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REVIEWS



Tränen der Sonne DC   

Tränen der Sonne DC
    
Original: Tears of the Sun   (USA, 2003)
Laufzeit: 137 Minuten (PAL)
Studio: Sony Pictures
Regie: Antoine Fuqua
Darsteller: Bruce Willis, Monica Bellucci, Cole Hauser, Tom Skerrit u.v.a.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Making of, Stimmen aus Afrika, Trailer u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1- / 2+/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Die längere Rückkehr der Wildgänse!"

Eigentlich hätte “Tränen der Sonne” ein knallharter Söldnerfilm werden können. Die Geschichte ist jedenfalls fast dem originalen Klassiker “Die Wildgänse kommen” entliehen. Ein wenig amerikanisiert und mit Bruce Willis und der immer hübschen Monica Bellucci versehen wird “Tränen der Sonne” allerdings nicht ein bittersüßer Abgesang auf die international verpfuschten Verhältnisse in Afrika sondern ein Propaganda-reicher Heldenepos für das US-Militär. Regisseur Antoine Fuqua (“Training Day”, “Replacement Killers”) wird aber wenigstens der schwierigen Thematik der anarchistischen Bürgerkriegszustände, die teilweise in Afrika herrschen, gerecht. Kompromisslos zeigt er die Greuel eines Krieges, den niemand richtig verstehen kann. Um die resolute Dr. Kendricks (Bellucci) vor den marodierenden Killertrupps der Militärs in Nigeria zu retten, wird eine Spezialeinheit unter der Führung von Lieutenant Waters (Willis) in den Dschungel geschickt, um die Ärztin der internationalen Hilfstruppe aus dem Gefahrenherd herauszuholen - allerdings nur sie! Ihre Schützlinge - kranke und verwundete Zivilisten - sollen zurückgelassen und somit wahrscheinlich dem sicheren Tod durch die Militärs ausgesetzt werden. Gegen seine Befehle ringt sich Waters dazu durch, den Flüchtlingen zu helfen. Zu Fuß muss sich die Gruppe auf einen langen und gefährlichen Marsch durch den Dschungel machen, doch die Killertrupps bleiben ihnen hartnäckig auf den Fersen. Trotz einiger guter wie krasser Kriegsmotive bleibt “Tränen der Sonne” zu stark an der Oberfläche und konzentriert sich komplett auf den eher drögen On-The-Run Plot. Besonders irritierend wirkt der nicht nachvollziehbare Sinneswandel von Waters, der vom knallharten Seal plötzlich zum großherzigen Retter wird. Der große Plottwist des Films wird zwar gut ausgespielt, bleibt aber letzlich bloß ein lahmes ‘McGuffin’, um die ganze Verfolgungsjagd zu legitimieren. Ein hübscher Diskurs um Rassenkonflikte oder politische Verwicklungen im Stile der “Wildgänse” wird hier leider komplett ausgespart. Richtig peinlich wird schließlich noch das Ende des Films, das wie eine menschliche Realverfilmung von “Der König der Löwen” wirkt. “Tränen der Sonne” ist einfach eine richtig gut verpasste Chance, die aber hartnäckige Actionfans kaum vor dem Anschauen abschrecken dürfte.

Bei diesem neuen Director’s Cut (ca. 21 Minuten länger) handelt es sich wieder mal um eine aus den ursprünglich schon auf DVD veröffentlichten “Deleted Scenes” erweiterte Fassung. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen und bringt den Film viel eher an die oben schon genannten “Wildgänse” heran. Allein der neue Anfang, bei der man Zeuge der Ermordung des Präsidenten wird, stimmt viel eher auf die Afrika-Problematik ein als das (jetzt nachfolgende!) Eintreffen der Spezialeinheit. Auch eine weitere Szene, in der die Putsch-Generäle über ihr weiteres Vorgehen diskutieren, betont stark die wirtschaftlichen Zusammenhänge im Hintergrund des Kriegsterrors. Insgesamt ist die Stimmung in dieser Fassung viel düsterer gehalten, was teilweise nur durch einzelne längere Einstellungen bewirkt wird. Einen genauen Schnittbericht gibt’s hier. Auch wenn Waters moralisches Dilemma bei seinem Auftrag hier ein wenig stärker betont scheint, wird das Problem im Finale nicht gelöst. Und auch das “König der Löwen”-Ende bleibt, wenngleich hier die Reaktion durch eine (in der Kinofassung entfallene) Rede ein wenig motivierter scheint. Dieser Director’s Cut ist der Kinofassung somit in jedem Fall vorzuziehen.

