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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Red Cliff   (BLU-RAY)

Red Cliff
    
Original: Chi Bi   (China, 2008)
Laufzeit: 148 Min. (1080p)
Studio: Constantin
Regie: John Woo
Darsteller: Tony Leung Chiu Wai, Takeshi Kaneshiro, Fengyi Zhang, Chen Chang u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel: Deutsch
Extras: Interview, Behind the Scenes u.m.
Preis: ca. 20 €
Wertung: 1-/ 2 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Schlacht am Schacht mit Schiffe versenken!"

Um den einstigen Messias des asiatischen Actionkinos ist es still geworden: John Woo hat – wie bereits viele seiner chinesischen Vorfahren – die Erfahrung gemacht, dass es sich bei Amerika nicht um „Gung Shan“, den Berg des Goldes, handelt. Nach der Bankrotterklärung "Paycheck" versuchte sich der Pate des kantonesischen Gangsterfilms an verschiedenen Fronten. Zwischen Produzentenaktivität und Videospiel-Entwicklungen ließ sich jedoch keine echte Herausforderung für das Kino finden. Projekte wie "Spy Hunter" und "Masters of the Universe" landeten schließlich in der Tonne.
Erst die Rückkehr ins Heimatland offenbarte Woo den zündenden Gedanken: ein Opus Magnum über die vielleicht größte Schlacht in der Geschichte Chinas, die in der populären Erzählung „Romance of the Three Kingdoms“ von Guanzhong Luo verewigt wurde.
Darin zieht der oberste Minister Cao Cao (Fengyi Zhang) der bröckelnden Han-Dynastie gen Süden, um – ganz George W. Bush – in einem Präventivkrieg die möglicherweise rebellierenden Königreiche von Liu Bei und Sun Chuan zu unterwerfen. Vor den Truppen Cao Caos auf der Flucht, versucht sich Liu Bei mit Sun Chuan zu verbünden. Gemeinsam will man die große Han-Übermacht, die sich zu Land und auf dem Wasser nähert, am titelgebenden „Red Cliff“ des Yangtse-Flusses stellen. Zuvor müssen sich jedoch die Verbündeten erstmal selbst zusammenraufen. Allen voran die beiden Chef-Strategen Zhuge Liang (Takeshi Kaneshiro) und Zhou Yu (Tony Leung Chiu Wei), die sich in einem ständigen Duell der Cleverness zu befinden scheinen.
Für RED CLIFF wurde rekrutiert, was nicht niet- und nagelfest in der chinesischen Filmindustrie war. Woos alte Waffenbrüder, allen voran Patrick Leung, kamen und halfen ihrem „Old Headmaster“ die Mutter aller historischen chinesischen Schlachtenepen auf die Leinwand zu zaubern. Und wahrlich, wer die knapp fünf Stunden der ungekürzten, zweiteiligen Fassung (International wird der gesamte Film auf 147 Minuten eingedampft! Mehr dazu unten.) gesehen hat, der reibt sich ungläubig die Augen und will eigentlich noch mehr sehen. Die zahlreichen Helden, darunter General Guan Yu, Zhao Zi Long und natürlich Zhuge Liang und Zhou Yu, bieten so viel Angriffsfläche, dass höchstens eine Mini-Serie das Potential dieser Figuren annähernd erschließen könnte. Schließlich konzentriert sich Woo aber ganz typisch auf den internen Männerkonflikt zwischen Zhuge Liang und Zhou Yu.
John Woos Rückkehr ist ein echter Triumph: die hervorragend gefilmte Action, wenn sie losbricht, sprengt wieder mal alle Dimensionen. Unterstützt mit viel strategischen Irrwitz und einem guten dramatischen Überbau, bei dem auch zwei starke Frauen entscheidende Rollen spielen, liefert "Red Cliff" erstmal die zu übertreffende Bestmarke in diesem Genre ab. Ach ja, und Tauben sind natürlich auch dabei. Aber auch sie sind diesmal mehr als nur hübsches Beiwerk!
Die hier vorliegende Internationale Version des Films ist5 trotz der radikalen Einkürzung immer noch ein imposantes Schlachtengemälde, das aufgrund der "kurzen" Laufzeit viel eher zur Sache kommt. Zudem hat John Woo den Film etwas anders strukturiert. Neben einer kurzen Einleitung zur chinesischen (Vor)Geschichte und einem etwas nervigen Erzähler für die Einleitung, der sich wohl als Sprecher für den Hören-statt-Sehen Track beworben hatte, verschneidet er nun einige Ereignisse parallel. Leider nicht immer zum besten Effekt. Auch werden bei den den eh schon zahlreichen Charakteren einige geopfert. Am Schlimmsten trifft es dabei die Prinzessin von Sun Chuan, deren Figur eigentlich kaum noch vorhanden ist. Dies ist vor allem insofern schade, als das John Woo hier erstmals zwei wirklich starke Frauenfiguren in einem seiner Filme untergebracht hat. Dennoch bekommt der Zuschauer auch in der internationalen Fassung den Rausch von Woos "Red Cliff" immer noch ab. Einziger Nachteil: Nach dieser Mutter aller chinesischen Schlachtenepen braucht man keinen weiteren Film dieses Genres mehr schauen.

