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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Good   (BLU-RAY)

Good
    
Original: Good   (BRD / GB, 2010)
Laufzeit: ca. 96 Min (1080p)
Studio: Ascot Elite
Regie: Vicente Amorim
Darsteller: Viggo Mortensen, Jason Isaacs, Jodie Whittaker, Steven Mackintosh u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Interviews, B-Roll, Trailer
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2-/ 2-/ 3 (Bild/Ton/Extras)


"Faschismus als sozialer Virus"

Neben der kaltblütig bürokratischen Umsetzung eines Massenmords durch die Nazis in Deutschland hat die Zeit des dritten Reichs einen weiteren erschreckenden Umstand als fast obszöne Frage auch an die heutige Generation gerichtet: Wie konnte dieses System überhaupt so weit kommen? Wie konnte anscheinend eine gigantische Mehrheit, auch von Intellektuellen, Künstlern und "aufgeklärten" Menschen, die es eigentlich hätten besser wissen müssen, von dem faschistischen System vereinnahmen lassen?
Auf diese Frage gibt Vicente Amorims Film "Good" eine unbequeme und auch simple Antwort, die heute ebenso gültig ist wie damals: soziale Sicherheit und Wohlstand zum Preis der Unmündigkeit.
John Halder (Viggo Mortensen) ist ein einfacher Literatur Professorim Deutschland der 30-er Jahre, der mit seinem Leben gerade so noch zu Recht kommt. Völlig unpolitisch und auf seine Arbeit fixiert bleibt ihm kaum Zeit für anderes, da er sich um seine todkranke Mutter, seine eher unbeholfene Frau und seine Kinder kümmern muss, während im ein aggresiver Schwiegervater im Nacken sitzt. Seine einzige "Stütze" ist sein bester Freund und Psychologe Maurice Glückstein (Jason Isaacs), bei dem er seine Sorgen auf der Couch abladne darf. Halder ist tatsächlich ein guter Mann, der eben alles gibt, um seine Familie am Laufen zu halten, auch wenn ersich selbst dabei aufgibt.
Halders Leben ändert sich aber schlagartig durch zwei Ereignisse: eine unerwartete Liebesbeziehung zu einer seiner Studentinnen lässt ihn zunächst wieder die Freude am Leben erkennen, während eine Vorlandung zum Sekretär von Reichskanzler Hitler schlimme Befürchtungen aufkommen lassen. Doch Halders Besuch in Berlin wird gleichzeitig zum Triumph und Fiasko: ein Roman, den Halder einst geschrieben hat und in dem es auch um Euthanasie geht, ist dem Führer in die Hände gefallen. Doch nicht als entarteter Künstler wird Halder angeklagt, sondern als großer Verfechter der Nazi-Ideologie zum Auslöschen unwerten Lebens gefeiert! Aus diesem Grund soll Halder nun ein Propaganda-Pamphlet zu dem Thema für die Reichskanzlei erstellen. Entsetzt und erleichtert zugleich steht der Akademiker, der bis dato der Partei nie beigetreten ist, nun vor einer tödlichen Entscheidung, die realistisch gesehen keine ist: bei einer Weigerung zur Kooperation würde Halder mit Sicherheit die Bekanntschaft der SS machen. Stattdessen wird er als externer Berater der SS unterstellt und erhält Privilegien und in kürzester Zeit einen enormen Karriereschub. Doch die Repressalien der Nazis besonders gegen die jüdische Bevölkerung werden immer schlimmer und auch Halders Freund Glückstein gerät immer mehr in Bedrängis.
Das (un)bewusste ignorieren und Wegschauen sowie die Hingabe der Illusion, dass ja eigentlich alles gar nicht so schlimm werden kann stehen im Zentrum von "Good", der schleichende Integration in ein faschistisches Unrechtssystem großartig nachzeichnet. Leider verzettelt sich Regisseur Amorim dabei leider auch dramaturgisch in dem unausgewogenen Familiendrama der Halders, das plötzlich aus einem ganz anderen Film zu stammen scheint. Zu wenig erfährt man über die problematische Beziehung zwischen Halder und seiner Frau. Dafür wird der Leidensweg der Mutter unnötig intensiv ausgeschlachtet, was zu sehr von der eigentlichen Thematik des Films ablenkt. Worauf "Good" und das Schicksal des einstmals guten Literaturprofessors hinauslaufen, wird dem Zuschauer ziemlich schnell klar. Leider verpasst Amorim die Gelegenheit, seinem Film mehr als nur die komplette Nazi-Assimilation von Halder als große Überraschung am Ende des Films zu präsentieren. Dennoch zeigt "Good" ziemlich einzigartig, wie leicht auch ein guter Mensch durch seine sozialen Umstände in die Mühlen einer bösartigen Maschinerie gerät - eine Systematik die bis heute auch in anderen Bereichen eine schreckliche Gültigkeit hat.

BILD

Good

Der anamorphe Widescreentransfer basiert auf einer guten Vorlage. Analoge Rückstände oder Altersspuren sind entsprechend nicht vorhanden. Schärfe und Kontrast sind recht gut und liefern ein ordentlich detailreiches Bild. Die Farben sind kräftig aber nicht überbetont. Der realistisch und etwas matter gehaltene Farbton des Films wird gut reproduziert. Auch der Schwarzlevel ist ordentlich tief, aber mit einem leichten Hang zur Milchigkeit, die in einigen Szenen auch zu geringem Hintergrundrauschen führt. Ansonsten bleibt auch die Kompression stabil und ohne Aussetzer.

TON

Good

Der DTS-HD-MA 5.1 Track leistet solide Arbeit und erlaubt sich keine Überraschungen. Der eher dialoglastige Film konzentriert sich tonal eher auf eine, seichte ambiente Soundkulisse, die sich unaufdringlich über die komplette Soundstage verteilt. Die Dialoge sitzen gut verständlich im Centerkanal und mischen sich homogen in die umgebende Klangkulisse. Auch die eher gezielt und sparsam eingesetzte Musik bleibt unaufdringlich und dynamisch ausgewogen. Insgesamt ein solider Track, der ohne große Spielereien auskommt.

EXTRAS

Die Scheibe von Ascot bringt eine übliche Packung an Video-Interviews mit. Das längste Interview wird natürlich mit Regisseur Vicente Amorin geführt und lässt einen guten Eindruck vom Ansatz des Filmemachers enstehen. Amorins persönliche Beziehung zu der speziellen Thematik als auch seine Ansprüche an die Umsetzung des Materials sind interessant, aber bestätigen auch vieles, was man bei Ansicht des Films bereits vermutet. Auch Hauptdarsteller Viggo Mortensen und Co-Star und Mit-Produzent Jason Isaacs plaudern frei heraus, was sie besonders an dem Stoff und den Figuren reizt. Insgesamt recht solide Interviews.
Dazu gibt es noch ein paar unkommentierte Aufnahmen vom Set(ca. 15 Min.), die aber nichts Spektakuläres zeigen, und einen Trailer.

FAZIT

"Good" ist nicht nur wegen seiner Hauptdarsteller ein sehenswerter Film: das langsame Hineingleiten in den tödlichen Mechanismus des Faschismus aus persönlichen und sozialen Umständen, aus dem man nicht mehr entkommen kann, ist immer noch aktuell. Leider verhaspelt sich die Dramaturgie des Films zu sehr. Die Blu-ray von Ascot Elite hat einen guten Transfer und ein paar solide Extras.



Kay Pinno