BILD

Tränen der Sonne DC

Ausgerechnet an dem schönen anamorphen Widescreenbild (2.40:1) wurde noch einmal ordentlich ‘rumgeschraubt - leider mit einem etwas negativen Effekt. Der Schwarzlevel des Films ist durch einen überhöhten Kontrast etwas zu stark ausgefallen, was sich in den vielen dunklen Dschungelszenerien deutlich negativ auf den Detailreichtum auswirkt. Fast hat man den Eindruck, dass absichtlich in einigen der heftigeren Szenen ein wenig “nachgedunkelt” wurde. Nochmals komplett farbkorrigiert stellt sich somit wortwörtlich ein etwas finsterer Eindruck des Films ein. Ansonsten ist das Bild kristallklar und rasiermesserscharf. Die Farben sind sehr stark und wirken durch die neuerliche Korrektur wesentlich deutlicher künstlich gestylt. Sowohl die vielen Grüntone als auch die absichtlich goldenen Sonnenaufnahmen sind aber gut gelungen. Die Kompression ist fehlerlos und sorgt für einen stabilen Filmgenuss ohne Artefakte und Blockrauschen. Immer noch sehr gut.

TON

Tränen der Sonne DC

Tonal hat sich im Vergleich zur alten Scheibe nichts getan, deshalb gibt’s hier nochmal den gleichen guten Eindruck: Der Dolby Digital 5.1 Ton kann sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch voll überzeugen. Von aggressiven Surroundeffekten in den Actionszenen bis zu den viel häufigeren Suspense-Momenten im Dschungel, die hauptsächlich von der dichten Atmosphären-Kulisse der zahllosen Dschungelgeräusche leben, kommen die Effektkanäle der Heimkinoanlage sehr gut zum Einsatz. Dabei darf auch der Tiefbass ordentlich mitmischen. Pan-Effekte oder gezielt direktionale Momente bleiben aber eher spärlich. Die stimmungsvolle und effektiv eingesetzte Musik wird ebenfalls voll über alle Kanäle verteilt. Störende Überlappungen gibt es dabei aber nicht. Die Dialoge sind fest im Center stationiert und immer gut verständlich. Fast schon ein sehr guter Track.

EXTRAS

Erstaunlicherweise wurde das üppige Bonusmaterial der alten Scheibe für die Neuauswertung komplett zusammengestrichen. Hinfort sind die zwei Audiokommentare und der Afrika-Trivia-Track. Geblieben sind das stimmige 15-minütige “Making of”, die sehr emotionale Interviewsammlung der afrikanischen Crewmitglieder “Stimmen aus Afrika” und eine interaktive Afrika-Karte, die mit Texttafel einige “Highlights” der zerrütten Geschichte Nigerias aufzeigt. Mit dem Kinotrailer endet das Bonusmaterial auf dieser Scheibe.

FAZIT

Mit diesem Director’s Cut rehabilitiert sich “Tränen der Sonne” von der etwas eindimensionalen Kinofassung. Trotz eines etwas zu dunkel ausgefallenen Bildes kann die Scheibe technisch überzeugen. Der Wegfall der Audiokommentare der Kinofassung-DVD ist allerdings ärgerlich.



Kay Pinno