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REVIEWS



Tod und begraben   

Tod und begraben
    
Original: Dead & Buried   (USA, 1981)
Laufzeit: 90 Min. (PAL)
Studio: Capelight
Regie: Gary Sherman
Darsteller: James Farentino, Melody Anderson, Jack Albertson, Lisa Blount, Robert Englund u.v.a.
Format: 1.78:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer
Preis: ca. 16 €
Wertung: 3+/ 2- / 4 (Bild/Ton/Extras)


"Willkommen in Potters Bluff!"

Regisseur Gary Sherman wurde bereits 1973 mit seinem "Tunnel der lebenden Leichen" (AKA "Death Line" bzw. "Raw Meat") in Exploitationfilmer-Kreisen auffällig. War dieser Abstieg in die Eingeweide der Londoner U-Bahn Tunnel bereits ein Hinweis darauf, dass Sherman ein gewisses Talent für morbide wie stimmungsvolle Horrorsettings hatte, bekam er erst 1981 wieder eine Chance, dieses erfolgreich unter Beweis zu stellen.
Bewaffnet mit einem winzigen Budget, aber mit grandioser Schützenhilfe eines noch unbekannten FX-Guru namens Stan Winston und einer gestandenen Besetzung, die mit einigen ebenfalls noch unbekannten Genre-Gesichtern wie Robert Englund oder Lisa Blount aufwarten kann, eröffnet Sherman einen Urlaubsort des Horrors: Potters Bluff ist ein verschlafenes Küstennest, das fast wie ein abgelehnter Drehort aus "Der weiße Hai" wirkt. Der arglose Sheriff Dan Gillis (James Farentino) hat allerhöchstens mal mit Teenagerstreichen oder einem Verkehrsdelikt zu tun. Als jedoch das Opfer eines schweren Verkehrsunfalls im Krankenhaus auch noch ermordet wird, stehen die Zeichen auf Sturm in Potters Bluff. Gemeinsam mit dem kauzigen Gerichtsmediziner und Bestattungsunternehmer Dobbs (Oscar-Gewinner Jack Albertson!) versucht Gillis dem seltsamen Mord auf den Grund zu gehen. Doch je tiefer er gräbt, desto mehr grausam ermordete Leichen tauchen in der pittoresken Kleinstadt auf. Als Gillis schließlich bemerkt, dass nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Frau (Melody "Dale Arden" Anderson), auf dem Spiel steht, beginnt ein tödlicher Wettlauf gegen eine Macht, die nicht aufzuhalten scheint.
Aus heutiger Sicht mag einem die ein oder andere überraschende Plotwendung bekannt vorkommen. Doch "Tod und begraben", der aus der Feder von John Carpenters Kumpel Dan O'Bannon ("Dark Star", "Alien", "Return of the Living Dead") stammt, kam zuerst und darf deshalb mit Stolz das Prädikat besonders morbid und einfallsreich tragen. Zudem können Stan Winstons Effekte immer noch Schrecken verbreiten und - an einer Stelle - für einen der gemeinsten Schreckmomente der Filmgeschichte sorgen, der höchstens noch einmal erfolgreich von David Finchers "Sieben" kopiert wurde. Zudem gibt der Film gleich von der ersten bereits zünftigen Horrorsequenz ordentlich Gas und überspannt den Bogen gleich in die richtige Richtung. Regisseur Sherman setzt neben einer neblig, gothischen Atmosphäre zudem ganz richtig auf die skurrilen Einwohner von Potters Bluff, die einem so richtig das muffig morbide Kleinstadtfeeling vermitteln. Gegen den kollektiven Irrsinn, der ein wenig an die Inselbevölkerung aus Robin Hardys "The Wicker Man" erinnert, spielt James Farentino als Sheriff stellvertretend für die Sicht des Publikums erfolgreich an, während Jack Albertson - ohne es wissen zu können - eigentlich eine irre Blaupause für spätere spleenige Ermittler-Rollen wie "Monk" abliefert. Hier auch ein Hinweis an alle gierigen Produzenten, die ein Remake von "Tod und begraben" im Auge haben: nur Tony Shaloub kommt definitiv für einen neuen Dobbs in Frage!!! Das Ende von "Tod und begraben" bleibt auch heute immer noch ein Volltreffer, der unter die langsam verwesende Haut geht, aber auch einige Fragen aufwirft, die der Film leider nicht ganz beantworten kann.
Gary Shermans Horrortrip in das diesig, blutige Potters Bluff ist eine gelungene Offenbarung und eine gefundene Perle des 80-er Jahre Genrekinos, die endlich zu Recht vom Index gestrichen wurde und erstmals ungeschnitten ab 16 Jahren frei erhältlich ist.

