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REVIEWS



Sherlock - Staffel 1   (BLU-RAY)

Sherlock - Staffel 1
    
Original: Sherlock   (GB, 2010)
Laufzeit: 3 x 90 MIn. (1080p)
Studio: Polyband
Regie: Paul McGuigan, Euros Lyn
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves u.a.
Format: 1.78:1 (Widescreen) 16:9
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Englisch
Extras: 2 Kommentare, Making of, Pilotfilm, Booklet
Preis: ca. 19 €
Wertung: 2 / 2 / 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Holmes, sweet Holmes!"

Abgesehen von "Robin Hood" dürfte es kaum einen populären Stoff geben, der wie "Sherlock Holmes" unzählige filmische Epigonen nach sich gezogen hat. Neben den klassischen, werkgetreuen Umsetzungen der Geschichten aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle gab es auch immer wieder interessante Variationen, die den weltberühmten Londoner Detetktiv und seinen getreuen Kompagnion Dr. James Watson in einem anderen Licht erscheinen ließen. Das reicht von "Der Mann, der Sherlock Holmes war" über "Genie und Schnauze", "Das Geheimnis des verborgenen Tempels" bis zur aktuellen Action Neuinterpretation "Sherlock Holmes" durch Robert Downey Jr. und Guy Ritchie.
Eines hatten diese Filme allerdings nie wirklich gewagt: Sherlock Holmes als reale Figur des (nun) 21. Jahrhunderts anzulegen und die bekannten Geschichten komplett in die Jetzt-Zeit zu transponieren. Unter den Fittichen der eifrigen BBC-Serien-Ikonen Mark Gatiss und Steven Moffat ("Coupling", "Dr. Who") gelingt genau das: Sherlock Holmes (Benedict Cumbersbatch) ist ein hochintelligenter Akademiker-Soziopath und Voll-Nerd, der nur wenig für seine (ihm wenig intelligent erscheinenden) Mitmenschen übrig hat. Nur durch einen alten Uni-Kumpel kommt Afghanistan-Kriegsveteran (!!!) Dr. John Watson (Martin Freeman war nicht nur Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" sondern ist auch momentan "Der kleine Hobbit") in Kontakt mit Holmes, da er sich aufgrund von Geldmangel keine eigene Wohnung in London leisten kann. Derangiert von seinen Kriegserfahrungen versucht Watson in der Gesellschaft vergeblich wieder Fuß zu fassen. Dafür gerät er in die seltsame Welt des hyperaktiven Holmes, der quasi unentgeltlich und aus rein intellektuellem Stimulus als nicht gern gesehener Berater für Scotland Yard arbeitet.
In seinen drei 90-minütigen Teilen erschafft die erste Staffel von "Sherlock" einen wunderbaren Mikrokosmos um die bekannten Figuren (Inspector Lestrade, Haushälterin Mrs. Hudson und natürlich Professor Moriarty), die einem zwar bekannt, aber doch irgendwie völlig anders vorkommen. Als wunderbare Ergänzung gibt hier Autor Gatiss selbst den schrulligen Bruder von Sherlock: Mycroft Holmes arbeitet als hohes Tier für den englischen Geheimdienst und bietet ein interessantes politisches Gegengewicht zu dem einzig auf Hirnakrobatik getrimmten Sherlock. Eine Serie seltsamer Selbstmorde muss in "Ein Fall von Pink" aufgeklärt werden, während in "Der blinde Banker" ein kurioser Fall von Vandalismus in einer Bank zu einer ganz anderen Art von Verbrechen führt. "Das große Spiel" handelt schließlich von einem fiesen Sprengstoff-Attentäter, der seine OPfer dazu zwingt, Sherlock Holmes Rätsel aufzugeben. Und natürlich endet die erste Staffel mit einem gemeinen Cliffhanger...
Besonders die Pilotfolge "Ein Fall von Pink" ist absolut herausragend, da hier eigentlich Dr. Watson als Hauptfigur mit einer Reihe handfester Probleme vorgestellt wird. Kriegstrauma, Pleitegeier, soziale Integrationsschwierigkeiten, Besuche beim Psychiater und eine schwere Stellung mit der eigenen Familie treiben den Kriegsveteranen in eine Situation, in der er sich mit dem Chaos-Genie Holmes arrangieren muss. Obwohl Watson Position dadurch ungleich verdrießlicher und abstruser wird, bekommt er trotzdem gleichzeitig wieder einen Hauch Leben in die Knochen. Diese großartige Ausgangssituation verpufft allerdings in den weiteren Episoden. Zu sehr konzentriert sich die Serie auf das exzentrisch obsessive Genie von Holmes. Langweilig wird dies aufgrund der exzellenten Geschichten und der fabelhaften Chemie zwischen Martin Freeman und Benedict Cumbersbatch allerdings nie. Kombiniere: Erfolgsformel gefunden!

