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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Diary of the Dead   

Diary of the Dead
    
Original: Diary of the Dead   (USA, 2008)
Laufzeit: 92 Min. (PAL)
Studio: Universum
Regie: George A. Romero
Darsteller: Michelle Morgan, Josh Close, Shawn Roberts, Amy Lalonde u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Making of, Bonusfilm u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2 / 2+/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Die Nacht der neuen Medien!"

Nach dem mäßigen Erfolg von "Land of the Dead" wurde es zunächst wieder still um Zombievater George A. Romero. Doch genau wie seine untoten Kreaturen blieb er nicht lange in der Versenkung verschwunden.
Mit einem winzingen Budget und einer wirklich guten Idee meldet sich Romero mit "Diary of the Dead" zurück. Der große Coup: Romero inszeniert quasi sein eigenes "Night of the living Dead"-Remake im hier und jetzt des neuen Multimedia-Zeitalters.
Eine Gruppe von Filmstudenten dreht gerade im örtlichen Stadtwald einen Mumien-Film als die Zombieseuche diesmal losbricht. Zunächst herrscht auch in den Medien Ratlosigkeit über das Geschehen. Die Kids und deren alkoholgeschwängerter Professor machen sich zurück auf den Weg in die Stadt nur um ihre ersten unheimlichen Begegnungen der untoten Art zu haben. Panik macht sich breit und alle haben nur noch den Gedanken, sich in ihr jeweiliges Zuhause zu flüchten. Doch die Flucht vor den Untoten und - noch schlimmer - vor den eigenen in Anarchie verfallenden Mitmenschen endet für die meisten tödlich.
Romero konzentriert sich in "Diary" ganz auf den multimedialen Subkontext des Internetzeitalters. Bereits der Zuschauer sieht nicht "Diary of the Dead" sondern "The Death of Death", eine Dokumentation, die die Studenten über ihren Zombie-Trip angefertigt und ins Internet gestellt haben. Angereichert mit weiteren "aus dem Internet gefischten ungeschnittenem Material" über die Vorkommnisse dieser "Night of the living Dead" nimmt Romero die "Ich filme, also bin ich"-Mentalität der Irgendwas-Mit-Medien-Generation unter die Lupe. Dabei spielt er auch mit Grenzen seines eigenen Genres, das er hier tatsächlich mal komisch, mal selbstreferentiell und schlussendlich doch wieder ernst nimmt.
Formal begeht Romero nur einen Fehler, in dem er seinen eigenen Bildern oder mindestens dem (jungen) Zuschauer nicht mehr vertraut und durch eine der Protagonisten einen nervigen wie eigentlich überflüssigen Off-Kommentar über "The Death of Death" sprechen lässt. Andererseits könnte auch dies ein gewollter Seitenhieb auf die krebsgeschwürartige Kommunikationswut von Bloggern, Twittern und Co. sein.
Wirklich problematisch gestaltet sich "Diary of the Dead" allerdings an der filmischen Oberfläche. Während Romeros skeptische Meditation über das neue Medienzeitalter brillant funktioniert, bleibt die eigentliche Geschichte der Studenten auf der Strecke. Konfliktlos und blaß bleiben die Filmstudenten, die sich zwar ein paar Platitüden an den Kopf werfen, aber niemals menschlich in die Geschehnisse verwickelt werden. Fast könnte man hier von einer zynischen Abrechnung des alten Filmveteranen mit der neuen Generation sprechen. Gleichgültigkeit gegenüber den Hauptpersonen und das episodenhafte Abspulen unzusammenhängender Zombie-Begegnungen mit unterschiedlichem Unterhaltungswert zerfasern dieses Tagebuch. Erst zum Finale hin bekommt der Film wieder eine Richtung, die thematisch anhand seiner Figuren die ganze Zeit über hätte verfolgt werden müssen. Ist es die Menschheit überhaupt wert, gerettet zu werden oder haben sich zu recht die Pforten der überfüllten Hölle geöffnet, um die bösen Toten wieder auf die Erde zu speien? Eine Antwort darauf findet der Film natürlich nicht, aber wenigstens die Gewissheit, dass irgendjemand das Ende der Menschheit dokumentieren wird. Fragt sich nur für wen?

BILD

Diary of the Dead

Der anamorphe Transfer (1.78:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage und zeigt natürlich keine Altersermüdung. Dennoch ist das auf HD-Cam geschossene Material etwas speziell. Der gewollte Video-Look nimmt dem Film etwas an Tiefenschärfe und in dunklen Szenen auch etwas den Detailreichtum. Schärfe und Kontrast sind gut, aber ebenfalls aufgrund des Videomaterials etwas limitiert. Die Farben sind sehr realistisch und leicht matt. Der Schwarzlevel geht in Ordnung, aber hat auch eine leicht milchige Tendenz, die aber nicht ablenkt. Die Kompression arbeitet sauber. Artefakte oder Hintergrundrauschen treten nicht auf. Gut.

