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REVIEWS



Schrecken schleicht durch die Nacht, Der   

Schrecken schleicht durch die Nacht, Der
    
Original: Monster on the Campus   (USA, 1958)
Laufzeit: ca. 73 Min. (PAL)
Studio: Koch Media
Regie: Jack Arnold
Darsteller: Arthur Franz, Joanna Moore, Judson Pratt
Format: 2.00:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: --
Extras: Interview Jack Arnold, Trailer
Preis: ca. 9 Euro
Wertung: 3+/ 3 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Langeweile auf dem Campus"

Wie kein anderer Regisseur hat er das Aussehen des Sciencefiction- und Monsterfilmes der 50-er Jahre bestimmt: Jack Arnold. Filme wie „Tarantula“, „Der Schrecken vom Amazonas“ und nicht zuletzt „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ haben in der Geschichte des Kinos ihre Spuren hinterlassen.

In Deutschland erlangte Arnold erst spät Popularität. 1983 strahlte zunächst der WDR in seinen dritten Programmen eine Reihe mit Arnold-Filmen aus. Woche für Woche gab es Donnerstagabends nicht nur einen Jack-Arnold-Film zu sehen, jedem Film folgte außerdem ein filmbezogenes Interview mit dem Filmemacher. Vor allem jugendliche, mit „Star Wars“ und „Star Trek“ aufgewachsene Genrefans entdeckten zu dieser Zeit das Werk des 1916 in New Haven, Connecticut, geborenen Regisseurs, der seine künstlerische Karriere eigentlich als Schauspieler in den 1930-ern am Broadway begann und, wie er selbst einmal sagte, gar keinen Bezug zum Regieführen hatte. Das änderte sich, als er seinen Kriegsdienst antreten musste und in der Armee zufällig mit dem Dokumentarfilm in Berührung kam; die Arbeit hinter der Kamera faszinierte ihn. Nach dem Krieg drehte er dann einige Kurzfilme und wurde für eine Dokumentation mit dem Titel „With These Hands“ sogar für den Oscar in der Kategorie bester Dokumentarfilm nominiert. Produzenten der Universal wurden auf Arnold aufmerksam und boten ihm einen Job als Vertragsregisseur an.

Für Arnold stellte der Arbeitsvertrag Segen und Fluch gleichermaßen dar. Auf der einen Seite sicherte ihm der Vertrag ein festes Salär auch dann zu, wenn er gerade kein Filmprojekt realisierte. Auf der anderen Seite tendierten die kreativen Freiheiten, die er als angestellter Auftragsregisseur für sich geltend machen konnte, zunächst gegen Null. Arnold entpuppte sich jedoch als äußerst geschickter Handwerker, der sich mit seinem Talent nach und nach kleine Freiheiten erkämpfte, getreu dem Motto: So lange er das Budget nicht überzog, ließ ihn das Studio gewähren. In einem kleinen Rahmen nur, aber immerhin: Er bekam die Möglichkeit, seine eigene Handschrift zu entwickeln. Effizient, schnörkellos, mit dem richtigen Auge für einen ansprechenden visuellen Look. Arnolds Spezialität aber wurde die Arbeit mit Spezialeffekten. Als einer der wenigen Regisseur seiner Zeit erkannte er ihr dramaturgisches Potenzial und setzte sie entsprechend ein. Ein Spezialeffekt in einem Jack-Arnold-Film ist immer Teil einer Dramaturgie und nie ein reiner Selbstzweck.

Bei all dem Lob, der Arnold für seine herausragenden Genrearbeiten in den 1950-er Jahren gebührt – frei von Stinkern ist seine Filmografie nicht. Und „Der Schrecken schleicht durch die Nacht“ ist ein solcher Stinker. Dabei ist die Geschichte nicht einmal schlecht. Anthropologie-Professor Donald Blake bekommt für seine Forschungsarbeiten einen prähistorischen Fisch geliefert, der seit Millionen von Jahren als ausgestorben galt. Bei seiner Arbeit aber verletzt er sich an einem Stachel des Fisches und sein Blut vermischt sich mit dem des Tieres. Kurze Zeit später wird die Assistentin des Forschers tot aufgefunden und das Gerücht kommt auf, dass ein affenartiges Untier sein Unwesen auf dem Campus treibt.

