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REVIEWS



House (Remastered)   

House (Remastered)
    
Original: House   (USA, 1986)
Laufzeit: ca. 86 Min.
Studio: Splendid Film
Regie: Steve Miner
Darsteller: William Katt, George Wendt, Kay Lenz
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: ---
Preis: ca. 10 Euro
Wertung: 3-/ 4+/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Katt-harsis in the House"

Sean S. Cunningham erschuf 1980 eine der modernen Horrorfilmserien schlechthin: "Freitag, der 13." Den ersten Teil produzierte und inszenierte er selbst, Teil 2 übergab er Steve Miner, der beim ersten Teil noch als Produktionsassistent tätig war. Miner und Cunningham kannten sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit knapp zehn Jahren. Im Alter von gerade einmal 21 Jahren war Miner 1972 Schnittassistent von Wes Cravens umstrittenen Klassiker "Last House on the Left", den gleichfalls Cunningham produzierte.
Cunningham unterstützte Steve Miners Karriere. Er übergab ihm nicht nur die Regie des zweiten und schließlich auch des dritten "Freitag"-Filmes, als er 1986 "House" in die Kinos brachte, übergab er die Regie erneut den talentierten Fingern des Steve Miner.

"House" stammte schließlich aus der Feder der Newcomer Fred Dekker ("Nacht der Creeps", "Monster Busters") und seinem Uni-Kumpel Ethan Wiley. Der Film avancierte zu einem Kassenhit, in den USA erklomm er gar die Spitze der Box-Office-Charts. Auch in den deutschen Kinos lief er respektabel, vor allem aber auf Video erarbeitete er sich eine große Fangemeinde. "House" besaß das Zeug zu einer großen Horrorserie heranzureifen. Doch Cunningham beging einige verhängnisvolle Fehler. "House 2" entstand nur noch unter der Regie von Autor Ethan Wiley, der mehr auf die übernatürlichen Comedy-Elemente setzte und handfesten Horror eher aussparte, "House 3" war nicht einmal als eine inoffizielle Fortsetzung geplant, sondern trug eigentlich den Titel "Horror House" und wurde zudem von der MPAA und später auf Video noch stärker zensiert. So überlegte sich Cunningham, dass der B-Thriller mit dem Titel "House 3" mehr Aufmerksamkeit generieren würde. "House 4" hingegen ist sogar eine Fortsetzung des ersten Teils, allerdings mit recht locker verknüpften Enden, einer schwachen Geschichte und einem hanebüchenden Showdown. Wäre "House 4" "House 2" geworden - mit einer etwas stringenteren Story... Aber hätte, wäre, würde: Es hat nicht sollen sein.

"House" erzählt die Geschichte des erfolgreichen Horrorromanschriftstellers Roger Cobb (William Katt). Seit dessen Sohn spurlos verschwand, liegt sein Leben in Trümmern. Seine Frau hat sich scheiden lassen, er ist nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Als dann noch seine Tante suizid begeht, befindet sich Roger am Scheidepunkt seines Lebens. Er entschließt sich in das Haus seiner Tante zu ziehen um sich dort mit den Dämonen seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen - und einen Roman über seine Zeit als Soldat im Vietnamkrieg zu verfassen. Er muss dieses Buch schreiben, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch kaum hat er die Arbeit aufgenommen, ereignen sich im Haus seiner Tante äußerst bizarre Vorfälle.