TON

Diary of the Dead

Der DD5.1 Sound auf Deutsch und Englisch leistet solide Arbeit und nutzt dazu auch die gesamte Soundstage. Hier dominieren allerdings die hübsch subtil eingesetzten Effekte, die die Untotengeräusche Off-Screen gut ins heimische Wohnzimmer projizieren und für unfreiwilliges, angsterfülltes Zucken sorgen können. Die Musik ist relativ reduziert und streut sich ebenfalls gut in die Surroundkanäle. Die Dialoge sitzen zumeist im Center, aber wandern auch öfters in die Surroundkanäle. Hier bleibt trotzdem immer alles gut verständlich. Störende berlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden.

EXTRAS

Bei den Extras kann das üppig ausgestattete 2-Disc richtig punkten. Auf der ersten Scheibe begleitet ein Audiokommentar mit George Romero, Kameramann Adam Swica und Cutter Michael Doherty den Hauptfilm. Wie immer liefert Romero einen soliden Kommentar ab, bei dem er besonders betont, wie sehr er den Guerrilla-Filmstil von "Diary" gegenüber den Studioproduktionsbedingungen bevorzugt. Zusammen mit seinen Gesprächspartner geht er auch sehr stark auf die vielen technischen Kniffe ein, wie die vielen, teilweise komplizierten Point-of-View-Aufnahmen hingetrickst wurden. Außerdem lobt Romero den Einsatz von digitalen Einschüssen und Blutspritzern, die die Arbeit am Set deutlich verkürzten. Die thematischen Inhalte geraten in dem Track vielleicht ein wenig zu kurz, aber dennoch ist der Kommentar ausreichend unterhaltsam.
Zusätzlich ist auf der ersten Disc ein vierteiliges "Making of" (zusammen ca. 60 Min.) zu finden, das einen sehr guten Einblick in die Entwicklungs- und Setarbeit des Films liefert. Neben George Romero, der hier auch stärker über die inhaltlichen Hintergründe des Films spricht, ist vor allem der elfminütige Clip über die Special Make-Ups von Greg Nicotero sehr spannend.
Desweiteren befinden sich noch 20 Minuten an "Character Confessionals" auf der Disc. In diesen geschnittenen Szenen aus dem Film haben sich die Figuren des Films in "Big Brother"-Manier einzeln vor die Kamera gesetzt, um ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Romero tat gut daran, dies aus dem Film zu entfernen, da einem die Charaktere hier doch deutlich noch mehr auf den Sender gehen und viel redundantes Geschwafel von sich geben.

Auf der zweiten Scheibe verstecken sich aber die echten Schätze dieser Special Edition. Die 85-minütige Dokumentation "One for the Fire" beschäftigt sich ausführlich mit Romeros originalem "Night of the Living Dead". Alle noch lebenden Mitstreiter des Films wurden hier vor die Kamera bemüht und erinnern sich sehr lebendig wie emotional an die frühen Filmertage in Pittsburgh, die ersten Gehversuche von Romero im Werbefilm Business und natürlich das große Film-Outing mit "Night of Anubis" wie der Film ursprünglich einmal betitelt werden sollte.
Selbst eingefleischte Fans bekommen hier viel geboten, was nicht schon in zahllosen Publikationen über den Film durchgekaut wurde. Wirklich das absolute Highlight dieser DVD!
Dazu sind weiterhin zwei sehr gute Interviews mit Romero und dem bereits verstorbenen "Night"-Hauüptdarsteller Duane Jones auf der Scheibe zu finden.
Um "Diary" geht's dann wieder in "A New Spin on Death" (ca. 20 Min.). Hier verraten die digitalen Effektekünstler ausführlich ihre Tricks für den Film. Sehr gut.
Zum Schluss gibt es auch noch die Aufnahmen der Audio-Cameos von u.a. Guillermo del Toro, Simon Pegg und Stephen King zu hören. Sehr nett.


FAZIT

"Diary of the Dead" ist ein interessanter Zurück-zu-den-Wurzeln Trip für Romero. Den Anfang der Zombie-Seuche aus heutiger Perspektive nachzustellen und mit dem neuen Multimedia-Wahn abzurechnen ist wirklich ein genialer Schachzug. Leider bleibt der Film aber auf der Oberfläche zu schwach.
Die Special Edition DVD trumpft dafür in allen Bereichen auf. Allein für die zusätzliche Dokumentation "One for the Fire" ist die Doppelscheibe ein absoluter Pflichtkauf!



Kay Pinno