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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Once upon a Time in China   (BLU-RAY)

Once upon a Time in China
    
Original: Wong Fei Hung   (Hongkong, 1990)
Laufzeit: 134 Min. (1080p)
Studio: Splendid
Regie: Tsui Hark
Darsteller: Jet Li, Rosamund Kwan, Yuen Biao, Kent Chang, Shi-Kwan Yen u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-Ma 5.1 Deutsch DTS-HD 2.0 Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer
Preis: ca. 13 €
Wertung: 3+/ 3 / 5 (Bild/Ton/Extras)


"Start frei für den Jet"

Zum Ende der 80-er Jahre war das klassiche Martial Arts Kino in Hongkong tot. Nachdem man in den 70-er Jahren zu Hundertschaften Racheszenarien per Faust und Schwert mit Kostümen vor vermeintlich historischer Kulisse, zumeist auf dem Gelände der berühmten Shaw Brothers, zu Tode zelebriert hatte, und ähnlich wie beim Italo-Western, der letzte Hauch mit Komödien-Variationen getan wurde, zog die Neuzeit in Form westlich orientierter Action im fernöstlichen Kino ein. Schließlich regierte das durch John Woo etablierte "Heroic Bloodshed"-Genre die Kinokassen als ausgerechnet Woo-Förderer und Produktionstausendsassa Tsui Hark ("A Chinese Ghost Story") zum großen Retro-Schlag ausholte und einen bis dato noch relativ unbekannten Jung-Mimen und Martial-Arts Champion namens Jet Li vor die Kamera stellte. Der überrschende Erfolg löste schließlich einen Boom von "New Wave Martial Arts"-Filmen aus, die sich zu stilistischen Actionklassikern entwickeln sollten.
Episch im Ausmaß erzählte Tsui Hark mit "Once upon a Time in China" die Geschichte einer berühmten Persönlichkeit, die bereits durch eine alte Filmserie in China und Asien bekannter war als James Bond: "Wong Fei Hung" ist eine der ganz großen Martial Arts Persönlichkeiten aus Fernost und filmtechnisch mit dem Schauspieler Kwan Tak Hing verbunden, wie eben Sean Connery mit James Bond. Gab dieser jedoch einen deutlich alten wie weisen Sifu (sprich Martial Arts Meister), stellte Jet Li nun das krasse Gegenteil dar. Als junge dynamische Kampfmaschine verbindet er in "Once upon a Time in China" seine körperliche Fitness mit dem nachdenklichen Handeln eines großen Kung Fu Meisters.
Im Jahr 1875 befindet sich China in einem großen Umbuch. Der Einfluss der zahlreichen westlichen Kolonialmächte nimmt immer weiter zu und China bekommt einen ersten Vorgeschmack auf westliche Technologien und die Folgen krassen Ausbeuter-Kapitalismus vorgelebt. Dies stiftet gesellschaftliche Verwirrung und Unruhe auf allen Ebenen in der chinesischen Gesellschaft. Mittendrin in diesem Hexenkessel der Modernisierung muss Wong Fei Hung (Jet li), der als Arzt chinesische Medizin praktiziert und gleichzeitig eine Kung Fu Schule führt, zwischen allen Fronten vermitteln und zwischen alter Tradition und neuzeitlicher Erkenntnis und Philosophie abwägen.
Geradezu überambitioniert versucht Tsui Hark in die immerhin nicht knappe Laufzeit von 134 Minuten eine Fülle von Geschichten und Motiven zu quetschen, ohne einen bestimmten Fokus auf eine dramatische Linie zu setzen. So scheinen viele Geschehnisse unabhängig voneinander parallel abzulaufen, was dem Epos ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt. Erst im großen Finale werden alle Stränge wieder zusammengeführt und liefern letztlich die tragische Konsequenz aus den einzelnen "Episoden".
Neben Wong Fei Hungs Kampf gegen eine lokale Schlägerbande, die sich scheinends gegen die Ausländer verschworen hat, dem heiklen Besuch seiner 13. Tante (besonders niedlich von der schicken Rosamund Kwan gespielt), einer störrischen chinesischen Obrigkeit, die sich den Ausländern aus Profitgründen anbiedert, sowie zwilichtigen Amerikanern, die etwas im Schilde zu führen scheinen, kommt auch noch Kung Fu Konkurrenz aus dem Norden in die Stadt. Iron Robe Yim (großartig besetzt mit Veteran Yen Shi-Kwan) gehört zu den Meistern seiner Klasse, die die moderne Welt allerdings immer mehr verarmen lässt. Auf der Suche nach Geltung und natürlich Geld will er sich auf Teufel komm raus einen Namen machen und pickt sich natürlich Wong Fei Hung als Gegner in einem Kampf um die Ehre.
Unter den Kampf-Choreographie-Fittichen von Yuen Woo Ping zieht Tsui Hark hier alle Register, sobald die Fäuste fliegen. Wer z.B glaubt, dass Zack Snyder der Erfinder von Slowmotion-Speedups sei, bekommt hier den Gegenbeweis geliefert. Das große Highlight ist schließlich der Regenkampf zwischen Iron Robe Yim und Wong Fei Hung, bei dem ein wirbelnder Holzpfahl eine zentrale Rolle spielt - und das gänzlich ohne CGI! Diese Art der Schwerelosigkeit ist auch heute immer noch atemberaubend.
Mit weiteren Hongkong-Ikonen wie Yuen Biao, Jacky Cheung und Kent Tsang in tragenden Nebenrollen hat "Once upon a Time in China" schon fast zu viele interessante Figuren zu bieten, die teilweise ein wenig zu kurz kommen, aber trotzdem für zusätzliche, wichtige Facetten in Tsui Harks Historien-Epos sorgen. Splendid hat dem Film, der nun erstmals ungekürzt und ungeschnitten in Deutschland erscheint, auch eine bitternötige, neue deutsche Synchronisation spendiert, die sich wirklich hören lassen kann. So kann man diesen großen Klassiker endlich so erleben, wie ihn sich die Filmemacher vorgestellt haben.