BILD

Red Cliff

Wie bereits bei den asiatischen Scheiben ist auch der deutsche Transfer von "Red Cliff" ein Wunder an Brillianz. Hier zeigt sich, was mit modernem Filmmaterial wirklich möglich ist. Die Vorlage ist absolut lupenrein und hochdetailliert. Schärfe und Kontrast sind absolute spitze und lassen alle Kleinigkeiten auf Gesichtern und Kostümen voll zur Geltung kommen. Die Farben sind ebenfalls brilliant und kräftig, ohne künstlich überbetont zu wirken. Der Schwarzlevel ist ausgezeichnet tief und trotzdem detailliert. Die Kompression arbeitet sauber und hält das Bild stabil. Hintergrundrauschen oder Artefakte tauchen nicht auf. Sehr gut.

TON

Red Cliff

Der DTS-HD 5.1 Sound ist erstaunlicherweise nicht so aggressiv, wie man es bei einem Film dieser Größenordnung vermuten könnte. Im Vergleich: die asiatischen Scheiben haben sowohl unkomprimierte Tracks als auch DTS-HD-MA 7.1 Tracks. Besonders in den ruhigeren Dialogszenen zeigt sich da der Unterschied. Der Ton auf der deutschen Scheibe konzentriert sich deutlich stärker auf die Frontstage und klammert atmosphärische Elemente in den Hintergründen eher aus. Die Dialoge selbst sitzen fest im Center und sind leicht in den Vordergrund gemischt. Erst wenn zum Kampfgetümmel angesetzt wird, dann donnert es auch in den Surroundkanälen. Anders die Musik: hier wird die Soundstage immer gleich komplett und sehr dynamisch bedient. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden. Die deutsche Synchronisation ist zudem recht gelungen und man darf sich über viele gute und bekannte Sprecher freuen.

EXTRAS

Bei den Extras beschränkt man sich leider auf das Wesentliche: das knapp 17-minütige John Woo Interview ist auf Englisch (mit deutschen Untertiteln). Woo lobhudelt in radebrechendem Englisch was das Zeug hält und versucht, seine Arbeit in China und die Umsetzung der klassischen Geschichte ein wenig zu erläutern. Dies gelingt ihm zwar nur selten, aber der äußert sympathische Versuch, sich auch für ein internationales Publikum auf Englisch mitzuteilen, ist einfach zu niedlich, denn dass das Projekt eine Herzensangelegenheit ist, um im Heimatland einen David-Lean-artigen Film zu drehen, merkt man ihm deutlich an.
Das 20-minütige "Behind-the-Scenes"-Segment ist ein ebensolches, das mit wenig Kommentartext aber mal einen krassen Eindruck davon vermittelt, wie es an einem chinesischen Filmset so zugeht. Da dürfte es einigen Hollywood-Cinderellas wohl kalt den Rücken runterlaufen. Und Stuntman in China zu sein ist wirklich ein heißer Job - jedenfalls an einem John Woo Set.
Das "Effekte"-Video (2 Min.) zeigt schließlich eine Montage, wie man digital Schiffe schwimmen und abfackeln lässt. Niedlich.
Eine Sammlung von Kurzfilmographien von Regisseur und Darstellern gibt es auch noch.

FAZIT

John Woos Rückkehr nach China ist ein Triumph: "Red Cliff" ist auch in der kurzen internationalen Fassung ein Fest für die Augen. Die Blu-Ray von Constantin liefert dazu die angemessene Brillianz in Bild und Ton, die das exzellent ausgestattete Schlachtengemälde erst so richtig strahlen lässt. Eine leichte Empfehlung.



Kay Pinno