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REVIEWS



Glut der Sonne   

Glut der Sonne
    
Original: Dove si spara di più   (Italien / Spanien, 1968)
Laufzeit: 89 Minuten (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Gianni Puccini
Darsteller: Peter Lee Lawrence, Christina Galbó, Paul Naschy u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Featurette, Trailer, Bildergalerie
Preis: ca. 10 €
Wertung: 2 / 4+/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Todestanz im wilden Westen"

Die Transponierung berühmter Vorlagen macht vor keinem Genre halt. Auch der Italowestern bediente sich reichlich aus anderen Gefilden, um seiner üblichen Formelhaftigkeit zu entfliehen. Dies gelingt immer besonders gut, wenn eigentlich Genre-fremde Regisseure in die Lage versetzt wurden, einen solchen zu inszenieren. Auch Gianni Puccini hat eigentlich soviel mit Western zu tun wie Spaghetti mit blauen Bohnen. Um sein Rachedrama "Glut der Sonne" zu realisieren, bediente er sich deshalb fleißig bei Shakespeares "Romeo & Julia". Doch dem grundlegenden Konzept stülpt Puccini gekonnt das Italowestern-Korsett über, um das genre-typische Rache-Motiv zu demontieren und auch Shakespeares Konzeption fast augenzwinkernd auf den Kopf zu stellen.
Die ersten Minuten von "Glut der Sonne" könnten eigentlich nicht archetypischer sein. Im schönen Kalifornien sind die spanisch/mexikanische Familie der Campos und die Siedlerfamilie der Mounters bis auf's Blut verfeindet. Da wird sich ordentlich gegenseitig massakriert, was die Schießeisen eben so hergeben. Niemand weiß eigentlich mehr genau worum es in dem Streit eigentlich geht, aber die Widersacher sind auch nicht zimperlich, ihre gegenseitige Verachtung in eindeutig rassistischen Äußerungen kund zu tun. Niedertracht scheint hier in allen Adern zu fließen. Nur der junge Johnny Mounters (Peter Lee Lawrence) bekommt von der Pistolen-schwingenden Mutter die Leviten gelesen, dass der Colt eben nicht immer die Lösung für alle Probleme ist.
Da ist der alternde Bandit Lefty (Andres Mejuto), der wegen seiner rechten Hakenhand nur noch mit Links schießen kann, ganz anderer Meinung. Der alte Knabe macht aus seinem Kumpel Johnny einen echten Mann des Westens. Johnny geht allerdings nur zwei von drei Cowboy-Lastern nach: Ordentlich kanllen lässt er's mit der Waffe und den Frauen, Whiskey ist jedoch ein rotes Tuch für ihn.
Die Situation zwischen den verfeindeten Familien spitzt sich zu, als die junge Guilietta Campos (Cristina Galbó) nach Kalifornien kommt. Sie soll den örtlichen Sheriff (Italowesternveteran Piero Lulli) und Freund der Campos heiraten. Doch das junge Ding hat natürlich nur Augen für den Jüngling aus der anderen Familie. Die Eskalation zu einem ultimativen Blutbad der Rancher scheint dadurch kaum mehr abzuwenden.
Gesegnet mit einer unglaublichen Synchronisation, die den sarkastischen und demontierenden Charakter des Films großartig einfängt, ist "Glut der Sonne" ein wirklich unterhaltsames Kleinod, das Grenzen überschreitet. Nicht nur wird hier eine quasi-homoerotische Beziehung zwischen dem Sheriff und dem ältesten der Campos-Brüder fast mythisch überhöht, sondern selbst der Tod persönlich hat einen denkwürdigen Gastauftritt. Zudem erhält der Film durch Hauptdarsteller Peter Lee Lawrence die seltsam rebellische Atmosphäre eines James Dean Films.

BILD

Glut der Sonne

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer guten Vorlage, die ziemlich sauber ist und nur wenige bis keine Verunreihnigungen aufweist. Dennoch lässt sich das Alter des Materials nicht verbergen. Besonders die Schärfe hat in Wideshots arg zu kämpfen, da das Material insgesamt grobkörniger ausfällt. Close-Ups hingegen liefern den vollen Umfang an Details. Die Farben sind kräftig und stabil. Leichtes Überscheinen der Konturen kommt dabei allerdings schon einmal vor. Der Schwarzlevel ist solide und ausreichend detailgetreu. Die Kompression arbeitet sauber. HIntergrundrauschen oder Artefakte treten nicht auf. Gut.

TON

Glut der Sonne

Neben dem deutschen Ton in DD 2.0 ist hier auch die italienische Synchronisation vorhanden, die dem deutschen Track aber in nichts nachsteht. Sehr gut aufgeräumt zeigt sich der Mono-Ton von seiner besten Seite. Mit wenig Rauschen und gut verständlichen Dialogen, lässt der Track fasst vergessen, dass der Ton schon so alt ist. Surround-Aktivität findet natürlich nicht statt. Im normalen Stereomodus kann der Film gut angehört werden. Störende Übersteuereungen oder Restrauschen konnte nicht wahrgenommen werden. In der deutschen Fassung fehlen ein paar Dialoge, die im Original belassen und mit automatischen Untertiteln versehen sind. Solide.

EXTRAS

Wieder einmal hat Koch Media den Italowestern Experten Antonio Bruschini vor die Kamera geholt, um in "Shakespeare im wilden Westen" (ca. 14 Min.) ausgiebig über den Film zuplaudern. Wieder einmal weiß der Filmhistoriker spannende Zusammenhänge aufzuzeigen und inhaltliche wie hintergründige Lücken des Films mit seinem Wissen zu füllen. Exzellent.
Dazu gibt es noch einen italienischen Trailer und eine Bildergalerie zu bestaunen.

FAZIT

Für schlanke zehn Euro bekommt man aus dem Hause Koch wieder mal einen ungewöhnlichen Italowestern serviert, der mit krassen Synchronisation der alten Schule aufwarten kann. Die Technik der Scheibe stimmt und ein wenig Zusatzinfos sind auch vorhanden. Ein echtes Schnäppchen, Gringo!



Kay Pinno