Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die weitere Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Mehr Informationen  
DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Raumschiff Enterprise - Staffel 3   (BLU-RAY)

Raumschiff Enterprise - Staffel 3
    
Original: Star Trek - Season 3   (USA, 1968)
Laufzeit: 1311 Min. (1080p)
Studio: Paramount
Regie: Diverse
Darsteller: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelly, Nichelle Nicols, George Takei, James Doohan, Walter Koenig u.v.a.
Format: 4:3 Vollbild
Ton: DTS-HD-MA 7.1 Englisch DTS2.0 Deutsch, Fr, It, Spa
Untertitel: Deutsch, Englisch u.v.a.
Extras: Starfleet-Access, Featurettes, BD-Live u.v.m.
Preis: ca. 90 Euro
Wertung: 2+/ 3+/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Am Rande zur Unendlichkeit liegt die Unsterblichkeit"

Dass ausgerechnet die dritte Missionszeit den vorzeitigen Abbruch der fünf Jahre andauernden Mission (Was hätten Kirk und Co. eigentlich danach gemacht?) durch die Weiten der Galaxie bedeutet, dass hatte niemand geahnt. Die realen Zeiten hatten sich geändert. Das Rennen um die Vorherrschaft im Weltall nahm realere Züge an und der Vietnamkrieg und die gesellschaftliche 68-er Revolution nahmen ihren Lauf. Da blieb anscheinend wenig Platz für eine utopische Zukunftsvbision einer geeinten Erde, geschweige denn einer Föderation aus interstellaren Planetensystemen.

Ungeachtet davon gab die Crew der originalen Enterprise noch einmal ordentlich Warp: Wieder einmal haben sich die SciFi-Autoren von "Star Trek" mit einigen Allumfassenden (!) Weisheiten der menschlichen wie auch außeridischen Existenz beschäftigt. Dass dafür oftmals wieder (un)typische Genreschablonen herhalten müssen, zeigt wunderbar erfolgreich die Episode "Wildwest im Weltraum". Von einer Alien-Rasse in einen virtuellen Käfig gesperrt, der der legendären Wildwest-Stadt Tombstone gleicht, finden sich Kirk, Spock, Mckoy, Chekov und Scotty in den Rollen der berüchtigten Clanton-Bande wieder. Und Wyatt Earp und seine Brüder sind ebenfalls nicht weit. Großartig stellt die Episode den klassischen Western-Mythos auf den Kopf, um die Gewaltbereitschaft der Menschen, aber insbesondere der Gesetzeshüter zu entlarven. Ähnlich gelagert ist auch die Episode "Das Gleichgewicht der Kräfte", in dem ein seltsames Wesen Klingonen und Enterprise-Besatzung wie in einem realen Table-Top-Spiel aufeinander hetzt.
Auch in "Platos Stiefkinder" verbirgt sich ein soziales Psychodrama: die Enterprise-Crew trifft auf einem Planeten auf eine "griechische" Gesellschaft, deren Intellekt zwar überlegen, aber dessen Moral eher unterirdisch ist. Als Highlight bietet die Episode den legendären Kuss zwischen Captain Kirk und Lt. Uhura.
Ob Gedankenmanipulation, Paralleluniversen, verführerische Alien-Damen oder gefährliche Kriegsspiele, die den menschlichen Faktor im All auf die Probe stellen: "Raumschiff Enterprise" beweist hier weiterhin, dass große Innovation und großer Nonsens nahe beieinander liegen können.

Deshalb kann die dritte Staffel immer noch den großen "Star Trek"-Charme versprühen, der den rechtmäßigen Kultcharakter der Serie ausreichend unterstreicht. Die für die HD-Auswertung neu erstellten Effekte-Aufnahmen sind im Stil des Director's Cut von "Star Trek - The Motion Picture" absolut zeitgerecht und unauffällig integriert. Das Ergebnis sorgt für einen wirklich "glaubwürdigen" Look der alten Serie, die so auch aktuellen Sehgewohnheiten standhält, ohne den stilistischen Charakter der Serie zu brechen (ein exemplarischer Vergleich lässt sich hier finden). Hardcore-Puristen können aber ebenfalls die unbearbeiteten Originalepisoden auf den Blu-Rays in HD erleben.

