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REVIEWS



Superbulle - Box 1   

Superbulle - Box 1
    
Original: Squadra antiscippo / antitruffa / antigangsters / Delitto a Porta Romana   (Italien, 1976 - 80)
Laufzeit: ca. 340 Min. (PAL)
Studio: Savoy Film / Sunfilm
Regie: Bruno Corbucci
Darsteller: Tomas Milian, Jack Palance, David Hemmings, Enzo Cannavale u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD-Mono Deutsch
Untertitel: -
Extras: -
Preis: ca. 10 €
Wertung: 4+/ 4 / 6 (Bild/Ton/Extras)


"Hippie Nico von der Kripo!"

Ach du Scheiße! Was war bloß in den 70-er Jahren in Italien los? Wenn man Autor und Regisseur Bruno Corbucci Glauben schenken darf, dann aber mal ordentlich die Hölle. Nico Giraldi alias Tony Marroni besser bekannt als "Die Kastanie" (Einzigartig: Tomas Milian) ist eigentlich ein gewiefter Gauner, der sich von der italienischen Polizei hat anwerben lassen. Als italienischer Schimanski mit Eddie Murphy Einschlag und einem gewissen Hang zur mediterranen Schnodderigkeit hegt er unkoventionelle Arbeitsmethoden und einen eigenen Kleidungsstil: Strickmütze, Wollschal und Schlapperjeans gehören da zum guten Ton genau wie anständige Maulschellen für großspurige Kleinganoven. Das Verbrechen in Rom war noch vergleichsweise übersichtlich, aber langsam wurde der internationale Einfluss immer deutlicher. Marroni ermittelt im ungeschminkten Rom, das von seltsamen Kauzen, überschminkten Mittelklasse-Ludern, ehrbahren Kleindieben und fiesen Mafiosi durchsetzt ist. Die Straßen sind genauso dreckig wie die halbnackten Damen in den seltsamen Disco-Clubs in denen sich die zwilichtige Gesellschaft, auf die es Tony abgesehen hat, nächtlichs trifft. Alles wirkt irgendwie schwülstig, überkandidelt und als wenn Fellini einen lustigen Drogentraum über italienische Polizeifilme durchlebt hätte.

Gleich vier Filme sind in der Box zu finden: "Der Superbulle mit der Strickmütze" (AKA "Die Strickmütze") ist der erste Teil der langen Serie mit Tomas Milian, der sich, ähnlich wie der erste Bud Spencer "Plattfuß"-Film, noch ernster nimmt. Als Gegenspieler agiert im Hintergrund Jack Palance als skrupelloser Gangsterboss, dem dummerweise fünf Millionen Dollar von einer ausgefuchsten Bande von Straßendieben geklaut werden. Die anschließende Hatz nach den Dollars sorgt für ein paar Leichen mehr auf den Straßen Roms. An den Pranger stellt der Film den fatalen Zusammenhang zwischen Diebereien und den Hehlern, die die heiße Ware später an den Mann bringen.
"Der Superbulle schlägt wieder zu" ist eigentlich der dritte Teil der Serie. Hier bekommt Tony Unterstützung von David Hemmings, der einen Versicherungsagenten der renommierten englischen Firma Lloyds spielt. Eine pleite gegegangene italienische Versicherungsfirma hat den englischen großversicherer um eine obszöne Summe geprellt, doch die alten Teilhaber sterben wie die Fliegen. Wer steckt hinter diesen Verbrechen? darauf kommt Tony diesmal nicht alleine. Das herrliche Zusammenspiel zwischen Milian und Hemmings als völlig unterschiedliche Ermittler macht wahrlich Laune und füllt die schlanke Laufzeit gut aus. zudem gibt's hier auch ein paar hübsche Stunts zu sehen.
In "Der Superbulle gegen Amerika" (Teil Nr.5) ist Tony, wie der Titel bereits vermuten lässt, in Amerika unterwegs und lässt sich als Schuldeneintreiber anheuern. Dabei trifft er auf seinen alten Bekannten Salvatore (Enzo Cannavale ist der bekannte Sidekick von Bud Spencer in den "Plattfuß"-Filmen), der tief im Schlammassel steckt. Für sein Restaurant bekommt er in New York keine Lizenz und die Schuldeneintreiber sitzen ihm im Nacken. Tony versucht natürlich zu helfen und landet dabei beinahe im Ehehafen, aber auf jeden fall auf der schwarzen Liste des örtlich organisierten Verbrechens. Cannavale, hier mit der wunderbaren Ernie-Synchronstimme ausgestattet, outet sich als wahrlich groteske Nervensäge, die Milians Tony noch bei weitem übertrifft. Auch der verworrene Plot strapaziert die Nerven zusätzlich, weshalb das amerikanische Abenteuer Marronis eine echte Geduldsprobe ist.
Der "Elfmeter für den Superbullen" (Teil Nr.7) legt dafür ein ordentliches Tempo vor, aber senkt das Humorniveau nochmals unter den Tiber. Von schwachsinnigen Oma-Gags über knastige Schwulenfrotzeleien bis zu bürgerlichen Proletentum im Angesicht der feinen Gesellschaft wird hier kein Fettnäpfchen ausgelassen, über das Italien zu Beginn der 80-er Jahre nicht gelacht hat. Zu Unrecht wird ein alter Diebeskumpel von Marroni für einen Mord in den Bau gesteckt. Das holt den Superbullen sogar aus den Ferien mit der hochschwangeren Frau zurück. Tony findet heraus, dass die ermodete Krankenschwester kein Kind von Traurigkeit war und neben ihrem Mann auch noch ein paar Eisen im Feuer hatte. Doch Tonys Spuren verlaufen alle im Sand, während sein dusseliger Freund im Knast in echte schwulitäten kommt. Wer über die extremen mediterranen Albernheiten hinwegsehen kann, bekommt hier wenigstens noch einen temporeichen Einsatz der Kastanie geliefert.

