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REVIEWS



Ricochet - Der Aufprall   

Ricochet - Der Aufprall
    
Original: Ricochet   (USA, 1991)
Laufzeit: ca. 109 Min.
Studio: Concorde
Regie: Russel Mulcahy
Darsteller: Denzel Washington, John Lithgow, Kevin Pollak, Ice T, Sherman Howard, Jesse Ventura
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: -
Preis: ca. 16 €
Wertung: 3+/ 3+/ 6 (Bild/Ton/Extras)


"Staatsanwälte killt man nicht!"

Obwohl das australische Musikvideo-Wunderkind Russel Mulcahy mit "Highlander" einen der epitomalen und prägenden Filme der 80-er Jahre vorlegte, begrub er die Hoffnungen auf eine große Karriere mit seiner eigenen Fortsetzung "Highlander 2". Doch noch im gleichen Jahr (1991) erschien ein weiterer Film aus der Hand von Mulcahy, der sicherlich auch aufgrund des Highlander-Debakels kaum wahrgenommen und Video nur in einer stark gekürzten Version in Deutschland erschien.
"Ricochet - Der Aufprall" (Anm. müsste eigentlich "Der Querschläger" heißen, da es sich bei einem "Ricochet" um einen solchen handelt) ist ein archetypischer, brillant ausgespielter Rachethriller, der zudem noch äußerst kompromisslos zur Sache geht.
Der damals noch recht unbekannte Denzel Washington gibt hier einen jungen Cop mit Ambitionen. Die Karriereleiter will Nick Styles aber nicht bei der Polizei sondern als angehender Staatsanwalt erklimmen. Als er zusammen mit seinem Partner (Kevin Pollak) in einer spektakulären Aktion den gewalttätigen Soziopathen Blake (John Lithgow) dingfest machen kann, erhält seine Karriere einen ordentlichen Schub. Während Blake im Knast seine geistige Wiedergeburt als angehender Racheengel mit Samurai-Kämpfen gegen die arische Bruderschaft zelebriert (!!!), steigt Styles kometenhaft empor und kann sich auch als Staatsanwalt einen Namen machen. Als Blake schließlich aus dem Gefängnis türmt ist das traumnhafte Leben des Staatsanwalts bald zu Ende. Der irre Gangster hat sich ein böses Spiel ausgedacht, mit dem er seinen verhassten Gegner Stück für Stück demontieren und demütigen will.
Der Plot ist klassisch. Die knallharte Umsetzung und die zeitliche Einordnung sowie die erstaunliche Besetzung mit bekannten 80-er Jahre Mimen (u.a. Jesse, Ventura, John Amos, Sherman Howard, Mary Ellen Tarinor u.m.) lassen "Ricochet" zu einem echten Klassiker werden. Während sich vordergründig ein sehr gut inszenierter Actionthriller abspult, entfaltet sich im Hintergrund eine beinharte Abrechnung mit der Reagan-Bush-Ära in Amerika und auch dem aufkeimenden Medienzeitalter, in dem Videokameras und das Fernsehen plötzlich überall zu finden waren und die Gesellschaft immer stärker beeinflussten. Dazu pflegt Saubermann Nick Styles auch eine ambivalente Beziehung mit seinem Kindheitskumpel Odessa (Ice-T), der eine Karriere als Drogengangster eingeschlagen hat.
John Lithgow gibt hier eine derart irrsinnig gute Darstellung zwischen Genie und Comic-Wahnsinn, die die Schöpfer der "Simpsons" wohl zu der Figur von Sideshow-Bob inspiriert haben muss. Lithgows Performance ist vor allem deshalb so gut, weil seine irren Gewalttaten niemals die Grenze zum Zynismus überschreiten und trotzdem besonders schwarzhumorig bleiben. Das Drehbuch aus der Feder von Steven E. de Souza basiert wiederum auf einem Konzept von Fred Dekker, der sich mit "Ricochet" erneut eine sensationelle Kerbe ins eigene Fleißkärtchen meißeln darf. Wie Blake schließlich seinen Gegner fertig macht, ist eine echt satirische Klatsche gegen das heile Propaganda-Familienbild der Staatsdiener. Zudem wird hier auch schon Filmen wie Finchers "The Game" und Tony Scotts "Staatsfeind Nr.1" bereits das Wasser abgebraben.
Inszenatorisch setzt Mulcahy auf einige erstaunlich harte Gewaltspitzen (trotz der Streichung vom Index bleibt auf der deutschen DVD immer noch eine Szene geschnitten!) und eine leichte Überstylisierung durch geschickte Beleuchtung und schicke Kamerafahrten, die an den originalen "Highlander" erinnern.
Actionthriller werden kaum besser oder unterhaltsamer als Russel Mulcahys "Ricochet". Dieser Querschläger ist ein Volltreffer.

BILD

Ricochet - Der Aufprall

Der anamorphe Bildtrtansfer (2:35:1) basiert auf einer anständigen Vorlage, die allerdings kleinere Altersrückstände wie Bildpunkte und kurz mal einen kleinen Laufstreifen aufweist. Insgesamt erreichen Schärfe und Kontrast nur durschnittliche Werte, die aber immer noch eine respektable Darstellung erlauben. Die Farben wirken sehr natürlich und geben den von Russel Mulcahy gewählten Look gut wieder. Der Schwarzwert ist ordentlich tief, aber wenig detailreich. In einigen Bildbereichen, z.B. beim Kampf im Knast oder beim Treffen auf den dunklen Klippen, säuft das Bild schon mal gerne deutlich ab. Die Kompression hat besonders in den Hintergründen stark zu kämpfen und hinterlässt dabei schon mal deutliche Spuren von Pixelbewegungen. Zum Glück ist dies aber nur in wenigen Szenen wirklich stärker auffällig.

TON

Ricochet - Der Aufprall

Obwohl der Ton in DD5.1 auf Deutsch und Englisch vorliegt, handelt es sich wohl nur um eine leicht aufgebohrte Stereo-Variante. Die Abmischung ist sehr stark frontlastig und quetscht scheinbar viel Ambiente und auch die pompöse Musik von Alan Silvestri in den Centerkanal. Besonders unangenehm fällt auch die leicht schwankende Lautstärke-Abmischung auf, die im Vorspann sogar deutlich zu laut daherkommt und mit einem leicht überzogenen Bass aufwartet. Die Dialoge sitzen sicher im Centerkanal und sind noch recht gut verständlich. Trotzdem kann es hier zu leichten Überlappungen mit der Musik kommen. Trotz dieser Mankos handelt es sich immer noch um recht solide Tracks, die aber eben wenig aus ihrem Surroundpotential herausholt.

EXTRAS

Fehlanzeige bei den Extras. Die Scheibe bietet hier leider rein gar nichts. Schade.

FAZIT

"Ricochet" ist eine dieser Perlen, die darauf warten, endlich neu entdeckt zu werden. Eine starke Inszenierung und superb aufgelegte Schauspieler avancieren den Film in die A-Liga. Dagegen wirken moderne Rachefantasien wie "Gesetz der Rache" geradezu schlaff. Die Scheibe von Concorde ist leider nur durchschnittlich geraten und bietet keine Extras. Dennoch ist der Film allein den Kauf wert. Dringend empfohlen!



Kay Pinno