Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Disco   

Disco
    
Original: Disco   (Frankreich, 2008)
Laufzeit: ca. 98 min
Studio: Koch Media
Regie: Fabien Onteniente
Darsteller: Franck Dubosc, Samuel le Bihan, Emmanuelle Béart, uvm.
Format: 2.35:1 (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Making of, Audiokommentar, Deleted Scenes, etc.
Preis: ca. 13 Euro
Wertung: 2-/ 3-/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Discofieber in Le Havre"

Didier ist über 40, arbeitslos, wohnt bei Mama und hat Ärger mit seiner englischen Ex-Frau, die ihm seinen Sohn vorenthält. Allein seine Vergangenheit als Disco-Tänzer gibt ihm das Gefühl, irgendwann einmal eine große Nummer gewesen zu sein. Nun ist das mit den großen Nummern so eine Sache. Er war nämlich nicht gerade eine große Nummer in Greenwich Village, wo die "Village People" einst das Licht der Welt erblickten. Auch in London, Paris oder München, bedeutenden Brutstätten des Discosounds, war er ein Niemand. Aber in Le Havre, da waren er und seine Kumpels die "Bee Kings". Und Didier trug den Ehrentitel "Travolta". Ja, das waren noch Zeiten.

Als der große Discokönig von Le Havre, Jackson mit Namen, einen Disco-Tanzwettbewerb ausruft, sieht Didier seine Chance gekommen, endlich etwas für seinen Sohn tun zu können. Als erster Preis lockt eine zweiwöchige Australienreise. Zwei Wochen Urlaub mit seinem Sohn?

Das Problem: Die "Bee Kings" waren zu dritt und seine Mitstreiter von einst gehen inzwischen ganz bürgerlichen Berufen nach. Neuneuil ist Waschmaschinenverkäufer in einem Elektrofachmarkt, Walter ist Chef der Hafenarbeitergewerkschaft, die gerade mitten in einem Streik steckt. Schließlich aber willigen sie ein, mit Didier ein letztes Mal die Pailettenjackets überzuziehen, für Didier und seinen Sohn.

Die liebenswerte Disco-Hommage aus Frankreich orientiert sich stilistisch und inhaltlich nah an britischen Außenseiterkomödien. "Disco" ist kein perfekter Film. Der Komödiant Franck Dubosc ist schlicht mit der Hauptrolle und der in ihr schlummernden Tragik überfordert. In den Momenten, in denen er einfach komisch sein darf, funktioniert sein lässiges Spiel vorzüglich, in den ernsten Momenten aber weiß er nur selten sein Spiel richtig zu dosieren. Es gleitet oft in hemmungsloses Chargieren ab. Auch Emmanuelle Béart, die Didier und seinen Freunden in der Rolle einer Tanzlehrerin Schliff verleihen soll, ist eine Enttäuschung. Sie wirkt blass.

Dennoch verbucht die Habenseite drei fette Pluspunkte: Gerard Depardieu, Abbes Zahmani und Samuel le Bihan. Keine Panik, Depardieu tanzt nicht. Er ist Jackson, der Discoboss. Mit Melancholie und einer deftigen Prise Selbstironie gibt er den dicken Discokönig von Le Havre. Der französische Schauspieler und Komödiant Abbes Zahmani gitb derweil Walter, den Waschmaschinenverkäufer. Walter ist der Imbegriff des kleinen Spießers - inklsuive der Tatsache, dass er derart unter dem Pantoffel seiner Frau steht, dass er nur heimlich am Wettbewerb teilnehmen kann. Dass dies zu Komplikationen führt, überrascht kaum.

Der Knüller aber ist Samuel le Bihan, in Deutschland vor allem bekannt als Hauptdarsteller von Christophe Gans' Action-Fantasyhorrorspektakel "Pakt der Wölfe". Weniger bekannt ist hierzulande, dass le Bihan von 1995 bis 1997 Ensemblemitglied an Frankreichs berühmtem Nationaltheater La Comédie Français gewesen ist, über eine außerordentlich fundierte Schauspielerausbildung verfügt - und einfach ein verdammt guter Tänzer ist. Allein jene Momente, in denen er, der harte Gewerkschafter, vor seinen Streikkameraden seine Discoschritte übt - sie allein machen den Film sehenswert.

BILD

Disco

Der Transfer ist sauber, die Vorlage befand sich in einem guten Zustand, die Farben sind klar, irgendwelche Verwischungen oder Spratzer gibt es nicht. Allerdings darf niemand eine Referenz-DVD für den Hyper-HD-Protz-Bildschirm erwarten. "Disco" ist ein simpel inszenierter Nachmittagsspaß, ohne Spezialeffekte oder sonstige Herausforderungen an die Nachbearbeitung.

TON

Disco

Den Ton gibt es in DD 5.1 und im Gegensatz zum Bild gibt es hier etwas zu Mäkeln. Der Film heißt "Disco". Was folgern wir daraus? Es gibt viel Musik zu hören. Von "Earth, Wind and Fire", "Boney M." oder den "Bee Gees". Disco eben. Und diese Musik ist teilweise zu laut abgemischt (oder die Dialoge sind zu leise, je nach Betrachtungsweise). Dies gilt für die deutsche und die französische Tonspur gleichermaßen.

EXTRAS

Das Herzstück ist eine 47-minütige Dokumentation über die Dreharbeiten. Die ist ganz amüsant anzuschauen, da sie relativ viele Aufnahmen der Tanzproben beinhaltet und sehr schön aufzeigt, wie die Schauspieler auf Discokönige getrimmt wurden. Auch hier nimmt le Bihan eine Sonderstellung ein, da er sich offenbar am wenigsten schinden musste.
Ein Dank an den Verleih fürs Wendecover, das den unsäglichen FSK-Stempel vergessen macht.

FAZIT

"Disco" ist eine amüsante, vollkommen jugendfreie Komödie für verregnete Sonntagnachmittage auf einer robusten DVD.



Christian Lukas