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REVIEWS



Soldat von Oranien, Der   

Soldat von Oranien, Der
    
Original: Soldaat van Oranje   (Holland, 1977)
Laufzeit: 147 Minuten (PAL)
Studio: Eurovideo
Regie: Paul Verhoeven
Darsteller: Rutger Hauer, Jeroen Krabbé, Susan Penhaligon, Edward Fox, Reinhard Kolldehoff u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Trailer
Preis: ca. 10 €
Wertung: 3+/ 4 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Widerstand ist zwecklos?"

Regisseur Paul Verhoeven ist stark durch die deutsche Besetzung Hollands im zweiten Weltkrieg geprägt worden. Motive von kriegerischer Gewalt, zerstörerischen Strkturen von Faschismus und Verrat durziehen seine Filme immer wieder auf die ein oder andere Weise.
Dem heiklen Thema des holländischen Widerstands während der Besatzungszeit nahm sich Verhoeven erstmals 1977 mit "Der Soldat von Oranien" an und führte dies schließlich mit seinem 2006 entstandenen "Black Book" meisterlich zu Ende. Fast wirken beide Filme nun wie Clint Eastwoods Ansatz zu seinem Back-to-Back Kriegs-Epos "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo-Jima". Ganz unterschiedlich beleuchten auch bei Verhoeven beide Filme die heikle Situation des Widerstands mit ganz unterschiedlichen Konsequenzen.
"Der Soldat von Oranien" nimmt sich der historischen Figur von Erik Hazelhoff Roelfzema, im Film Erik Lanshof (Rutger Hauer), an und beleuchtet eher das persönliche nationale Dilemma Hollands, während sich "Black Book" stärker auf die jüdische Seite der Problematik und deren weltpolitische Folgen konzentriert.
Mitte der 30-er Jahre freundet sich Erik als Student in Leiden mit dem nicht ganz unsympathischen Präsident seiner Studentenverbindung, Guus LeJeune (Jeroen Krabbé), an. Dabei entsteht eine treue Clique aus fünf Männern, die durch die überraschende deutsche Besatzung und den Krieg schneller zerfetzt wird, als man Blitzkrieg sagen kann. Verhoeven nimmt hier bereits strukturell "Die durch die Hölle gehen" und "Bullet in the Head" vorweg. Zwischen den Anfängen des Widerstands, der zunächst nur Informationen in Richtung England funkte, und auch klarer BSympathie für die Nazis werden die Fronten zwischen den ehemaligen Freunden härter. Als die Situation in Holland immer drastischer wird, sieht Erik nur noch die Hoffnung auf eine Flucht nach England. Wie durch Zufall trift er dabei wieder auf seinen alten Freund Guus. Gemeinsam will man sich in London für den Krieg bereit machen. Doch es kommt natürlich alles anders. Undercover sollen sich die Holländer wieder in die besetzte Heimat begeben, um mit Hilfe des Widerstands wichtige Persönlichkeiten aus dem Land zu schmuggeln. Doch der Widerstand ist bereits mit Nazi-Spionen durchsetzt...
Komplex, emotional und fast niemals einseitig zeigt Verhoeven das hässliche Gesicht des Krieges an der Heimatfront. Von der schleichenden Indoktrinierung der Bevölkerung über das gefährliche Katz-und-Maus-Spiel mit den Nazischergen bis zum persönlichen Konflikt, zwichen Loyalität und persönlichem Überlebenswillen, lässt Verhoeven keinen Aspekt unberührt. Einer platten Gut-gegen-Böse Interpretation entzieht sich der Regisseur dabei ganz bewusst. Vielmehr schildert er seine Protagonisten als unterschiedliche Rädchen in einem diabolischen Uhrwerk Orange, aus dem letztlich niemand sauber herauskommt. Egal ob Nazi-Helfershelfer oder Widerstandskämpfer - Leichen und tragische Schicksale türmen sich auf allen Seiten.
Dass der gelungen realistische Look des Films nicht umsonst ein wenig an "Das Boot" erinnert, ist dem brillanten Kameramann Jost Vacano gezollt, der hier ebenfalls für Licht und Linse verantwortlich ist. Besonders die auschweifende Eröffnung in der Leidener Studentenverbindung erinnert stilistisch stark an den "Boot"-Beginn der Nazi-Feier in La Rochelle.
Eurovideo zeigt den Film erstmals in seiner ungekürzten 147 Minuten assung, die knapp 45 länger läuft als die ursprüngliche deutsche Fassung. Die fehlenden Szenen sind im holländischen Original und mit deutschen Untertiteln versehen.

