Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Zombies Hells Ground   

Zombies Hells Ground
    
Original: Zibahkhana   (Pakistan, 2007)
Laufzeit: ca. 77 Min. (PAL)
Studio: Mr. Banker Films
Regie: Omar Khan
Darsteller: Kunwar Ali Roshan, Rooshanie Ejaz, Rubya Chaudhry, Haider Raza
Format: 1,78:1 (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Urdu, DD 2.0 Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras: Kommentar, Doku, Musikvideo
Preis: ca. 13 Euro
Wertung: 4+/ 4 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Das pakistanische Eisenkugelmassaker"

Um eines gleich vorweg zu nehmen: Die nachfolgende Kritik fällt positiver aus als sie im Falle einer vergleichbaren US-Produktion ausfallen würde. Dieser Umstand ist der Courage und dem Enthusiasmus von Regisseur Omar Khan geschuldet, der mit "Zibahkhana" nicht nur den ersten Slasher-Film Pakistans inszeniert hat: Obwohl er von Anfang an wusste, dass ihm die Zensur seiner Heimat in vierlelei Hinsicht Probleme bereiten würde, und das nicht nur aufgrund der teilweise recht derben Splatterszenen, hat er das Projekt durchgezogen. Herausgekommen ist ein klassischer Backwood-Film, wie ihn einst ein Tobe Hooper oder der frühe Wes Craven inszeniert hätte: Hart, ohne Komprommisse, billig - aber gar nicht so dumm, wie man auf den ersten Blick meinen mag. Hinter dem Blutfest nämlich verbirgt sich eine zweite Handlungsebene, die überraschend vielschichtig von einem Clash of Cultures berichtet.

Doch worum geht es eigentlich?
Fünf Teenager aus Islamabad fahren hinaus in die Ödnis. Sie wollen ein Rockkonzert besuchen, auf dem die berühmtesten Bands des Landes auftreten.
Doch die Fahrt entwickelt sich zu einem Fiasko. Zunächst treffen sie auf ihrer Fahrt auf Menschen, die von verunreinigtem Wasser verseucht wurden und sich in Zombies verwandelt haben. Doch ein Zombie macht noch keinen Splatter-Film - und so taucht auch noch ein in eine Burka gewandeter Serienkiller auf, der nicht nur eine Eisenkugel schwingt, mit der er seinen Opfern die Schädel einschlägt...

Das klingt krude und schräg. Und keine Frage: "Zombies Hells Ground" ist kein Gesellschaftsdrama, das Gefahr laufen wird, bei der nächsten Oscar-Verleihung den Preis für den besten nicht-englischsprachigen Film einzuheimsen. "Zombies Hells Ground" ist in erster Linie ein kruder Splatter-Film, in dem unvorsichtige Teenager von einem Killer durch einen dunklen Wald gejagt werden. In den USA tragen solche Killer Eishockeymasken und bevorzugen Kettensägen zur artgerechten Zerteilung unvorsichtiger Jungmenschen, in Pakistan schwingt der Killer eben eine Metallkugel und trägt eine Burka. Und die Zombies... Nun, es gibt einen Grund, weshalb Omar Khan auf sie nicht verzichten will: Sie sind, und nun kommt es - Teil des hintergründigen Konzeptes des Filmes. Ja, das nämlich ist die Stärke von "Zombies Hells Ground": Der Film bemüht sich darum, eben mehr zu sein als nur ein Splatterfest. Manches davon mag bemüht wirken, aber immerhin: Der Regisseur und Autor hat sich seine Gedanken bei der Konzipierung des Drehbuches gemacht. Und die Zombies sind mehr als nur ein Filmgag. Sie sind Menschen vom Land, die von verseuchtem Wasser vergiftet worden sind. Dies geschieht nicht plötzlich. Immer wieder tauchen Hinweise auf den Konflikt auf, der in ihrer Provinz vonstatten geht: Mal durch einen Zeitungsbericht, mal läuft ein Fernseher, in dem die Nachrichten gerade von Bauern berichten, die für frisches Wasser demonstrieren. Die Katastrophe die sie ereilt - könnte verhindert werden. Nähme denn jemand ihre Hilfeschreie ernst. Aber - sie sind nur arme Bauern vom Land. Wer hört schon auf sie?
Die Protagonisten des Filmes auf jeden Fall nicht. Zumindest vier der fünf gehören zur wohl siutierten Mittelschicht. Einer Schicht, die sich in vielerlei Hinsicht vom Rest des Landes abgekoppelt hat - und die sich ihrerseits in einem Zerreibungsprozess befindet: Einem Prozess, der sich zwischen den Generationen abspielt. Die Teenager auf jeden Fall, die Protagonisten dieses Filmes, gehören längst nicht mehr zur Welt der Bauern (des traditionellen Pakistans). Aber auch in ihrer Welt stellen sie inzwischen Fremdkörper dar. Sie suchen nach eigenen Lebenswegen, kopieren den Westen, aber suchen auch eine eigene Identität. Wie etwa Ayesha, eine junge, gläubige Muslima, die sich auf der einen Seite von westlicher Musik angezogen fühlt, keinesfalls aber vom westlichen Lebensstil. Ihr Ausflug basiert daher auf einer Lüge, weiß sie doch, dass ihre Mutter sie nie mit Jungs ein Rockkonzert besuchen lassen würde. Oder da ist Simon, ein Christ, dessen Vater, ein Handwerker, ihn verarchtet, da Simon statt einer "ehrlichen" Arbeit ein Studium anstrebt. Und dass er auch noch mit diesen reichen Kids herumhängt...

