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REVIEWS



96 Hours   

96 Hours
    
Original: Taken   (Frankreich, 2008)
Laufzeit: ca. 90 Min. (PAL)
Studio: Twentieth Century Fox
Regie: Pierre Morel
Darsteller: Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen, Leland Orser u.m.
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch, It
Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch
Extras: Making, of, Premiere, Behind-the-Scenes
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2+/ 1-/ 3- (Bild/Ton/Extras)


"Ein Vater sieht rot!"

Schauspieler Liam Neeson hatte zunehmend das Pech, auf einen bestimmten Charaktertypus festgelegt worden zu sein: der väterliche Mentor, der noch im ersten Drittel spätestens aber in der Mitte des Films einen tragischen Tod erleidet. Davon gönnt er sich und dem Zuschauer in "96 Hours" eine angenehme Pause und darf einen väterlichen Racheengel spielen, der Charles Bronson in seinem Grab zu Luftsprüngen re-animieren dürfte. Ganz im Stil der reaktionären und obrigkeitsverdrossenen 70-er Jahre wird aufgeräumt, abgerechnet und rassistischer Zynismus versprüht, dass einem schwindelig wird. Doch alles im Namen der gerechten Sache natürlich. Brian Mills (Neeson) ist eben ein Mann, der nicht lange fackelt, wenn es sein muss. Nur bei seiner Familie kann der CIA-Agent im Ruhestand nicht punkten. Seine Frau (Famke Janssen) ist mit einem reichen Schnösel läiert, während seine Tochter (Maggie Grace) eher einer verwöhnten Prinzessin gleicht. Trotzdem hat Papa sie natürlich lieb und buhlt um ihre Aufmerksamkeit, die sie eigentlich nicht die Bohne interessiert. Damit die 17-Jährige mit einer Freundin einen Trip nach Paris machen kann, lügt sie Daddy auch noch knallhart an.
Doch schon kurz nach ihrer Ankunft im fernen Frankreich werden Brian Mills paranoide Ängste Wirklichkeit: Töchterchen und Freundin geraten sofort in die Hände von Entführern. Papa schäumt, Mama flennt und die Uhr tickt. Denn, so schätzt der Experte, nach 96 Stunden bleibt das Mädchen wahrscheinlich für immer im Orkus verschwunden.
Unter der fachkundigen Regie von Pierre Morel ("Ghettogangz") folgt eine knallharte wie atemlose Hatz von Mills durch Paris, bei der er die Knochenknack-Polka in immer neuen Variationen auflegt. Hier haben die Drahtzieher nichts zu lachen und müssen feststellen, dass auch Ökostrom und Energiesparlampen ordentlich Schmerzen bereiten können.
Als klassischer Actionreißer im Stil der frühen 80-er Jahre und "24"-Rip-Off weiß "96 Hours" zu gefallen. Moralisch geht der Film jedoch völlig baden. Die Unverfrorenheit mit der einem völlig unkritisch amerikanische Xenophobie, Rassismus und selbstgerechte Folterjustiz untergejubelt wird ist schon beachtlich. Und das plump aufgesetzte Alibi-Familiendrama treibt einem wahrlich die Schamesröte ins Gesicht. Nicht nur dass das naive und jungfräuliche (Kudos: ist tatsächlich sogar ein wichtiger Plotpunkt!) Fräulein Tochter nichts aus der Situation lernt, außer bloß nie wieder die absolut sicheren USA zu verlassen, sondern mit Soziopathen-Papi wird am Ende noch Friede, Freude, Eierkuchen geheuchelt. Bei so viel konservativer Propaganda ist selbst der großartige Actionpart des Films zu relativieren. Wie eine solche Mischung zu Stande kommt, erklärt ein Blick auf die Drehbuchautoren. Neben Frankreichs großspurigem Luc Besson, der auch als Produzent fungierte, bastelte auch Robert Mark Kamen am Script. Letzterer war u.a. Produzent des Lundgren "Punisher" und erfand außerdem "Karate Kid". Für Besson schrieb er die "Transporter"-Fime und "Kiss of the Dragon". Damit ist der Fall wohl abgeschlossen.

BILD

96 Hours

Der anamorphe Widescreentransfer (2.40:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage und zeigt natürlich keine Altersspuren. Schärfe und Kontrast gehen in Ordnung, aber der insgesamt leicht körnige und stark kontrstierte Look des Films nehmen etwas die Details aus dem Bild. Die Farben sind kräftig und solide. Es entseht eine natürliche Farbpalette, die nicht überbetont wirkt. Der Schwarzlevel ist tief, aber trotzdemm noch ausreichend detailreich, was sich besonders im doch recht dunklen Finale auszahlt. Die Kompression bleibt sauber und erzeugt keine weiteren Störfaktoren. Gut.

TON

96 Hours

Der DD5.1 Mix ist tatsächlich eine ordentliche Wucht. Mit viel Basseinsatz in den Actionszenen wird jeder Schuss zum Kanonendonner. Die Surroundaktivität ist auch sehr ordentlich und besonders bei den zahlreichen "Handarbeiten" von Brian Mills eine gute Räumlichkeit vermitteln. Die Musik zwängt sich recht homogen zwischen die ausufernde Geräuschkulisse, während die Dialoge immer gut verständlich im Centerkanal untergebracht sind. Störende Überlappungen oder Aussetzer gibt es nicht. Ein sehr guter Track.

EXTRAS

Das "Making of" ist eine typische 18-minütige PR-Vorstellung, die ein paar Behind-the-Scenes Aufnahmen mit den üblichen sprechenden Köpfen verbindet. Alle erzählen, worum es im Film geht und das alles ja so cool beim Drehen war. Juhu.
Insgesamt fünf Minuten gibt es von der Pariser Premiere mit den Stars zu sehen, die sich vor dem Kinopublikum bedanken.

Als Parallelmontage kann man sich schließlich noch zwölf Minuten an Aufnahmen der Actionszenen vom Set und im fertigen Film beschauen.

Dem Film liegt auch noch eine Digital Copy auf einer zweiten Scheibe bei.

FAZIT

Als knallharter Retro-Actionreißer und "24"-Ripoff weiß "96 Hours" zu begeistern. Moral und differenzierte Charakterisierung haben hier allerdings Hausverbot. Die Scheibe von Fox liefert dazu solide Technik und die üblichen PR-Extras.



Kay Pinno