BILD

Once upon a Time in China

Der anamorphe Widescreen-Transfer (2.35:1) ist wahrlich eine positive Überraschung. Die Vorlage ist in einem sehr guten Zustand und zeigt nur ganz wenige analoge Rückstände. Selbst das Filmkorn hält sich vergleichsweise in Grenzen, aber liefert einen guten, filmtypischen Eindruck. Die unterschiedliche Stärke des Filmkorn und die leicht schwankende Schärfe, die sich generell in einem soliden Bereich befindet, sind auf das Ursprungsmaterial zurückzuführen. Die Farben sind ebenfalls recht solide, aber springen auch nicht vom Bildschirm. Der Schwarzlevel geht ebenfalls in Ordnung, aber erreicht natürlich keine enormen Tiefen. Die Kompression bleibt absolut unsichtbar. Gemessen an dem schwierigen Ausgangsmaterial für "Once upon a Time China" liefert die Blu-ray geradezu ein Spitzenergebnis ab, da die Filme zu jener Zeit eher auf preiswertem Material schnell heruntergekurbelt wurden, das auch nicht immer pfleglich gelagert wurde. So gut hat "Once upon a Time in China" noch nie ausgesehen. Und das Film-Feeling wird durch den Transfer korrekt erhalten.

TON

Once upon a Time in China

Der Ton liegt für die deutsche Fassung im DTS-HD-MA 5.1 Format vor. Da der Film erstmals in voller Länge auf Deutsch vorliegt und die alte deutsche Synchronisation ein Verbrechen gegen die Filmemacher war, hat sich Splendid dazu entschlossen, eine komplett neue Synchronisation mit Jet Li aktueller Synchronstimme vorzunehmen. Und das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Aufgrund des anderen Sprachduktus der Chinesen und eines gewissen Pathos im Ausdruck klingen die Dialoge natürlich immer noch etwas gestelzt, aber letztlich wirkt dies nicht störend. Hier hat man endlich das Gefühl einen richtigen Film zu sehen und zu hören. Die Dialoge liegen zwar deutlicher im Vordergrund, aber aufgrund der alten Elemente, konnte eine bessere Abmischung kaum möglich werden. Die Musik ist hier etwas präsenter, während sich die Soundkulisse etwas zurücknimmt und nur manchmal behutsam direktional verteilt wird. Störende Überlappungen oder Aussetzer gibt es keine. Der originale kantonesische Ton liegt nur im DTS 2.0 Format vor. Dieser entspricht allerdings dem originalen Monotrack und wurde ordentlich entrauscht. Dennoch ist die Tonqulität deutlich schlechter. Dialoge und Sound-Effekte klingen sehr dumpf und insgesamt sehr abgedämpft. Hier hat man das Gefühl, das ein Rudel Socken in den Boxen steckt. Dies liegt aber wahrscheinlich weniger am Mastering als an den schwachen Ausgangsmaterialen der Hongkongfilme aus dieser Zeit.

EXTRAS

Als Extras gibt es nur zwei Trailer zum Film zu sehen.

FAZIT

Endlich darf man in Deutschland diesen großen Klassiker korrekt genießen: erstmals ungeschnitten und mit einer neuen Qualitäts-Synchronisation versehen, hinterlässt "Once upon a Time in China" den epischen Eindruck, den der Film bereits von Anfang an in Deutschland hätte versprühen müssen. Die Bildqualität holt aus dem schwierigen Material das menschenmögliche heraus und liefert einen soliden Film-Look. Brillanz moderner Produktionen darf man auf dieser Blu-ray eben nicht erwarten! Für Fans ein Muss und für alle anderen eine dicke Empfehlung, "Once upon a Time in China" erstmals zu entdecken. Wahrlich ein Faustschlag aus Fernost!



Kay Pinno