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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Defiance   (BLU-RAY)

Defiance
    
Original: Defiance   (USA, 2008)
Laufzeit: 136 Min. (1080p)
Studio: Constantin
Regie: Edward Zwick
Darsteller: Daniel Craig, Liev Schreiber, Jamie Bell u.v.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-Masteraudio 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: ommentar, Making of, Interviews u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 2+/ 2 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Auf der Nazi-Jagd"

Jüdische Rachefantasien haben in diesem Jahr Hochkonjunktur. Im Gegensatz zu Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" basiert Edward Zwicks "Defiance" auf tragischen Tatsachen. Im Kriegssommer von 1941 herrscht auch im besetzten Weißrussland der Ausnahmezustand. Nazi-Soldaten und vor allem auch ihre örtlichen Kollaborateure machen Jagd auf Juden und alles was sich ihrem Zugriff widersetzt. Drei Brüder der Familie Bielski überleben eines der Massaker und flüchten sich mit weiteren Überlebenden in einen nahegelegenen Wald. Aus Verzweiflung will die kleine Gruppe das Gehölz als Unterschlupf nutzen, um der Verfolgung zu entgehen. Doch immer mehr Flüchtlinge landen in dem kleinen Lager, das schon bald zu einem "Dorf" heranwächst. Schnell wird den Bielski-Brüdern (gespielt von Daniel Craig, Liev Schreiber und Jamie Bell) klar, dass die Versorgung ihrer wachsenden Anzahl an Schützlingen bald nicht mehr so einfach gewährleistet sein wird. Zudem steigt die Gefahr, von den Nazi-Häschern erwischt zu werden. Ein Bruderzwist stellt die Gruppe schließlich auf eine von vielen Überlebensproben. Der von Rache getriebene Zus (Schreiber) setzt auf Angriff als die beste Verteidigung. Doch der ältere Tuvia (Craig) will keine unnötigen Opfer mehr riskieren. Ausgebotet schließt sich Zus mit einigen anderen Kämpfern der Waldgemeinde deshalb einer russischen Militäreinheit an. Währenddessen beginnt die Situation für die Flüchtlinge im winterlichen Wald immer lebensbedrohlicher zu werden.
"Defiance" ist vielleicht der klassische Fall, wo ein Kinofilm nicht reicht, um die komplexe und dramatische Dimension großer Ereignisse zu fassen. Die Geschichte der Bielski-Brüder und ihres Widerstands hätte sicherlich besser in einer Miniserie im Stil von "Band of Brothers" aufgearbeitet werden müssen. Zwicks Film ist hier einfach mit der Fülle an wichtigen Themen überfordert. Vieles wird angedeutet, aber nichts richtig zu Ende geführt. Angefangen bei der schwierigen Organisation des Lagers über die individuellen Schicksale der Flüchtlinge oder dem Thema Liebe in Kriegszeiten bis hin zu einer inner-jüdischen Problematik einer Klassengesellschaft und dem heiklen Rachethema werden dem Zuschauer dazu jeweils losgelöste Szenen vorgesetzt, ohne diese schließlich richtig auszuarbeiten. Oder schlimmer noch: der Film ergibt sich in fiesen Klischees. So wird's an einigen Stellen sogar rundweg peinlich: als Tuvia einer großen Gruppe von Juden aus dem Ghetto zur Flucht verholfen hat, hält er ihnen im Lager auf einem Schimmel sitzend eine "Heinrich 5."-St.-Christinustag-Rede. An anderer Stelle gibt es eine Parallelmontage der jüdischen Hochzeit des kleinen Bielski-Bruders Asael (Bell), wo die tanzenden und feiernden Flüchtlinge parallel zu Zus Kampfgruppe verschnitten wird, die reihenweise Nazis killt.
Überhaupt wird die Frage über den (im Krieg vielleicht sogar nötigen?) Verlust der Menschlichkeit nicht vehement genug gestellt. Spätestens wenn das Dorf über einen gefangenen Soldaten herfällt wie ein Rudel tollwütiger Zombies und ihr "Opfer" mit Stocken und Gewehrkolben wortwörtlich zu Brei verarbeitet, entgleitet Zwick die eigene Intention. Der gerechte Zorn, wie viele andere Aspekte, werden hier einfach als gegebene Faktoren übergangen. Trotz über 130 Minuten fehlt Zwick einfach die Zeit, um diese komplexen Strukturen und die zentralen Charaktere ordentlich zu beleuchten. "Defiance" wird so zu einer verpassten Chance, eine wirklich packende, wahre Geschichte vernünftig zu dramatisieren.

