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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Blutige Pfad Gottes 2, Der   (BLU-RAY)

Blutige Pfad Gottes 2, Der
    
Original: Boondock Saints 2 - All Saints Day   (USA, 2009)
Laufzeit: 117 Min. (1080p)
Studio: Sony Pictures
Regie: Troy Duffy
Darsteller: Sean Patrick Flanery, Norman Reedus, Billy Connoly,
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch Englisch
Untertitel: Deutsch, Dänisch, Englisch, Fin, Hindi, It, Nor, Schw, Tr
Extras: 2 Kommentare, Making of, Interviews, Deleted Scenes u.m.
Preis: ca 20 €
Wertung: 2 / 2-/ 2- (Bild/Ton/Extras)


"Vom Pfade abgekommen!"

Mit seinem Erstlingswerk "The Boondock Saints" schrieb Regisseur, Autor und Musiker Troy Duffy Hollyood-Geschichte. Sein kometenhafter Aufstieg vom Barmann zum heißest umworbenen Nachwuchstalent in der Traumfabrik verwandelte sich jedoch bald in einen Alptraum aus Egomanie, eine Initmfeindschaft mit Harvey Weinstein und einen Film, den zunächst kaum jemand zu Gesicht bekam. Über Video und DVD erlangte der Film jedoch einen ungeahnten Kultstatus - gleichzeitig von Fans inbrünstig verehrt aber auch von vielen gehasst.
Nach nunmehr zehn Jahren schaffte es Duffy nun, mit dem Druck der Fangemeinde und enormen DVD-Absatzzahlen, einen Deal für die lange geforderte Fortsetzung einzustielen. Kinoauswertung in den USA diesmal inbegriffen!
"Der blutige Pfad Gottes 2" ist ein ausgedehntes Klassentreffen geworden. Duffy hat es tatsächlich geschafft, die komplette Besetzung des Originals vor die Linse zu bekommen. Dies ist nicht nur für die Fans des ersten Teils ein großes Geschenk, denn man sieht den Beteiligten den neckischen Spaß an der Sache in fast jeder Szene an. Erstaunlich scheint aber, dass ausgerechnet die McManus-Brüder Norman Reedus aber vor allem Sean Patrick Flanery merklich gealtert sind. Die größte Ergänzung in der Besetzung ist Julie Benz als überzeichnete und leicht nervige FBI-Agentin mit Südstaaten-Wurzeln, die die Rolle von Agent Smecker (Willem Dafoe) aus dem ersten Teil übernimmt.

Nach der blutigen Abrechnung mit dem Mafia-Clan Yakavetta haben sich die "Boondock Saints" samt Vater (wieder genial Billy Connolly) aus Boston nach Irland zurückgezogen. Als in der alten Heimat jedoch ein Priester vermeintlich nach ihrer Methode erschossen wird, machen sich die Saints wieder nach Amerika auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Im Schlepptau haben sie bald den aufgedrehten Mexikaner Romero (Clifton Collins Jr. darf ordentlich auf den Putz hauen) und ihre alten drei Bekannten von der Bostoner Polizei. Die haben wiederum ihre liebe Not mit der spitzfindigen FBI-Agentin Eunice Bloom (Benz), die den Saints ebenfalls auf den Fersen ist.

"Boondock Saints 2" scheitert an der Ambition seines Autors Duffy, der gezielt versucht, nochmals den Blitz einschlagen zu lassen. Dafür hat er sich aber in seiner Geschichte zu viel vorgenommen. Neben einem vordergründigen wie komplett spannungsarmen Racheplot, gibt es eine wirklich gelungene Rahmengeschichte um Papa Saint, die sehr schön an "Der Pate 2" erinnert. Dennoch reibt sich der Film zwischen seinen Erzählsträngen vollkommen auf und bietet nur wenige Momente, in denen die rücksichtslose Frechheit des ersten Teils aufblitzt. So z.B. in einer fast komplett spontan entstandenen Traumsequenz, in der auch der tote Rocco (David de la Rocco) aus dem ersten Teil wieder auftacht. Enttäuschend ist allerdings die vergleichsweise unspektakuläre Inszenierung der Action, die sich zu stark am Original orientiert und geradezu statisch wie kraftlos wirkt. Fast erscheinen die Zeitlupen-Schießereien bereits wie eine Parodie.
Schwierig ist auch das Tempo des knapp zweistündigen Films, der erst nach knapp 50 Minuten so richtig in Fahrt kommt. Das dürfte für ungeduldige Zuschauer aber bereits zu spät sein. Dennoch hat "Saints 2" seine Momente, die auch bei einer zweiten Betrachtung wachsen. Insgesamt bleibt aber leider das Zusammenwachsen dieser Elementen zu einem ganzheitlichen Film aus. Man muss wohl abwarten, ob Troy Duffy mit seinem bereits angekündigten Director's Cut von "Der blutige Pfad Gottes 2" tatsächlich die Lücken schließen und das Tempo des Films verbessern kann.
So wie er ist, bleibt "Der blutige Pfad Gottes 2" eine unausgeglichene Fortsetzung, die besonders den hemmungslosen Charme und Spaß des Originals vermissen lässt. Wer seine Erwartungen aber entsprechend herunterschraubt, bekommt trotzdem einen immer noch ausreichend unterhaltsamen Actionfilm geliefert.