BILD

Tod und begraben

Der Bildtransfer ist schwierig zu bewerten, da dass originale Filmmaterial einfach nicht mehr sehr gut aussieht - und auch nie aussah. Das preiswerte Filmmaterial, das zu Beginn der 80-er Jahre besonders von Low-Budget-Filmer verwendet wurde, zeigt hier seine Nachteile. Es liegt eine starke Präsenz von Filmkorn vor, die sich durch den gesamten Film zieht. Zudem scheint fast der gesamte Film durch einen leichten Weichzeichner gefilmt worden zu sein, der allem eine etwas leuchtende und leicht verwaschene Aura verleiht.
Der anamorphe Transfer (1.78:1) gibt diesen speziellen Look sehr gut wieder. Somit ist ein gewisses Bildrauschen immer präsent und auch die Schärfe ist bestenfalls durchschnittlich. Die düstere und leicht ausgewaschene Farbgebung des Films entspricht ebenfalls dem originalen Material, da Gary Sherman penibel darauf geachtet hat, den Rot-Ton aus dem Bild fern zu halten, um die Schocksequenzen besser zur Geltung zu bringen. Der Schwarzlevel geht noch in Ordnung, aber hat aufgrund des Ausgangsmaterials leider auch nicht so viel Detail zu bieten. Die Kompression bleibt sauber und produziert keine zusätzlichen Rauschmuster oder Artefakte. In Anbetracht des schwierigen Ausgangsmaterials ist dies ein solider Transfer.

TON

Tod und begraben

Der Ton liegt im DD5.1 Format auf Deutsch und Englisch vor. Ausgehend von den ursprünglichen Monospuren wurde noch erstaunlich viel aus dem Material herausgeholt. Basierend auf den neu gemasterten Audioelementen von Blue Underground werden zahlreichen atmosphärische Elemente in die Surroundkanäle transportiert. Dazu gehört auch Joe Renzettis eindringliche Musik, die die neblige Umgebung von Potters Bluff noch creepiger erscheinen lässt. Die Dialoge sind gut von den restlichen Soundelementen getrennt und können gut verstehbar aus dem Centerkanal vernommen werden. Störende Überlappungen und Aussetzer gibt es nicht.

EXTRAS

Leider wurden die zahlreichen Extras der US-Scheibe (drei Kommentare und drei Featurettes u.a. mit dem inzwischen verstorbenen Stan Winston!) nicht übernehmen können. Dafür gibt's immerhin den schönen deutschen und von Rainer Brandt gesprochenen Trailer (Achtung fette Spoiler!) zu sehen.

FAZIT

Mit "Tod und begraben" taucht ein kleiner, sensationeller und zu Unrecht vergessener Horror-Klassiker wieder aus der Versenkung auf. Regisseur Gary Sherman konnte sich der Hilfe eines noch unbekannten Stan Winston bedienen, der dem Film unverkennbar seinen blutigen Stempel aufdrückt. Atmosphärisch dicht, schockierend und intelligent war "Tod und begraben" seiner Zeit weit voraus. Ungeschnitten ab 16 Jahren ist der Film Pflichtprogramm für jeden Genre-Liebhaber. Die Scheibe von Capelight bietet solide Qualität, aber lässt leider die schönen Extras der US-Scheibe vermissen.



Kay Pinno