BILD

Sherlock - Staffel 1

Der anamorphe Transfer (1.78:1) basiert auf einer sehr guten Vorlage, die keinerlei analoge Rückstände aufweist. Dennoch ist das Material oftmals absichtlioch recht körnig, um einen etwas harscheren Look herzustellen. Schärfe und Kontrast sind sehr gut und bringen die eher auf real getrimmten Bilder mit viel Detail und einer einem guten Farbumfang zur Geltung. Ohne übertriebene Beleuchtung bleibt die Farbpalette auf einem soliden Niveau, das versucht, künstliche Über-Saturierung zu vermeiden. Der Schwarzlevel ist trotzdem sehr tief und immer gut detailreich. Bildelemente werden nicht verschluckt. Die Kompression bleibt unsichtbar. Gut.

TON

Sherlock - Staffel 1

Der DTS-HD-MA 5.1 Soundtrack leistet gute Arbeit, auch wenn "Sherlock" sicherlich keine Vorlagen für enorme Surroundspielereien gibt. Die Musik ist solide über die gesamt Soundstage mit guter Dynamik verteilt. Die Dialoge sitzen sicher im Center und sind in der deutschen Fassung leicht im Vordergrund zu hören. Neben den gut gesetzten ambienten Effekten, gibt es ab und an künstliche Montage- oder Repro-Sequenzen, die das Surroundsystem schließlich ganz gut ausnutzen. Dieser Einsatz bleibt aber immer nur sporadisch. Ein solider TRack, der ohne große Überraschungen auskommt.

EXTRAS

Das I-Tüpfelchen der Extras dürfte wohl der knapp 55-minütige Pilotfilm sein, durch den die Mini-Serie an den Start gehen konnte. Die noch etwas rohere Performance der beiden Hauptdarsteller und die verknappte Geschichte der ersten Episode ("Ein Fall von Pink") sind auch bei Kenntnis der Story immer noch ein Hingucker. Die Chemie springt hier bereits voll über.
Die beiden Audiokommentare mit den Serien-Erfindern un den beiden Hauptdarstellern für die Folgen "Ein Fall von Pink" und "Das große Spiel" bieten einen guten Einblick in die Serien-Entwicklung. Dazu gibt es natürlich einen Haufen Klatsch und Tratsch von den Dreharbeiten, aber auch zahlreiche interessante Beobachtungen zu den Figuren der Serie - auch im Vergleich zu den originalen Geschichten von Doyle.
Das ca. 30-minütige "Making of" wiederholt leider einiges aus den Kommentaren und bleibt meistens an der Oberfläche. Dennoch wird hier die ursprüngliche Entstehungsgeschichte der Serien-Idee ausführlich besprochen und vor allem, wie schwierig die Umsetzung in der heutigen Zeit zunächst erschien.
Ein paar B-Roll Aufnahmen vom Dreh sowie Trailer beschließen die Extras auf den Scheiben.
Die Box selbst bietet noch ein recht ausführliuches Booklet mit weiteren Zusatz-Infos zur Entsteheung der Serie und ihren Machern.

FAZIT

Mit "Sherlock" liefert die BBC eine gelungene Überraschung ab: neben einem mehr als gut aufgelegten Schauspieler-Duo ist die Transponierung des alten Holmes in die aktuelle Zeit eine spannende Angelegenheit. Die Blu-ray Box von Polyband überzeugt mit einer technischen guten Präsentation und guten Extras. Kein Geheimtipp, eine echte Empfehlung!



Kay Pinno