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REVIEWS



Knowing   

Knowing
    
Original: Knowing   (USA, 2009)
Laufzeit: 115 Min. (PAL)
Studio: Concorde HE
Regie: Alex Proyas
Darsteller: Nicolas Cage, Chandler Canterbury, Rose Byrne
Format: 2,35:1 (16:9)
Ton: DTS 5.1 Deutsch DD 5.1 Deutsche, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Dokumentation über die Apokalypse, Making of
Preis: ca. 18 Euro
Wertung: 1-/ 2 / 2+ (Bild/Ton/Extras)


"Ich sehe was, was du nicht siehst"

Es gibt viele Filme über Prophezeiungen, Vorhersagen, düstere Zukunftsaussichten. So betrachtet ist "Knowing" nicht die Neuerfindung eines Genres. Wenn der Regisseur eines solchen Filmes allerdings Alex Proyas heißt, dann, ja dann ist das Werk auf jeden Fall einen Blick wert. Und auch im Fall von "Knowing" weiß der australische Regisseur einmal mehr einen ungewöhnlichen Beitrag zum phantastischen Genre zu leisen.

Proyas, Regisseur von "The Crow" und "Dark City", lieferte mit "I, Robot" zuletzt einen für seine Verhältnisse eher schwachen Film ab. "I, Robot" ist unterhaltsam, er sieht gut aus, hat einige wirklich tolle SFX-Sequenzen und einen phantastischen Epilog, doch "I, Robot" ist eben auch ein Will-Smith-Vehikel, ein geplanter Blockbuster, bei dem Proyas letztlich als gut bezahlter Handwerker eine ordentliche Arbeit ablieferte.

Aber Proyas kann mehr. Man denke an "Dark City", seine multiple Hommage ans expressionistische deutsche Kino und den amerikanischen Kriminalfilm der 1940-er Jahre im Gewand eines Sciencefictionfilmes, der gleichzeitig auch noch eine (vermeintliche) Serienkillergeschichte erzählt. Wer einen solchen Cocktail zu einem großartigen Kinoerlebnis zusammen zu mixen versteht, kann eben mehr als "nur" Blockbusterkino á la "I, Robot" auf Zelluloid oder Chip brennen. Und "Knowing" ist dieses "mehr".

Die Geschichte beginnt im Jahre 1959 an der William-Dawes-Grundschule in Lexington, Massachusetts. Lucinda Embry ist ein seltsames Mädchen. In sich gekehrt, geht etwas Unheimliches von ihr aus. Sie ist die personifizierte Außeneiterin. Dennoch gewinnt sie einen von der Schule ausgeschriebenen Wettbewerb: Die Schulleitung möchte zukünftigen Generationen davon berichten, wie die Kinder 1959 (dem Gründungsjahr der Schule) sich die Zukunft vorgestellt haben. Lucindas Idee ist eine Zeitkapsel, in der die Schüler ihre Wünsche, Visionen und Ideen für die Zukunft einschließen sollen.

50 Jahre später wird die Zeitkapsel ausgegraben. Die in Bildern festgehaltenen Wünsche und Visionen der Schüler aus dem Jahre 1959 werden an die Schüler der Gegenwart verteilt. Lucindas Blatt landet in der Tasche von Caleb Koestler. Lucinda hat jedoch kein Bild gemalt, sondern der Nachwelt eine Reihe von Zahlen hinterlasssem. John, Calebs Vater, ein Astrophysiker, erkennt schnell die Systematik innerhalb der Zahlen: Es sind Daten, Ortsangaben und - Todeszahlen! Jedes Datum steht für eine Katastrophe, die Todeszahlen geben die Opferzahl an. Zu John Entsetzen haben all diese Katastrophen in den letzten 50 Jahren stattgefunden, und die Todeszahlen - stimmen in jedem Fall. Allein: Einige der Daten liegen noch in der Zukunft. Und sie verheißen nichts Gutes.

Steht das Ende der Welt bevor? Wenn ja, wer sind dann die Männer, die offenbar ein Auge auf Johns Sohn geworfen haben?