BILD

Soldat von Oranien, Der

Der anamorphe Widescreen-Transfer (1.78:1) stammt von einer soliden Vorlage, aber kann das Alter des Films nicht ganz verstecken. Das Ausgangsmaterial ist allerdings so gut wie fehlerfrei und zeigt nur leichte Verunreinigungen. Schärfe und Kontrast gehen in Ordnung, aber sind nicht immer ganz solide. Dennoch ist der Gesamteindruck immer noch recht gut. Die Farben sind solide und wirken immer sehr natürlich. Dies ist sicherlich auch Kameramann Jost Vacano zu verdanken, der sich im Film hauptsächlich auf eine subtile und natürliche Beleuchtung verlässt. Der Schwarzlevel ist tief, aber säuft in dunkleren Bereichen gerne mal ab. Die Kompression arbeitet sauber und liefert ein stabiles und flimmerfreies Bild.

TON

Soldat von Oranien, Der

Der Ton liegt nur in Form eines deutschen Monotracks vor. Dieser ist relativ aufgeräumt und lässt nur wenig vom Alter des Films erahnen. Das Grundrauschen wurde auf ein Minimum reduziert. Die Dialoge sind durchweg gut verständlich, während die restliche Soundkulisse ebenfalls nicht im Hintergrund absäuft. Eine Surroundaktivität findet natürlich nicht statt. Dennoch lässt sich der Film gut über eine Multikanal-Stereo Funktion der heimischen Anlage anhören. Störende Überlappungen oder Knackser sind nicht vorhanden. Die fehlenden nicht Deutsch synchronisierten Szenen wurden im holländischen Original belassen und mit festen deutschen Untertiteln versehen.

EXTRAS

Wieder hat sich Eurovideo die Mühe gemacht und sich einen weiteren großartigen Audiokommentar von Paul Verhoeven gesichert. Detailliert und sehr ausschweifend referiert Verhoeven stark über die historischen Hintergründe des Films. Hier zeigt er unter anderem auf, welche historischen Fakten und Figuren verschmolzen oder ergänzt wurden, um das filmische Drama voranzutreiben.
Auch zu den Dreharbeiten, die von der holländischen Armee unterstützt wurden, kann Verhoeven einiges erzählen. Neben einer gewissen Rivalität zwischen seinen Hauptdarstellern kehrt er auch die Unwägbarkeiten bei der Filmerei heraus. So wurde Rutger Hauer beinahe von Schrapnellen der Explosionen am Set getroffen und getötet. Verhoeven ist sich auch nicht zu schade, um Selbstkritik zu üben, in dem er einige Schwachpunkte des Films herausstellt. Ein wirklich großartiger Track, der die Erfahrung des Films deutlich bereichert.
Als einziges weiteres Extra ist noch ein Kinotrailer auf der Scheibe vorhanden.

FAZIT

Als "Prequel" zu Verhoevens hervorragendem Film "Black Book" bekommt "Der Soldat von Oranien" nach über 30 Jahren noch mehr Gewicht. Erstmals ungekürzt in Deutschland, liefert die Scheibe von Eurovideo gute Qualität zum kleinen Preis. Allein wegen des Audiokommentars ist die Scheibe also ein Muss!



Kay Pinno