An sich beinhaltet der Film alle Zutaten, die ein ordentlicher Campus-Horrorfilm benötigt. Ein paar Jugendliche, die auf dem Campus als potenzielle Opfer zur Verfügung stehen, ein fieses Monster, einen tragischen Protagonisten. Was Arnold überraschenderweise jedoch misslingt, ist ein ansehnlicher Spannungsaufbau. Der gesamte Film plätschert derart spannungsarm vor sich hin, dass sich die gerade einmal 73 Minuten Spielzeit wie 120 anfühlen. Ob diese Bewertung zu sehr aus der Gegenwart des Jahres 2009 resultiert, das darf bezweifelt werden, denn vergleicht man diesen Film aus dem Jahre 1958 mit dem bereits 1955 entstanden „Die Rache des Ungeheuer“ (der Fortsetzung von „Der Schrecken des Amazonas“), liegen qualitativ Welten zwischen ihrer Inszenierung. Beide Filme lassen sich vergleichen, da sie in der Gegenwart ihrer Entstehungszeit die Menschen auf ein Wesen von archaischer Herkunft treffen lassen, dessen Denken und instinktives Handeln ihnen fremd ist und als Bedrohung wahrgenommen wird.
Wo „Die Rache des Ungeheuers“ heute zu Recht als Klassiker betrachtet wird (und darüber hinaus sogar inzwischen eine bessere Reputation unter Genrefans besitzt als der erste Teil), ist „Der Schrecken schleicht durch die Nacht“ in Vergessenheit geraten. Und ohne den Namen Jack Arnold würde er vermutlich längst als Verloren gelten.

Seinen letzten bedeutenden Spielfilm inszenierte Arnold übrigens direkt im Anschluss an „Der Schrecken schleicht durch die Nacht“. „Die Maus die brüllte“ kam 1959 in die Kinos. Die Politsatire mag zwar aus den Zeiten des Kalten Krieges stammen, sie weiß aber noch heute vorzüglich zu unterhalten.

BILD

Schrecken schleicht durch die Nacht, Der

Es sieht so aus, als hätte der Verleiher den Film vor der Veröffentlichung noch einmal durch den Rechner gejagt. Kleine Kratzer hier und da haben sich zwar nicht ganz vermeiden lassen, aber sie stören nicht. Im Gegenteil, ein B-Film aus dieser Zeit in absoluter Bild- und Tonperfektion? Nein, die kleinen Spratzerchen (und es sind nie mehr) sind ganz charmant und stören wirklich nicht. Die Schärfe ist hervorragend, die Schwarzwerte (der Film ist schwarzweiß, das nur am Rande) sind sehr gut.

TON

Schrecken schleicht durch die Nacht, Der

Der Ton liegt in DD 2.0 vor. Das reicht auch. Er wurde von Spratzern befreit, er klingt etwas mono, die amerikanische Tonspur hallt etwas. Für einen Film aus den 1950-er Jahren, in den nun auch keine großen Summen zwecks einer Restauration gesteckt wurden, ist das Reultat allerdings vollkommen in Ordnung.

EXTRAS

Eine Viertelstunde berichtet Jack Arnold von den Arbeiten. Dieses Interview stammt aus der Reihe des Dritten Programms. Darüber hinaus liegt der US-Kinotrailer vor. Das ist mehr als man von einem Film dieser Art heute erwarten darf.

Ach, übrigens: Der Film erlebte seine DVD-Premiere bereits 2007 in der "Jack Arnold Monster Collection" zusammen mit "Die Rache des Ungeheuers" und dem dritten Amazon-Monster-Film "Das Ungeheuer ist unter uns" von John Sherwood.

FAZIT

Im großartigen 50-er-Jahre-Filmreigen des Jack Arnold ist "Der Schrecken schleicht durch die Nacht" leider kaum mehr als eine Fußnote wert. Ein Lob an den Verleiher, der sich bei der Veröffentlichung dennoch viel Mühe gegegen hat.



Christian Lukas