Kunstvoll verknüpft Steve Miner große Dramatik mit einem teils irritierend infantilen Humor. Einerseits nimmt er sich sehr viel Zeit um die Figur des Roger Cobb zu charakterisieren und gleichzeitig eine stimmige, unheimliche Atmopshäre zu erschaffen, die einer gelungenen Stephen-King-Verfilmung zur Ehre gereichen würde, auf der anderen Seite präsentiert er einen fast schon wahnwitzig absurd-kindlichen Humor, der einen als Zuschauer nicht selten die Frage stellen lässt, ob Miner statt mit einem Storyboard die Szenenabfloge seines Filmes mit Playmobil-Figuren vorbereitet hat.
Das Sensationelle an seinem Film stellt jedoch die Tatsache dar, dass diese Verknüpfung funktioniert. Wenn Roger beispielsweise erstmals von einem Dämon attackiert wird, ist dieser eine lilafarbene Knautschbraut, deren Gruselfaktor etwa auf Sesamtstraßenniveau anzusiedeln sein dürfte. Dennoch ist diese vollkommen absurde Sequenz, die damit endet, dass eine Hand der Dämonin im Lokus abgezogen wird - wirklich gut. Steve Miner weiß genau, wann er mit dramatischem Ernst an die Geschichte herangehen muss - und wann er sich Zeit für seinen bizarr-kindlichen Humor nehmen darf, ohne dem Film damit Schaden zuzufügen. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade weil er den Zuschauern die Möglichkeit gibt, zwischendurch zu schmunzeln oder zu lachen, funktionieren die tatsächlich gruseligen Momente um so besser. Dreizehn Jahre nach "House" perfektionierte Miner das Spiel von Horror und Komödie mit seinem von David A. Kelley geschriebenen Krokodilshorrorfilm "Lake Placid".

Es ist bedauerlich, dass Miner nie der Sprung in die A-Liga gelungen ist, obschon er mit späteren Filmen wie "Halloween H:20" oder "Warlock" durchaus ansehnliche Genre-Unterhaltungswerke inszeniert hat. 2008 erhielt er die vielleicht letzte große Chance seiner Karriere. Miner, der als Fernsehregisseur Episoden zu so unterschiedlichen TV-Serien wie "Smallville", "Jake 2.0", "Psych", aber auch "Mord ist ihr Hobby" inszenierte, inszenierte mit "Day of the Dead" das Remake des gleichnamigen Romero-Klassikers. Ein Remake, das leider nur sehr bedingt zu überzeugen vermochte.

BILD

House (Remastered)

Der Verleiher wirbt damit, der Film sei nicht nur ungeschnitten, sondern auch remastered. Dieses Remastering ist allerdings recht durchwachsen ausgefallen. Die Farben wurde intensiviert, sie sehen wieder wie in der Kinofassung aus dem Jahre 1986 aus, allerdings bestand das Remastering offenbar vor allem darin, das Bild aufzuhellen. Zwar ist das Bild von allen Spratzern befreit, aber die Kontrastierung fällt viel zu verwaschen aus, das Bild wirkt matschig und nicht selten überblendet.

TON

House (Remastered)

In die Bearbeitung des Tons ist offenbar kein Geld gesteckt worden. Man erwartete bei einem Film aus dem Jahre 1986 ja keinen Dolby-Surround-Geprotze, der die Scheiben klirren lässt, aber dennoch klingt der Ton mehr als nur angestaubt. Er ist viel zu dumpf, ja bei ruhigen Szenen entwickelt sich sogar ein Hintergrundrauschen, wie man es noch aus VHS-Zeiten kennt, von TV-Aufnahmen oder bereits etwas älteren Leihkassetten aus der Videothek. So etwas darf heutzutage an sich nicht mehr passieren. Immerhin: Die Dialoge und Umgebungsgeräusche sind trotz allem gut zu verstehen. 2003 erschien der Titel schon einmal auf DVD und darf man älteren Kritiken glauben, muss das Bild seinerzeit miserabel gewesen sein. Beim Bild dieser Neuveröffentlichung wurden definitiv Überarbeitungen vorgenommen. Der Ton aber wurde nur auf 5.1 hochgepuscht. Die englische Tonspur, die 2003 fehlte, ist, obwohl nur in DD 2.0 abgemischt, eindeutig die bessere der beiden vorhandenen Tonspuren.

EXTRAS

Da bietet die DVD leider nichts.

FAZIT

Miners und Cunninghams Horrorthriller ist eine vergessene Perle des Horrorfilmgenres. Der Film ist top, die DVD ist dies definitiv nicht.



Christian Lukas