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REVIEWS



Prinz Eisenherz (1954)   (BLU-RAY)

Prinz Eisenherz (1954)
    
Original: Prince Valiant   (USA, 1954)
Laufzeit: 100 Min. (1080p)
Studio: Koch Media
Regie: Henry Hathaway
Darsteller: Robert Wagner, Janet Leigh, James Mason, Stirling Hayden, Victor McLaglen, Deborah Paget u.v.a.
Format: 2.55:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: verschiedene Trailer, Wochenschau, Bildergalerie
Preis: ca. 17 €
Wertung: 2-/ 3 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Auf nach Camelot!"

Man muss sich nichts vormachen: Filme wie "Prinz Eisenherz" werden einfach nicht mehr gemacht. Die naiv romantische Interpretation eines Abenteuerstoffs und Mittelaltermythos ist passé. Doch 1954 schien dies die ideale Mischung zu sein, um einen jungen aufstrebenden Star wie Robert Wagner die richtige Plattform zu bieten und das neue Kinoformat Cinemascope richtig zur Geltung zu bringen. Dafür wurden keine Kosten gescheut. Insgesamt fünf berühmte Burgen und Schlösser aus England (einschließlich der berühmten "Highlander"-Burg) durften als reale Kulisse für das Ritterspektakel herhalten. Davon bekamen die Stars des Films aber so gut wie nichts mit, da Doubles vor Ort ihre Rollen in den zahlreichen Panorama-Aufnahmen übernahmen, während die teuren Akteure in Amerika im Studio schwitzen durften.
Wer hinter "Prinz Eisenherz" jedoch eine rein kitschige Unterhaltungssschmonzette mit schrecklichen Frisuren erwartet, dürfte positiv überrascht werden. Kurz gesagt: es geht ganz ordentlich zur Sache. Der junge Eisenherz (Robert Wagner mit dem legendären Pagenschnitt) ist der Sohn eines vertriebenen Wikingerkönigs, der ins englische Exil geputscht wurde. Erst als ihm Gefahr durch die Schergen des Emporkömmlings Sligon droht, wird Eisenherz von seinem Vater an den Hof von Camelot geschickt, um ein richtiger Ritter zu werden.
Doch auch am Hofe von König Artus ist nicht alles Gold, was da an schimmender Rüstung hängt. Ein schwarzer Ritter macht das Land unsicher und schmiedet finstere Pläne gegen Artus und seine Tafelrunde. Mitten zwischen allen Fronten muss sich Eisenherz nicht nur der Hiebe seines Ausbilders Ritter Gawain (Sterling Hayden gibt perfekt den Archetypen des guten Ritters) sondern auch den Liebesschwüren der weiblichen Aristokratie (hier doch klassisch kitschig, aber unterhaltsam Janet Leigh) erwehren. Als dann auch noch eine wachsende Bedrohung durch Sligons Wikinger für Aufregung sorgt, muss Eisenherz eine schwere Entscheidung fällen: bleibt er König Artus treu oder kämpft er um sein rechtmäßiges Erbe und rettet seine Eltern?
Großartig ausgestattet schwelgt der Film natürlich in großflächigen Panorama-Einstellungen und zahlreichen grellbunten Kostümauftritten, die das romantische Bild Hollywoods über das Mittelalter entsprechend unterstreichen. Robert Wagner macht zudem eine ausgezeichnete Figur in der Rolle des hitzköpfigen Jünglings der in die Rolle eines Ritters hineinwächst. Keine Gelegenheit wird ausgelassen, um Wagner und sein Double bei irgendwelchen waghalsigen akrobatischen Aktionen zu zeigen. Die Actionszenen sind zudem vergleichsweise brachial gehalten. Hier legen sich die Kontrahenten bei den Schwertkämpfen in die Schläge, dass es nur so eine Freude ist. Auch das klassische Ritterturnier darf natürlich nicht fehlen und überzeugt mit ein paar gewagten Pferdestunts. Zu einem ausgewachsenen Gemetzel gerät schließlich das große Finale in der Wikingerburg, bei dem auch ordentlich Zunder gegeben wird. So erfährt der naive Charme der Erzählung eine unerwartete harte Untermalung, die dem schon martialischen Charakter des Settings entspricht. Wer großes, klassisches Hollywood-Unterhaltungskino aus den sorglosen 50-er Jahren erleben will, der kommt an "Prinz Eisenherz" einfach nicht vorbei.

