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REVIEWS



Amityville Horror   

Amityville Horror
    
Original: The Amityville Horror   (USA, 1979)
Laufzeit: 113 Minuten (PAL)
Studio: MGM
Regie: Stuart Rosenberg
Darsteller: James Brolin, Margot Kidder, Rod Steiger, Don Strout, Murray Hamilton u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch, Fr, It, Spa
Untertitel: Deutsch, Englisch, Fr, Spa, It, NL, Tr u.m.
Extras: Kommentar, Making of, Dokumentation u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2+/ 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Haus-Party!"

In dem friedlichen Dörfchen Amityville ist’s seit den 70-ern mit dem Frieden nicht mehr weit her. Eine unerklärliche Mordtat wühlte den Ort und die Gemüter auf: in einer Nacht tötete der junge Ronald Defeo seine gesamte Familie mit einem Gewehr, ohne das einer der Nachbarn davon etwas mitbekommen hatte. Auch schienen nicht einmal die Opfer selbst die Schüsse gehört zu haben. Sie lagen mit dem Gesicht nach unten in ihren Betten. Am Morgen nach der Tat hatte Defeo selbst keine Erinnerung mehr an sein blutrünstiges Treiben und behauptete später vor Gericht von einem Geist o.ä. besessen gewesen zu sein. Als ein paar Monate später die Familie Lutz in das Haus der Defeos einzieht, erleben sie langsam selbst, wie sich das Haus negativ auf ihre Psyche auswirkt. Besonders Vater George (James Brolin) entfremdet sich sehr stark von seiner Frau Kathy (Margot “Louis Lane” Kidder) und den Kindern. Auch der pfiffig herbeigerufene Pfaffe Pater Delaney (Rod Steiger) kann nur erschreckt feststellen, dass anscheinend das Böse in diesem Haus umgeht. Nach 28 Tagen des sich steigernden Wahnsinns scheint es zur tödlichen Katastrophe zu kommen. Dass die Geschichten der echten Familie Lutz seinerzeit wohl doch eher ein gewinnträchtiger Publicity-Stunt waren, das scheint heute erwiesen. Dennoch bleiben die Defeo-Morde bis heute ein Rätsel. Stuart Rosenberg ist mit “Amityville Horror” ein wegweisender Film über ein Phänomen gelungen, dass immerhin Stephen King zu “The Shining” anregte. Auch bekanntere und erfolgreichere Filme wie “Poltergeist” und “Tanz der Teufel” bedienten sich schließlich beim “Amityville Horror”. Die starken Einflüsse des populären 70-er Jahre Schockers “Der Exorzist” kann die Verfilmung des Horrorhaus-Geschichte aber nicht von sich weisen. Rod Steiger gibt einen guten Vater Karras-Ersatz und begegnet dem Bösen mit der übersteigerten Resolutheit eines General Patton. Viel interessanter als die übernatürliche Komponente ist jedoch das soziale Spannungsfeld der Familie Lutz: eindringlich wird die Entfremdung und der steigende Druck auf George Lutz dargestellt. Dass James Brolin dabei an einigen Stellen schauspielerisch über die Stränge schlägt, gibt der Mime im exzellenten “Making of” (s.u.) selbst zu. Trotz seiner altbackenen Optik (oder gerade deswegen?) bleibt “Amityville Horror” ein 70-er Jahre Genre-Beitrag, an dem man nicht vorbeikommt.

BILD

Amityville Horror

Für die Gold-Editionen legt sich MGM immer richtig ins Zeug. Auch der anamorphe Transfer (1.85:1) von “Amityville Horror” ist ein echter Hingucker geworden. Das Ausgangsmaterial wurde sorgfältig bearbeitet, so dass Spratzer und Dreckspuren der Vergangenheit angehören. Schärfe und Kontrast liegen auf hohem Niveau und holen das letzte Detail aus den Bildern auch in Wideshots heraus. Die Farben sind kräftig und geben die leicht matt pastellene Farbpalette des Films gut wieder. Der Schwarzlevel ist sehr tief und verschluckt aufgrund des Ausgangsmaterials ein paar Details, die aber kaum ins Gewicht fallen. Die Kompression arbeitet sauber und liefert ein stabiles Bild ohne Artefakte. Sehr gut.