BILD

Defiance

Der anamorphe HD-Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer erwartungsgemäß sehr guten Vorlage. Schärfe und Kontrast sind hervorragend und lassen jeden Schmutzpartikel auf dem Anlitz der Akteure deutlich erkennen. Auch die Waldaufnahmen sind mehr als detailreich. Jedes Blatt auf dem Boden und an den Bäumen ist klar auszumachen. Die Farben sind kräftig und solide. Sie entsprechen dem leicht desaturierten braun-grauem Look des Films. Der Schwarzlevel ist ordentlich tief wie detailreich. Die Kompression arbeitet sauber und lässt keine Beeinträchtigung in den Hintergründen erkennen. Leichtes Filmkorn ist in einigen Szenen aber deutlich sichtbar.

TON

Defiance

Der DTS-HD-Masteraudio5.1 Ton ist gut geöffnet, aber nicht so surroundlastig, wie man annehmen könnte. Vieles auf dem Track spielt sich nur im Frontstage-Bereich ab. Auch atmosphärische Geräusche sind nicht zu stark in die Surroundkanäle ausgelagert. Erst wenn die Action loslegt wird das volle Spektrum ausgenutzt. Die ruhige Musik bleibt insgesamt eher im Hintergrund und wird nur wenig effektiv eingesetzt. Hier blieben aber auch im bleihaltigen Finale echte Höhepunkte aus. Die Dialoge sitzen fest und gut verständlich im Centerkanal. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

Die Extras sind eine gute Mischung aus Behind-the-Scenes- und historischer Betrachtung. Den Film begleitet ein Audiokommentar mit Regisseur Edward Zwick, der sich ausführlich über seine persönliche Beziehung zu dem Projekt äußert. Dazu füllt er historische Löcher in seinem Film und bezieht auch die Dreharbeiten mit den Stars in Litauen gut ein. Ein - wie üblich bei Regisseur Edward Zwick - rundum gelungener Kommentar.
Drei Featurettes (zusammen ca. 40 Min.) beschäftigen sich mitder Entstehung des Films unter starken Bezug auf die historische Ebene des Films. Glücklicherweise ist dies nicht ganz die Standard-EPK-Version eines "Making of", sondern ein solder Blick hinter die Kulissen mit einigen zentralen und grundehrlichen Aussagen der Beteiligten. Von den Hintergründen der Geschichte bis zu den anstrengenden Dreharbeiten wird alle wichtigen Details berücksichtigt. Dazu gibt es separat noch einmal insgesamt zehn Minuten an Einzelinterviews mit den Stars und dem Regisseur. Hier wiederholt sich aber doch einiges, was bereits im "Making of" zur Sprache kam.
Richtig interessant und gefühlsbetont ist "Die Kinder der Partisanentruppe". Hier kommen die echten Nachfahren der Bielski-Brüder zu Wort, die über ihre Kindheitserinnerungen und Erlebnisse mit ihren "berühmten" Eltern erzählen. Hier wird Geschichte aus zweiter hand lebendig.
Bei "Die Überlebenden der Partisanengruppe" handelt es sich nur um eine Fotogalerie mit Bilder der noch lebenden Flüchtlinge, die Edward Zwick selbst aufgenommen hat.

FAZIT

"Defiance" ist in Anbetracht der Tragig und Wichtigkeit der erzählten Geschichte eine Enttäuschung. Neben der guten Ausstattung und Bebilderung zerfällt das menschliche Drama in Klischees und teilweise fragwürdige Peinlichkeiten. Hier hätte eine Miniserie sicherlich Wunder getan. Die Blu-Ray von Constantin bietet allerdings die geforderte technische Brillianz und Extras mit historischen Bezügen.



Kay Pinno