BILD

Prinz Eisenherz (1954)

Der anamorphe Widescreentransfer (2.55:1) zeigt das komplette Spektrum, warum HD-Transfere von alten Filmen einerseits großartig andererseits aber auch besonders schwierig sein können. "Prinz Eisenherz" ist einer der ersten Cinemascope-Filme, der zudem in Technicolor-Verfahren hergestellt wurde. Das Ausgangsmaterial für den Transfer befindet sich in weitestgehend gutem Zustand, aber hätte sicherlich auch einer weiteren Restaurierung bedurft. So zeigen sich Szenen erstaunlichster Brillanz direkt neben Aufnahmen, die deutlich schwammiger wirken. Analoge Rückstände und Verschmutzungen wurden auf ein Minimum reduziert, aber sind dennoch in vereinzelten Aufnahmen evident. Das Filmkorn ist allerdings auf einem gutem Niveau und liefert eine filmgleiche Präsentation. Leider fallen die gerade für Technicolor-Filme so wichtige Farben recht unterschiedlich aus. Panorama-Aufnahmen mit kräftigen Grüntönen wechseln sich ab mit Szenen, deren Farbkongruenz durch das Material nicht mehr ganz gewährleistet ist. Licht und Schatten liegen hier also ganz dicht nebeneinander. Der Schwarzlevel hält sich im Mittelfeld und zeigt auch etwas blassere Tendenzen. Die Kompression bleibt stabil und zeigt keine weiteren Beeinträchtigungen durch Artefakte oder Hintergrundrauschen. So lange das originale Filmmaterial keien umfangreiche Restauration erhält dürfte "Prinz Eisenherz" kaum besser aussehen als hier.

TON

Prinz Eisenherz (1954)

Der gemasterte DTS-HD 5.1 Ton kommt vor allem dem stimmungsvoll klassischen Score von Franz Waxman, der kraftvoll die Szenerie durch alle Surroundkanäle untermalt. Die Dialoge sitzen fest im Centerkanal und wurden gut entrauscht. Entsprechend des Alters bleibt bei den Stimmen nicht so viel Dynamik übrig. Dennoch ist die Wiedergabequalität dieser über 55 Jahre alten Aufnahme erstaunlich genug. Der englische Track klingt hier etwas homogener. Die englische Dialoge sind aber trotz besserem Zusammenspiel mit den Umgebungsgeräuschen immer noch gut verständlich. Gut.

EXTRAS

Außer den drei Trailern (eischließlich der Deutschen!) ist noch eine umfangreiche Bildergalerie vorhanden, die nicht nur Poster und Aushangfotos, sondern auch erstaunliche Begleitmaterialien und Texte zeigt. Wirklich gut.
Die Wochenschau zeigt leider nur ein kleines peripheres PR-Event am Rande des originalen Kinostarts von "Prinz Eisenherz". Kurios, aber uninteressant.

FAZIT

"Prinz Eisenherz" führt zurück in die gloriose Zeit des Hollywood-Kinos, in dem mittelalterliche Spektakel mit größtmöglichen Aufwand und Charme produziert wurden. Trotz einer gewissen Naivität bietet "Eisenherz" tatsächlich großes, klassisches Kino, das in großartigen Bildern den Zuschauer immer noch gefangen nimmt. Auch wenn der Bildtransfer der Blu-Ray unausgewogen ist, stellt die BD die absolut beste Version des Films dar. Nostalgie pur.



Kay Pinno