Ganz im Stile klassischer Backwood-Filme amerikanischer Prägung schickt Omar Khan seine Protagonisten zunächst auf einen Trip in die eigenen Gefühlswelten, um sie dann eine mörderische Tour de Force durchaufen zu lassen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Trotz einiger eklatanter Schwächen in der Inszenierung. Da sind die Schauspieler, die oft mehr chargieren als agieren. Um die fehlenden finanziellen Mittel zu kaschieren, setzt Khan beispielsweise auf unnötige Kameraspielereien wie zum Beispiel extreme Weitwinkeleinstellungen, die sich nicht in die Handlung integrieren. Aber was soll's: Herr Khan hat mit einfachsten Mitteln einen ordentlichen Slasher-Film auf die Beine gestellt. Mit Schwächen, sicherlich. Aber unterhaltsam.

BILD

Zombies Hells Ground

Nun, über die Bildqualität ließe sich ein Roman schreiben, denn diese schwankt derart von Szene zu Szene, dass man eigentlich ein Transferbuch führen müsste, um eine anständige Bewertung zu gewährleisten. Vor allem die Tagesszenen können sich sehen lassen. Das Bild ist scharf, der dreckige Look ist gewollt, da gibt es an sich nichts zu meckern. ABER: Sobald ein Schatten auf die Szenerie fällt, wird es kritisch. Da gibt es beispielsweise Nachtszenen, die rund um den Wagen spielen, mit dem die Jugendlichen unterwegs sind (und natürlich bleibt dieser Wagen im Nirgendwo liegen). Diese Szenen sind zu einem großen Teil schlicht und ergreifend unscharf, vor allem aber schwanken die Farben teilweise erheblich. Aus satten Farben werden matte Farben. Der Kontrast ist meistens steil und lässt helle Bildbereiche überstrahlen, zudem weist ein Großteil des Bildes ein leichtes Rauschen auf. Zurückzuführen sind all diese Fehler offenbar auf das Ausgangsmaterial. Bei schnellen Szenenwechseln und Schwenks ist darüber hinaus oftmals die Kompression erkennbar, was wiederum als Transferfehler in das Transferbuch eingetragen werden müsste, gäbe es denn eines...