TON

Amityville Horror

Puristen können wieder fluchen, dass nicht der originale Monotrack auf der Scheibe vorhanden ist. Bei der guten 5.1 Neuabmischung wird dieser Track aber kaum vermisst. Besonders die Musik legt sich klar in die Surroundkanäle und verbreitet schaurige Atmosphäre. Die deutschen Dialoge liegen fest im Center und klingen glücklicherweise nicht so flach, wie man dies von Upmixen gewohnt ist. Auch der englische Track kann eine gut aufgeräumte Dialogspur vorweisen. Vereinzelt wurden Soundeffekte treffsicher in die Surroundkanäle gesetzt. Das phänomenale “Get out!” ist damit auch heute noch ein klassischer Moment, um vor Schreck an die Decke zu springen.

EXTRAS

Auf der ersten Filmscheibe des 2-Disc Sets befindet sich der Audiokommentar mit dem “Amityville”-Experten, Buchautor und Parapsychologen Hans Holzer. Nach einer kurz von ihm onscreen gesprochenen Einleitung zu seiner Person und Verwicklung in den Amityville-Fall beginnt Holzer den Film nach “seinen” Fakten und Hollywood-Fiktion abzuklopfen. Ausführlich berichtet er dabei über seine Untersuchungen im Fall der Defeo-Morde und seine Begegnung mit der Familie Lutz. Auch wenn man Holzers Informationen sicherlich ebenfalls mit Vorsicht genießen muss - der Parapsychologe schießt sich knallhart auf eine Theorie fest - führt einen sein Kommentar trotz einiger Schweigepausen und Wiederholungen gut hinter die Ereignisse in Amityville, bei der auch kurz auf die Produktion des Films und dessen Fortsetzungen (Teil 2 basiert auf Holzers Amityville-Buch) eingegangen wird.

Auf der zweiten Disc befindet sich zunächst die hervorragende “Making of”-Retrospektive “In Gottes Namen Raus hier!”. In dieser knapp 20-minütigen Dokumentation sind neue Interviews mit den beiden Hauptdarstellern und Filmszenen verschnitten. Äußerst ehrlich und selbstkritisch gehen sowohl James Brolin als auch Margot Kidder mit ihrer Amityville-Erfahrung um. Von unterschiedlichen Schauspielansätzen bis zur Glaubwürdigkeit der ganzen Amityville-Geschichte lassen beide Mimen keinen Aspekt unberücksichtigt. Besonders der ehrliche und kritische Umgang mit dem Phänomen von “Amityville” und ihrer eigenen Beteiligung macht dieses “Making of” mehr als sympathisch und unterhaltsam. Wenn Brolin zum Beispiel knallhart sagt, dass er nicht eine Sekunde an den Mummenschanz der Lutz-Familie glaubt, die er seinerzeit selbst getroffen hatte, dann ist das schon ein echter Knüller. Weiteres Licht auf die vermeintlich wahren Hintergründe liefern die beiden jeweils ca. 42-minütigen TV-Dokumentationen “Amityville: Der Spuk” und “Amityville: Horror oder Täuschung”. Während sich der “Spuk” hauptsächlich um die Ereignisse in und um das Haus beschäftigt, beleuchtet “Horror oder Täuschung” sehr detailliert den nachfolgenden Medienrummel mit Anwälten. Parapsychologen und sonstigen medial veranlagten Wünschelrutengängern. In beiden Fällen wird das Gewirr aus Fakt und Fiktion sehr deutlich, dass die Ereignisse rund um das vermeintliche Geisterhaus zu einem Verkaufsknüller gemacht hat. In beiden Dokumentationen kommen auch George und Kathy Lutz selbst zu Wort. Trotz der vielen irren Wirrungen bleibt ein umfassender wie faszinierender Blick auf ein Medienphänomen zurück. Die knapp 6-minütige Vorschau auf das Remake von “Amityville Horror” ist genau eine solche, aber gibt einen kurzen Blick auf das Filmset. Dennoch eine reine TV-Promotion-Kiste. Mit dem Kinotrailer des originalen Films und ein paar Radiospots ist der Horror auf dieser Scheibe aber auch schon vorbei.

FAZIT

Bei 70-er Jahre Gruselfilmen gibt’s anscheinend immer nur Extreme: entweder man liebt sie oder findet sie einfach stinklangweilig. Auch “Amityville Horror” ist so ein Fall. Doch trotz einiger übertrieben käsiger Momente bleibt der Film ein solider und vor allem prägender Eintrag im Genre-Geschichtsbuch. Die Gold-Edition von MGM kann zudem in allen Bereichen voll punkten, weshalb der Kauf der Doppelscheibe uneingeschränkt empfohlen werden kann.



Kay Pinno