BILD

Raumschiff Enterprise - Staffel 3

Im originalen 4:3 Format gehalten wurde das Material ausgezeichnet aufgearbeitet. Nur selten lassen sich ein paar Bildpunkte erspähen. Einzelne Aufnahmen wirken auch mal ein wenig blasser. Aber damit ist auch schon Schluss mit den Kritikpunkten. Schärfe und Kontrast holen alles aus dem originalen Material heraus. So zeigen sich natürlich auch mal Unschärfen und auch schwammigere Aufnahmen, die allerdings im originalen Material vorliegen. Dennoch sah die Serie wahrscheinlich niemals zuvor so brillant aus. Die Farben sind sehr kräftig aber solide geraten. Farbverwischungen oder Konturenüberscheinungen treten nicht auf. Auch der Schwarzlevel liefert einen tiefen Wert, der aber keine Details im Bild unterminiert. Die Kompression bleibt ebenfalls unauffällig. Für eine über 40 Jahre alte TV-Serie exzellent.

TON

Nur die englische Tonspur wurde in eine neue DTS-HD-MA 7.1 Tonspur aufgemotzt. Das Ergebnis ist hier ebenso erstaunlich, wie die dezent hinzugefügten Spezialeffekte. Die Musik wurde gut aufgebohrt und in die Surroundkanäle gelegt. Die Soundeffekte sind ebenfalls recht gezielt und eben nicht dauerhaft künstlich in die Soundstage gelegt worden. Wenn es direktional wird, so z.B. bei den Vorbeiflügen der Enterprise, dann ergibt sich ein wirklich gutes und nicht künstlich wirkendes Surrounderlebnis. Auch verschiedene ambiente Effekte können in den hinteren Kanälen wahrgenommen werden. Die Dialoge bleiben aber im Center und wirken trotz ihrerem ursprünglichen Mono-Charakter noch recht lebendig. Der deutsche DTS 2.0 Track klingt auch noch ordentlich dynmaisch, aber kann einfach nicht mit dem wirklich gut aufgebohrten 7.1 Track mithalten. Hier sind die Dialoge aufgrund der Synchronisation allerdings deutlicher im Vordergrund angesiedelt.

EXTRAS

Die dritte Staffel wirkt bei den Extras ein klein wenig abgespeckter, aber liefert ein extrem großes Highlight auf der sechsten Scheibe des Sets. Hier ist erstmals in restaurierter und HD-Form die originale ungekürzte Pilotfolge zu "Star Trek" mit dem Titel "The Cage" zu sehen. An Deck kommandiert hier noch Captain Pike. Spock ist aber bereits dabei. Auch hier gibt es die Option, die Folge sowohl mit den originalen Effekten als auch mit den neu aufpolierten FX-Aufnahmen anzuschauen. Eine echte Offenbarung. Zum Vergleich gibt es auch die ursprünglich als Bonus ausgestrahlte Version von "The Cage" mit einer persönlichen Einleitung von Gene Roddenberry zu sehen.
Ebenfalls ist erstmals auch der zweite komplette Pilot zur Serie zu sehen, bei der bereits Captain Kirk im Kommandosessel Platz genommen hatte und aus dem später die Episode "Die Spitze des Eisbergs"(AKA "Where no Man has gone before") zusammengeschnitten wurde.

