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REVIEWS



George Gently - Season 1   

George Gently - Season 1
    
Original: Inspector George Gently   (Großbritannien, 2007)
Laufzeit: ca. 270 min
Studio: edel
Regie: Euros Lyn (1), Ciarán Donnelly (2+3)
Darsteller: Martin Shaw, Lee Ingleby
Format: 16:9
Ton: DD 2.0 Englisch, Deutsch
Untertitel: ---
Extras: ---
Preis: ca. 22 Euro
Wertung: 2-/ 2-/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Es geht auch ohne DNA-Tests!"

Einmal mehr beweist die alte Tante BBC ihre Klasse. "George Gently" ist weder besonders originell, technisch herausragend oder sonderlich innovativ. Und dennoch ist sie verdammt gut und unterhaltsam. Die ersten drei Episoden, die nun auch in Deutschland auf DVD vorliegen, belegen einmal mehr die Vormachtstellung des Vereinigten Königreiches als "die" Thrillernation schlechthin. Gute Drehbücher, gute Schauspieler, tolle Drehorte - und in diesem Fall auch noch sehr präzise gestaltete Kostüme: Der Krimifan kann vor dieser Akkuratesse nur den Hut ziehen.

Die Besetzung mag uns Teutonen überraschen: Martin Shaw spielt nämlich die Hauptrolle dieser Serie. In Deutschland avancierte der Brite 1979 zum TV-Star als Hauptdarsteller der Serie "Die Profis" (auch wenn sein Partner Lewis Collins hierzulande die größere Popularität genoss). "Die Profis" war die erste echte Actionserie, die im deutschen TV lief. Es wurde viel geschossen, es quietschten ständig Reifen, aber: Großes Schauspiel mussten die Hauptdarsteller nicht unbedingt bieten.

Armer Martin Shaw. In seiner Heimat ist er seit Jahrzehnten ein gefragter Charakterdarsteller, seine Filmografie ist lang, als Theatermann ist er gefragt. Nur hierzulande haftet ihm das Image des Actionhelden an, von dem man nach dem Ende der Serie nie wieder etwas gehört hat. In Deutschland. Aber: Nach fünf Minuten "George Gently" ist der Jungspund Martin Shaw vergessen - denn Martin Shaw ist George Gently. Auch fürs deutsche Publikum!

Großbritannien 1964. Die Polizei ist vom organisierten Verbrechen unterwandert, Korruption ist weit verbreitet. Allein George Gently weigert sich dieses Spielchen mitzumachen. Er ist ein aufrechter Kämpfer für die Gerechtigkeit. Er ist kein Moralist, er ist einfach ein Mann, der seinen Job macht. Für diese Einstellung muss er jedoch einen hohen Preis bezahlen. Seine Frau wird ermordet. Obwohl klar ist, dass hinter dem Mord allein der Gangster Joe Webster stehen kann, weiß Gently, dass er keine Chance hat Webster zu überführen. Der wird gedeckt.

So beginnt "Kalte Rache", der Pilotfilm. Gently ist emotional tot. Er weiß, dass er den Kampf gegen Webster verloren hat. Seine Frau ist tot, was soll er noch im Polizeidienst? Kaltblütige Rache ist seine Sache nicht. Er ist Polizist. Alles, was ihm noch bleibt ist der Abschied aus dem Polizeidienst. Doch vollkommen unerwartet bekommt Gently eine Chance. Nicht in Lodnon, sondern im County Durham in Northumberland, dem nördlichsten Flecken Englands, einem eher kargen Landstrich, der für gewöhnlich für das organisierte Verbrechen ohne Belang ist. Dennoch führen die Spuren eines seltsamen Mordfalls hier zu Webster. Etwas Persönliches haftet diesem Mord an und wenn etwas persönlich wird, dann werden Fehler gemacht. So reist Gently in den Norden und lernt den jungen Sergeant Bacchus kennen. Der ist zwar alles andere als ein ambitionierter Kriminalinspektor, aber - er ist ehrlich. Gently nimmt sich des jungen Polizisten an.