BILD

Blutige Pfad Gottes 2, Der

Der anamorphe Widescreentransfer (2.35:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage und zeigt keine analogen Rückstände. Schärfe und Kontrast sind sehr gut, aber offenbaren in einige Szenen doch eine deutlichere Körnigkeit des Bildes. Die Farben sind sehr kräftig, aber wirken nicht überbetont. Einzig die künstliche Lichtsituation wird hier bei den Studioaufnahmen deutlicher hervorgehoben. Der Schwarzlevel ist sehr tief aber trotzdem sehr detailreich. Die Kompression arbeitet sauber. Artefakte oder andere Bildbeeinträchtigungen konnten nicht festgestellt werden.

TON

Blutige Pfad Gottes 2, Der

Der DTS-HD-MA5.1 Mix wird wieder stark durch den Einsatz der Musik dominiert, die immer wieder auch über die Surroundkanäle ertönt. Die Dialoge sitzen fest im Centerkanal und sind immer gut verständlich. Gerade bei den Actionszenen sollte der Track seine Muskeln spielen lassen, aber kommt nicht über eine solide Surroundaktivität hinaus. Dies ist gerade bei den zahlreichen Schusswechseln erstaunlich, da hier sicherlich deutlich mehr räumliche Darstellung möglich gewesen wäre. Ansonsten konnten keine störenden Überlappungen oder Aussetzer festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

Der erste Audiokommentar auf der Scheibe ist ein Party-Track und leider nur schwer auszuhalten. Troy Duffy, Norman Reedus, Sean Patrick Flanery und Billy Connolly reden hier wild durcheinander und ziehen sich gegenseitig ordentlich auf. Hin und wieder gibt es auch ein paar hübsche Anekdoten von den Dreharbeiten zu hören, aber hier handelt es sich eher um einen "Fan"-Track: Wer mal zwei Stunden mit dem Geblödel von Familie "Boondock Saints" verbringen möchte, der ist hier richtig aufgehoben.
Deutlich besser ist der zweite Solotrack von Troy Duffy, der hier sehr stark auf die Entstehungsgeschichte beider(!) Filme eingeht und erstaunliche Details über die Produktion enthüllt. Ab der zweiten Stunde des Films bekommt Duffy zudem Gesellschaft von Willem Dafoe vor dem Mikrofon. Hier wird der Track erst richtig interessant, da sich beide Teilnehmer frei von der Seele weg gegenseitig interviewen und auch auf Dafoes Karriere insgesamt eingehen. Ein sehr lohnenswerter Track.

Die geschnittenen Szenen auf der Scheibe sind zumeist längere Takes bereits vorhandener Szenen, die andere Improvisationsmomente oder Verlängerungen beinhalten, die dem Film aber nicht wirklich fehlen.
Insgesamt vier Featurettes führen hinter die Kulissen von "Der blutige Pfad Gottes 2". Neben einem soliden Standard-"Making of" gibt es noch eine schicke Interview-Sammlung vom Set, bei der die Stars ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern dürfen. In Anlehnung an den ersten Audiokommentar gibt es auch "Billy Connolly & Troy Duffy unbearbeitet". Hier sitzen zwei Freunde beim Kaffee und plauschenfrei über ihre Erfahrungen mit den "Boondock Saints". Ebenfalls anarchisch, aber wenigstens fokussierter, gestaltet sich diese Unterhaltung besser als im Kommentar. "In der Waffenkammer" wirft schließlich einen Blick auf die extra für den Film angefertigten echten und falschen Schusswaffen sowie die dazugehörigen Accessiores. Nett.

Zusätzlich ist auf der Blu-Ray auch der komplette Auftritt der "Saints"-Crew auf der Comic-Con in San Diego zu sehen. Von der Autogrammstunde bis zum vollständigen Q&A Panel ist hier alles vorhanden.

Soyn hat zusätzlich wieder sein movieIQ-Feature auf der Blu-Ray eingebaut. Hier können parallel zum Film zusätzliche Infos über den Film und seine Macher abgerufen werden.

FAZIT

Troy Duffys lang erwartete Fortsetzung ist leider eine Enttäuschung - allerdings immer noch auf interessantem Niveau. Fans des Originals werden ein echtes Klassentreffen-Gefühl bekommen. Trotzdem bleibt der Versuch, Bekanntes in anderem Gewand zu wiederholen und gleichzeitig eine neue epische Geschichte zu erzählen, in seinen Ansätzen stecken. Die Blu-Ray von Sony bringt den Film aber mit großartiger Brillanz und ein paar netten Extras ins Heimkino.



Kay Pinno