Es gibt wohl kaum einen Film, der in den letzten Jahren so unterschiedlich bewertet wurde wie "Knowing". 09. Ekkehard Knörer von Perlentaucher.de schrieb zum Kinostart: "Das große Unglück von Knowing [...] ist, dass Alex Proyas den Humbug ganz Ernst meint oder jedenfalls überzeugend so tut. Die ganze niederschmetternde Atmosphäre kommt von Anfang bis Ende in einem Stimmungs-Finsternis Fortissimo daher, in dem auch die eigentlich sehr schönen Spezialeffekte ertrinken."

Der epd-Filmdienst hingegen schärmte: "Knowing ist ein morbider, furchterregender Film. John und Caleb Koestlers Haus etwa wirkt wie ein Spukschloss, wie die Ruine eines Traums, zerstört durch den plötzlichen Tod der (Ehe-)Frau. Auch wenn Proyas gewiss auf gesellschaftliche Verunsicherungen verweist, auf die Angst vor Terror oder Naturkatastrophen, so bleibt die desparate Grundstimmung des Films doch existenziell." (Hans Schifferle)

Tatsächlich ist "Knowing" ein Film, den man liebt oder hasst. Dazwischen gibt es wenig Raum. Tatsächlich ist Proyas Mut bewundernswert: Er pfeift auf alle Konventionen und bietet dem Zuschauer einen Schluss, der an Schrecken und Kitsch (in einem!) kaum zu überbieten ist. Er zieht seine Apokalypsevision mit einer Rigorosität durch, dass ihm selbst seine größten Kritiker zumindest nicht nachsagen können, er würde hier Mainstream präsentieren. Er hat einen Star (Nicolas Cage), er hat Spezialeffekt vom Delikatesshändler, aber er präsentiert kein Ende, das alle Zuschauer zufrieden stellen kann. Er weiß dies, keine Frage. Aber er bewegt sich nicht einen Jota von dem Weg hinfort, auf den er sich einmal begeben hat.

Der Autor dieser Kritik ist übrigens begeistert!

BILD

Knowing

Der Transfer ist gelungen, auch wenn einige der Nachtszenen ein Tick zu dunkel ausfallen. Dafür sind die Spezialeffektsequenzen wirklich äußerst gelungen. Die Farbabstufungen sind klar zu erkennen, da verschwimmt nix. Vor allem das wahrlich phantastische Ende sollte als Farbreferenz für jede gute DVD dienen.

TON

Knowing

Der Höhepunkt des Filmes ist ein Flugabstaurz, der ebenso plötzlich wie unerwartet über das Publikum hereinbricht. Seine visuelle Inszenierung ist schon ein Knaller, aber auch der Ton ist einer. Wie sich das Flugzeug nähert, wie es aus dem Nichts erscheint, wie es zu Boden geht: Man sucht als Zuschauer Deckung, selbst dann, wenn der Fernseher nicht an eine fette Dolby-Surround-Anlage angeschlossen ist, sondern der Ton lediglich aus zwei Computerlautsprechern dröhnt. Mehr muss zum Sound nicht gesagt werden. Gut, die Sprache könnte in den Effektsequenzen etwas fetter aus den Boxen komme. Aber das trübt den Gesamteindruck nicht.

EXTRAS

Ein sehr ausführliches Extra widmet sich Endzeit-Szenarien aus wissenschaftlicher und theologischer Sicht. Dass beide Seiten gleichbereichtigt zu Wort kommen, das ist der Geschichte geschuldet, die ihren Spagat zwischen wissenschaftlichem und theologischem Erklärungsversuch vollzieht und beide Seiten überraschend friedlich im Rahmen der Handlung zusammenführt. Dazu gibt es das übliche Making of.

FAZIT

Ein meisterhaftes DVD-Vergnügen, auch wenn sicher viele Zuschauer dieser Meinung massiv widersprechen werden. Was immerhin eines belegt: Kalt lässt Proyas Film niemand.



Christian Lukas