TON

Zombies Hells Ground

Widmen wir uns zunächst der deutschen Tonspur in DD 5.1. Das Klingbild ist sauber, frei von Nebengeräuschen, aber: Die Stimmen sind viel zu leise abgemischt. Sie kommen von vorne. Das ist fein, aber wenn dann Musik aus den Boxen scheppert - wird es kritisch für die Ohren. Man schaut den Film mit der Fernsteuerung in der Hand, um den Ton leiser zu schalten, wenn es sein muss, und lauter, wenn es nicht mehr anders geht. Die DD-2.0-Abmischung ist alles in allem besser gelungen, der Ton ist sehr zentriert, dafür wirkt er homogener. Die Synchronisation selbst ist eher simpel ausgefallen.
Die Originaltonspur ist sehr mäßig abgemischt. Oft hallen Nebengeräusche in die Dialoge hinein, die eh oft den Eindruck erwecken, als seien die Mikrofone viel zu weit von der Szenerie entfernt aufgestellt gewesen. Hier offenbaren sich die fehlenden finanziellen Mittel, auf die der Regisseur zurückgreifen konnte. Der Ton ist insofern in Ordnung, dass er verständlich bleibt, aber manch eine Szene hätte einer Wiederholung bedruft. Auf jeden Fall fand nur eine sehr mäßige Nachvertonung statt.

EXTRAS

Da kann die DVD mit einem exzellenten Regiekommentar punkten. Dieser Kommentar wurde vom Regisseur offenbar direkt für das westliche Publikum eingesprochen, denn immer wieder widmet sich Omar Khan explizit einzelnen Szenen, um an ihnen die von ihm verfolgte Intention zu erörtern. Dabei erlaubt er den Zuschauern einen tiefen Einblick in die pakistanische Gesellschaft der Gegenwart, die er immer wieder erklärt, sodass viele Szenen für den westlichen Zuschauer plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommen als auf den ersten Blick ersichtlich. Der Kommentar ist wirklich Gold wert. Man hört den Enthusiasmus des Regisseurs aus jeder seiner Silben heraus. Hier spult niemand seinen Text ab, hier ist ein Filmemacher mit Herz und Seele bei der Sache.

In einer interessanten Dokumentation erfahren wir, dass der Film zwar auf vielen Festivals im Ausland gezeigt wurde, in Pakistan aber zunächst nicht in die Kinos kam. Nicht nur wegen der Gewaltdarstellungen. Offenbar mochten die Zensoren ganz andere Momente des Filmes nicht. Zum Beispiel die Zombiesequenzen, die davon berichten, wie die Menschen verseucht wurden - und sich niemand dafür interessiert hat. Das verseuchte Wasser, die Krankheiten, an denen die Menschen, die von diesem Wasser trinken, leiden - das sind keine Phantasien des Regisseurs. Er übersitzt lediglich eine Realität, die von den Profiteuren dieser Realität unter den Tepich gekehrt wird.
Erst nachdem der Film im westlichen Ausland erfolgreich auf diversen Festivals zur Aufführung gelangte, hob die pakistanische Zensur den Bann für das Zombieserienkillermassaker auf.

Als drittes Extra gibt es einen Videoclip, der überrascht: Es ist der Clip einer pakistanischen Heavy-Metal-Band, die ein Stück für den Film geschrieben hat. Und der Sänger singt auf - Urdu. Das hört man nicht alle Tage. Für Fans von hartem Metal ein echtes Juwel!

FAZIT

Der Film hat eine ganze Reihe von inszenatorischen Schwächen, die für einen amerikanischen Film massive Abzüge in der B-Note bedeuten würden. In diesem Fall aber kann man über diese Mängel hinwegsehen, denn hier war ein Fan bei der Arbeit, der 1.) inszenieren kann, denn der Film hat seine Spannungsmomente. 2.) Der Regisseur musste unter denkbar schlechten Bedingungen arbeiten , ohne großes Studio im Rücken, mit einem Minimalbudget und einer im besten Fall mittelmäßigen Technik. Dennoch ist am Ende ein Fim entstanden, den man sich als Genrefan nicht entgehen lassen sollte. Nicht nur wegen der ungewöhnlichen Kulisse, sondern weil hier ein Inszenator am Werk gewesen ist, der das Genre, in dem er sich bewegt, wirklich liebt. Der Mann hat seine Chance verdient.



Christian Lukas