bietet Richie nur oberflächliche Belanglosigkeit und nervende Dialoge an. Die Überzeichnung des Missbrauchs, den Madonna über sich ergehen lassen muss, und die Akzeptanz ihrer Vergewaltigung, die auch noch in Liebe für ihren Peiniger umschlägt, wirken entfremdend und sind einfach nicht nachvollziehbar. Fast könnte hier von einer perversen “Alt-Frauen-Fantasie” gesprochen werden. Ob sich ein sexuell aggressiver Vamp wie Madonna nicht nach einer starken männlichen Dominanz sehnt? Doch nicht einmal dieser Frage geht der Film auf den Grund. Wenig überraschend bleibt da auch das künstlich in die Länge gezogene Finale. Als die Liebe der unfreiwilligen Inselbewohner durch ihre Rettung und die Rückkehr in die Zivilisation auf die Probe gestellt wird, bleibt Madonna natürlich ihrer Vergangenheit als “Material Girl” treu. Leider verpasste Guy Richie die Chance, diesen treffenden Song über den Abspann zu legen. Vielleicht hätte Madonna doch lieber mit Tom Hanks “Verschollen” gehen sollen. Eine anrüchige Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Hanks und Volleyball Wilson hätte sicherlich mehr dramatisches Potential gehabt.

BILD

Stürmische Liebe - Swept Away

Columbia setzt auch bei “Stürmische Liebe” ihre Tradition mit granatenscharfen Transferen von neuen Filmen fort. Die Vorlage des anamorphen Transfers (1.85:1) ist in bestem Zustand. Verunreinigungen oder Spratzer sind nicht vorhanden. Die Schärfe ist sehr gut und lässt auch kleine Details im Hintergrund gut erkennen. Der Kontrast ist wie bei neueren Columbia-Titeln fast üblich ein wenig zu stark eingestellt. Dies führt zwar zu großerem Detailreichtum aber kann in hellen Szenen schnell zum Überscheinen von Konturen führen. Hier hält sich das Überscheinen trotz sonnendurchfluteter Landschaft aber in Grenzen. Dies liegt an dem nur leicht filmisch geschöntem Look des Films, der nicht zu künstlich aussehen will. Die Farben sind deshalb zwar kräftig aber niemals unnatürlich überbetont. Dies wirkt vor allem bei den Wasseraufnahmen am Strand. Der Unterschied zwischen dem herrlich azurblauen Wasser und dem nur seicht beigen Strand wirkt nie künstlich. Der Schwarzlevel ist tief aber trotzdem detailreich. Die Kompression bleibt unmerklich und verhindert das Auftreten digitaler Artefakte oder Blockrauschen. Ein sehr guter Transfer.

TON

Stürmische Liebe - Swept Away

Der Dolby Digital Ton hat in diesem Film eigentlich nicht viel Arbeit zu leisten. Abgesehen von atmosphärischer Untermalung durch lauschiges Wellenrauschen und dem Einsatz der Musik konzentriert sich der Track hauptsächlich auf seine Dialoge. Die kommen sauber und immer verständlich aus dem Center. Hier betont die deutsche Spur die Sprache deutlich mehr als der englische Track, bei dem die Dialoge mehr in die gesamte Soundkulisse integriert wirken. Direktionale Soundaktivität kommt eigentlich nicht vor und auch der Subwoofer bleibt eher kalt. Dies liegt allerdings - wie oben schon erwähnt - am Film selbst.

EXTRAS

Ausnahmsweise wird diesmal das “Making of” als erstes Element in der Extras-Sektion besprochen. Der Grund ist einfach: diese 20-minütige Dokumentation ist ein echter Hammer. Den Rahmen bildet eine gegenseitige Interview-Situation zwischen Madonna und ihrem Mann/Regisseur Guy Richie. Gegenseitig stellen sich die beiden die heikelsten wie ironischen Fragen. Anscheinend dachten sich die Filmemacher, da der Film sowieso schon abgesoffen ist, könnte man auch mit dem Behind-The-Scenes Material auf’s Ganze gehen. Das Ergebnis ist ein irrsinniger Volltreffer, der an Ironie, Bissig- wie Witzigkeit kaum zu übertreffen ist. Allein für diese geniale Dokumentation, die einen ungeschminkten wie schonungslosen aber völligen Gaga-Blick hinter die Kulissen dieses Urlaubsfilms von Familie Richie wirft, ist der Kauf der DVD berechtigt. Sicherlich ist dies der große Anwärter auf die beste DVD-Doku in diesem Jahr. Wirklich einfach unglaublich. Weitaus weniger Gaga aber auch nicht so viel informativer gestaltet sich der Audiokommentar mit Guy Richie und seinem Produzenten Matthew Vaughn. Beide unterhalten sich hauptsächlich über die Produktionsbedingungen und die technischen Aspekte des Films. Nur an wenigen Stellen kommt das Gespräch wirklich auf den kontroversen Inhalt oder den originalen Film zu sprechen. Anscheinend hatten die beiden wohl selbst nicht so ganz den Plan, was sie da eigentlich treiben außer die Arbeit mit in den Urlaub zu nehmen. Die große Offenbarung über die Hintergründe des Films findet hier nicht statt. Dafür gibt es in den 16 geschnittenen/verlängerten Szenen (optional mit Kommentar von Richie und Vaughn) eine höchst interessante Sequenz zu finden. Dort spricht Amber am Strand mit Pepe über den Konkurrenzdruck unter Frauen. Diese Szene hätte definitiv in den Film gehört. Ansonsten gibt es bei den Szenen noch mehr Erniedrigungen und Ohrfeigen zu finden. Abgerundet werden die Extras durch ein paar Filmographien und den Kinotrailer zu “Swept Away”.

FAZIT

Obwohl die Presse mit ihrem Wert(los)urteil sicherlich maßlos übertrieben hat, bleibt “Stürmische Liebe” eine unangenehme Peinlichkeit, die höchstens als dominante Alt-Frauen-Fantasie durchgehen kann. An der hervorragenden DVD von Columbia Tristar gibt’s aber nichts auszusetzen. Allein das fabelhafte wie ungewöhnliche “Making of” macht den Film auf DVD schließlich kaufenswert.



Kay Pinno