Drei Featurettes beschäftigen sich mit "Star Trek" auf der Comic Con 2009 in San Diego. Diese kleinen aber feinen Episoden werden von "Star Trek"-Autor David Gerrold ("The Trouble with Tribbles") moderiert. Der Blick hinter die Fan-Kulissen ist ein gar schöner, da er nicht nur die typisch nerdigen Seiten der Trek-Anhänger zeigt. Besonders der opulente Merchandise auf der Convention lässt staunen. Ein gigantisches Modell der Enterprise sorgt nicht nur bei Fans für offene Münder. Einen kurzen Einblick in zwei "Trek"-Panels auf der Comic-Con gibt es auch noch. Neben anthropologischen Fragen zum Trek-Universum werden auch reale Geheimnisse über die Welt von Gene Roddenberry erörtert.
Im letzten Kapitel der "Schatztruhe von Billy Blackburn" gibt es wieder ein paar wundervoll rare Home-Movies des Akteurs von den "Star Trek"-Sets zu sehen.
"Unendliche Weiten ... Season Drei" befasst sich eingehend mit den Ereignissen rund um die Entstehung der dritten Staffel. Hier erfährt man unter anderem, dass die Serie eigentlich bereits nach der zweiten Staffel ihre Raumpatroullie beenden sollte. Nur eine tapfere Briefaktion verhinderte dies. Dafür setzten die NBC-Bosse die Serie an einen tödlichen Platz, der die Ratings abstürzen lassen musste. Und der Rest ist Geschichte.
Der "Einfluss von Star Trek" und "Sammel-Trek" erklären sich gar von selbst und sind recht informative wie unterhaltsame Clips über das "Star Trek"-Phänomen.

Auf der fünften Disc befinden sich drei weitere Interview-Featurettes, die sich mit dem Leben mit und nach "Star Trek" von Walter Koenig, George Takei und James Doohan beschäftigen. Alle drei Akteure sind hier selbstverständlich dankbar für ihre Rolle im "Trek"-Universum und bieten einige schöne Anekdoten feil. Besonders erstaunlich zeigt sich Walter Koenig, der hier auch sehr erfreut über sein Abenteuer mit "Moontrap" spricht und sich als absoluter Sammelfreak outet. Mr. Takei zeigt dagegen, dass er mindestens ein ebenso großes Ego wie Mr. Shatner besitzt und sich auch kulturell stark engagiert. Dem armen Mr. Scott sieht man das fortgeschrittene Alter bereits stark an. Dennoch ist es eine Freude, den Archtyp des schottischen Top-Ingenieurs zu sehen.

Einer der bislang unbesungenen Helden von "Star Trek" erhält auch eine eigene Featurette: Bob Justman war als ausführender Produzent für die logistische Entstehung der Folgen verantwortlich. Welch eine Meisterleistung dies bei dem kleinen Budget der Show war, belegt diese Featurette ganz deutlich.

Der BD-Live-Zugang ist diesmal auch nicht nur ein PR-Gimmick: über die Scheiben bekommt man online Zugang zu einem gut sortierten "Star Trek"-Archiv, in dem sich neben Text-Informationen über Schauspieler und Macher auch zahlreiche kleinere Videos mit Interviews und Featurettes ("Red Shirt Diaries") zu verschiedenen Aspekten der Serie finden lassen. Diese Segmente sind sowohl als Download als auch als Stream verfügbar, wobei eigentlich nicht klar ist, wo der Unterschied liegt, da beim Anklicken eines Segments das Video immer wieder neu geladen wird. Dennoch lässt sich hier viel zusätzliche Information finden, die voraussichtlich auch weiterhin aktualisiert wird. Sehr gut und zweckmäßig praktisch.
Als alternative dazu gibt es auch ein Mobile-Blu-Feature, bei dem einiges von dem Inhalt auch auf mobile Geräte wie I-Pod oder I-Phone geladen werden können. Diese Funktionalität konnte aber leider nicht überprüft werden.

Auch wenn sich Trek-Fans sicher zu jeder Episode einen Shatner/Nimoy wünschen würden, so ist das Set zur zweiten Staffel wirklich gut mit außergewöhnlichen Extras bestückt und lässt nur wenig Platz für mehr.

FAZIT

Auch die finalen Abenteuer des Raumschiff Enterprise in HD sind ein absoluter No-Brainer. Wieder Lobenswert: alle Folgen können entweder mit oder ohne die aufpolierten Spezialeffekte angeschaut werden. Bild und Tonqualität sind für eine über 40 Jahre alte TV-Serie überragend. Sicherlich werden Komplettisten einige kleinere Extras vermissen, aber das Set ist ebenfalls wieder ein echter Warp-Sprung für alte und neue Fans von "Star Trek". Hier kann die alte Serie völlig neu entdeckt werden. Ein Muss, da dritte Staffel erstmals die originale Pilotfolge "The Cage" komplett restauriert und ebenfalls mit neuen oder originalen Effekten mitbringt.



Kay Pinno