Die erste Staffel lässt die 1960-er Jahre in jener Phase zwischen bürgerlicher Spießigkeit und Jugendrevolte auferstehen. "George Gently" füllt genau diese Lücke aus. Behandelt der Pilotfilm das Thema "organisierte Kriminalität" geht es im zweiten Teil um die IRA jener Zeit, besonders interessant ist für deutsche Zuschauer "Die Schuld der Väter", der dritte Spielfilm. Der nämlich beginnt mit der Ermordung eines ehemaligen deutschen Kriegsgefangen. Der wird von Wolf Kahler dargestellt. Während der Berliner in seiner Heimat kaum bekannt ist, ist der große blonde Darsteller im britischen und amerikanischen Film so etwas wie der legitime Nachfolger Anton Diffrings: Wird ein böser Deutscher gesucht, dann ist Kahler die erste Wahl (seine größte Rolle verdankt er Steven Spielberg: in "Jäger des verlorenen Schatzes" stellte Kahler Oberst Dietrich dar).
Jedoch dieses Mal ist Kahler kein Finsterling. Gunter Schmeikel, so sein Rollenname, ist ein netter Kerl. Als Kriegsgefangener lebte er auf einer Schweinefarm und musste auf dem Feld arbeiten. Dabei entstand eine enge Beziehung zwischen ihm und seiner Gastfamilie. Jahre später ist Gunter Schmeikel ein reicher Mann geworden und für die Freundschaft, die er während des Krieges erfuhr, möchte er seiner englischen Familie ein Geschenk machen. So weit aber kommt es nicht mehr, denn seine Leiche wird aus dem Meer gefischt. Hauptverdächtiger ist sein Sohn Wilhelm (Christian Oliver, ehemals "Alarm für Cobra 11"!), ein arroganter Fatzke, der so gar nichts mit seinem Vater gemeinsam zu haben scheint.

"Die Schuld der Väter" zeigt eindrucksvoll, manchmal findet man Vergebung, wo man am wenigsten mit ihr rechnet - und den Tod, wenn die Wunden der Vergangenheit längst geheilt erschienen.

BILD

George Gently - Season 1

Der Transfer ist gut. Da die Serie ohne Effekte auskommt, stellt sie keine großen Anforderungen an die DVD. Die Farben sind in Ordnung, Kompressionsauffälligkeiten konnten nicht ausgemacht werden.

TON

George Gently - Season 1

Letztlich lässt sich die Aussage des Bildtransfers auch auf den Ton übertragen. "George Gently" ist gediegene TV-Kost, da dürfen die Lautsprecher gerne mal auf halben Impuls herunterfahren. Der englische Ton klingt etwas natürlicher als die deutsche Synchro, an der es allerdings nichts zu bemängeln gibt.

EXTRAS

Bemängeln gibt es etwas, nämlich das Fehlen von Extras. Irgendwo hätte der deutsche Verleiher doch bestimmt ein Interview mit Martin Shaw auftreiben können. Irgend ein Gadget. Aber, wie immer bei ZDF-Serien, die von edel zur DVD-Veröffentlichung gebracht werden, sucht man solche Extras Vergebens.
Selbst Untertitel fehlen. Die hätten ein wirklich schönes Extra dargestellt, denn der Dialekt der Leutchen in Northumberland stellt selbst deutsche Hörer mit guten Englischkenntnissen vor manches Rätsel (vor allem "Die Schuld der Väter" bietet einige nette Dialoge, die selbst für einen ehemaligen Englisch-Leistungskursabsolventen eine Herausforderung darstellen). Immerhin bietet die Episode auch einige deutsche Dialoge.

FAZIT

Eine gute Serie auf einem Silberling mit Schwächen. Fans britischer Kriminalserien werden dennoch mit großer Freude die Veröffentlichung zur Kenntnis nehmen.



Christian Lukas