BILD

Superbulle - Box 1

Die anamorphen Transfere (1.85:1) stammen alle von italienischen Mastern (mit den entsprechenden italienischen Titeleinblendungen) und sind eher rustikaler Natur. Die Vorlagen verbergen ihr Alter nicht allzu gut. Bildpunkte und vereinzelte Verunreinigungen sind offensichtlich. Schärfe und Kontrast sind eher schwankend schwammig und werden von Film zu Film nur etwas besser. "Die Strickmütze" schneidet hier insgesamt am schwächsten ab. Dazu kommt teilweise auch noch eine gewisse Grieseligkeit, die nicht von der Vorlage stammt. Die Farben gehen gerade noch in Ordnung, aber haben teilwiese auch eine leicht ausgewaschene oder überbetonte Präsenz. Der Schwarzlevel ist durchgängig eher mager und milchig. Obwohl jeweils zwei Filme auf einer Scheibe untergebracht sind, schlägt sich die Kompression noch ganz gut. Nur in wenigen Szenen ist der Hintergrund zusätzlich mit Blockrauschen belastet. Insgesamt eine leichte Verbesserung gegenüber den alten VHS-Bänder. Im DVD-Bereich ist die Qualität eher im unteren Bereich einzuordnen.

TON

Superbulle - Box 1

Der deutsche DD-Monoton bei den Filmen ist weitestgehend in Ordnung. Nur beim ersten Teil "Der Superbulle mit der Strickmütze" müssen deutliche Abstriche gemacht werden. Anscheinend konnte man den Ton hier nur aus einer etwas in Mitleidenschaft gezogenen Quelle bekommen. Insgesamt wirkt der gesamte Ton hier etwas dumpf und ist teilweise auch etwas schwer zu verstehen. Fast klingt es so, als hätte jemand Socken in die Boxen gesteckt. Interessant ist hier auch zu hören, dass bei diesem Film noch ein anderes Synchronisationsteam mitgearbeitet hat als bei den Fortsetzungen, denn Tomas Milian wird hier noch nicht von Thomas Danneberg gesprochen. Die anderen drei Filme bringen dagegen noch recht ordentliche Mono-Tracks mit, deren Dialoge gut verständlich sind. Trotzdem ist von Dynamik kaum etwas spüren. Musik und Toneffekte bleiben relativ flach und wirken manchmal auch etwas übersteuert. Hier kann man wirklich von Vintage-Charakter sprechen.

EXTRAS

Extras sind nicht vorhanden. Auch der auf der Coverseite angezeigte italienische Ton fehlt.

FAZIT

Insgesamt vier Italo-Klassiker zum schlanken Preis von nur knapp 10 Euro - da muss man schon mal die durchwachsene Qualität verschmerzen. Obwohl die Reihenfolge in der Box kurios ist, darf man sich hier über vier Tony Marroni Klassiker freuen. Der erste Film "Die Strickmütze" und "Elfmeter für den Superbullen" erscheinen hier zum ersten Mal auf DVD in Deutschland, während die anderen beiden Filme bereits einzeln erhältlich sind. Aber aufgemerkt: der besondere Italo-Humor ist nur was für Hartgesottene.



Kay Pinno